Frankfurt im Jahr 1792:
Die kürzlich verwitwete Theda Geisenheimer hat alle Hände
voll zu tun, denn sie muss sich nicht nur um das Handelshaus kümmern, sondern
auch noch um die Zukunft ihrer drei Kinder sorgen. Ihr ältester Sohn, Jago,
fühlt sich zum Dichter berufen und lebt in seiner eigenen Traumwelt, stets auf
der Suche nach seiner „Muse“. In dem Schankmädchen Erato scheint er sie
gefunden zu haben. Aber auf Bestreben seiner Mutter soll er, zu Gunsten guter
geschäftlicher Verbindungen, Barbara Allberger heiraten. Wird sich Erato mit
dem zweiten Platz, hinter Jagos Ehefrau, zufrieden geben? Stefan, der jüngere
Sohn, glaubt an den Gedanken der Revolution, die in Frankreich in vollem Gange
ist und deren Auswirkungen auch schon in Deuschland spürbar werden, und
Friederike, die Jüngste, hat sich gerade rettungslos verliebt. Theda selbst hat
alle Illusionen hinter sich gelassen. An romantische Gefühle und das Glück
glaubt sie schon lange nicht mehr. Ausgerechnet der Mann, der ihre erste und
einzige Liebe war und der sie bitter enttäuscht hat, macht ihr nun einen
Antrag.
Als im Oktober französische Truppen die Stadt einnehmen und
massive Forderungen stellen, gerät das Unternehmen der Geisenheimers und damit
auch die Existenzgrundlage von Thedas Familie in Gefahr.
Obwohl das vorliegende Buch der dritte Teil einer
mehrbändigen Familiensaga um die Familie Geisenheimer ist, kann man den Roman
durchaus für sich alleine lesen, denn die Handlung ist in sich abgeschlossen
und spielt in einem viel späteren Zeitabschnitt, als die vorherigen Bände.
Ein Umstand war für mich bei diesem Roman anders, als bei den
Büchern, die ich bisher von Ines Thorn kannte: Die Protagonistin war mir von
Anfang an nicht sonderlich sympathisch, und auch im Lauf der Geschichte konnte
ich mich nicht für sie erwärmen. Dies sagt jedoch nichts über die Qualität des
Geschriebenen aus, denn ein Roman kann durchaus gut sein, auch wenn man die
Helden nicht sonderlich mag. Für Thedas Handeln und Denken hat mir häufig das
Verständnis gefehlt, aber im weiteren Verlauf der Geschichte wird deutlich,
dass diese negative Charakterisierung durchaus wichtig für die Dramaturgie und von
der Autorin gewollt ist. Thedas Tochter Friederike ist mir dafür umso mehr ans
Herz gewachsen. Mit ihr gibt es eine sehr berührende Szene im Buch, wo das
Mädchen Abschied von der Kindheit nimmt. Sie hat es nicht leicht, denn ihre
Mutter führt ein eisernes Regiment, über das Handelshaus und auch über ihre
Familie. Man hat das Gefühl, dass Theda keine Liebe mehr empfinden und auch
nicht geben kann. Mit Kritik spart sie dagegen nicht. Theda hat ihre eigene
Art, ihre Interessen durchzusetzen und geht dabei quasi „über Leichen“, wenn es
sein muss.
Der Schreibstil des Romans ist flüssig, gut und
eindrucksvoll, wie gewohnt. Leider bleibt am Ende einiges ungeklärt, worüber
ich gerne ausführlicher gelesen hätte. Da der Folgeband erst ca. 35 Jahre
später spielt, wird man wohl auch dort nichts mehr über das weitere Schicksal
von Thedas Kindern erfahren.
„Die Kaufherrin“ ist nicht mein absoluter Favorit unter den
Büchern von Ines Thorn, aber der Roman ist trotzdem auf jeden Fall sehr
lesenswert, besonders wenn man die Schreibweise der Autorin schätzt.
Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
******************Wichtiger Hinweis!!!**********************************
Ab dem 25. Mai 2018 gilt auch in Deutschland die Datenschutzgrundverordnung (DS-GVO).
Mit Abgabe eines Kommentars erklärst Du Dich einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.
Beim Setzen eines Hakens für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärst Du Dich ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.
Weitere Informationen findest Du hier:
Google Datenschutzerklärung
meine Datenschutzerklärung
Bei Fragen wende Dich bitte an klusi56@googlemail.com