Freitag, 14. Dezember 2018

Ein ferner Duft wie von Zitronen - Rachel Joyce

Ein ferner Duft wie von Zitronen
Rachel Joyce
Fischer Taschenbibliothek
ISBN: 9783596522194
Kurzbeschreibung:
Eine wunderbare Kurzgeschichte über die Kraft des Hier und Jetzt – von der Autorin des Bestsellers Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
Binny hat noch genau fünf Stunden Zeit, um alles für die Festtage vorzubereiten. Sie fühlt sich ganz und gar nicht weihnachtlich: Es regnet Bindfäden, ihr Haus fällt auseinander, und die Stadt ist völlig überfüllt. Und das ist alles, alles nur Olivers Schuld. Um nicht auch noch Smalltalk mit einer Bekannten machen zu müssen, flieht Binny in einen Laden, den sie normalerweise nie betreten würde. Und findet dort einen ganz unerwarteten Ort voll Frieden, Trost und Freundlichkeit – eingehüllt in einen Hauch von Zitronenduft.




Mein Eindruck:
Dieses kleine Büchlein ist in der Fischer Taschenbibliothek erschienen. Ich liebe und sammle die kleinen Bände, denn sie sind immer besonders schön ausgestattet, da macht auch dieser hier keine Ausnahme. Der grüne Einband in Leinenstruktur, die gelbe Schrift des Titels und der schwarz-weiße Weihnachtsbaum sind alle wie von einem zarten Goldhauch bestäubt. Dass die Autorin „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ geschrieben hat, war dann für mich ausschlaggebend, dieses Büchlein haben und lesen zu wollen.
Die ganze Geschichte ist auf 55 kleinen Seiten untergebracht, was bei normaler Größe vermutlich ungefähr die Hälfte an Seiten ergeben würde, also wirklich eine Kurzgeschichte.

Binny hat Kummer, denn gerade erst ist ihre Ehe und damit gefühlt ihr ganzes Leben zu Bruch gegangen. Sie ist antriebslos und überfordert, denn Weihnachten steht vor der Tür. Je mehr ich über sie und ihren Mann Oliver jedoch erfahre, umso mehr merke ich, mit beiden nicht warm werden zu können. Sie sind mir fremd geblieben, und ich konnte mich so gar nicht in sie hinein versetzen. Binny ist nicht erst durch das kürzlich Erlebte so aus der Bahn geworfen, sondern sie scheint ihr ganzes Leben schon länger nicht im Griff zu haben. Ihr inneres Durcheinander überträgt sich auf ihr Umfeld, denn anscheinend herrscht nicht nur in ihrem Kopf und im Herzen, sondern auch in ihrem Haus das blanke Chaos. Oliver kommt bei mir gar nicht gut weg, denn er wirkt in der Erzählung auf mich wie ein verwöhntes kleines Kind. Die einzige Person, der ich Sympathie entgegen bringen kann, ist die junge Frau in dem Laden, den Binny zufällig betritt. Sie versucht, trotz einer sehr schlimmen Erfahrung in der Vergangenheit, Normalität in ihr Leben zu bringen. Die Mittel, zu denen sie greift, sind außergewöhnlich, aber tröstlich und anscheinend heilsam. Auch auf Binny überträgt sich die Ausstrahlung und Ruhe dieser jungen Verkäuferin.
Zwar spielt die Geschichte an Heiligabend, aber weihnachtlich empfand ich sie eigentlich gar nicht. Sie hätte zu jeder anderen Zeit auch spielen können. Sie ist schön und schnell zu lesen und wirkt hauptsächlich durch ihre Symbolik, wobei sie auf mich keinen wirklichen Eindruck hinterlassen konnte. Ich muss gestehen, dass ich Binny und Oliver, eigentlich die ganze kurze Handlung, sehr schnell wieder vergaß, nachdem ich das Büchlein zugeklappt hatte. Es handelte sich für mich also nur um ein sehr kurzes Gastspiel. Um diese Rezension zu schreiben, musste ich das kleine Buch erneut lesen. Ehrlich gesagt hatte ich mir beim Namen „Rachel Joyce“ mehr erwartet.

⭐⭐⭐



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