Das ewige Licht von Notre Dame - Claudius Crönert

 

Das ewige Licht von Notre Dame
Claudius Crönert
Ullstein
ISBN: 978-3548066431

Kurzbeschreibung:

Nach dem Tod seiner Mutter kommt Pierre 1237 für die Lehre als Baumeister nach Paris. Hier gerät er sogleich in den Bann der größten Kathedrale, die er je gesehen hat: Notre-Dame de Paris. Als der dortige Baumeister stirbt und Pierres Lehrherr Jean sein Nachfolger wird, kann Pierre sein Glück kaum fassen. Auch, weil er fortan an der Seite der schönen Bildhauerin Agnes arbeiten wird. Doch Baumeister Jean wird sein Erfolg nicht gegönnt und die Neider intrigieren. Als es zu einem schrecklichen Unfall kommt, steht Pierres größte Bewährungsprobe bevor: Kann er Jeans Vision von Höhe und Licht Wirklichkeit werden lassen?

Mein Eindruck:

Im Mittelpunkt dieses Romans steht, wie man schon nach dem Titel vermutet, die Errichtung von Notre Dame, die über hundert Jahre dauerte.

Pierre, der Protagonist der Geschichte, kommt 1237 nach Paris, für eine Lehre als Steinmetz. Sein großer Wunsch ist, eines Tages Baumeister zu werden wie sein Vater. Dieser Traum erfüllt sich jedoch erst einmal für Pierres Lehrherrn Jean, als dieser der neue Baumeister von Notre Dame wird. Pierre unterstützt ihn mit großer Begeisterung, aber Jean muss Misserfolge einstecken und sich gegen Intrigen wehren.

Der Autor bringt die damaligen Probleme gut auf den Punkt. Immer wenn der Baumeister wechselte, was bei einer so langen Bauzeit nicht gerade selten war, veränderten sich auch die Ansprüche und die Ziele. Jeder Baumeister hatte seine eigene „Handschrift“, die er natürlich auch umsetzen wollte.

Der Roman steigt tief in die Materie ein, und ein großer Teil der Handlung spielt sich auch auf der Baustelle von Notre Dame ab. Die Charaktere sind plastisch dargestellt, und man erfährt sehr viel über das damalige Handwerk, sei es von den Steinmetzen, den Glasbläsern, Maurern oder auch den Baumeistern. Je höher die Stellung war, die ein Mitarbeiter auf der Baustelle inne hatte, umso angreifbarer war er. Zu den Uneinigkeiten, die wohl bei so einem großen Projekt nicht ausbleiben, kam dann auch noch stellenweise ein Geldmangel, so dass die Handwerker oft nicht mehr bezahlt werden konnten und der Bau stagnierte.

Die Handlung ist eher ruhig und unaufgeregt, was auf Pierre zurückzuführen ist, denn er ist ein eher stiller, zurückhaltender Zeitgenosse. Neben seinem großen Traum, eines Tages selbst Baumeister zu werden, gibt es eigentlich nur noch seine Liebe zu Jeans Tochter Agnes. Die junge Frau scheint davon jedoch unbeeindruckt, hat doch sie wiederum bei ihrem Vater durchgesetzt, eine Lehre als Steinmetz absolvieren zu dürfen.

Dieser Roman setzt eine sehr gründliche, ausgiebige Recherche voraus, und an jedem Satz merkt man deutlich, dass der Autor weiß, wovon er spricht. Die Baumeister, über die wir hier lesen, hat es wirklich gegeben, und auch wenn über ihr wahres Leben nicht allzu viel bekannt ist, hat der Autor doch eine stimmige und fesselnde Geschichte daraus gemacht.

Es ist ein gut geschriebener, sachlich fundierter Roman, der vermutlich noch mehr Eindruck macht, wenn man Notre Dame schon selbst besucht hat und sich dadurch in einzelne Szenen noch besser hinein versetzen kann. Wer sich für die alte Baukunst interessiert, ist hier auf jeden Fall genau richtig.

⭐⭐⭐⭐