Über 42 Jahre begleitet man die
Ich-Erzählerin Margaret Pole durch ein bedeutendes Stück englischer
Geschichte. Margaret ist eine geborene Plantagenet, aber seit die
Tudors England regieren, vermeidet sie jeden Hinweis auf ihre
Herkunft, denn ihr Name könnte sie in Lebensgefahr bringen, da auch
in ihren Adern königliches Blut fließt. Die Handlung beginnt im
Jahre 1499, zur Regierungszeit von Henry VII. Dieser tut alles, um
eventuelle Ansprüche auf seinen Thron auszuschalten. Dadurch hat
Margaret schon ihren Vater und ihren Bruder auf tragische und
schmerzliche Weise verloren, und doch steht sie loyal zum Königshaus.
Sie kennt und betreut die Prinzen Arthur und Henry bereits in ihrer
Kindheit. Sie wird zur besten Vertrauten und Freundin der spanischen
Prinzessin Katharina von Aragón und folgt ihr als Hofdame, als sie
mit Henry VIII. die Ehe eingeht. Aus Margarets Sicht erlebt man die
Hoffnungen und Niederlagen der jungen Königin mit, deren wichtigste
Aufgabe es ist, einen Thronfolger zur Welt zu bringen. Aber alle
männlichen Nachkommen des Königs sterben, und Henry wird mit der
Zeit immer unzufriedener und wendet sich von Katharina ab. Die
Geschichte, wie sich Henry VIII. mehrfach neu vermählt und immer
wieder Gründe findet, sich von seinen Ehefrauen zu trennen, ist wohl
zur Genüge bekannt. Neu und interessant war für mich ein Blick auf
die Vorgeschichte, auf die Jugendjahre dieses Königs, der später
zum launischen Tyrannen wurde, dessen Entscheidungen und Urteile oft
willkürlich ausfielen. Die Entwicklung dorthin ist sehr plastisch
und ausführlich dargestellt.
Aus Margaret Poles Sicht wird das Leben
am englischen Königshof sehr lebendig geschildert. Der Roman ist im
Präsens, in der 1. Person, geschrieben, was einem die Ereignisse
besonders nahe bringt.
Das Außergewöhnliche an diesem Roman
ist für mich, dass er keine fiktive Handlung hat, und auch die
Protagonisten hat es alle wirklich gegeben, zumindest alle wichtigen
Charaktere. Durch die vielen kurzen Kapitel liest er sich wie ein
Tagebuch, und auch wenn man natürlich nicht wissen kann, wie es sich
damals genau zugetragen hat, so bewegt sich die Handlung doch sehr
nahe am der Realität.
Margaret Pole weilte nicht ständig am
Königshof. Da gab es auch ihre Familie und die eigenen Landgüter,
um die sie sich kümmern musste. Als sie Witwe wird, beginnt ein
langer und mühsamer Existenzkampf für sie und ihre Kinder. Aber
ihre Loyalität gegenüber dem englischen Thron behielt sie
durchgehend bei, und immer wieder wird sie als Ratgeberin und
Unterstützung an den Hof geholt. So kümmert sie sich auch liebevoll
um die Erziehung von Prinzessin Mary.
Ich fand es sehr aufschlussreich, die
Geschichte von Heinrich VIII. einmal aus einer anderen Warte zu sehen
und zugleich einen ausführlichen Blick auf die Lebensweise des
englischen Adels werfen zu können, denn die Autorin spart nicht an
Details, was das Leben und Schicksal und auch den Alltag ihrer
Protagonistin betrifft. Philippa Gregory hat meine absolute
Hochachtung, wenn man bedenkt, welch umfangreiche und ausführliche
Recherche sie zu diesem Roman leisten musste. Man erhält einen
kleinen Eindruck von den Ausmaßen, wenn man sich das
Literaturverzeichnis im Anhang ansieht, denn das ist sage und
schreibe acht Seiten lang! Eigentlich ist „Roman“ der falsche
Ausdruck, sondern man könnte sagen, im „Königsfluch“ wurden
historische Tatsachen sehr gründlich und detailreich aufbereitet und
neu erzählt.
Beim Lesen historischer Romane suche
ich immer gerne nach Sekundärliteratur, für noch ausführlichere
Informationen und um die Geschichte aus mehreren Blickwinkeln
betrachten zu können. Alles, was ich begleitend zum „Königsfluch“
gelesen habe, führte mich immer sehr präzise zu Philippa Gregorys
Handlung hin, was zeigt, dass sich die Autorin sehr nahe an die
Tatsachen hält. Ich habe durch dieses Buch einiges gelernt und so
viel Neues über die englische Geschichte im 16. Jahrhundert
erfahren, dass mich die Fülle an Informationen fast überwältigt
hat. Für mich war dies kein Buch, das ich in einem Rutsch
durchschmökern konnte, sondern ich habe es eher in Etappen gelesen
und das Erfahrene immer wieder zwischendurch sacken lassen. Auch wird
man mit sehr vielen Personen und Beziehungen konfrontiert, die sich
glücklicherweise anhand zweier Stammbäume im Buch gut
nachvollziehen lassen.
„Der Königsfluch“ ergänzt als
sechster Band die Rosenkrieg-Reihe. Für mich war dies das erste Buch
der Autorin, aber ich kann auf jeden Fall sagen, dabei wird es sicher
nicht bleiben. Wer sich für Englands frühere Geschichte
interessiert, der kommt an Philippa Gregorys Büchern einfach nicht
vorbei.
Ach, Margret kenne ich aus der Serie "Die Tudors", eine Serie, die ich sehr liebe. Da ich die Bücher von Philippa Gregory auch sehr gerne lese (sie schreibt ja so viel über die Tudors) ist es definitiv Lektüre für mich.
AntwortenLöschenIch freue mich schon auf die Fortsetzung von "The White Queen", das basiert auf den Büchern von Philippa Gregory.
Guten Wochenstart wünsche ich Dir!
Ich bin auch auf den Geschmack gekommen, was die Bücher von Philippa Gregory angeht. Eines habe ich noch irgendwo auf dem SuB, da muss ich mich mal drum kümmern ;-)
LöschenMir hat "Die Glut" von Philippa Gregory am besten gefallen. Auch "Das Erbe der Königin" und "Die ewige Prinzessin" sind wunderbare Bücher, die ich empfehlen kann. Ihre Romane gehören schon seit langem zu meiner Lieblingslektüre.
LöschenAuf Ihre Empfehlung hin habe ich mir den "Königsfluch" gekauft. Wie alle anderen Bücher der Autorin hat auch dieses mir sehr gut gefallen. Danke für Ihre immer wieder anregenden Tipps!
LöschenHerzliche Grüße,
B. R.