Lauscha im Jahr 1890: Nach dem
plötzlichen Tod ihres Vaters sind die drei Steinmann-Schwestern von
einem Tag auf den anderen auf sich gestellt. Bisher hatte der
verwitwete Joost Steinmann für alles gesorgt, und seine Töchter
führten ein sehr behütetes, sicheres Leben. Nun müssen Johanna,
Marie und Ruth selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Ein anderer
Glasbläser im Ort stellt sie als Arbeitsmädchen an, während Joost
Steinmanns Werkstatt still liegt. In Wilhelm Heimers Glasbläserei
verdienen die drei jungen Frauen kaum das Salz an die Suppe. Jede von
ihnen muss neue Wege beschreiten, um die Zukunft zu sichern. Während
Johanna ihr Glück bei einem Verleger in Sonneberg sucht und Ruth
einen Sohn Heimers heiratet, wagt die künstlerisch begabte Marie
etwas Außergewöhnliches. Bisher war die Glasbläserei eine reine
Männerdomäne, aber nun entwirft Marie heimlich kunstvollen
Christbaumschmuck und fertigt ihn in der Werkstatt ihres Vaters.
Wagt sie es anfangs nur verstohlen, die
Kugeln zu blasen, so kann sie es bald nicht mehr verheimlichen. Eine
glückliche Begegnung hat zur Folge, dass ein amerikanischer
Geschäftsmann von dem schönen Christbaumschmuck aus Lauscha
erfährt, und schon bald erhält Marie einen Großauftrag. Nun gilt
es, zu zeigen, was in den Steinmann-Schwestern steckt. Für diesen
Auftrag müssen sie perfekt zusammenarbeiten, denn hier geht es um
ihre Existenz, und es darf nichts dazwischen kommen, damit sie den
Liefertermin einhalten können.
Dies ist der erste Teil einer Trilogie,
in der es um die Glasbläser-Familie Steinmann geht. Das Umfeld für
die Handlung stellt größtenteils der kleine Glasbläserort Lauscha
in Thüringen dar, wobei Teile der Geschichte auch im nahen Sonneberg
spielen.
Man kann sich von Anfang an sehr gut in
die Steinmann-Schwestern hinein versetzen, für die sich alles von
einem Moment auf den anderen wandelt. Ihre Ängste und Sorgen hat die
Autorin sehr einfühlsam zum Ausdruck gebracht. In einer plastisch
und sehr realitätsnah geschilderten Umgebung, die unter anderem auch
mit starken Landschaftsbeschreibungen aufwarten kann, spielt sich
eine äußerst beeindruckende Geschichte ab. Die ärmliche, von
schwerer Arbeit geprägte Stimmung in dem kleinen Glasbläserort,
die Bemühungen der Schwestern, sich über Wasser zu halten, die fein
ausgearbeiteten Charaktere, das alles zusammen ergibt ein stimmiges
und realitätsnahes Bild vom Umfeld und von der damaligen Zeit, in
der die Geschichte spielt.
Die Ereignisse sind fesselnd von der
ersten bis zur letzten Seite. Dabei hat mir sehr gut gefallen, wie
die Entwicklung der drei Schwestern dargestellt ist. Es ist eine Zeit
der Gegensätze, denn es gibt Höhen und Tiefen, Fortschritte und
Rückschläge, Hoffnung und Mutlosigkeit, Schönes und Hässliches in
diesem wundervollen Roman, der einen mit in eine andere Welt und eine
andere Zeit nimmt.
Der Roman ist bereits im Jahr 2000
erschienen und wurde bisher mehrfach neu aufgelegt. Aus aktuellem
Anlass, pünktlich zur Ausstrahlung der Verfilmung, wurde „Die
Glasbläserin“ im November mit einem neuen, wunderschönen Cover
ausgestattet.
Nachdem ich den Roman nun gelesen
hatte, war ich neugierig auf die Umsetzung im Film. Er lief am
vergangenen Freitag bereits auf Arte und wird heute Abend im ZDF
ausgestrahlt.
Ich kann ihn nicht nur Fans von Petra
Durst-Bennings Romanen ans Herz legen, sondern eine allgemeine
Empfehlung aussprechen. Zwar wurde für die Film-Fassung einiges
geändert, denn immerhin müssen knapp 500 Buchseiten auf eine
Filmlänge von 90 Minuten reduziert werden, aber insgesamt erfolgte
die Anpassung sehr achtsam und feinfühlig und ohne die Aussage der
Geschichte zu verfälschen. Viele Szenen sind fast wortwörtlich
wiedergegeben.
Das Ende ist schlüssig, sowohl im Buch
als auch im Film, aber die Trilogie geht weiter, und ich freue mich
jetzt schon darauf, die „Steinmänner“ im zweiten Band wieder zu
treffen und sie ein Stück weit zu begleiten.
👍👍👍👍👍
Liebe Susanne,
AntwortenLöschenich habe die Trilogie schon vor langer Zeit gelesen, aber heute werde ich ZDF einschalten und mir die Verfilmung ansehen. Hoffentlich ist sie okay, denn meistens bin ich entt#uscht von Buchverfilmungen...
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina, ich bin gespannt, wie dir die Verfilmung gefällt. Wie schon oben erwähnt, musste viel gekürzt werden. Der gravierende Unterschied ist wohl, dass für die Filmversion aus den drei Steinmann-Schwestern zwei gemacht wurden. Da war ich auch anfangs skeptisch, aber es macht schon Sinn, sich hier auf die wesentlichen Handlungszüge zu konzentrieren, auch in Hinblick auf die Fortsetzungen, die ja vermutlich auch irgendwann verfilmt werden. Ich wünsche dir viel Spaß beim Schauen heute. Vielleicht schalte ich ja sogar auch nochmal ein. ;-)
LöschenHäufig ist die Film-Version sogar besser, als das Buch, auch wenn man immer das Gegenteil behauptet. Auch bei der Glasbläserin?
AntwortenLöschenHallo Mageia,
Löschenbesser würde ich nicht sagen, aber auf ihre Art ist die Verfilmung meines Erachtens wirklich sehr gelungen. Die Atmosphäre ist toll eingefangen, aber du wirst dir sicher selbst ein Bild machen. Ich würde mich freuen, anschließend deine Meinung zum Film zu erfahren.
Liebe Grüße
Susanne
Die Atmodphöare fand ich auch gut eingefangen. Dass es plötzlich nur zwei statt drei Schwestern sind, hat mich irritiert. Und der Schluss kam mir viel zu abrupt. So begeistert war ich ehrlich gesagt nicht...das Buch ist shcon viel besser.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
BOAH...Atmosphäre.....natürlich!!!
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