Klappentext:
Köln,
1471: Jenna, eine begabte Heilerin, wird der Hexerei bezichtigt und
aus ihrem Dorf gejagt. Der Gaukler Amando nimmt sich ihrer an, doch
die zarte Liebe steht unter keinem guten Stern: Auf einem Streifzug
durch die Gassen Kölns wird Jenna des Diebstahls beschuldigt. Sie
soll im Haus der gefallenen Töchter auf den rechten Weg
zurückgeführt werden. Unter den verstoßenen Frauen der Stadt,
schuldig wie unschuldig, trifft Jenna auf die Dirne Ursula. Während
Amando versucht, die beiden Frauen aus den Fängen des Hausherrn zu
befreien, kämpfen Jenna und Ursula um Gerechtigkeit in einer Zeit,
in der es dafür keinen Platz zu geben scheint.
Mein
Eindruck:
Was
der Heilerin Jenna in ihrem Heimatdorf widerfährt, ist geradezu
unglaublich. Sie, die den Menschen nur helfen möchte und dies auch
in vielen Fällen könnte, da sie viel über die Heilkunst der
Kräuter weiß, wird der Hexerei bezichtigt. Genau genommen hat sie
es sich aber selbst eingebrockt, denn ziemlich am Anfang der Handlung
lässt sie ihre Nachbarin wirklich in dem Glauben, zaubern zu können.
Auch wenn sie später versucht, ihre Aussage zu korrigieren, so ist
der Schaden doch schon angerichtet. Eine Frau, die zur damaligen Zeit
lebte und die allgemeine Einstellung kannte, wird sich wohl gehütet
haben, über sich selbst einen falschen Ruf zu verbreiten, denn sie
kannte ja eigentlich die damit verbundenen Risiken. Trotzdem konnte
ich mit ihr fühlen, und ich schreibe ihre manchmal etwas naive
Handlungsweise ihrer Jugend und Unerfahrenheit zu. Ihr weiterer Weg,
als sie bei einer Gauklergruppe Unterschlupf findet, ist schön und
realistisch dargestellt. Die Charaktere, denen sie begegnet, sind
sehr plastisch und lebendig beschrieben, und die Atmosphäre beim
fahrenden Volk kann man direkt nachvollziehen. Ihre Anwesenheit stößt
nicht bei allen Mitgliedern der Gruppe auf Gegenliebe. Als Jenna dann
in eine Falle tappt und festgenommen wird, lernt sie ihm Haus der
gefallenen Töchter die Dirne Ursula kennen. In diesem Haus sollen
die Frauen Buße tun und ihre Sünden bereuen. Das Leben dort ist
alles andere als ein Honigschlecken und fordert den Frauen viel Kraft
ab. Hier begegnen sie auch Elisabeth, der Ehefrau des Patriziers
Hermann Quattermart, der ein sehr engagierter Förderer des
Frauenhauses ist, nicht von ungefähr, denn er liebt heimlich die
Dirne Ursula. Seine Frau ist ihm bei seinen Plänen nur lästig, und
das lässt er sie auch spüren. Letztendlich geht es allen Frauen,
geliebt oder nicht, ziemlich gleich, denn egal ob Heilerin, Hure oder
Ehefrau aus Patrizierkreisen, keine von ihnen hat irgendwelche
Rechte, keine hat etwas zu sagen, das wird einem beim Lesen sehr
deutlich bewusst.
Elisabeth
kann den gefangenen Frauen nicht zur Freiheit verhelfen, und wiederum
ist sie mit ihren eigenen Problemen völlig auf sich gestellt.
Jenna,
Ursula und die anderen Frauen schmieden Pläne, wie sie aus dem Haus
entkommen können. Währenddessen ist Amando, ein junger Mann von der
Gauklertruppe, auf der Suche nach Jenna, denn er liebt sie.
Die
Handlung ist weitgehend spannend und kurzweilig. Zwar sind
historische Eckdaten recht sparsam eingearbeitet, aber die fiktive
Geschichte hat einen hohen Unterhaltungswert. Zum Schluss wurde dem
Zufall recht stark auf die Sprünge geholfen, was ich dann doch nicht
so ganz glaubwürdig fand. Aber letztendlich hatte ich schöne,
interessante Lesestunden mit dem Roman, denn bis auf ein paar Szenen,
die ich etwas an den Haaren herbei gezogen fand, hat mir Jennas
Geschichte gut gefallen.
⭐⭐⭐⭐
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