Ein ferner Duft wie von Zitronen Rachel Joyce Fischer Taschenbibliothek ISBN: 9783596522194 |
Eine wunderbare Kurzgeschichte über die Kraft des Hier und Jetzt – von der Autorin des Bestsellers Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
Binny hat noch genau fünf Stunden Zeit, um alles für die Festtage vorzubereiten. Sie fühlt sich ganz und gar nicht weihnachtlich: Es regnet Bindfäden, ihr Haus fällt auseinander, und die Stadt ist völlig überfüllt. Und das ist alles, alles nur Olivers Schuld. Um nicht auch noch Smalltalk mit einer Bekannten machen zu müssen, flieht Binny in einen Laden, den sie normalerweise nie betreten würde. Und findet dort einen ganz unerwarteten Ort voll Frieden, Trost und Freundlichkeit – eingehüllt in einen Hauch von Zitronenduft.
Mein
Eindruck:
Dieses
kleine Büchlein ist in der Fischer Taschenbibliothek erschienen. Ich
liebe und sammle die kleinen Bände, denn sie sind immer besonders
schön ausgestattet, da macht auch dieser hier keine Ausnahme. Der
grüne Einband in Leinenstruktur, die gelbe Schrift des Titels und
der schwarz-weiße Weihnachtsbaum sind alle wie von einem zarten
Goldhauch bestäubt. Dass die Autorin „Die unwahrscheinliche
Pilgerreise des Harold Fry“ geschrieben hat, war dann für mich
ausschlaggebend, dieses Büchlein haben und lesen zu wollen.
Die
ganze Geschichte ist auf 55 kleinen Seiten untergebracht, was bei
normaler Größe vermutlich ungefähr die Hälfte an Seiten ergeben
würde, also wirklich eine Kurzgeschichte.
Binny
hat Kummer, denn gerade erst ist ihre Ehe und damit gefühlt ihr
ganzes Leben zu Bruch gegangen. Sie ist antriebslos und überfordert,
denn Weihnachten steht vor der Tür. Je mehr ich über sie und ihren
Mann Oliver jedoch erfahre, umso mehr merke ich, mit beiden nicht
warm werden zu können. Sie sind mir fremd geblieben, und ich konnte
mich so gar nicht in sie hinein versetzen. Binny ist nicht erst durch
das kürzlich Erlebte so aus der Bahn geworfen, sondern sie scheint
ihr ganzes Leben schon länger nicht im Griff zu haben. Ihr inneres
Durcheinander überträgt sich auf ihr Umfeld, denn anscheinend
herrscht nicht nur in ihrem Kopf und im Herzen, sondern auch in ihrem
Haus das blanke Chaos. Oliver kommt bei mir gar nicht gut weg, denn
er wirkt in der Erzählung auf mich wie ein verwöhntes kleines Kind.
Die einzige Person, der ich Sympathie entgegen bringen kann, ist die
junge Frau in dem Laden, den Binny zufällig betritt. Sie versucht,
trotz einer sehr schlimmen Erfahrung in der Vergangenheit, Normalität
in ihr Leben zu bringen. Die Mittel, zu denen sie greift, sind
außergewöhnlich, aber tröstlich und anscheinend heilsam. Auch auf
Binny überträgt sich die Ausstrahlung und Ruhe dieser jungen
Verkäuferin.
Zwar
spielt die Geschichte an Heiligabend, aber weihnachtlich empfand ich
sie eigentlich gar nicht. Sie hätte zu jeder anderen Zeit auch
spielen können. Sie ist schön und schnell zu lesen und wirkt
hauptsächlich durch ihre Symbolik, wobei sie auf mich keinen
wirklichen Eindruck hinterlassen konnte. Ich muss gestehen, dass ich
Binny und Oliver, eigentlich die ganze kurze Handlung, sehr schnell
wieder vergaß, nachdem ich das Büchlein zugeklappt hatte. Es
handelte sich für mich also nur um ein sehr kurzes Gastspiel. Um
diese Rezension zu schreiben, musste ich das kleine Buch erneut
lesen. Ehrlich gesagt hatte ich mir beim Namen „Rachel Joyce“
mehr erwartet.
⭐⭐⭐
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