Eva lebt und arbeitet in Hamburg. Man könnte sagen, sie lebt
für ihre Arbeit, im Labor des Landeskriminalamts, denn in der Liebe hatte sie
bisher kein Glück. Ihr früherer Nachbar Georg, in den sie schwer verliebt war
und immer noch ist, heiratete ihre Schwester Milena, nicht ahnend, was das für
Eva bedeutete. Doch nach der Geburt von Emil währte das Glück der kleinen
Familie nicht lange, denn bald darauf erkrankte Milena schwer und starb. In der
folgenden Zeit versuchte Eva, Georg und ihrem kleinen Neffen Stütze und Trost
zu sein, immer auch ein wenig mit dem geheimen Wunsch, Georg möge die Frau in
ihr sehen, nicht nur die hilfsbereite Schwägerin.
Fünf Jahre nach Milenas Tod erfährt Georg zufällig, dass er
nicht der leibliche Vater von Emil sein kann. In seiner Verunsicherung bittet
er Eva um Hilfe. Er möchte nach Italien reisen, um den wahren Vater ausfindig
zu machen, denn dort war Milena für Filmaufnahmen, kurz bevor sie ihren Mann kennenlernte.
Eva ist skeptisch, ob sich nach der langen Zeit wirklich
noch etwas über Emils Herkunft herausfinden lässt, aber sie willigt ein, ihren
Schwager zu begleiten, und so brechen sie nach Italien auf, zusammen mit Emil
und Georgs Mutter Helga.
Die kleine Reisegruppe hat einen langen Weg vor sich, der
sie bis nach Apulien führt. Bis sie dort ankommen, geschieht sehr viel, und die
Sichtweise aller Beteiligten verändert sich stark. Sie entdecken ganz neue
Seiten aneinander, um am Zielort dann noch so manche Überraschung zu erleben.
Während der Reise durch ganz Italien, die ich im Geiste
mitgefahren bin, habe ich die Protagonisten lieb gewonnen.
Da ist zuerst einmal Eva, die ewig Verzichtende, hoffnungslos
Verliebte, die sich immer für alles und jeden verantwortlich fühlt, sich aber im
Lauf der Fahrt nach und nach dem Leben öffnet und erkennt, was sie wirklich
will.
Georg kann nicht aus seiner Haut. Man merkt auch fünf Jahre
nach ihrem Tod, dass Milena, die er sehr geliebt, ja vergöttert hat, immer noch
sehr viel Raum in seinem Herzen einnimmt. Daneben ist dort nicht mehr viel
Platz, aber Emil liebt er ebenfalls sehr, auch nachdem er erfahren musste, dass
der Junge nicht sein leiblicher Sohn ist. In dem Bestreben, ihm gleichzeitig
Vater zu sein und die Mutter zu ersetzen, übertreibt er es oft ein wenig mit
seiner Fürsorge. Aber nach allen, was er erlebt und erfahren hat, man kann ihn
gut verstehen.
Emil wird als sehr hübscher Junge beschrieben, der seiner
Mutter anscheinend wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Anfangs wirkt er
verschlossen und in sich gekehrt, und Eva gegenüber gibt er sich gerne ein
wenig ablehnend. Aber auch ihn verändert diese Reise, bei deren Verlauf er Tag
für Tag auf den Spuren seiner geliebten Mama wandeln kann und bald erkennt,
dass auch seine Tante eigentlich gar nicht so übel ist. Im Lauf der zwei
Wochen, die sie miteinander unterwegs sind, verändern sich Verhältnis und das
Verständnis zueinander total.
Georgs Mutter, die exzentrische Helga, die selbstbewusste
Frau mit der bewegten Vergangenheit, die auf keinen Fall mit „Oma“ angesprochen
werden möchte, ist immer wieder für Überraschungen gut. Evas gibt das
distanzierte Verhalten ihr gegenüber mit der Zeit auf, und einige gemeinsame
Erfahrungen lassen die ältere Frau für sie in einem neuen Licht erscheinen.
Während ihrer Suche treffen die Vier alte Freunde und
Kollegen von Milena wieder, und sie lernen neue Leute kennen, allesamt
interessante Charaktere, manche mehr, manche aber auch weniger sympathisch.
Man kann sich in diesen Roman fallen lassen, kann mit den
Protagonisten hoffen und bangen, lachen und weinen. Es ist eine Geschichte der
Selbstfindung, der komplizierten Gefühle, der Offenbarungen, der Trauerbewältigung
und des sich bewusst Werdens. Daneben aber ist es auch eine Hommage an Italien,
dieses wunderbare Land, das so reizvolle Plätze und ganz viel Atmosphäre
besitzt.
Nur allzu gerne lässt man sich davon verzaubern und gerät
beim Lesen immer wieder ins Träumen.
Schon das Bild auf dem Umschlag ist die pure Verlockung, der
man nur allzu gerne erliegt. Stefanie Gerstenberger ist es mit ihrem vierten
Roman wieder hervorragend gelungen, mich zu begeistern und zu fesseln und mir die
Schönheit weiterer italienischer Orte nahe zu bringen.
Wer auf den Geschmack gekommen ist, mehr über die besuchten Orte und die italienischen Gerichte erfahren möchte, sollte unbedingt auf der Homepage von Stefanie Gerstenberger vorbeischauen. Dort gibt es einen Reisebericht zu "Orangenmond", mit vielen ergänzenden Fotos, Tipps und leckeren Rezepten.
Oh das hört sich toll an und da könnte man den Sommer glatt ein bisschen zurückholen bei diesem miesen Wetter!!!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
Ich habe mir am Samstag das Hörbuch runtergeladen und freue mich schon tierisch darauf. Auch wenn die Geschichte sich immer relativ ähneln, ich habe bisher jedoch Buch sehr genossen.
AntwortenLöschenIch mag einfach den Bezug zu Italien, den bildhaften Schreibstil und auch die Charaktere haben meist ihre Ecken und Kanten. Leichte, aber immer sehr schöne Unterhaltung.