Samstag, 30. April 2016

Frühlingsnächte - Debbie Macomber


Debbie Macomber
Frühlingsnächte

  • Blanvalet Taschenbuch Verlag (15. Februar 2016)416 SeitenISBN-10: 3734101913


Es ist Frühling in Cedar Cove. Die junge Witwe Jo Marie Rose hat sich mittlerweile in dem kleinen Städtchen gut eingewöhnt. Ihr Bed & Breakfast, das "Rose Harbor Inn", läuft bestens, und sie ist dabei, einen Tag der offenen Tür zu planen. Zu gerne hätte sie für dieses Ereignis auch ihren Rosengarten fertig gehabt, den sie mit der Hilfe eines Freundes anlegen möchte. Aber da kommt es zu unvorhergesehenen Schwierigkeiten.
Auch haben sich wieder einige Gäste angemeldet, deren Geschichte hier im zweiten Band der Rose-Harbor-Reihe erzählt wird.
Als die elegante Mary im Cedar Cove ankommt, merkt Jo Marie gleich, dass die Frau von einer schweren Krankheit gezeichnet ist. Was mag sie in der kleinen Stadt wollen?
Der zweite wichtige Gast, für den es einen eigenen Handlungsstrang gibt, ist Annie. Sie hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ein denkwürdiges Fest zur Goldhochzeit ihrer Großeltern zu arrangieren. Doch als die alten Herrschaften im Rose-Harbor ankommen, wirkt ihre Beziehung ganz und gar nicht wie eine harmonische Ehe, die schon fünfzig Jahre überdauert hat.
Es wird wieder turbulent in dem kleinen Bed & Breakfast, und Jo Marie hat alle Hände voll zu tun, nicht nur mit ihren Gästen, sondern auch sonst gibt es für sie so manche Überraschung.
Die Rahmenhandlung ist auch diesmal wieder aus Marie Jo's Sicht in der Ich-Form geschrieben, während die Handlungsstränge um Mary und Annie in der 3. Person geschildert werden.
Mary und Annie, die beiden unterschiedlichen Frauen, müssen sich mit Erlebnissen aus ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, was nicht immer leicht ist. Die beiden Fälle sind sehr einfühlsam und auch mit einem leisen Humor gezeichnet. Annie ist eine resolute junge Frau, die es leichter haben wird, ihr Glück zu finden. Aber auch auf Mary, deren Lebensgeschichte dramatisch und deren aktuelle Situation nicht gerade rosig ist, warten einige schöne Überraschungen.
Bei Jo Marie werden alte Wunden wieder aufgerissen, denn sie wird wieder mit dem Unfall konfrontiert, bei dem ihr Mann in Afghanistan umgekommen ist.
Drei Frauen – drei Schicksale! Man hat auch diesmal den Eindruck, als hätte das Rose Harbor Inn eine heilsame Wirkung auf seine Gäste und auch auf seine Inhaberin, denn Jo Marie findet hier, in ihrem eigenen Reich, Ruhe und Geborgenheit. Trotz aller Schwierigkeiten und Probleme ist der Roman auch diesmal wieder geprägt von Hoffnung.
Die Geschichten der drei Frauen bewegen sich parallel und kreuzen sich an einigen Stellen. Entstanden ist auch hier wieder ein Buch, das einen nicht loslässt, das man möglichst nicht mehr aus der Hand legen möchte, bis man weiß, wie alles ausgeht. Dieser zweite Teil hat mir noch ein wenig besser gefallen als „Winterglück“, denn im ersten Band haben mich die stärkeren übersinnlichen Einflüsse gestört, die der Geschichte einen etwas unrealistischen Anstrich gegeben haben. Dies ist hier nicht der Fall. Zwar kommt es auch diesmal zu gewissen Ahnungen und zu einer geistigen Zwiesprache zwischen Marie Jo und ihrem verstorbenen Mann, aber alles in einem glaubwürdigen Rahmen.
Besonders gut an dieser Reihe gefällt mir, dass Marie Jo immer als Konstante dabei ist, während in jedem Band wieder neue Schicksale von Gästen aufgewickelt werden. Man begegnet vertrauten und auch neuen Charakteren, und besonders gut finde ich, dass man auch von den Gästen aus dem ersten Band hört, wie es ihnen weiterhin ergangen ist. Zwar kann man jeden Band gut für sich alleine lesen, aber wenn man die vier Bände in der chronologischen Reihenfolge liest, erschließen sich einem auch die kleinen Bemerkungen, die man nur wahrnimmt, wenn man die Vorgeschichte bereits kennt.
In wenigen Wochen wird Teil 3 „Sommersterne“ erscheinen, auf den ich mich schon sehr freue.




Dienstag, 26. April 2016

Unter dem Vanillemond - Petra Pfänder


Hauptperson dieses Romans ist die erfolgreiche Anwältin Annabel Hansen. Die junge Hamburgerin steht kurz davor, Juniorpartnerin in einer renommierten Anwaltskanzlei zu werden.
Als plötzlich ihr Vater stirbt, muss sie sich kurzfristig beurlauben lassen, um den Nachlass von Carsten Hansen zu regeln, der auf Madagaskar Teilhaber einer Vanilleplantage war.
Nach ihrer Ankunft auf der Plantage, die von Onkel und Tante geführt wird, stößt Annabel immer wieder auf Geheimnisse um ihren Vater. Schon einige Tage zuvor hatte sie in seinen Unterlagen einen Liebesbrief und das Foto einer fremden Frau gefunden, worauf sie sich keinen Reim machen konnte. Auf ihre drängenden Fragen erhält Annabel keine oder nur unzureichende Antworten. Je länger sie auf Madagaskar weilt, umso stärker gewinnt sie den Eindruck, ihren Vater nur sehr schlecht gekannt zu haben, denn hier scheint er ein völlig anderer Mensch gewesen zu sein als sie ihn in Erinnerung hat. Sie möchte endlich Gewissheit über ihre Vergangenheit, sie will verstehen, was ihren Vater bewegt hat, was ihn angetrieben hat. Während ihres Aufenthalts in dem Land, das ihr bisher so fremd und gleichgültig war, das aber für ihren Vater die zweite Heimat (eigentlich sogar seine erste) war, lernt sie viel Neues kennen und entdeckt so manches Geheimnis. Sie stellt fest, dass sie unbewusst viel von ihrem Vater gelernt hat und sich besser mit der Qualität von Vanille auskennt, als sie dachte. Nach anfänglichen Berührungsängsten geht sie auf die Einheimischen zu und erkennt, dass sie sich den Madagassen und ihren Problemen stark verbunden fühlt. Nach und nach beginnt sie, ihr eigenes Leben, ihre Pläne und ihre Zukunft zu überdenken.

Bei diesem Buch habe ich mich gleich auf den ersten Blick von dem schönen Cover verführen lassen. Es zeigt die traumhafte Landschaft Madagaskars unter einem strahlenden, hellen Mond und im Vordergrund eine Vanilleblüte. Das Bild und der geheimnisvolle Titel haben mich schon ahnen lassen, dass sich hier eine faszinierende Geschichte zwischen den Buchdeckeln verbirgt.

Die Handlung ist fesselnd, auch wenn sie nicht allzu viele spektakuläre Überraschungen bietet, denn meist weiß man als Leser mehr als die Protagonisten; man ist Annabel immer einen Schritt voraus und erkennt schon bald, wo sich die Geschichte hin entwickelt. Dies war für mich in diesem Fall jedoch kein Nachteil, denn ich hatte weder einen besonders spannenden, noch einen extrem romantischen Roman erwartet. In erster Linie habe ich es genossen, mehr über Land und Leute zu erfahren. Die lebendige und plastische Darstellung dieser exotischen Welt und ihrer Einwohner ist der Autorin ganz hervorragend gelungen.
Auch die Protagonisten sind glaubhaft und facettenreich gezeichnet. Besonders Annabel macht eine starke Entwicklung durch. Macht sie bei ihrer Ankunft auf Madagaskar einen sehr sachlichen, geschäftsmäßigen, fast gefühllosen Eindruck, so kann man schon bald hinter die Maske der berechnenden, knallharten Anwältin blicken und erfahren, wie es dazu kam, dass sie ein Leben gewählt hatte, das fast nur aus Arbeit und Karriere bestand. Je mehr ich über sie erfahren habe und je länger ich sie durch die Geschichte begleitet habe, umso sympathischer fand ich sie, denn hinter der bröckelnden Fassade entdeckt man das kleine, einsame Mädchen, das in seiner Kindheit viel zu viel alleine war, mit seiner Sehnsucht nach Liebe, Verständnis und Geborgenheit und sich, zum Selbstschutz, einen ziemlich stacheligen Panzer zugelegt hatte.
Alles in allem hat mir dieser Roman sehr gefallen, denn ich habe mich einerseits gut unterhalten und wollte am Ende die Protagonisten gar nicht so schnell loslassen, so stark war ich gedanklich und emotional in die Geschichte hineingewachsen. Ganz nebenbei habe ich auch viel Interessantes über Madagaskar erfahren, denn bisher war mir die Insel recht fremd. Der Autorin ist es mit ihrem Roman gelungen, mein Interesse zu wecken und mich auch über die Handlung hinaus weiter mit den Gegebenheiten des Landes zu beschäftigen. Wie der Zufall oft so spielt, wurde ich gerade zu der Zeit, als ich das Buch las, immer wieder mit madagassischen Produkten konfrontiert. Bisher war mir das nie so aufgefallen, welche Köstlichkeiten dieses Land hervorbringt, die bei uns so selbstverständlich auf dem Teller landen. So habe ich mir einen Vanilletee gekocht und es mir ganz stimmungsvoll mit dem Buch, meiner Teetasse und einem Schokoriegel (mit Kakao aus Madagaskar) gemütlich gemacht.



Sonntag, 17. April 2016

Winterglück - Debbie Macomber


„Winterglück“ ist der erste Teil von Debbie Macombers „Rose-Harbor-Tetralogie“, deren Bände aktuell nach und nach erscheinen.
Dazu eine wichtige Information, um Doppelkäufe zu vermeiden: Dieser Roman ist im Februar 2014 bereits unter dem Titel „Rose Harbor und der Traum vom Glück“, ebenfalls bei Blanvalet, erschienen.
Eigentlich ist der Winter ja schon lange vorbei, aber da ich den zweiten Band „Frühlingsnächte“ bereits vorliegen habe, wollte ich natürlich das erste Buch vorab lesen, um die Handlung in der chronologischen Reihenfolge zu erfahren. Trotz des winterlichen Covers, das sogar ein wenig weihnachtlich wirkt, ist dies kein reines Winter- oder gar Weihnachtsbuch, denn die geschilderten Ereignisse könnten auch zu jeder anderen Jahreszeit stattfinden. Die Handlung beginnt im Januar, als die Protagonistin und Ich-Erzählerin Jo Marie Rose gerade dabei ist, ihr Leben grundlegend zu verändern. Nach dem Verlust ihres geliebten Mannes Paul, mit dem sie gerade einmal neun Monate verheiratet war, bevor er durch einen Unfall ums Leben kam, war die junge Frau zuerst vor Schmerz und Trauer wie betäubt. Aber irgendwie musste es weitergehen, und so beschloss sie, in dem kleinen Küstenort Cedar Cove ganz neu zu beginnen und ein gemütliches Bed and Breakfast zu eröffnen. Rose Harbor Inn, wie sie es nennt, macht seinem Namen alle Ehre, denn es erweist sich bald als Hafen für verletzte Seelen, als gemütlicher, beschaulicher Rückzugsort für Menschen, die zur Ruhe kommen wollen.
Ihre ersten beiden Gäste sind Abby Kincaid und Joshua Weaver. Beide stammen aus Cedar Cove und sind nun aus unterschiedlichen Gründen zurück in ihren alten Heimatort gekommen. Während Abby angereist ist, um bei der Hochzeitsfeier ihres Bruders dabei zu sein, ist Josh zurück gekehrt, um seinen Stiefvater aufzusuchen, der im Sterben liegt. Beide haben ihre Zweifel, ob ihre Entscheidung, nach Cedar Cove zu kommen, richtig war, denn Abby wird immer noch von schweren Schuldgefühlen geplagt und weiß nicht, wie sie ihren alten Freunden begegnen soll, und Josh befürchtet, dass sein Auftauchen den Stiefvater nicht gerade begeistern wird, denn das Verhältnis zwischen ihnen war nie zum Besten.

Die Geschichte wird immer abwechselnd aus Jo Maries Sicht und aus der Perspektive von Abby und Josh erzählt. Man begleitet jeden der drei Protagonisten bei seiner jeweiligen Aufgabe.
Jo Marie ist noch dabei, sich in ihrem neuen Heim einzuleben und erhält handwerkliche Unterstützung von Mark. Der eher verschlossene und launenhafte Mann wurde ihr als guter Handwerker empfohlen. Er macht seine Arbeit prima, aber Jo Marie wird oft nicht schlau aus seinem Verhalten. Ihre beiden Gäste sieht sie selten, denn diese sind dabei, ihre eigene Vergangenheit aufzuarbeiten. Sie treffen alte Freunde wieder und machen so manche überraschende Erfahrung.

Im Großen und Ganzen hat mir dieser erste Band wirklich gut gefallen. Die Autorin schafft in ihrer Geschichte eine schöne Atmosphäre, so dass man sich damit wohlfühlt. Da Jo Maries Gäste nicht zum Vergnügen angereist sind, sondern beide ein größeres Problem zu bewältigen und einiges aus ihrer Vergangenheit zu klären haben, entwickelt sich der Roman vielschichtig und keineswegs oberflächlich, ganz im Gegenteil. Wenn sich nach und nach herausstellt, was den Protagonisten früher widerfahren ist, kann man ihre widersprüchlichen Gefühle durchaus verstehen und ihre Handlungen nachvollziehen.
Insgesamt kann ich also sagen, dass es ein unterhaltsamer, stellenweise auch sehr berührender Roman ist.
Allerdings gibt es auch eine Sache, die mich irritiert bzw. gestört hat. Jeder der Protagonisten scheint den siebten Sinn zu haben, denn sowohl Jo Marie als auch Abby und Josh machen gewisse übersinnliche Erfahrungen, und das Schicksal spielt mir allzu viele Zufallskarten aus. Das gibt dem Roman einen irrealen Anstrich, der für mein Empfinden etwas zu dick aufgetragen ist.

Dieser Kritikpunkt wird mich aber nicht davon abhalten, auch die Folgebände zu lesen, denn grundsätzlich habe ich mich in Cedar Cove und besonders im Rose Harbor Inn sehr wohl gefühlt und bin gespannt, wie sich alles weiter entwickelt und welche neuen Gäste Jo Marie im Frühling begrüßen kann.



Dienstag, 12. April 2016

Die Herren der grünen Insel - Kiera Brennan

Kiera Brennan: Die Herren der grünen Insel
blanvalet
ISBN: 3764505591


Klappentext:
Irland 1166
Die Grüne Insel ist in viele kleine Reiche zersplittert, die sich unerbittlich bekriegen. Könige fechten langjährige Fehden aus, und selbst die friedliebendsten Untertanen werden in den blutigen Machtkampf hineingezogen. Zugleich droht ein gemeinsamer Fein in Irland einzufallen: Henry Plantagenet will die Insel an sich reißen. Werden sich die Herren der Grünen Insel vereinen und sich gegen den König von England stellen? Und welche Rolle spielen der grausame Krieger Ascall und die von ihm entführte Caitlin in diesem Kampf um macht und Blut?


Mein Eindruck:
Hauptsächlich geht es in diesem Roman um das Machtgefüge Irlands im 12. Jahrhundert. Im Großen kämpfen die Herrscher der kleinen Königreiche der Insel gegeneinander und andererseits auch gegen Gefahren von außen. Obwohl im Landesinnern keine Einigkeit besteht, müssen sich die Iren gegen feindliche Übergriffe durch die Normannen und Engländer zur Wehr setzen.
Auch im Kleinen toben Kämpfe zwischen verfeindeten Familien.
Der ganze Roman wird abwechselnd aus der Sicht verschiedener Hauptpersonen geschildert. So wirbt der Krieger Ascall von Toora um Caitlin O'Bjólan. Als er abgewiesen wird, beschließt er, die junge Frau gewaltsam zu entführen. Zwar heiratet er Caitlin, aber die erbitterte Feindschaft zwischen den Familien bleibt bestehen bzw. die Fronten verhärten sich, denn Riacán O'Bjólan ist fest entschlossen, seine Schwester Caitlín zurück zu holen.
Eine weitere interessante Figur im Roman ist der Waffenhändler Pól aus Dublin. Er macht dubiose Geschäfte und fädelt Intrigen ein, denn die Uneinigkeiten im Land kommen im gerade recht für sein einträgliches Waffengeschäft.
Des weiteren gibt es einen Handlungsstrang um Aoife, die Tochter des irischen Königs Diarmait. Während eines Aufenthalts am Hofe Eleonores von Aquitanien bekommt das eher schüchterne junge Mädchen einen Eindruck davon, wie sich Macht anfühlt und wie sie selbst mächtig werden kann. Im Verlauf der Geschichte macht sie eine erstaunliche Entwicklung durch.

Die grundsätzliche Stimmung des Romans ist größtenteils bedrückend, die Handlung fast durchgehend von Kämpfen und Schlachten überschattet. Auch Kiera Brennans Charaktere, sowohl die historischen als auch die fiktiven, sind fast alle sehr düsterer Natur. Die Einstellung der Protagonisten und ihre Handlungsweise sind geprägt durch das harte Leben der damaligen Zeit, denn auch ohne kriegerische Auseinandersetzungen hatten die Iren ihr Päckchen zu tragen. Die vielen Schlachten und Kämpfe brachten das soziale und wirtschaftliche Leben der Grünen Insel teilweise völlig zum Erliegen.

Es liegt auf der Hand, dass angesichts dieser Handlung kein Platz für Romantik ist. Ich habe im Vorfeld öfter Vergleiche mit Diana Gabaldons Highlander-Saga und mit Game of Thrones gelesen. Zu den Parallelen mit GoT kann ich nichts sagen, da ich letzteres Buch noch nicht gelesen habe. Zu Diana Gabaldons Romanen kann ich keine große Ähnlichkeit feststellen, denn dort sind die Protagonisten für mich Sympathieträger. Kiera Brennans Charaktere sind da völlig anders. Sie sind allesamt sehr facettenreich und interessant, aber keinen könnte man wirklich als liebenswürdig bezeichnen. Letztendlich hatte ich bei jedem einzelnen das Gefühl, nur für sich selbst und gegen den Rest der Welt zu handeln,ständig angestachelt von Hass und Rachegefühlen. Nur zaghaft kommen auch positive Emotionen zum Ausdruck und laufen dabei Gefahr, gleich wieder in all der herrschenden Gewalt zu ersticken. Trotzdem habe ich aber auch hier meinen persönlichen Helden gefunden, denn Ascall von Toora ist zwar ein brutaler, rücksichtsloser Krieger, aber bei ihm konnte ich es am besten verstehen, wieso er so geworden ist, und auch wenn er es nach außen hin sehr gut verbergen kann, so hat er doch in seinem tiefsten Innern einen guten, weichen Kern,davon bin ich überzeugt.

Bei den vielen Charakteren, die im Buch vorkommen, verliert man leicht den Überblick, und ich war froh, ein ausführliches Personenverzeichnis im Anhang vorzufinden und außerdem die Hauptpersonen auf einem zusätzlichen Lesezeichen immer griffbereit zu haben. Für die gigantische Recherchearbeit, die diesem Roman vorausging, kann ich der Autorin nur meine Hochachtung aussprechen, denn da hat sie eine wahre Meisterleistung vollbracht. Ihr war es ein Anliegen, die historischen Gegebenheiten und politischen Verwicklungen so detailliert und klar wie möglich darzustellen. Dies ist sicher auch wichtig und durchaus sinnvoll, aber es nimmt der Handlung immer wieder den Wind aus den Segeln. Bei all dem Gemetzel und Köpferollen hatte das Buch für mich einige Längen, und ich musste häufig pausieren, um die doch recht blutige Szenerie zwischendurch ausreichend zu „verdauen“.
Es ist kein Buch zu Mitfiebern mit dem Lieblingshelden, und es ist keine Geschichte mit Kerzenscheinromantik, und doch gibt es einige wunderschön erzählte Passagen und viele fantastische Beschreibungen. Der wundervolle, oft sehr bildhafte Schreibstil der Autorin hat mich bis zur letzten Seite durchhalten lassen. Im Nachhinein betrachtet hat es sich gelohnt, dabei zu bleiben, denn ich habe viel über die irische Geschichte und Lebensweise im 12. Jahrhundert erfahren, und auch wenn es kein typisches „Happy End“ gab, so war der Schluss für mich doch rund und zufriedenstellend. Es soll einen zweiten Teil geben, und auch da werde ich sicher wieder mit Interesse dabei sein. Trotzdem muss ich gestehen, dass dieser hier sicher nicht mein Lieblingsroman der Autorin sein oder werden könnte, denn dazu ist die gesamte Tendenz für meinen Geschmack zu blutrünstig, wenn auch gerade deswegen so realistisch.



Montag, 11. April 2016

Dein bestes Leben - Janis McDavid



Janis McDavid ist 24 Jahre alt. Er studiert Wirtschaftswissenschaften an der Uni Witten-Herdecke und ist Vortrags- und Motivationsredner. Als dieses Buch entstand, absolvierte er gerade ein Praktikum bei IBM in Berlin. Er reist sehr gerne in fremde Länder wie Namibia oder Vietnam. Auf sein Auto kann er nicht mehr verzichten. Das alles klingt nach einem ganz normalen Leben, und in gewisser Weise ist es das auch, wäre da nicht die Tatsache, dass Janis ohne Arme und Beine zur Welt gekommen ist.
Als Kind, so schreibt er, war es ihm gar nicht bewusst, dass er anders ist und sich anders bewegt als seine Mitmenschen. Es war ein Schock für ihn, als er den Unterschied erkannte, und sein Leben ist sicher kein Zuckerschlecken, aber er lässt sich nicht unterkriegen. In seinem Buch erzählt er über seine Entwicklung und die Hindernisse, die es für ihn immer wieder zu überwinden galt. Wenn man aber nun meint, es wäre ein tragischer, ernster Erfahrungsbericht, dann liegt man völlig daneben.
Dieses Buch sprüht nur so vor Optimismus und Lebensmut.
Janis McDavid meistert sein Leben mit unvergleichlicher Energie und auch mit Humor, der immer wieder in seiner Erzählung durchblitzt. Anhand des reichlichen Fotomaterials im Buch erhält man einen Einblick in den Alltag des Autors. Erstaunlicherweise hat Janis auf fast allen Bildern ein Lächeln im Gesicht. Dies, so erfährt man sehr bald, spiegelt seine grundsätzliche Lebenseinstellung wieder. Statt zu murren und zu jammern, nimmt er sein Schicksal „in die Hand“ und setzt sich mit seiner Argumentationskraft, seinen „verbalen Ellenbogen“ durch und lässt sich auch von Misserfolgen nicht entmutigen. Aus all seinen Worten spricht eine enorme Lebensklugheit, die er sich durch die verschiedenen Erfahrungen erworben hat, weil er in so vieler Hinsicht „anders“ ist.
Dabei schreibt er so fesselnd über sein Leben, dass ich sein Buch innerhalb weniger Stunden verschlungen habe. Oft, wenn er über seine Aktivitäten erzählt, vergisst man beim Lesen ganz, dass dieser junge Mann weder Arme noch Beine besitzt, und genau das wünscht er sich auch, dass dieses Fehlen nicht als Manko wahrgenommen wird. Er schreibt: „Ich kann viel mehr, wenn ihr mich nicht behindert.“ Mit diesem Leitspruch setzt er sich für Barrierefreiheit ein, um Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, so viel Normalität wie irgend machbar zu ermöglichen. An so viel positiver Energie, wie sie Janis McDavid ausstrahlt, kann sich jeder ein Beispiel nehmen, nicht bei jeder Kleinigkeit unzufrieden zu sein und über jedes Wehwehchen zu jammern, sondern nach vorne zu schauen und das eigene Schicksal anzunehmen und das Beste daraus zu machen.

Ich kann das Buch von Herzen empfehlen; es ist absolut lesenswert und mitreißend, und es macht auch nachdenklich und sensibel für die Belange Anderer.  




Donnerstag, 7. April 2016

Neuzugänge

Es gibt mal wieder fünf Neuzugänge zu vermelden.
Davon sind drei Bücher als Rezensionsexemplare bei mir eingezogen. Von "Stern unter den Schönen" wusste ich, dass ich es bekomme. Der Krimi von Martin Calsow und "Mister Dream" wurden mir jeweils überraschend vom Verlag zugeschickt. 


Außerdem habe ich einige Wunschtitel bei Rebuy vermerkt, und für die folgenden beiden Bücher bekam ich vor einigen Tagen "Kaufalarm", das heißt, sie waren kurzfristig verfügbar, und so "musste" ich zuschlagen. Bei beiden Büchern war "sehr guter Zustand" angegeben, und ich bin auch wirklich zufrieden. "Die Monster von Templeton" sind minimal rund gelesen, und der vordere Einband ist leicht hochgebogen (nicht geknickt). "Im Schatten des Krans" sieht aus wie neu, worüber ich mich besonders freue.


Das war's auch schon für heute, kurz und schmerzlos ;-) Das Wetter passt, so dass man sich endlich auch mal wieder draußen ein lauschiges Leseplätzchen suchen kann. Ich wünsche euch weiterhin einen schönen April mit hoffentlich vielen sonnigen Frühlingstagen.

Mittwoch, 6. April 2016

Zwei für immer - Andy Jones


Fisher und Ivy sind frisch verliebt und erst seit wenigen Wochen ein Paar. So langsam wird beiden klar, dass aus dieser kurzen Beziehung etwas Dauerhaftes werden könnte, und plötzlich wird ihnen die Entscheidung hierzu abgenommen, denn Ivy ist schwanger. Somit beginnt diese Geschichte erst richtig, wo andere bereits mit einem Happy End aufhören.

Eigentlich wollte Andy Jones ein richtiges „Männerbuch“ schreiben, und herausgekommen ist ein Liebesroman, wenn auch keiner im herkömmlichen Sinn. Wer normalerweise keinen Gefallen an romantischen Geschichten findet, sollte sich trotzdem auf das Buch einlassen, denn die hier erzählte Liebesgeschichte ist völlig anders! Wohl gemerkt, hier geht es nicht um eine Teenager-Liebe, sondern es ist die Geschichte eines Paares in den Dreißigern.
Dass sie aus dem Rahmen fällt, merkt man bereits am Schreibstil, an der Ausdrucksweise. Der Autor nennt die Dinge gerne beim Namen und wird auch manchmal etwas deftiger, woran man schon die männliche „Handschrift“ erkennt.
Durch Ivys frühe Schwangerschaft werden viele kleine Stationen der allmählichen Annäherung zwischen den Protagonisten übersprungen. Sie wissen noch so wenig voneinander und sind schon so fest verbunden, durch das junge Leben, das in Ivy entsteht. Zwangsläufig geht es in großen Teilen des Romans um die Entwicklung während der Schwangerschaftsmonate und um Ivys Befinden. Ich fand es sehr interessant, dies einmal aus männlicher Sicht zu erfahren. Der Ich-Erzähler schildert seine Erlebnisse und Gefühle während dieser Zeit ganz ohne rosarote Brille. Romantik bzw. das, was man sich gemeinhin darunter vorstellt, findet man in diesem Roman eher wenig, und doch spürt man sehr deutlich, dass Fisher sein Herz an die Frau verloren hat, die fast zehn Jahre älter ist als er und die sein Kind zur Welt bringen wird. Man könnte meinen, dass das junge Paar sich wohl „zusammenraufen“ wird und dies ja wohl nicht schwer fällt, denn Ivy und Fisher lieben sich doch, aber das wäre zu einfach, denn auf ihrem Weg zum gemeinsamen Glück stellen sich ihnen viele Hindernisse in den Weg. Einen Haushalt gründen, gegenseitige Zugeständnisse machen, Kompromisse schließen, gemeinsamen Kummer und Trauer verarbeiten, all das, wofür manche Liebespaare mehrere Jahre Zeit haben, stürmt auf Ivy und Fisher innerhalb weniger Monate herein.
  • Es ist ein Roman der Gegensätze, denn einerseits geht es um neues Leben, ums „Werden“, aber auch ums „Vergehen“, denn neben seiner und Ivys Liebesgeschichte erzählt Fisher auch von El, seinem besten Freund seit Kindertagen, der schwer krank ist und wohl nur noch kurz zu leben hat.
  • Es ist ein Roman zum Lachen und Weinen, denn einerseits gibt es einige amüsante, humorvolle Momente, und Fisher schildert Episoden, bei denen ich herzhaft lachen konnte. (Allerdings sind auch ein paar Insider-Witze dabei, die ich ehrlich gesagt nicht so ganz verstanden habe.) Aber dann sind da auch sehr gefühlvolle und berührende Passagen, die mich zu Tränen gerührt haben.
  • Es ist ein Roman mit Höhen und Tiefen, mit Hoffnung und Enttäuschung, mit Freude und Trauer, eben einfach wie das wahre Leben und völlig ohne Weichzeichner.


Freitag, 1. April 2016

Monatsrückblick März 2016


Im März 2016 habe ich gerade einmal fünf Bücher zu Ende gelesen, das waren für die Statistik 1948 Seiten. Eigentlich habe ich viel mehr gelesen, denn momentan schmökere ich noch in Kiera Brennans Wälzer "Die Herren der grünen Insel", und da bin ich ungefähr bei der Hälfte, habe also weitere ca. 500 Seiten gelesen, aber die zählen dann erst in den April, wenn ich mit dem Buch durch bin.
Aber nun erst einmal zu meiner kleinen aber feinen Lese-Auswahl vom März:

Es standen im vergangenen Monat die ernsten, wahren Lebensgeschichten im Vordergrund, denn genau genommen war nur ein einziger fiktiver Roman dabei, und das war "Der Ruf des Henkers". Sowohl "Der Königsfluch" als auch "Das glücklichste Jahr" beschäftigen sich jeweils mit dem Schicksal einer starken, außergewöhnlichen Frau der Geschichte. Die beiden zuletzt gelesenen Bücher (im Vordergrund auf dem Foto) sind reale Schicksale unserer Zeit. 
Ich kann also nicht gerade sagen, dass mein Lesemonat "unterhaltsam" war, aber er war auf jeden Fall sehr fesselnd und berührend. Das Gelesene ist mir sehr nahe gegangen, besonders in den beiden letzten Fällen, wo die Autoren ihre eigene, tragische Geschichte erzählen.

Es gab keinen Flop, und jedes der fünf Bücher war auf seine Art gut bis sehr gut. Einen absoluten Favoriten habe ich diesmal daher auch nicht, denn von "gefallen" kann man nicht bei allen Büchern sprechen. Ich kann aber auf jeden Fall sagen, dass mich Shlomo Grabers Lebensgeschichte ganz besonders beeindruckt und berührt hat, nicht nur durch das, was er erlebt hat, sondern auch durch seine Sicht der Dinge, die er hier darlegt.
 
***


Sechs neue Bücher sind in der zweiten Monatshälfte noch dazu gekommen, davon drei gekaufte bzw. ertauschte und drei Rezensionsexemplare:

"Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg" hat mir noch in der Henkerstochter-Reihe von Oliver Pötzsch gefehlt und durfte darum bei mir einziehen. "Der geheime Garten" und "Die Essensvernichter" sind Bücher von meiner Wunschliste, die ich mir gegönnt habe.

Dazu kommen "Taxi Gourmet" und "AMy Snow" sowie "Die Pfandsammler-Küche" als Rezensionsexemplare. Letzeres ist aber eher ein Kochbuch mit Unterhaltungs-Elementen, und ich werde es auf meinem "Wollfühl-Blog" vorstellen.

Natürlich darf auch der traditionelle Blick in meinen Teevorrat nicht fehlen. 
Ich habe in den letzten Wochen bevorzugt "Quelle der Weisheit" getrunken, eine interessante Mischung: Weißer Tee, Mini Teeziegel, Grüntee, Teeblüten, Pfingstrosenblütenblätter, Lemongras, Aroma



Der Grüntee "Ewiges Leben" ist aus dem örtlichen Teegeschäft, wo ich gerne einkaufe. Er ist richtig lecker-fruchtig, und ich besorge mir regelmäßig Nachschub davon. 



Ich muss gestehen, dass ich mir in den letzten Wochen zum Schmökern auch gerne ab und zu einen leckeren Kaffee gegönnt habe.
Da bei mir eine Kuhmilch-Unverträglichkeit festgestellt wurde, musste ich mich nach einer Alternative umsehen, denn ich trinke sehr gerne Latte Macchiato. 
Glücklicherweise habe ich einen Milch-Ersatz gefunden, der mir sehr gut schmeckt und der sich super aufschäumen lässt, es ist der Dinkel-Mandel-Drink von Natumi
Ich kann ihn allen Veganern und Milch-Allergikern sehr empfehlen, die nicht auf ihren geliebten Latte Macchiato verzichten möchten. Sowohl optisch als auch geschmacklich kann meine Variante mit dem herkömmlichen "Latte" jederzeit mithalten.


Nun wünsche ich euch einen schönen, nicht allzu wetterwendischen April mit hoffentlich tollen Büchern. Lasst es euch gut gehen.