„Sei stark mein Junge und lass keinen
Hass in dein Herz … Liebe ist stärker als Hass, mein Sohn …
vergiss das nie!“
Dies sind die letzten Worte einer
Mutter an ihren geliebten Sohn, kurz bevor sie im Lager Auschwitz für
immer getrennt werden. Shlomo Graber, der in diesem Buch die
Geschichte seines Lebens erzählt, hat sich die Worte für immer
eingeprägt, zu seinem Lebensmotto gemacht und stets beherzigt, egal
was passierte.
Obwohl fast seine ganze Familie im
Holocaust umkam und obwohl er in drei verschiedenen
Konzentrationslagern gefangen war und Schreckliches erdulden musste,
ist er heute ohne Hass.
Es ist erschütternd und berührend,
den Bericht eines der letzten Zeitzeugen zu lesen.
Shlomo Graber erzählt von der
zermürbenden, qualvollen Zeit der Gefangenschaft. Er stellt sich
immer wieder Fragen ob der Sinnlosigkeit des ganzen. Der Größenwahn
eines kleinen Mannes mit einem ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex
hielt jahrelang die ganze Welt in Atem und kostete unfassbar viele
Menschen das Leben.
Aber dieses Buch konzentriert sich
nicht nur auf die Schreckenszeit während des zweiten Weltkriegs,
sondern der Autor erzählt auch von seiner Kindheit und seiner
Entwicklung zum jungen Mann. Als er deportiert wurde, endete seine
Jugend auf brutale Weise.
Shlomo Graber betont, dass er in seinem
Bericht eigentlich nur an der Oberfläche kratzt. Um den Leser zu
schonen, verzichtet er darauf, die Schreckenszeit im
Konzentrationslager allzu detailliert zu schildern. Das Ausmaß der
Brutalität, mit der damals gegen die Inhaftierten vorgegangen wurde,
ist gar nicht vorstellbar. Wie schon so oft habe ich mich auch
während der Lektüre des Buches wieder gefragt, wie es überhaupt so
weit kommen konnte. Wie konnte ein kranker Geist, der sich „Führer“
nannte, es erreichen, dass ihn so viele unterstützten und ihm
zujubelten? Wieso haben sich so viele bereit gefunden, die blutige
„Arbeit“ in den Konzentrationslagern auszuführen? Es gibt so
vieles, was ich nicht begreife, weil es sich für mich jeglicher
Vernunft und Menschlichkeit entzieht.
Das Buch endet nicht mit dem zweiten
Weltkrieg und der Befreiung der Überlebenden. Shlomo Graber
berichtet, wie es für ihn und die Welt weiterging. In die Freude,
endlich wieder frei zu sein und das Grauen überstanden zu haben, in
die Hoffnung, doch noch Verwandte oder Freunde zu finden, die
ebenfalls überlebt haben, mischte sich auch immer wieder die Trauer
um diejenigen, die er verloren hat. Mit Mut, Tatkraft und Optimismus
hat er sich ein neues Leben aufgebaut. Dass er sich seinen feinen
Humor und unerschütterlichen Lebensmut bewahrt hat, dass er keinen
Hass empfindet, sondern immer die Liebe im Herzen trug, macht Shlomo
Graber zu einem ganz besonderen Menschen. Er hat sein Glück gefunden
und lebt mittlerweile ein zufriedenes, erfülltes Leben in Basel. Er
arbeitet als Kunstmaler und hält daneben auch heute noch Vorträge
an Schulen und in Gemeinden, um besonders jungen Menschen Werte wie
Toleranz, Achtung und Menschlichkeit zu vermitteln. Seine Bilder
drücken so viel Lebensfreude und Kraft aus, dass man nur staunen
kann. Mit der Lebensweisheit seiner fast 90 Jahre blickt er ohne
Bitterkeit zurück, und er hat am Ende auch noch so manchen
kritischen Rat für die Menschheit, denn auch heute, in unserer
modernen, aufgeklärten Zeit, gibt es noch Strömungen und
Bewegungen, die sich von Hass und Vorurteilen leiten lassen, auch im
21. Jahrhundert ist die Welt noch lange nicht frei von Not,
Fanatismus und Ungerechtigkeit.
Gerade heutzutage, wo man fast täglich
über Aktionen von Fremdenhass liest oder hört, ist dieses Buch
aktueller und wichtiger denn je. Ich kann es nur jedem ans Herz
legen!
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