Eine
weiße Villa, eine adlige Familie und der Traum vom großen Glück Im
Frühjahr 1939 träumt die 19-jährige Flora Hoffmann von einem
besseren Leben. Mit fünf Schwestern in einfachen Verhältnissen
aufgewachsen, ist der Alltag der Familie in der ländlichen Idylle
der Insel Rügen von Arbeit und Entbehrungen geprägt. Doch Flora
sehnt sich nach Reichtum und Macht, eben jener Art von Wohlstand, die
sie in ihrer Stellung als Hausmädchen täglich erlebt. Bald schon
kennt die junge Frau nur noch ein Ziel. Den Weg dorthin verfolgt sie
mit aller Kraft und trifft dabei Entscheidungen, die nicht nur ihr
Leben für immer verändern. Fünfzig Jahre später kehrt Flora
Gräfin von Langenberg zum ersten Mal in den kleinen Badeort an der
Ostseeküste zurück, an dem alles begann. Seinem letzten Wunsch
entsprechend trägt sie ihren verstorbenen Mann in heimatlicher Erde
zu Grabe. Noch einmal streift die Gräfin durch die alte Villa, der
einst ihre ganze Sehnsucht galt. Einsam und zugleich entschlossen
beginnt die fast Siebzigjährige eine Reise in die Vergangenheit, die
ihr weit weniger Hoffnung als Schmerzen bereitzuhalten scheint. Doch
auch dieses Mal geht sie unbeirrt ihren Weg. Wird Flora letztlich
finden was sie längst verloren glaubte?
Mein Eindruck:
Rügen im Frühling 1939: Flora Hofmann
ist unzufrieden. Die junge Frau, die in einer kinderreichen Familie
aufwuchs und als Zimmermädchen arbeitet, wünscht sich mehr vom
Leben und setzt all ihren Ehrgeiz daran, in die bessere Gesellschaft
aufzusteigen. Das gelingt ihr auch, und wenige Jahre später führt
sie ein Leben in Wohlstand. Sie hat einen Grafen geheiratet und ist
Mutter einer reizenden kleinen Tochter. Aber sie hat kein Interesse
an dem Kind und überlässt die Erziehung einem Kindermädchen.
Gefühle kennt sie nicht, sondern ist nach wie vor nur davon
besessen, erfolgreich zu sein. Reichtum ist alles, was sie sich vom
Leben wünscht, so sieht es zumindest aus. Der zweite Weltkrieg
nimmt jedoch keine Rücksicht darauf, ob jemand reich oder arm ist.
Alle müssen Opfer bringen, und Flora sieht sich in der Verantwortung
für das Anwesen und die Firmenangelegenheiten.
Fünfzig Jahre später kommt sie dem
letzten Wunsch ihres verstorbenen Mannes nach, der in heimatlicher
Erde die letzte Ruhestätte finden wollte.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen,
einmal beginnend im Frühling 1939, als Flora Hofmann sich mit all
ihrem Ehrgeiz dem Ziel auf ein besseres Leben widmet und dann 1990,
fünfzig Jahre später, als sie nach Rügen zurückkehrt, um ihren
Mann in heimatlicher Erde zu begraben.
Im früheren Handlungsteil erfährt
man, wie Flora es geschafft hat, gesellschaftlich aufzusteigen, und
man begleitet sie während der Zeit des Krieges. Nachdem ihr Mann zum
Kriegsdienst einberufen wurde, schlägt sie sich im Alleingang durch,
um das Anwesen und die Firma zu erhalten, nicht immer mit redlichen
Mitteln.
In dem Teil, der 1990 spielt, begegnet
man Floras Tochter Viola, die inzwischen mit ihrem Mann in Frankreich
lebt. In der Vergangenheit scheint Schlimmes vorgefallen zu sein,
denn aus den Gesprächen des Paares kann man heraushören, dass sie
auf der Suche nach ihrer verlorenen Tochter sind.
Überhaupt gibt es im Roman sehr viele
Andeutungen und vage Bemerkungen, die dazu führen, dass sich die
Spannung immer mehr aufbaut.
Der Schreibstil ist kurzweilig und
eingängig. Die verschiedenen Charaktere sind in beiden
Handlungssträngen plastisch ausgearbeitet, und nach kurzer Zeit
meint man, die beschriebenen Menschen zu kennen. Die Handlung
entwickelt sich besonders im historischen Teil dramatisch und
fesselnd.
Aber... - ... ja es gibt ein „Aber“
an der Geschichte, denn die Spannung baut sich bis zur letzten Seite
auf, und dann ist der Roman plötzlich zu Ende! Mir war zwar bewusst,
dass es sich um den ersten Band einer Trilogie handelt, und ich weiß
aus Erfahrung, dass bei Trilogien immer ein paar Punkte ungeklärt
bleiben und sich manches Rätsel erst im Folgeband lösen lässt,
aber hier ist alles offen. Ich muss sagen, ich war einigermaßen
verdutzt, als ich die letzte Seite gelesen hatte und feststellen
musste, dass keine meiner Fragen, die sich mir im Verlauf der
Handlung gestellt hatten, beantwortet wurde. Es gibt nicht nur ein
Geheimnis, sondern mehrere, und kein einziges davon wurde am Ende
dieses ersten Bandes offen gelegt. Die Spannung verpufft beim letzten
Satz.
Wer diesen Roman gerne lesen möchte,
dem muss bewusst sein, dass dieser Band alleine nichts bringt,
weil die Handlung nicht in sich abgeschlossen ist. Wenn es im
zweiten Band ähnlich ist, dann wird der Leser auf eine arge Folter
gespannt, denn Band 3 ist meines Wissens noch gar nicht erschienen.
Ich überlege daher, erst einmal abzuwarten, bis auch der letzte Band
veröffentlicht ist, denn dann wird sicher das komplette
Familiengeheimnis geklärt. So gut mir der erste Band gefallen hat,
so zögere ich doch momentan, schon mit Band 2 weiter zu lesen, denn
eigentlich ist die Handlung ja total spannend angelegt, nur ist es
kaum auszuhalten, wenn man dann plötzlich mit dem offenen Ende
konfrontiert wird.
👍👍👍👍
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