Die Geschichte der jungen Heldin
beginnt im Januar 1831. Amy Snow ist ein Findelkind. Als Baby wurde
sie ausgesetzt, und die zehnjährige Aurelia fand sie halb erfroren
im Schnee. Von da an wächst die Kleine im Herrenhaus Hatville Court
auf, und Aurelia, ihre Retterin, wird zugleich ihre beste Freundin.
Aber die Vennaways, Aurelias Eltern, wollen nichts von dem fremden
Kind wissen. Als Aurelia jung stirbt, steht Amy ganz allein und muss
das Herrenhaus noch am Tag der Beerdigung verlassen. Ein Brief, den
die geliebte Freundin ihr hinterlassen hat, führt sie auf eine
rätselhafte Reise quer durch England. An verschiedenen Stationen
warten Nachrichten auf sie, und Amy folgt dem vorgezeichneten Weg, um
Aurelias Vermächtnis zu erfüllen. Nach und nach kommt sie dabei
einem großen Geheimnis auf die Spur.
Mit Amy Snow hat die Geschichte eine
sanfte, zurückhaltende Heldin, die jedoch im Lauf der Zeit lernt,
sich durchzusetzen. Ihre Reise ist langwierig und mühsam. Angst und
Zweifel werden zu ständigen Begleitern der jungen Frau, denn ihr Weg
führt ins Ungewisse. Oft weiß sie nicht weiter und fragt sich,
wieso Aurelia ihr dies alles zumutet. Trotz aller Unsicherheiten
folgt Amy jedoch beständig den Spuren, die Aurelia für sie
hinterlassen hat, denn sie ist ihrer verstorbenen Freundin gegenüber
loyal und möchte unter allen Umständen deren letzten Willen
erfüllen. Dabei wächst sie über sich selbst hinaus und lernt ganz
neue Seiten an sich kennen. Auch trifft sie auf ihrem Weg viele
interessante Menschen, die alle in irgend einer Weise eine Verbindung
zu ihrer geliebten Freundin hatten. In gewissem Sinn ist dies also
auch ein Entwicklungsroman, denn vom schüchternen, unsicheren und
ein wenig naiven Mädchen, das nichts von der Welt kennt, reift Amy
zur selbstbewussten und selbstbestimmten jungen Frau heran, die ihren
eigenen Wert erkennt. Der Weg dahin wird von der Autorin in sehr
schöner und einfühlsamer Weise gezeichnet. Die gediegene Sprache,
die stets mit wohl gesetzten Formulierungen aufwarten kann und auch
die Art, wie gesellschaftliche Beziehungen hier gepflegt werden,
erinnert mich ein wenig an das Spätwerk von Jane Austen, auch wenn
Amy einige Jahrzehnte später lebt als die Protagonisten von Austens
Romanen.
Da er in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts spielt, ist es durchaus auch ein historischer Roman,
obwohl hier kaum geschichtliche Daten und Fakten eine Rolle spielen.
Aber man erfährt viel über das Leben und die Gepflogenheiten der
Menschen zur damaligen Zeit.
Amy Snow und ich haben eine schöne
Gemeinsamkeit, denn Amy liebt die Werke von Charles Dickens, und in
dieser Beziehung kann ich ihr nur uneingeschränkt zustimmen. Die
Art, wie sie über seine Romane schwärmt, ist regelrecht ansteckend
und wird vielleicht auch diejenigen, die bisher noch keinen Dickens
gelesen haben, dazu animieren, dies endlich einmal zu tun. „Die
Reise der Amy Snow“ ist ein eher ruhiger, unaufgeregter Roman. Er
liest sich angenehm, da er sprachlich viel zu bieten hat.
Trotz einiger Längen ist dies ein
Buch, das ich sehr gerne gelesen habe und auch jederzeit weiter
empfehlen kann.
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