Seit Victors und Kellis Scheidung leben
die gemeinsamen Kinder, die dreizehnjährige Ava und der
siebenjährige Max, bei ihrer Mutter.
Victor hat in Grace mittlerweile die
Frau fürs Leben getroffen und sich gerade erst mit ihr verlobt.
Grace liebt ihren Beruf, und sie liebt Victor, aber in ihrer
Lebensplanung sind keine Kinder vorgesehen, was von Victor voll und
ganz akzeptiert wird, da er ja bereits aus seiner Ehe mit Kelli zwei
Kinder hat. Dass Ava und Max die Wochenenden bei ihrem Vater
verbringen, ist für Grace kein Problem, denn Victor zuliebe
übernimmt sie gerne die Rolle der Teilzeit-Mutter.
Alles ändert sich, als Kelli plötzlich
und unerwartet stirbt. Ava und Max müssen nun ganz zu ihrem Vater
und Grace ziehen, und dieses neue Arrangement ist für alle
Beteiligten sehr schwierig und zermürbend. Die Kinder suchen ganz
unterschiedliche Ventile, um mit dem Verlust der Mutter fertig zu
werden und ihre Trauer zu verarbeiten.
Grace sieht sich plötzlich in die
Rolle der „Ersatzmutter“ gedrängt und weiß nicht, ob sie mit
dieser Herausforderung fertig wird. Bei allem Verständnis für die
Kinder und ihre Situation fällt es ihr doch schwer, manche
Verhaltensweisen zu tolerieren. Es ist ein langwieriger Prozess der
Annäherung, der nicht ohne Rückfälle und gegenseitige Verletzungen
abläuft.
Mit großem Feingefühl werden die
Ereignisse aus drei verschiedenen Perspektiven geschildert. Grace und
Ava erzählen abwechselnd über ihre Erlebnisse, Gedanken und
Gefühle. Man erlebt ihre Unsicherheit und die Trauer. Dazwischen
gibt es Rückblicke auf Kellis Vergangenheit, welche nach und nach zu
einem besseren Verständnis der Zusammenhänge beitragen. Viele von
Kellis Verhaltensweisen sieht man mit der Zeit in einem völlig
anderen Licht, je mehr man über sie erfährt. Kelli hatte
offensichtlich Kummer, konnte aber mit niemandem darüber sprechen.
Es gab da eine Sache in ihrer Vergangenheit, die sie nie verwunden
hat. Niemand ahnte etwas vom Ausmaß ihrer Verzweiflung. Zu ihren
Eltern hatte sie keinen Kontakt, und weder ihrem Exmann noch ihren
Kindern konnte sie sich anvertrauen.
Es ist ein sehr emotionaler Roman. Hier
geht es um sehr viel mehr als nur um eine Patchwork-Familie, die sich
zusammenraufen muss. Hier geht es um Verluste und Trauerbewältigung
und auch um mangelndes Vertrauen. Man merkt den Protagonisten an,
dass sie mit der neuen Situation zuerst völlig überfordert sind,
und man fühlt mit ihnen.
Obwohl das angesprochene Thema keine
leichte Kost ist, lässt sich der Roman gut und flüssig lesen. Trotz
der wechselnden Blickwinkel behält man als Leser stets den
Überblick. Vieles klärt sich am Ende, aber es gibt auch offene
Fäden, die weitergesponnen werden wollen. Aber es ist gut so, denn
das wäre wieder eine andere Geschichte.
Das Buch muss ich auch lesen!!!
AntwortenLöschenLG Martina