Die Lüge Mattias Edvardsson Limes ISBN: 978-3-8090-2705-8 |
Kurzbeschreibung:
Lund,
Schweden: Adam, Ulrika und Stella sind eine ganz normale Familie.
Adam ist Pfarrer, Ulrika Anwältin und Stella ihre rebellierende
Tochter. Kurz nach ihrem 19. Geburtstag wird ein Mann erstochen
aufgefunden und Stella als Mordverdächtige verhaftet. Doch woher
hätte sie den undurchsichtigen und wesentlich älteren Geschäftsmann
kennen sollen und vor allem, welche Gründe könnte sie gehabt haben,
ihn zu töten? Jetzt müssen Adam und Ulrika sich fragen, wie gut sie
ihr eigenes Kind wirklich kennen – und wie weit sie gehen würden,
um es zu schützen…
Mein
Eindruck:
Im
Roman lernen wir eine ganz normale Familie kennen, deren Leben von
einem Moment auf den anderen völlig aus der Bahn geworfen wird. Adam
ist Pfarrer. Er liebt seine Familie, Harmonie, gutes Essen und
Italien. Ulrika, seine Frau, ist Anwältin. Sie haben eine Tochter:
Stella. Zu Beginn der Handlung feiert sie ihren 19. Geburtstag und
trifft sich mit den Eltern in einem Restaurant. Auch wenn dort bei
der Reservierung etwas schief gelaufen ist und obwohl sie sich über
das Geschenk der Eltern anscheinend nicht so freuen kann wie
erwartet, so verläuft der Abend doch insgesamt recht normal und
harmonisch. Ungefähr
eine Woche später wird Stella unter Mordverdacht verhaftet. Die
Eltern sind schockiert, und alles kommt ihnen vor wie ein schlechter
Traum. Es stellen sich viele Fragen: Ist der Verdacht gegen Stella
berechtigt? Wie gut kennen die Eltern Stella und können sie ihr
vertrauen? Wie weit gehen Eltern, um ihr Kind zu schützen?
Das
Buch ist in drei große Abschnitte gegliedert. Zuerst kommt Adam zu
Wort. Der zweite Teil ist aus Stellas Sicht erzählt, und im Finale
erleben wir Ulrika.
Nach
und nach erfährt der Leser mehr über die Familie und deren
Freundeskreis. In
Adams Bericht wird jedoch schnell offensichtlich, dass nicht alles
immer
so
harmonisch war wie anfangs gedacht. Beim Blick in die Vergangenheit
wird er oft wehmütig, wenn er an Stella als kleines Mädchen denkt.
Im Lauf seiner Erzählung wird klar, dass Stella kein angepasstes
Kind war und dass es auch in ihrer Pubertät so manchen Konflikt gab.
Man erfährt auch von Stellas bester Freundin Amina, die von Adam und
Ulrika fast wie eine zweite Tochter behandelt wurde. Sie ist eher der
besonnene Typ, nicht so impulsiv wie Stella, und die Eltern hatten
vermutlich die Hoffnung, Amina hätte einen guten Einfluss auf
Stella.
Im
zweiten Teil, der aus Stellas Sicht erzählt wird, ändert sich der
Schreibstil, und man merkt sofort, dass nun ein ganz anderer
Charakter zu Wort kommt. Man lernt Stella als junge Frau mit großen
Hoffnungen und Träumen kennen, impulsiv und gerechtigkeitsliebend.
Was sie vom Alltag in Untersuchungshaft erzählt, ist deprimierend.
Nachdem man inzwischen auch einiges über ihre Vorgeschichte weiß,
kann man sich nur allzu gut vorstellen, wie sie unter der Situation
leidet. Was es mit der Wahrheit über den Mord auf sich hat, da sieht
man auch nach Stellungnahme der Angeklagten noch nicht klarer.
Den
letzten Abschnitt nimmt Ulrikas Sicht ein. Bei ihr hatte ich bis
dahin den Eindruck, sie spiele nur eine Nebenrolle im Roman. Im
Gegensatz zu Adam und Stella hatte man sie bis zuletzt kaum kennen
gelernt. Das ändert sich nun schlagartig, und schnell wird dem Leser
bewusst, wie groß ihre Rolle in der ganzen Geschichte ist und welche
Tragweite ihre Handlungen haben. Ich
möchte sie fast in die Kategorie „Stilles Wasser“ einordnen, und
ihre Rolle
hat einen
stärkeren Einfluss auf den Verlauf der Geschichte als man anfangs
meint.
Ich
fand den Roman sehr lesenswert. Er lässt sich schwer in eine
Schublade stecken, denn es ist weder eindeutig ein Thriller noch ein
Krimi, sondern eher ein Spannungsroman mit psychologischen
Betrachtungen und
interessanten Charakterstudien.
Auf jeden Fall liest sich das Buch weitgehend kurzweilig, wenn ich
auch manche Passagen fast etwas zu ausführlich empfand. Es
gibt auch ein paar Dinge, die im Lauf der Handlung angerissen wurden,
die ich aber bis zuletzt nicht wirklich verstehen konnte,da gab es
für mich beispielsweise einige Ungereimtheiten in der Freundschaft
zwischen Amina und Stella. Auf jeden Fall ist es ein Roman der
Überraschungen und Aha-Effekte, bis zur letzten Seite dramatisch und
fesselnd.
⭐⭐⭐⭐
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