Franz Josef Kogler ist, als ältester von 8 Söhnen, in einer Osttiroler Bergbauernfamilie aufgewachsen. Es ist eine ganz eigene Welt, die er in „Rauhe Sonnseite beschreibt.
Das Tagewerk war hart und die vorhanden Gerätschaften nicht sehr zahlreich, sondern häufig nur behelfsmäßig. Oft musste ein Werkzeug geliehen werden. Nachbarschaftshilfe war zur damaligen Zeit ganz selbstverständlich, und wenn es darum ging, das Feld zu bestellen oder die Ernte einzubringen, oft im Wettlauf gegen das Wetter, arbeiteten alle zusammen, so gut es eben möglich war. Auch die Kinder hatten bereits ihre Pflichten, denen sie manchmal mehr, manchmal weniger engagiert nachkamen.
Mit der gelassenen Distanziertheit des Erwachsenen blickt der Autor auf seine Kinderzeit zurück. Ein wenig wehmütig, manchmal fast schwärmerisch, doch durchaus auch mit kritischen Tönen schildert er Begebenheiten aus dem bäuerlichen Alltag. Verwöhnt wurden die Kinder ganz sicher nicht. Der Schulweg zog sich beschwerlich und lang und war besonders im Winter eine Herausforderung. Die Kleidung war unbequem und musste aufgetragen werden, bis es nicht mehr ging. Das Essen war einfach und versprach nicht gerade große kulinarische Erlebnisse. Wenn zu speziellen Gelegenheiten oder Feiertagen besondere Leckerbissen gebacken wurden, lauerten die Kinder schon darauf, eventuell das eine oder andere missglückte Teilchen zu erhaschen. So recht zufrieden waren sie wohl selten mit ihrem Anteil, wie der Erzähler mit einem Augenzwinkern versichert.
In vielen kleinen, wohl geordneten Kapiteln hat der Autor seine Kindheitserinnerungen liebevoll zusammengetragen.
Da geht es um die Menschen in seiner Umgebung, ein großer Abschnitt beschäftigt sich mit den anfallenden Arbeiten, die zu den unterschiedlichen Jahreszeiten im Haus und auf dem Feld getan werden mussten.
Die Naturverbundenheit, das innige Verhältnis zum Land, zu den Tieren und Pflanzen, ist sehr eindrucksvoll wiedergegeben. Hier ein Zitat, das mich besonders berührt hat: „Ich kostete die selbstverständliche Vertrautheit der Landschaft aus, die um mich war, seit ich wusste. Sie sank in meine junge Seele hinein und rührte sie an, ich wurde verwandelt von ihr und hätte nicht sagen können, auf welche Weise es geschah.“
Einen großen Raum nahm das religiöse Leben ein. Die Menschen erlebten den kirchlichen Jahreskreis mit seinen großen und kleinen Festen sehr intensiv. Die Selbstverständlichkeit des Glaubens, tief verwurzelt und ganz natürlich in den Alltag integriert, ist so ganz anders, als wir es heutzutage kennen. Darüber hat der Autor Nachdenkliches und auch Humorvolles zu berichten. Seine Schilderungen bringen uns heute noch den Zauber der alten Zeit nahe.
Sehr gewünscht hätte ich mir eine Begriffserklärung im Anhang, denn es kommen immer wieder Ausdrücke im Text vor, unter denen ich mir nicht gleich etwas vorstellen konnte. Noch nie zuvor hatte ich beispielsweise etwas von „Niegelen“ oder „Einem Stock Strauben“ gehört. Dank Wikipedia bin ich jetzt klüger, denn es hat mich gleich gereizt, die Wörter nachzuschlagen. Bei beiden Bezeichnungen handelt es sich um Fettgebackenes. Während Niegelen kleine frittierte Teigkugeln sind, sieht ein Stock Strauben fast ein wenig wie ein gebackenes Nest aus.
Dieses Buch war eine ganz besondere Lektüre, die mich fasziniert und beeindruckt hat, da sie von einem Zeitzeugen verfasst wurde. So könne wir uns auch heute, über hundert Jahre später, noch ein vielfältiges und deutliches Bild vom damaligen Leben machen.
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