Montag, 17. August 2015

Der Glanz von Südseemuscheln - Regina Gärtner


Sydney/Samoa 1914:
Die junge Deutsche Alma ist mit ihrem Mann Joshua und Sohn Max nach Sydney gezogen. Das Paar hat sich gemütlich eingerichtet, und während Joshua als Kapitän zur See fährt, schaltet und waltet Alma in ihrem Haushalt, bewirtschaftet einen Garten und bessert den Familienunterhalt mit ihrem schönen Schneiderarbeiten auf. Ihre Geschwister leben nach wie vor auf Samoa. Fritz und Mathilde planen, der hauseigenen Ananasplantage eine Konservenfabrik anzugliedern, um die frischen Früchte gleich vor Ort verarbeiten und konservieren zu können. All die schönen Pläne werden zunichte gemacht, als in Europa der Erste Weltkrieg ausbricht, denn auch die Kolonien sind betroffen. Als Samoa von den Neuseeländern besetzt wird, müssen alle Deutschen besondere Vorschriften erfüllen und immer mehr Einschränkungen hinnehmen. Almas Schwester Mathilde gerät in einen starken Gewissenskonflikt, denn sie verliebt sich, und der Mann ihrer Träume ist ausgerechnet auch ihr Feind.
Alma ergeht es in Sydney nicht besser, denn ihr Mann ist zwar Australier, aber besonders in den Zeiten, wenn er unterwegs ist, erfährt die junge Deutsche immer mehr Anfeindungen, und auch der gemeinsame Sohn gerät durch die Herkunft seiner Mutter immer wieder in Schwierigkeiten. Immer wenn Joshua zur See fährt, bangt Alma um ihn und befürchtet, er könne womöglich eines Tages nicht zurückkommen, denn der Krieg wütet heftig, überall auf den Weltmeeren.

Dieser Roman ist die Fortsetzung von Regina Gärtners Roman „Unter dem Südseemond“. Das Buch kann jedoch auch gelesen werden, wenn man den ersten Teil nicht kennt, da es immer wieder Hinweise auf die Vergangenheit und die damaligen Zusammenhänge gibt, die für den Handlungsverlauf wichtig sind. Für alle, die den ersten Band gelesen haben, gibt es ein Wiedersehen mit vielen „alten Bekannten“. Der Zeitraum der Handlung umfasst 4 ½ Jahre und beinhaltet damit den kompletten Verlauf des 1. Weltkriegs.
Der Autorin ist es auch diesmal wieder hervorragend gelungen, die Leichtigkeit des Südseeparadieses in schillernden Farben zu schildern, dabei aber auch die großen Probleme und Einschränkungen darzustellen, unter denen die deutschen Einwanderer sowohl in Australien als auch auf Samoa leiden. Der Kontrast zwischen landschaftlicher Schönheit und politischen Problemen, die das Leben ungemein erschweren, ist krass, erscheint aber gerade deshalb sehr realistisch. Jeder Deutsche, mochte er auch noch so unpolitisch und friedliebend sein, wurde als Staatsfeind Nummer Eins behandelt und persönlich für die Gräueltaten des Krieges verantwortlich gemacht. Besonders für Mathilde ist dies eine schwere Zeit, denn als sie beginnt, bei einem Neuseeländer als Haushälterin zu arbeiten, werden die Anfeindungen ihr gegenüber noch stärker als zuvor, und sie wird bösartig beschimpft. Ihr Bruder Fritz fällt der Willkür der Neuseeländischen Besatzungsmacht zum Opfer und wird unschuldig inhaftiert. Das Südseeparadies wird für die Deutschen immer mehr zur Hölle. Man hofft und bangt mit den Protagonisten, dass sich bald alles zum Guten wenden möge, dabei weiß man ja in diesem Fall bereits mehr als die Menschen im Roman, nämlich dass der Krieg viel länger dauert als alle vermuten. Trotz des Kummers und der Probleme, die der Krieg mit sich bringt, gibt es auch schöne Momente für die Menschen, und manch einer findet gerade in dieser schweren Zeit sein Glück. Wer nun glaubt, dass der Titel und das Cover für die beschriebene Handlung zu romantisch gewählt seien, dem kann ich versichern, dass dem nicht so ist, denn im Verlauf der Geschichte erfährt man den direkten Zusammenhang, der sich zum Buchtitel ergibt, und der hat mir sehr gefallen.

Regina Gärtner hat hier eine große Brücke geschlagen, welche die traumhaften Landschaftsbeschreibungen mit der sehr realistischen Handlung verbindet. „Der Glanz von Südseemuscheln“ ist bestens gelungen und absolut lesenswert, ein fesselnder Roman, dramatisch, aufwühlend und authentisch.



1 Kommentar:

  1. Ach, ich habe noch Teil 1 im SuB Regal stehen....seufz! Langsam sollte ich wirklich aufhören enue Bücher zu kaufen/anzufordern/auszuleihen.....
    Liebe Grüße
    Martina

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