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Der Totengräber und die Pratermorde Oliver Pötzsch Ullstein ISBN: 978-3864932250 ⭐⭐⭐⭐⭐ |
Kurzbeschreibung:
Hinter Wiener Schmäh und Zauberkunst lauert ein grausamer Mörder
Wien, 1896: Ausgerechnet bei dem Zaubertrick »Die zersägte Jungfrau« stirbt die junge Bühnendarstellerin vor dem schockierten Publikum. Inspektor Leopold von Herzfeldt ermittelt, ihm dicht auf den Fersen ist die Reporterin Julia Wolf, seine unglückliche große Liebe. Rund um den Prater werden weitere Frauen getötet. Junge Dirnen und Dienstmädchen, die keiner groß vermisst. Jede der Toten ist anders verkleidet. Ist es ein und derselbe Mörder? Leo braucht Unterstützung und wendet sich an seinen Freund Augustin Rothmayer. Der Totengräber des Wiener Zentralfriedhofs schreibt an einem neuen Buch, »Was uns die Toten erzählen«, und ist in Experimente vertieft. Doch nur gemeinsam können Leo, Julia und Augustin das grausame Spiel des Mörders aufhalten.
Mein Eindruck:
Wien Ende des 19. Jahrhunderts: Der vierte Fall von Leopold von Hertzfeld führt in den Prater, in die Welt der Zauberei und Magie. Seit dem letzten Band der Totengräber-Reihe sind einige Monate vergangen, und während dieser Zeit gab es einige Änderungen, wie wir gleich zu Beginn des Romans erfahren. So zum Beispiel ist Julia Wolf nicht mehr für die Polizei tätig sondern arbeitet inzwischen als Zeitungsreporterin. Auch hat sie sich von Leopold getrennt. Ihre Beweggründe kann man gut nachvollziehen, und doch hadert sie selbst mit ihrer Entscheidung, denn Leo geht ihr nicht aus dem Kopf.
Als sie mit ihrem neuen Verehrer eine Zaubervorstellung besucht, wird sie Zeugin eines tragischen Unglücks, denn der Zaubertrick von der zersägten Jungfrau geht schief, und die junge Assistentin des Zauberers kommt dabei ums Leben. Was auf den ersten Blick wie ein Unfall wirkt, stellt sich schnell als Mord heraus. Es bleibt nicht bei diesem einen Todesfall, denn Julia findet heraus, dass mehrere junge Frauen im Umkreis des Praters spurlos verschwunden sind. Während Julia für einen Zeitungsbericht über die Sache recherchiert, trifft sie auch Leo wieder, denn dieser ist mit den Ermittlungen betraut. Schnell wird klar, dass einer allein den Fall nicht lösen kann. Leo steckt in einer Sackgasse, während ihm Julia wertvolle Informationen liefern kann. Und doch gestalten sich die Todes- und Vermisstenfälle immer verworrener und rätselhafter, und die beiden ziehen sehr bald ihren alten Freund, den Totengräber Augustin Rothmayer hinzu, denn der hat Kontakte zu diversen Personen im Prater. Aber er hat noch andere Probleme, hauptsächlich mit seiner Adoptivtochter Marie. Das Mädchen ist gerade im pubertären, rebellischen Alter und treibt sich gerne mit Jungs beim Fußballspielen herum.
Die Geschichte beginnt mit vielen einzelnen Handlungsfäden, die jedoch sehr schnell zusammenfinden und einen dicken, anfangs noch recht undurchsichtigen Strang bilden. Zwar wendet Leo schon die neuesten Erkenntnisse bei der Spurensuche am Tatort an, so nutzt er beispielsweise die Daktyloskopie (das Verfahren zur Identifizierung durch Fingerabdrücke), was die meisten seiner Kollegen eher skeptisch beäugen.
Und doch tritt er auf der Stelle. Erst nach und nach verbinden sich die losen Fäden zu einem logischen Ganzen. Bis dahin erleben die Protagonisten aber viel Schreckliches und geraten in ernste Gefahr. Auch muss Leo feststellen, dass anscheinend jemand aus den Reihen der Kollegen seine Arbeit sabotiert.
Wie man es von Oliver Pötzsch kennt, erzählt er mitreißend und sehr autenthisch. Seine Romane haben viel Lokal- und Zeitkolorit, so auch dieser neue Fall. Man fühlt sich direkt ins alte Wien versetzt. Die Protagonisten sind mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen, und ich habe mich sehr gefreut, an ihrer Seite in die kriminalistische Welt Wiens abzutauchen. Auch eine gute Portion schwarzer Humor ist dabei, und vor allem bei einem Versuch von Augustin mit einer besonderen Fliege musste ich herzhaft lachen.
Dieser historische Krimi hat alles was man sich von guter Lektüre wünscht; er ist fesselnd, geheimnisvoll, ein wenig gruselig, aber es ist auch eine Portion Romantik dabei. Außerdem konnte ich einiges lernen, denn der Autor hat eine Liste österreichischer Begriffe mit Erklärung zusammengestellt. Vieles kann ich zwar aus dem Bayerischen ableiten, aber bei Bezeichnungen wie "Pompfüneberer" musste ich passen, weiß aber inzwischen, dass es sich dabei um Bestattungsunternehmer handelt.
Am Ende des Buches klärt sich zwar der Fall, aber die Geschichte von Leo und Julia, von Augustin und Marie geht weiter, und darauf sowie auf weitere spannende Fälle freue ich mich schon sehr.
Noch bemerken möchte ich, dass ich, da der Calafati im Roman eine wichtige Rolle einnimmt, während des Lesens einen Ohrwurm hatte. Mir ging nämlich ständig das Lied von Peter Cornelius im Kopf herum, vor allem weil der Refrain zu diesem Song vorne im Buch abgedruckt ist. So hat man beim Lesen automatisch eine "musikalische Abrundung".
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