Sonntag, 16. Juni 2019

Das Haus der gefallenen Töchter - Gabriele Breuer




Klappentext:
Köln, 1471: Jenna, eine begabte Heilerin, wird der Hexerei bezichtigt und aus ihrem Dorf gejagt. Der Gaukler Amando nimmt sich ihrer an, doch die zarte Liebe steht unter keinem guten Stern: Auf einem Streifzug durch die Gassen Kölns wird Jenna des Diebstahls beschuldigt. Sie soll im Haus der gefallenen Töchter auf den rechten Weg zurückgeführt werden. Unter den verstoßenen Frauen der Stadt, schuldig wie unschuldig, trifft Jenna auf die Dirne Ursula. Während Amando versucht, die beiden Frauen aus den Fängen des Hausherrn zu befreien, kämpfen Jenna und Ursula um Gerechtigkeit in einer Zeit, in der es dafür keinen Platz zu geben scheint.



Mein Eindruck:
Was der Heilerin Jenna in ihrem Heimatdorf widerfährt, ist geradezu unglaublich. Sie, die den Menschen nur helfen möchte und dies auch in vielen Fällen könnte, da sie viel über die Heilkunst der Kräuter weiß, wird der Hexerei bezichtigt. Genau genommen hat sie es sich aber selbst eingebrockt, denn ziemlich am Anfang der Handlung lässt sie ihre Nachbarin wirklich in dem Glauben, zaubern zu können. Auch wenn sie später versucht, ihre Aussage zu korrigieren, so ist der Schaden doch schon angerichtet. Eine Frau, die zur damaligen Zeit lebte und die allgemeine Einstellung kannte, wird sich wohl gehütet haben, über sich selbst einen falschen Ruf zu verbreiten, denn sie kannte ja eigentlich die damit verbundenen Risiken. Trotzdem konnte ich mit ihr fühlen, und ich schreibe ihre manchmal etwas naive Handlungsweise ihrer Jugend und Unerfahrenheit zu. Ihr weiterer Weg, als sie bei einer Gauklergruppe Unterschlupf findet, ist schön und realistisch dargestellt. Die Charaktere, denen sie begegnet, sind sehr plastisch und lebendig beschrieben, und die Atmosphäre beim fahrenden Volk kann man direkt nachvollziehen. Ihre Anwesenheit stößt nicht bei allen Mitgliedern der Gruppe auf Gegenliebe. Als Jenna dann in eine Falle tappt und festgenommen wird, lernt sie ihm Haus der gefallenen Töchter die Dirne Ursula kennen. In diesem Haus sollen die Frauen Buße tun und ihre Sünden bereuen. Das Leben dort ist alles andere als ein Honigschlecken und fordert den Frauen viel Kraft ab. Hier begegnen sie auch Elisabeth, der Ehefrau des Patriziers Hermann Quattermart, der ein sehr engagierter Förderer des Frauenhauses ist, nicht von ungefähr, denn er liebt heimlich die Dirne Ursula. Seine Frau ist ihm bei seinen Plänen nur lästig, und das lässt er sie auch spüren. Letztendlich geht es allen Frauen, geliebt oder nicht, ziemlich gleich, denn egal ob Heilerin, Hure oder Ehefrau aus Patrizierkreisen, keine von ihnen hat irgendwelche Rechte, keine hat etwas zu sagen, das wird einem beim Lesen sehr deutlich bewusst.
Elisabeth kann den gefangenen Frauen nicht zur Freiheit verhelfen, und wiederum ist sie mit ihren eigenen Problemen völlig auf sich gestellt.
Jenna, Ursula und die anderen Frauen schmieden Pläne, wie sie aus dem Haus entkommen können. Währenddessen ist Amando, ein junger Mann von der Gauklertruppe, auf der Suche nach Jenna, denn er liebt sie.
Die Handlung ist weitgehend spannend und kurzweilig. Zwar sind historische Eckdaten recht sparsam eingearbeitet, aber die fiktive Geschichte hat einen hohen Unterhaltungswert. Zum Schluss wurde dem Zufall recht stark auf die Sprünge geholfen, was ich dann doch nicht so ganz glaubwürdig fand. Aber letztendlich hatte ich schöne, interessante Lesestunden mit dem Roman, denn bis auf ein paar Szenen, die ich etwas an den Haaren herbei gezogen fand, hat mir Jennas Geschichte gut gefallen.


⭐⭐⭐⭐


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