England, Mitte des 19. Jahrhunderts
Um seine große Liebe Elizabeth vor dem
Galgen zu retten, willigt der 15-jährige Richard Winter ein, mit dem
berüchtigten Henker William Calcraft zu gehen, denn das ist
Calcrafts Bedingung dafür, dass er Liz verschont. Obwohl er der
Einzige ist, der an Elizabeths Unschuld glaubt, folgt er dem Henker
und wird sein Lehrling. In den folgenden Jahren lernt er nicht nur
alles über das grausige Handwerk, sondern er erfährt, dass Calcraft
noch einer weiteren Aufgabe nachkommt: er verfolgt bösartige,
unheilvolle Wesen, die es darauf abgesehen haben, die Menschheit zu
unterwandern und zu vernichten. Als sie nach London kommen, um einen
großen Auftrag zu erfüllen, trifft Richard seine geliebte Liz
wieder. Die Begegnung mit ihr lenkt ihn ab, und er kann sich nicht
mehr auf seine Aufgaben konzentrieren. Auch das Verhältnis zu seinem
Meister ist angespannt. Erst nach und nach merkt Richard, worauf er
sich eingelassen hat.
Schon die äußere Aufmachung des
Buches ist meines Erachtens sehr gelungen. Der Torbogen vom Cover
zieht sich als Symbol durch das ganze Buch, denn er erscheint bei
jedem Kapitelanfang. Man „betritt“ sozusagen jeden Abschnitt
durch dieses Tor.
Der Roman ist durchgehend in der 1.
Person geschrieben, aber die Erzähler wechseln von Kapitel zu
Kapitel. So werden die Ereignisse abwechselnd aus Richards Sicht und
aus dem Blickwinkel von William Calcraft erzählt. Hinzu kommen
später noch Tagebucheinträge von Rose, der Nichte des Wirts
Benjamin, bei dem der Henker und sein Lehrling während ihres
Aufenthalts in London wohnen.
Auf den ersten Blick könnte man
meinen, hier einen historischen Jugendroman vor sich zu haben, denn
nicht nur William Calcraft hat es wirklich gegeben, sondern auch das
ganze Umfeld Londons, insbesondere Whitechapel und das
Newgate-Gefängnis, sind sehr plastisch dargestellt, und auch das
eine oder andere Ereignis, das im Verlauf der Handlung erwähnt wird,
beruht auf realen historischen Tatsachen. Aber wenn der erste
Wechselbalg in Erscheinung tritt, wird klar, dass der Henker und sein
Lehrjunge es hier mit gefährlichen Wesen aus dem Reich der Fantasy
zu tun bekommen.
Alles in allem erfährt man eine
äußerst spannende Geschichte mit einigen Gruseleffekten, die einem
auch so manche Gänsehaut bescheren. Der Schreibstil ist dem
Zeitalter der Handlung angepasst, dabei aber flott und eingängig,
und durch die wechselnden Erzählperspektiven wird die Geschichte
zusätzlich aufgelockert. Mit Richard, Benjamin und Rose hat die
Geschichte richtiggehend liebenswerte Protagonisten, und selbst der
brummige, verschlossene Calcraft konnte so manchen Sympathiepunkt
sammeln.
Der Beruf des Henkers wird zwar recht
ausführlich beschrieben, aber da es ein Jugendbuch ist, hat der
Autor auf blutige und allzu brutale Ausschmückungen verzichtet, was
den Reiz der Geschichte jedoch in keiner Weise schmälert, denn
derartige Effekthascherei hat sie nicht nötig. Auch für Erwachsene
wird hier gute Unterhaltung geboten, und wenn auch manches schon bald
vorhersehbar ist, so gibt es doch auch die eine oder andere
Überraschung, die ich so nicht erwartet hätte.
Den Namen des Autors werde ich mir auf
jeden Fall merken, denn auf weitere Veröffentlichungen aus seiner
Feder darf man sicher gespannt sein.
Dafür hatte ich mich bei LB beworben, aber leider nicht gewonnen. Nun bleibt das Buch auf meiner Wunschliste...mal sehen, wann es bei mir einziehen wird ;)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina