Was der Morgen verspricht Sternberg-Saga Bd. 1 Kristina Herzog Tinte & Feder ISBN: 978-2496711233 |
Klappentext:
Eine starke Frau in einer Welt voller Konventionen. Ein Traum, den sie niemals aufgibt.
Berlin 1904: Gegen den Widerstand ihrer Eltern verbringt die Jüdin Hannah viel Zeit in der Arztpraxis ihres Großvaters. Heimlich träumt sie davon, Medizin zu studieren. In Tübingen soll das auch für Frauen möglich sein. Doch das schickt sich nicht für ein Mädchen aus gutem Hause – anders als eine Hochzeit. Abrupt vor vollendete Tatsachen gestellt, lässt Hannah ihren Verlobten beim ersten Treffen einfach stehen. Dabei hat Daniel nur Augen für sie. Und je näher sie ihn kennenlernt, desto mehr fühlt Hannah sich zu dem einfühlsamen jungen Mann hingezogen. Ob sie ihm von ihrem Traum erzählen kann?
Mein Eindruck:
Die junge Jüdin Hanna Sternberg lebt mit ihrer Familie in Berlin. Ihr Vorbild ist ihr Großvater, und sie liebt es, ihm in seiner Arztpraxis zu helfen, denn sie hat einen großen Traum: sie möchte Medizin studieren. Ihre Eltern jedoch setzen alles daran, um sie so schnell wie möglich zu verheiraten und denken gar nicht daran, auf ihre Wünsche einzugehen. Eines Tages wird ihr Daniel Friedländer als ihr künftiger Bräutigam vorgestellt. Hanna ist geschockt und sieht all ihre Pläne und Träume zerbrechen. Je mehr sie jedoch von Daniel erfährt, umso sympathischer erscheint er ihr. Da auch die Großeltern keinen Rat wissen, fügt sie sich letztendlich in ihr Schicksal und willigt in eine Hochzeit ein, und dann kommt alles ganz anders als sie dachte.
Im Mittelpunkt dieses bewegenden Romans stehen Hanna und Daniel. Sehr einfühlsam schildert die Autorin die Gefühle und Gedanken der beiden jungen Menschen. Daniel hat sich in Hanna verliebt und setzt sich über alle Hindernisse hinweg, um ihr Herz zu gewinnen. Hanna dagegen lebt für ihren Traum und befürchtet, diesen im Fall einer Heirat aufgeben zu müssen. Wie sich die Beziehung der beiden entwickelt, ist hier sehr lebendig und eindrucksvoll erzählt. Auch in ihrem Umfeld lernt man viele interessante Charaktere kennen, und alle sind vielschichtig und farbig gezeichnet. Ein großes Thema im Roman ist die Stellung der Frauen zur damaligen Zeit. Für eine Frau war es fast unmöglich, Studium oder Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Aber auch Standesunterschiede werden deutlich, denn die waren damals stark ausgeprägt. So mancher Sohn aus gutem Hause betrachtete die Bediensteten als Freiwild und wurde nicht selten noch in seinem Benehmen unterstützt. Die Verantwortung wurde abgeschoben und so manches Dienstmädchen seinem Schicksal überlassen. Hanna hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und ist ziemlich eigensinnig. So freundet sie sich, entgegen aller Gepflogenheiten, mit ihrem Dienstmädchen Alma an. Auch diese junge Frau hat Wünsche und Träume, die jedoch in ihrer Stellung so gut wie hoffnungslos erscheinen. Besonders gut hat mir hier das vertraute Verhältnis zwischen Hanna und ihrer jungen Angestellten gefallen. Hanna, die mutige junge Frau mit dem großen Herzen vollbringt schier Unmögliches. Starke Unterstützung erfährt sie von Seiten, wo sie es nie vermutet hätte. Wir begleiten Hanna, Daniel und die Familie Sternberg durch zwanzig bewegte Jahre ihres Lebens. Dabei erlebt man so manche Überraschung. Die Stimmung im Roman ist ein stetiges Auf und Ab, wie im wahren Leben halt auch. Mit ihrem eingängigen und kurzweiligen Schreibstil ist es der Autorin gelungen, mich sehr stark in die Geschichte mitzunehmen, und ich habe mich intensiv mit den Gegebenheiten beschäftigt. Es geschieht vieles, was nachdenklich macht, und ich habe in Gedanken viel Zeit bei Hanna und ihren Lieben verbracht. Dass es schon in wenigen Wochen, nämlich im Juli, eine Fortsetzung geben wird, freut mich sehr, und ich bin schon gespannt darauf, zu erfahren, wie es weitergeht.
⭐⭐⭐⭐⭐
Liebe Susanne,
AntwortenLöschendas scheint ein wunderbarer Roman zu sein, inhaltlich auch sehr interessant. Und aus deiner Rezi liest man deine Begeisterung heraus.
Diese Zeit habe ich gerade häufiger in Büchern thematisch verfolgt, da brauche ich mal wieder etwas Abstand zur Historie.
Liebe Grüße
Barbara