Montag, 30. April 2012

Seidenweg - Aygen-Sibel Çelik

Klappentext
Auf der Suche nach einer Zukunft: Sinem ist Deutschtürkin, bereitet sich zielstrebig auf das Abi vor, ist das, was als "gut integriert" bezeichnet wird. Doch sie ist es leid: Immer diese Debatten, über sie und ihresgleichen, manchmal Hetze. Auch ihr neuer Deutschlehrer macht da mit und benotet sie außerdem ungerecht. Noch dazu verändert sich ihr Vater mutiert er gar zu einem türkischen Klischee-Patriarchen? Auf einmal sind nicht nur ihre Noten, sondern auch ihre Freiheit gefährdet. Sie überlegt, nach der Schule in die Türkei zu gehen, ein Land, das sie kaum kennt..

Meine Meinung:
Sinem versteht die Welt nicht mehr. Ihr sonst so freundlicher und toleranter Vater verhält sich plötzlich völlig anders, als er beobachtet, wie sich seine Tochter mit einem jungen Mann auf der Straße unterhält. Er befiehlt ihr, sofort ins Haus zu kommen. Die Ich-Erzählerin fragt sich, was in ihn gefahren ist, dass er so reagiert, wo sie sich gerade ein wenig in den attraktiven Bela verliebt hat und ihn nur allzu gerne wieder treffen möchte. Aber die Veränderung im Benehmen ihres Vaters ist nicht ihr einziges Problem. Nach einem Lehrerwechsel bekommt die strebsame und ehrgeizige Schülerin, kurz vor dem Abitur, plötzlich nur noch schlechte Zensuren in Deutsch. Bald regt sich in Sinem der Verdacht, dass Herr Brink, der neue Lehrer, nicht gerecht und objektiv beurteilt.
Sinem ist in Deutschland geboren, es ist ihr Zuhause. Die Türkei, woher ihre Großeltern vor vielen Jahren kamen, ist ihr weitgehend fremd und nur durch Urlaubsreisen und Verwandtenbesuche ein wenig bekannt . Obwohl sie sich in Deutschland wohl und heimisch fühlt, bekommt sie häufig Anfeindungen und Fremdenhass zu spüren. Die junge Frau muss für sich einen Weg finden, mit den Problemen fertig zu werden und ihre Zukunft zu planen. Wie Sinem mit der Situation umgeht, was sie denkt und empfindet, hat die Autorin in sehr feinfühliger Weise und doch sehr nachdrücklich beschrieben.
Zwischendurch sind mehrere Kapitel aus der Sicht des Vaters eingefügt. Er erinnert sich, wie es früher war, wie er als Kind mit seinen Eltern nach Deutschland kam, wie sein Vater um seine Existenz und für das Wohl der Familie kämpfen musste und welche Ungerechtigkeiten er selbst als Jugendlicher erfahren hat. Auch über seine Frau und seine Kinder denkt Alââddin nach. Je mehr man über ihn erfährt und von seinen Ängsten und Sorgen liest, umso besser begreift man, wieso er sich seiner Tochter gegenüber plötzlich so streng verhalten hat.
„Seidenweg“ ist ein Buch, das an vielen Beispielen zeigt, wie falsch es ist, Pauschalurteile zu fällen. Man kann nicht ein ganzes Volk für die Fehler oder das Verhalten Einzelner verantwortlich machen und alles über einen Kamm scheren.
Das Buch ist nicht nur für Jugendliche interessant, denn letztendlich betrifft das Thema uns alle, egal welcher Nation, Gesinnung oder welcher Religion wir angehören und wie alt wir sind. Dieser Roman gibt wertvolle Denkanstöße und bietet eine gute Gesprächsgrundlage, vielleicht auch als Schullektüre. Er plädiert für gegenseitiges Kennenlernen, Akzeptanz und Verständnis. Ich wünsche dem Buch eine möglichst große Verbreitung und eine vielfältige Leserschaft, damit die „Brinks“ dieser Welt mit ihrer Engstirnigkeit keine Chance haben.


Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an die Verlagsgruppe Ueberreuther

3 Kommentare:

  1. Hey,
    deine Rezension gefällt mir gut. Du verrätst nicht zu viel von dem Buch und deine Meinung ist für mich trotzdem nachvollziehbar.

    Ich glaube ich hab die Autorin des Buches mal persönlich kennen gelernt. Wenn ich mich nicht täusche, hat sie das Buch "Seidenhaar" geschrieben und war somit vor, ich glaube drei Jahren, bei uns an der Schule und hat aus dem Buch gelesen.
    Kann es sein, dass "Seidenweg" die Fortsetzung davon ist?

    Mal schauen, ob ich in dieses Buch reinlese.

    liebe Grüße

    Emma

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  2. @Emma, ja, du hast Recht, es ist die Fortsetzung zu "Seidenhaar", wobei ich das erste Buch nicht kenne, mich aber sehr gut in der Geschichte zurecht gefunden habe.
    Aber mein Interesse ist geweckt, und irgendwann werde ich sicher auch "Seidenhaar" noch lesen.
    LG
    Susanne

    AntwortenLöschen
  3. Hey,
    also wenn ich ehrlich sein soll, würde ich jetzt nicht behaupten, dass sich der erste Teil lohnt. Ich fand das Buch sehr dünn und stellenweise konnte ich die Handlungen der Hauptfiguren nicht nachvollziehen.

    liebe Grüße

    Emma

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