„Das Gold des Meeres“ ist der
dritte Teil der Fleury-Saga. Diesmal lernt man auch bereits die
dritte Generation der Fleurys kennen. Die Handlung beginnt im Jahr
1256, hier wird im Prolog die Vorgeschichte erzählt. Drei Jahre
später steht das erfolgreiche Handelshaus Fleury vor dem Ruin. Vom
Großvater Michel Fleury gegründet und zu wahrem Wohlstand gebracht,
ist die Firma nun am Ende. Balian Fleury musste nach dem gewaltsamen
Tod seines Bruders die Geschäfte alleine weiterführen, aber im
Gegensatz zu seinem verstorbenen Bruder hat er die kaufmännischen
Fähigkeiten seines Großvaters nicht geerbt.
Um nicht im Schuldturm zu landen, sieht
Balian nur eine Möglichkeit, um das Handelshaus und die Familienehre
zu retten. Zusammen mit seiner Schwester Blanche schließt er sich
einer Gruppe von Kaufleuten an, die eine riskante Reise auf sich
nehmen, um ihr Glück auf Gotland zu machen. Die langwierige Reise
birgt viele Gefahren, und als die Gruppe in Varennes Saint Jacques
aufbricht, haben die Kaufleute keine Ahnung, was unterwegs auf sie
wartet. Ihre abenteuerliche Handelsfahrt führt sie von Lothringen
aus quer durch das heilige römische Reich, bis weit in den
Nordosten. Bereits unterwegs geraten sie nicht nur einmal in
Situationen, wo sie gerade noch mit den nackten Leben davon kommen.
Ihre Pläne und ihr Vorhaben, in Gotland Handel zu betreiben, ist so
manchem ein Dorn im Auge, und so sehen sie sich mit mächtigen
Gegnern konfrontiert, gegen die sie kaum gewinnen können. Unterwegs
erhält Balian, der als Kaufmann keine Anerkennung erfahren hat, nun
immer wieder die Gelegenheit, seine wahren Fähigkeiten
gewinnbringend einzusetzen. Aber bei allen Bemühungen, das
Handelshaus Fleury zu retten, gibt es noch etwas, das Balian
antreibt, denn im Hinterkopf hat er den Wunsch, den Tod seines
Bruders zu rächen.
Äußerlich passt sich auch dieser
dritte Band perfekt den Vorgängern an. Das Cover ist ganz im Stil
mittelalterlicher Buchmalerein gestaltet, indem die Initiale des
Titels den Rahmen für eine Miniatur bildet. Diese Gestaltung passt
wunderbar zur Saga um das Handelshaus Fleury, denn sowohl Balians
Vater als auch seine Schwester üben den Beruf des Buchmalers aus.
Schon vorab und auch während des
Lesens ist es interessant, immer einmal einen Blick auf die inneren
Buchdeckel zu werfen. Diese können aufgeklappt werden, und vorne im
Buch findet man den Stammbaum der Fleurys. Der hintere innere
Buchdeckel zeigt eine Karte, auf der man die Reise der Händler aus
Varennes Saint Jacques mitverfolgen kann. Hier sieht man die
Ausdehnung des Heiligen Römischen Reiches, und man erkennt, wie groß
der Machtkreis des Deutschen Ordens war, der im Roman auch eine große
Rolle spielt. Dass einige der Gefährten sogar bis nach Nowgorod
kommen, hätten sie sich vorher nicht träumen lassen. Sowohl bei der
Reisegesellschaft als auch unterwegs begegnet man Charakteren ganz
unterschiedlicher Art. Daniel Wolfs Protagonisten sind klar
gezeichnet und vielschichtig dargestellt, und manch einer ist für
eine Überraschung gut, sei es im Negativen oder im Positiven.
Was die Handlung insgesamt betrifft,
unterscheidet sich dieser dritte Band gravierend von seinen
Vorgängern, denn diese spielten weitgehend direkt in Varennes Saint
Jacques oder der näheren Umgebung der Stadt. Diesmal hat die
Heimatstadt der Fleurys eher eine untergeordnete Rolle, denn ein
Großteil der Handlung dreht sich um die beschwerliche und äußerst
gefährliche Reise der Geschwister Balian und Blanche und ihrer
Handelsgefährten. Unterwegs müssen sie sich mit Wegelagerern und
Raubrittern herumschlagen und werden für Angelegenheiten zur
Rechenschaft gezogen, mit denen sie eigentlich gar nichts zu tun
haben. Dies alles ist sehr authentisch und lebendig erzählt. Obwohl
Varennes Saint Jacques und die Familie Fleury sowie die meisten
Charaktere fiktiv sind, so lässt der Autor doch sehr viel wahre
Geschichte in die Handlung einfließen. Besonders die Situation von
Reisenden der damaligen Zeit ist sehr realistisch dargestellt. Durch
die verschiedenen Handlungsorte ist der Roman überaus kurzweilig und
mitreißend, denn man stürzt sich quasi von einem Abenteuer ins
nächste. Der Schreibstil ist leicht verständlich, dabei aber der
damaligen Zeit gut angepasst. Ich bin immer wieder fasziniert, mit
welcher Leichtigkeit Daniel Wolf die überaus komplexe Handlung
seiner Romane in Worte fasst. Wie bereits die Vorgänger, so habe ich
auch diesen Band verschlungen. Die Bücher der Fleury-Saga sind nicht
gerade dünn, aber sie haben die Eigenschaft, dass man sich
regelrecht daran fest liest und erst hinterher staunend und mit
Bedauern merkt, dass die Geschichte schon wieder zu Ende ist. Aber zu
meiner großen Freude steht bereits fest, und der Autor hat es auch
schon verraten: die Fleury-Saga geht weiter! Ich freue mich jetzt
schon auf den vierten Band, der noch umfangreicher werden soll als
die bisherigen Bücher und daher noch mehr Abenteuer und damit sicher
auch jede Menge Lesespaß bieten wird.
😍😍😍😍😍
Die bisher erschienenen drei Bände der Fleury-Saga:
Es gibt noch eine ergänzende e-Kurzgeschichte, die, soweit ich informiert bin, zeitmäßig zwischen dem zweiten und dritten Band angesiedelt ist.
Liebe Susanne,
AntwortenLöschenich habe leider bis jetzt nur Band 1 gelesen. Band 2 steht im SuB regal, Band 3 muss erst gekauft werden. Das ist eine der Reihen, die ich unbedingt weiterlesen möchte...seufz...
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,ich wünsche dir ganz viel Zeit, damit du die Folgebände bald lesen kannst, denn es lohnt sich wirklich!
LöschenLiebe Grüße
Susanne