Freitag, 4. März 2016

Der Ruf des Henkers - Björn Springorum



England, Mitte des 19. Jahrhunderts
Um seine große Liebe Elizabeth vor dem Galgen zu retten, willigt der 15-jährige Richard Winter ein, mit dem berüchtigten Henker William Calcraft zu gehen, denn das ist Calcrafts Bedingung dafür, dass er Liz verschont. Obwohl er der Einzige ist, der an Elizabeths Unschuld glaubt, folgt er dem Henker und wird sein Lehrling. In den folgenden Jahren lernt er nicht nur alles über das grausige Handwerk, sondern er erfährt, dass Calcraft noch einer weiteren Aufgabe nachkommt: er verfolgt bösartige, unheilvolle Wesen, die es darauf abgesehen haben, die Menschheit zu unterwandern und zu vernichten. Als sie nach London kommen, um einen großen Auftrag zu erfüllen, trifft Richard seine geliebte Liz wieder. Die Begegnung mit ihr lenkt ihn ab, und er kann sich nicht mehr auf seine Aufgaben konzentrieren. Auch das Verhältnis zu seinem Meister ist angespannt. Erst nach und nach merkt Richard, worauf er sich eingelassen hat.

Schon die äußere Aufmachung des Buches ist meines Erachtens sehr gelungen. Der Torbogen vom Cover zieht sich als Symbol durch das ganze Buch, denn er erscheint bei jedem Kapitelanfang. Man „betritt“ sozusagen jeden Abschnitt durch dieses Tor.
Der Roman ist durchgehend in der 1. Person geschrieben, aber die Erzähler wechseln von Kapitel zu Kapitel. So werden die Ereignisse abwechselnd aus Richards Sicht und aus dem Blickwinkel von William Calcraft erzählt. Hinzu kommen später noch Tagebucheinträge von Rose, der Nichte des Wirts Benjamin, bei dem der Henker und sein Lehrling während ihres Aufenthalts in London wohnen.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, hier einen historischen Jugendroman vor sich zu haben, denn nicht nur William Calcraft hat es wirklich gegeben, sondern auch das ganze Umfeld Londons, insbesondere Whitechapel und das Newgate-Gefängnis, sind sehr plastisch dargestellt, und auch das eine oder andere Ereignis, das im Verlauf der Handlung erwähnt wird, beruht auf realen historischen Tatsachen. Aber wenn der erste Wechselbalg in Erscheinung tritt, wird klar, dass der Henker und sein Lehrjunge es hier mit gefährlichen Wesen aus dem Reich der Fantasy zu tun bekommen.
Alles in allem erfährt man eine äußerst spannende Geschichte mit einigen Gruseleffekten, die einem auch so manche Gänsehaut bescheren. Der Schreibstil ist dem Zeitalter der Handlung angepasst, dabei aber flott und eingängig, und durch die wechselnden Erzählperspektiven wird die Geschichte zusätzlich aufgelockert. Mit Richard, Benjamin und Rose hat die Geschichte richtiggehend liebenswerte Protagonisten, und selbst der brummige, verschlossene Calcraft konnte so manchen Sympathiepunkt sammeln.
Der Beruf des Henkers wird zwar recht ausführlich beschrieben, aber da es ein Jugendbuch ist, hat der Autor auf blutige und allzu brutale Ausschmückungen verzichtet, was den Reiz der Geschichte jedoch in keiner Weise schmälert, denn derartige Effekthascherei hat sie nicht nötig. Auch für Erwachsene wird hier gute Unterhaltung geboten, und wenn auch manches schon bald vorhersehbar ist, so gibt es doch auch die eine oder andere Überraschung, die ich so nicht erwartet hätte.

Den Namen des Autors werde ich mir auf jeden Fall merken, denn auf weitere Veröffentlichungen aus seiner Feder darf man sicher gespannt sein.




1 Kommentar:

  1. Dafür hatte ich mich bei LB beworben, aber leider nicht gewonnen. Nun bleibt das Buch auf meiner Wunschliste...mal sehen, wann es bei mir einziehen wird ;)
    Liebe Grüße
    Martina

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