Montag, 29. Mai 2017

Sophie Elisabeth, die Gesandte des Zaren - Christopher Ross


Eigentlich begleitet die badische Prinzessin Sophie Elisabeth nur ihre beste Freundin nach Sankt Petersburg, denn Dorotheé von Hessen-Darmstadt wird dort den russischen Fürsten Dimitri heiraten. Bis zur Hochzeit sind die beiden jungen Frauen Gäste im Zarenpalast. Schon bald nach ihrer Ankunft begegnet Sophie Elisabeth jedoch dem attraktiven Leutnant Nikolai Danilowitsch und verliebt sich in ihn. Aber Nikolai, der bisher zur Leibwache gehörte, steht auf Zar Alexanders Abschussliste, weil er ein hinterhältiges Komplott gegen den Gouverneur von Russisch-Amerika entdeckt hat und verhindern will. Wegen seiner offenen Kritik an Zar Alexanders Vorgehen scheint Nikolais Schicksal besiegelt, und er wird festgenommen. Als Sophie Elisabeth erfährt, dass er aus dem Gefängnis fliehen konnte, lässt sie alles hinter sich und folgt dem Geliebten ohne Zögern in den wilden Osten des Landes.

Es geht alles sehr schnell, denn bei Sophie Elisabeth und Nikolai ist es Liebe auf den ersten Blick. Für den Geliebten gibt die junge Frau alles auf. Sie entsagt jeglicher Bequemlichkeit und begibt sich in die Wildnis. Auf ihrer Reise durch die Taiga erlebt sie vieles, was sich die im Luxus aufgewachsene Prinzessin noch vor kurzem nicht einmal in ihren kühnsten Träumen vorgestellt hatte. Sie wird mit vielen Gefahren konfrontiert und lernt Hunger und Kälte kennen. Christopher Ross beschreibt die Abenteuer der jungen Prinzessin in sehr lebendiger und fesselnder Weise. Die Geschichte zieht den Leser sehr schnell in ihren Bann. Man hofft, bangt und leidet mit der Protagonistin. Die detailreichen Schilderungen des Landes zeigen, dass der Autor hier gründliche Recherchearbeit geleistet hat, so dass man sich in viele Situationen sehr gut hineinversetzen kann. Aber manchmal kamen mir doch leise Zweifel, denn so manches, was Sophie Elisabeth erlebt, klingt doch sehr phantastisch. So ganz glaubwürdig fand ich es nicht, dass eine junge Frau, die bisher im puren Luxus aufgewachsen ist und sich keine Gedanken uns Überleben machen musste, plötzlich so allein und selbständig in der Wildnis Russlands zurecht kommen soll. Die Handlungen der Prinzessin waren manchmal allzu praktisch und zielsicher für eine Frau, die in den Bereichen, um die sie sich nun kümmern muss, bisher gar keine Erfahrung hatte. Andere ihrer Aktionen wirkten auf mich dann aber wieder unüberlegt und sehr spontan. Lange hat sich mir auch der Titel des Romans „Die Gesandte des Zaren“ nicht erschlossen. Es klärt sich am Ende auf, aber ich persönlich fand den Bezug doch ziemlich irreführend.
Dem Lesevergnügen tun diese Kritikpunkte jedoch keinen Abbruch, und wenn man sich auf die Geschichte einlässt, erlebt man einige spannende Schmökerstunden.

Der Beschreibung des Romans konnte ich entnehmen, dass dies wohl der erste Band einer neuen Saga um die Prinzessin Sophie Elisabeth ist. Man darf also neugierig auf weitere Abenteuer der Prinzessin sein.

⭐⭐⭐⭐


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