Der Roman beginnt im Jahr 955, mit der Schlacht auf dem
Lechfeld, wo Sachsenkönig Otto mit seinem Heer siegreich gegen die Magyaren
kämpft.
Thankmar von Mersburg trachtet seinem Onkel nach dem Leben
und möchte König Otto stürzen, in dem Bewusstsein, selbst der wahre Thronerbe
zu sein. Die allgemeine Verwirrung während der Gefechte nutzt er für sein
Vorhaben. Aber der Mordversuch schlägt fehl, und der Onkel „verbannt“ ihn,
indem er ihm Ländereien weit im Norden, in der dänischen Mark, unterstellt.
Ständig beseelt von der Sucht nach Macht, streift Thankmar mit seinen
Gefolgsmännern, den so genannten „Blutmänteln“, durchs Land und schikaniert die
Bevölkerung. Eifrige Unterstützung erfährt er dabei von Bischof Poppo, der mit
aller Gewalt gegen die alten Götter des Nordens vorgeht und die Einwohner
christianisieren will. Die meisten Menschen haben Angst vor Thankmar und seinen
Männern, aber er hat auch Feinde, die ihm die Stirn bieten. Da ist einerseits
die Seherin Velva. Unter dem Vorwand, sie sei eine Heidin und gefährlich dazu,
lässt Thankmar sie verurteilen. Nach seinem Willen sollen sie und ihre drei
Kinder sterben, aber als sie die Wasserprobe überlebt, wird sie für vogelfrei
erklärt. Bevor sie mit den Zwillingen Aki und Asny und der kleinen Gyda in den
Wäldern verschwindet, verflucht sie Thankmar mit dem mystischen „Lied des
Todes“. Velvas Sohn Aki schwört, seine Familie eines Tages zu rächen. Er ist
nicht der einzige erbitterte Gegner des Markgrafen. Da gibt es auch noch den
schweigsamen, dunklen Krieger Hakon. Thankmar hat Hakons Volk überfallen und
seine Frau brutal umgebracht. In Begleitung seines treuen Raben macht sich
Hakon auf, den Mörder seiner geliebten Thora zu stellen und zur Strecke zu
bringen.
Thankmar geht bei seinem Bestreben, König Ottos Thron zu erringen,
buchstäblich über Leichen. Seit ihn die Seherin mit ihrem mächtigen Fluch
belegt hat, wird er regelmäßig von Sinnestäuschungen und Anfällen heimgesucht,
die ihn langsam aber stetig in den Wahnsinn treiben. In seinem Gefolge hat er
einige Fieslinge, die gegen jeden mit brutaler Härte vorgehen, der sich ihnen
oder dem Grafen in den Weg stellt. Neben vielen unsympathischen Charakteren
gibt es in diesem Roman aber auch einige sehr liebenswerte Protagonisten. Die
Zwillinge Aki und Asny sind mir im Lauf der Handlung sehr ans Herz gewachsen. Auch
Ketil, der Mönch, der durch seine riesige Statur und seine Bärenkräfte sehr
gefährlich wirkt und auch werden kann, hat etwas Anrührendes, wenn es darum geht, Menschen zu
beschützen, die er lieb gewonnen hat.
Mein persönlicher Lieblingscharakter ist Hakon,
der dunkle Normannenkrieger, der verzweifelt versucht, den Willen seines Vaters
zu erfüllen und seine Frau zu rächen, dabei aber vom Unglück verfolgt wird und
oft das Gegenteil von dem erreicht, was er ursprünglich geplant hatte. Nur gut,
dass er stets von seinem treuen Raben begleitet wird, der ihm mehrfach zur
Hilfe kommt.
Die Handlung gliedert sich in mehrere Erzählstränge, die
sich mehrfach annähern und wieder trennen, aber zuletzt zum absoluten Showdown
zusammenlaufen. Gekonnte Szenenwechsel, immer genau an der richtigen Stelle,
sorgen dafür, dass man am liebsten gar nicht mehr aufhören möchte, zu lesen. Es
werden einige brutale Szenen geschildert, bei denen schon mal Köpfe rollen und
Finger verloren gehen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es zur damaligen
Zeit ähnlich abgelaufen ist. Die Schlachten und Überfälle wurden erbarmungslos
ausgeführt. Für die Menschen dieser Zeit war es ein steter Kampf ums Überleben.
Auf der Basis einiger tragischer historischer Ereignisse,
die hier in eine faszinierende Geschichte eingebunden wurden, ist ein
großartiger und perfekt recherchierter historischer Roman entstanden, der
durchweg gute Unterhaltung bietet und keinerlei Längen aufweist. Es sind 640
Seiten, prall gefüllt mit dramatischen Abenteuern und packenden, bildgewaltigen
Schilderungen, die einen so schnell nicht mehr loslassen.
Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.
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