Sonntag, 7. Februar 2016

Joli Rouge: Eine Piratin kämpft für Liebe und Freiheit - Alexandra Fischer



Kurzbeschreibung:»Ich werde niemals einen Mann heiraten, der über mich befiehlt«, schmetterte Jacquotte ihm entgegen. »Ebenso wenig wie ich jemals einen Mann heiraten werde, über den ich zu befehlen vermag.«
La Española, 1656: Das Gesicht der Westindischen Inseln beginnt sich zu verändern. Einst von Spanien dominiert, beginnen sich die Mächte mit den eintreffenden Seefahrernationen England, Frankreich und Holland zu verschieben. Es ist die Welt der Bukaniere, in der die junge Jacquotte Delahaye aufwächst. Eine Welt der Männer, wie sie sehr bald feststellt, beherrscht von der Bruderschaft der Küste, die nach ihren eigenen Regeln lebt und in der Frauen nicht erwünscht sind. Mit dem ihr eigenen Stolz stellt sie sich den Herausforderungen dieser unsteten Zeit, in der man nur selbstbestimmt leben kann, wenn man ein Mann ist. Wird es ihr gelingen, der Bruderschaft beizutreten und ihren eigenen Weg zu gehen?

Eine Frau in einer von Männern dominierten Welt, die niemals aufgibt und trotz Widerständen ihren Weg geht.
Ein historischer Roman über eine der wenigen Piratinnen, die in diesen harten Zeiten überleben konnte. Lassen Sie sich von dieser Geschichte in die Karibik und die wilde Zeit der Piraten entführen!


Mein Eindruck:
Der Roman eröffnete mir den Blick in eine Welt, über die ich bisher nichts wusste, denn die Piraterie in der Karibik war mir bis dato nur aus einschlägigen Filmen bekannt, welche die Sachverhalte doch eher verklärt dargestellt haben. Mit den realen Bukanieren, die damals im 17. Jahrhundert die Meere unsicher machten und mit ihrem Leben haben die Piraten der Filmindustrie vermutlich nur sehr entfernt etwas zu tun. Besonders, was weibliche Piraten angeht, ist dieses Thema für mich absolutes Neuland. Allgemein war es ja so, dass Frauen damals auf Schiffen verpönt waren, weil ihre Anwesenheit angeblich Unglück brachte. Vermutlich war der tiefere Sinn dahinter, dass eine Frau an Bord die Seemänner ziemlich in Aufruhr versetzt hätte, denn wenn man sich so eine Meute Seeleute vorstellt, die viele Wochen ohne weibliche Gesellschaft auf See unterwegs waren, dann ist es nur allzu klar, was weibliche Reize hier auslösen konnten. Und doch hat es damals Frauen gegeben, die in diese Männerdomäne eingedrungen sind und sich einen Platz und Anerkennung unter den Piraten verschafft haben, wenn auch meist als Männer getarnt. Eine von ihnen war Jacquotte Delahaye, die Tochter eines Franzosen und einer Haitianerin. Sie soll schön gewesen sein, und ihr stärkstes äußerliches Merkmal waren ihre roten Haare. Sie ist die Heldin dieser Geschichte, und ihr vielschichtiger Charakter, ihre Beweggründe und ihr Schicksal werden von Alexandra Fischer in sehr beeindruckender Weise dargestellt. Der Roman ist fesselnd geschrieben und wartet mit jeder Menge an detaillierten Informationen zu den historischen Gegebenheiten auf. Man kann nur erahnen, wie umfangreich die Recherchearbeit für diese Story war, denn Jacquotte ist bei weitem nicht die einzige Person, die real existiert hat. Die Autorin erweckt die illustren Gestalten der Bukaniere zum Leben und schildert sie detailliert und farbig. Man erkennt schnell, dass es auch innerhalb der Bruderschaft oft zu Differenzen kam und dass man eigentlich kaum wusste, wem man wirklich trauen konnte. Man erlebt so manche Schlacht hautnah mit, und da ging es ziemlich roh zu. Auch die Überfälle und die zum Teil sehr blutigen Aktionen werden in aller Deutlichkeit erzählt. So gesehen ist der Roman nichts für schwache Nerven, aber andererseits ungemein spannend und ein wahres Lesevergnügen. Ich gebe zu, bei vielen Szenen habe ich schon mal ein wenig geblinzelt, weil sie die Brutalität in aller Deutlichkeit wiedergeben, aber das Leben damals war eben kein Zuckerschlecken, und gerade in den beschriebenen Kreisen ging es sicher noch einmal viel härter zu. Wie sich Jacquotte in dieser Welt von Verrat und Gewalt durchsetzt und unerschütterlich ihr Ziel verfolgt, ist sehr eindrucksvoll beschrieben.

Ich kann eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben. Nur eines hätte ich mir gewünscht, nämlich ein Personenverzeichnis, denn es kommen im Lauf der Handlung viele Charaktere vor, und so mancher von ihnen wechselt auch schon mal seinen Namen bzw. ist unter verschiedenen Bezeichnungen zu finden, was manchmal zu kleinen Irritationen meinerseits geführt hat. Meiner Faszination und dem Lesefluss hat dies jedoch keinen Abbruch getan. Für mich war dieser Roman eine Bereicherung, denn ich habe historische Ereignisse und ein Thema kennengelernt, von dem ich bisher nicht viel Ahnung hatte.




2 Kommentare:

  1. Danke für deine tolle Rezi - ich habe mit dem Buch ja schon länger geliebäugelt, nachdem mich Alexandra Fischer mit "Der Traum vom Horizont" so überzeugen konnte. Aber jetzt muss ich auch ihren Piratenroman unbedingt lesen. :-)

    Liebe Grüße
    Sabine

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    1. Hallo Sabine, bei mir ist es genau umgekehrt, denn ich habe schon "Der Traum vom Horizont" ins Auge gefasst und werde mir den Roman vornehmen, sobald es meine Zeit erlaubt.
      Liebe Grüße
      Susanne

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