Perlenbach - Anna-Maria Caspari

 

Perlenbach
Anna-Maria Caspari
Ullstein
ISBN: 9783864932014

Kurzbeschreibung:

Auf der Suche nach Glück in einer Welt im Umbruch

Monschau 1867: Drei Kinder schwören sich ewige Freundschaft. Sie träumen davon, den Zwängen ihrer Zeit zu entfliehen und ein freies, selbstbestimmtes Leben zu führen. Luise und Jacob, die beide aus wohlhabenden Familien kommen, scheint es nicht schwer zu fallen, ihre Ziele zu erreichen, doch Wilhelm, den Bauernjungen aus Wollseifen, kostet es viel Kraft, die Armut und Enge seines Heimatdorfes hinter sich zu lassen. Gerade als er glaubt, in der Tuchmacherstadt sein Glück gefunden zu haben, macht ein folgenschweres Missverständnis all seine Hoffnungen zunichte, und er muss wieder zurück auf den Hof...

Mein Eindruck:

Die Handlung dieses Romans spielt ab 1867 und erzählt die Geschichte einer ungleichen Freundschaft. Luise und Jacob stammen aus wohlhabenden Familien. Für Wilhelm, den Bauernjungen aus Wollseifen, ist es ein großes Glück, dass er viel Zeit in Monschau verbringen kann, denn Jacobs Vater fördert die Freundschaft der Kinder. Jacob soll in die elterliche Firma einsteigen, aber da er durch einen Unfall eine Behinderung hat, hofft sein Vater, in Wilhelm eine gute Unterstützung zu haben und bietet ihm einen Ausbildungsplatz in seinem Betrieb an. Wilhelm ist glücklich, der Armut in Wollseifen entfliehen zu können. Leider sind die schönen Jahre der Kindheit vorbei, und er sieht seine Freunde kaum noch. Luise möchte unbedingt Ärztin werden und setzt alles daran, ein Studium absolvieren zu können, was zur damaligen Zeit für Frauen in Deutschland fast unmöglich war. Jacob kann sich nicht mitder Arbeit in der väterlichen Firma anfreunden. Er möchte ein freies, ungebundenes Leben führen. Seine einzige Vertraute ist Luise.

Ein Missverständnis und eine unbedachte Bemerkung führen dazu, dass Wilhelm nicht mehr willkommen in Monschau ist und zurück auf den Hof nach Wollseifen muss. Dort ist mittlerweile alles aus dem Ruder gelaufen. Ob es Wilhelm gelingt, den Hof seiner Familie zu retten?

Wilhelm ist der Vater von Albert, den wir aus „Ginsterhöhe“ kennen, und es ist interessant, hier die vorhergehenden Ereignisse zu erfahren. Die Autorin bringt viel Zeitkolorit in ihren Roman ein, und man kann sich die verschiedenen Charaktere und ihre Schickale gut vorstellen. Man erfährt viel über die damaligen Ansichten und Gepflogenheiten an der Schwelle zu einem neuen Jahrhundert. Vor allem die Stellung der Frauen wird hier ausführlich dargestellt, und man kann nur erahnen, was junge Frauen alles auf sich nehmen mussten, um ihren Traum zu erreichen. Alles was nicht der Norm entsprach, war verpönt. Darum hatten sowohl Luise als auch Jacob ihre liebe Mühe, ein Leben nach ihren Vorstellungen durchzusetzen. Wilhelm macht eine starke Entwicklung durch. Er kennt beide Seiten, sowohl das entbehrungsreiche Leben auf dem Land als auch den Wohlstand aber auch die starren Konventionen in der Stadt. Wilhelm muss seinen Weg finden, und dieser ist nicht leicht. Er erlebt einige Schicksalsschläge und versucht doch, den elterlichen Bauernhof zu retten. Mit Geduld und Vernunft gelingt es ihm, sich eine Existenz zu schaffen. Erst spät trifft er die Freunde seiner Kindheit wieder, aber die Situation hat sich geändert.

Es ist ein starker Roman mit großen Emotionen, und wie wir es bereits aus „Ginsterhöhe“ kennen, gibt es auch hier wieder zwischen den Kapiteln Tagebucheinträge, diesmal von Luises Gouvernante, die uns mit ihren Aufzeichnungen die historischen Ereignisse vermittelt. Dies ist rundherum ein gelungener und historisch authentischer Roman.

⭐⭐⭐⭐1/2