Montag, 18. Oktober 2010

Der Minnesänger - Tim Pieper



* * * * *
So ähnlich könnte er wirklich gelebt haben: Hartmann von Aue, 1160 als zweiter Sohn eines unfreien Dorfschulzen und einer Heilerin geboren. Der Vater Dankwart steht im Dienst des Herzogs von Zähringen, und als er diesem im Schlachtgetümmel das Leben rettet, gewährt ihm Berthold einen Wunsch. Dankwart wählt für die Zukunft seines Zweitgeborenen, er möchte, dass dieser eine Klosterschule besuchen darf.
Das strenge Leben im Kloster ist hart für den intelligenten Jungen aus einem liebevollen Elternhaus, der jederzeit für Gerechtigkeit und Freiheit einsteht. Als er von einem fahrenden Musikanten das Harfenspiel lernt und sich in seiner freien Zeit immer häufiger der Musik und dem Gesang widmet, hat das für ihn dramatische Konsequenzen. Aber diese Erlebnisse prägen ihn für’s Leben. Als Hartmann über die Pfingsfeiertage nach Hause kommt, trifft er seine Freundin Judith aus Kindertagen wieder. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Liebe, und sie verabreden sich für Hartmanns nächsten Besuch, zum Osterfest im Jahr darauf.Judith wartet vergebens. Sie ist unsicher und verwirrt und willigt schließlich in eine von ihrer Mutter arrangierte Hochzeit ein. Zu spät entdeckt sie das wahre Wesen ihres Ehemanns August, und es beginnt eine wahre Leidenszeit für die junge Frau. Hartmann ist bestürzt, als er von Judiths Heirat erfährt, denn nun ist sie unerreichbar für ihn geworden.
Über das wahre Leben Hartmanns von Aue ist nur wenig bekannt. Aus den spärlichen Quellen und Hinweisen hat Tim Pieper eine wunderbare, lebendige Geschichte geschaffen. Reale historische Daten und Ereignisse hat er mit seiner Fiktion zu einer perfekten Einheit verbunden, der man in ihrer Leichtigkeit die sicher aufwändige Recherche nicht anmerkt. In seinem Debütroman erzählt er von Liebe, Ehre und Treue, aber auch von Hass und Verrat.Das Leben eines Minnesängers zur damaligen Zeit war wohl bei weitem nicht so romantisch, wie wir uns das heutzutage vorstellen. Der Autor beschreibt Hartmann als Ritter, Diplomat und Berater, dessen Dichtkunst nicht nur der Freude diente, sondern auch als Spielball in der Politik eingesetzt wurde.Mit Judith hat das Buch eine starke weibliche Protagonistin, die gegen das ihr wiederfahrene Unrecht aufbegehrt und sich zur Wehr setzt. Im Mittelpunkt des Romans steht ihre Liebe zu Hartmann, die so aussichtslos erscheint. „Der Minnesänger“ ist für mich jedoch kein reiner Liebesroman, sondern ein farbenprächtiger, sehr schön zu lesender und spannender historischer Roman, der die Faszination des Hochmittelalters förmlich greifbar macht.


Mittwoch, 13. Oktober 2010

Was bisher geschah: Eine kleine Weltgeschichte - Loel Zwecker




Klappentext:
Loel Zwecker nimmt uns mit auf eine rasante Reise durch die Menschheitsgeschichte – von den ersten Schriftkulturen in Ägypten, Mesopotamien und Palästina über die europäische Antike, die Hochkulturen Asiens, das Mittelalter bis in die Welt unserer Tage. Originell, klug und überaus unterhaltsam beleuchtet er dabei die vergangenen Epochen rund um den Erdball. Es gibt viel zu entdecken!


Meine Meinung:
Loel Zwecker nimmt seine Leser mit auf eine Zeitreise, vom Anbeginn der Menschheitsgeschichte bis in die Gegenwart. Es ist spannend und informativ zugleich, ihm auf den Spuren unserer Ahnen zu folgen. So viel Stoff in einem Buch mit knapp 400 Seiten unterzubringen, war sicher keine Kleinigkeit. Aber es ist Herrn Zwecker gelungen, in kurzen Kapiteln mit aussagekräftigen Überschriften das Wesentliche zu erfassen und so auch "Geschichtsmuffeln" einen guten Überblick zu verschaffen. Der Autor spannt den Bogen von alten Kulturen zur Gegenwart und stellt dabei interessante Vergleiche an. Die Sprache seiner Ausführungen ist modern, und er verwendet aktuelle Begriffe für seine teils amüsanten und doch nachvollziehbaren Gegenüberstellungen. So bezeichnet er beispielsweise den Nil, die Hauptverkehrsader des alten Ägypten, als "Information Highway" oder vergleicht alte Höhlenmalereien mit moderner Graffity. Auf eine sehr vergnügliche Art gewinnt der Leser intensive und gut verständliche Einblicke in das Leben und die Ereignisse der verschiedenen Epochen. So manche Redewendung, die man heute gedankenlos anwendet, gewinnt mit dem Hintergrundwissen erst richtig Sinn.

"Was bisher geschah" ist kein Buch, das man in einem Stück durchliest. Zumindest mir ging es so, dass ich es Kapitelweise genossen habe, immer mit etwas Zeit dazwischen, um das neue Wissen setzen zu lassen, denn so viel geballte Geschichte im Zeitraffer kann man gar nicht mit einem Mal aufnehmen. Das ausführliche Register im Anhang finde ich in diesem Zusammenhang sehr hilfreich, denn so kann man dieses handliche Büchlein immer wieder zur Hand nehmen, um das eine oder andere Ereignis noch einmal nachzuschlagen. Loel Zwecker's kleine Weltgeschichte erhebt ganz sicher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dafür gibt es ausführlichere und spezielle Werke. Es ist auch bestimmt keine Wissensquelle für Historiker, denn denen wäre es wahrscheinlich zu oberflächlich. Aber es ist eine tolle Möglichkeit, vergessenes Wissen auf vergnügliche Weise wieder zu entdecken und neues dazu zu gewinnen.

Vielen Dank an
für das überlassene Rezensionsexemplar.

Montag, 4. Oktober 2010

Liebe wider Willen / Im Bann der Leidenschaft - Amanda Quick


Klappentext:
So eine dumme Ausrede hat die verführerische, kluge Lavinia Lake noch nie gehört. Behauptet doch dieser gut aussehende Fremde, der da in ihr Antiquitätengeschäft in Rom platzt, dass er von einem Killer verfolgt wird, der jedoch angeblich für sie bestimmt ist. Verblüffenderweise schafft es dieser selbst ernannte Spion Tobias March, Lavinia solche Angst einzujagen, dass sie sich kommentarlos nach London zurückverfrachten lässt. Dort allerdings gelüstet es jemanden tatsächlich nach ihrem Blut - und schon wieder eilt ihr dieser unmögliche Tobias March zu Hilfe...


Klappentext:
Diskretion garantiert!
Lavinia Lake ist schön, klug – und unheilbar neugierig. Was liegt näher, als in London eine Agentur für „diskrete private Ermittlungen“ zu eröffnen. Doch gleich bei ihrem ersten Fall kommt sie einem mordlustigen Betrüger in die Quere. Die Angelegenheit könnte schlimm enden, wenn da nicht der gut aussehende Tobias March wäre, der ihr stets in größter Not beisteht. Denn nichts liegt ihm so sehr am Herzen wie Lavinias Glück …

Meine Meinung: * *

Die beiden oben genannten Bände spielen in zeitlicher Reihenfolge nacheinander. Das ist auch einer der Gründe, warum ich die Bücher zusammen bespreche. Unglücklicherweise hatte ich zuerst mit "Im Bann der Leidenschaft" angefangen. Von Anfang an hatte ich das Gefühl, etwas verpasst zu haben, denn es gab immer wieder Anspielungen auf frühere Ereignisse und Personen, von denen ich nichts wusste. Meine Recherchen haben dann ergeben, dass es sich um den zweiten von drei zusammenhängenden Romanen handelt. Band 1 ist "Liebe wider Willen". Da ich dieses Buch ebenfalls besitze, habe ich also gewechselt und die Geschichte von Lavinia Lake und Tobias March von Anfang an gelesen. Ich habe zwar dann die Zusammenhänge besser verfolgen können und verstanden, aber leider muss ich sagen, dass ich von diesen Büchern nicht begeistert bin. Vermisst habe ich die amüsanten Wortgefechte der Protagonisten, für die Amanda Quick normalerweise bekannt ist und die mir auch aus ihren früheren Romanen in Erinnerung sind. Zwischen Lavinia und Tobias entspinnen sich zwar häufig ellenlange Dialoge, aber diese sind alles andere als kurzweilig. Die beiden Liebenden, die gleichzeitig auch Geschäftspartner sind, beißen sich regelmäßig an einem Thema fest und zerreden dieses dann regelrecht in Stücke. Wiederholungen in der Ausdrucksweise und auch im Handlungsverlauf sind fast auf jeder Seite zu finden, wenn beispielsweise Tobias in regelmäßigen Abständen sein schmerzendes Bein reibt oder Lavinias Haushälterin wieder einmal Rosinen kaufen geht. Dies sind nur zwei Beispiele von vielen. Insgesamt wirkten beide Romane auf mich wie eine lustlose Aneinanderreihung von Kapiteln, die endlosen Debatten und Nachforschungen der Beiligten erweckten bei mir den Eindruck, dass die Autorin krampfhaft bemüht war, die erforderlichen vierhundert Seiten voll zu kriegen. Lavinia, eigentlich als starker und eigenwilliger Charakter gedacht, wirkte häufig sehr naiv. Da sie früher den Beruf der Hypnotiseurin ausgeübt hat, wird diese Fähigkeit mehrfach in die Handlung eingebracht. Allerdings finden sich mit der Zeit mehrere Fachleute auf diesem Gebiet, und stellenweise versucht so ziemlich jeder jeden in Trance zu versetzen und zu manipulieren. Bei beiden Romanen wird die Handlung kurz vor Schluss noch etwas spannender, aber bis dahin schafft die Geschichte, was den Protagonisten nicht immer gelingt, nämlich die Leser nicht nur in Trance, sondern in Tiefschlaf zu versetzen. Mir ist mehrmals passiert, was sonst nie vorkommt: ich bin mit dem Buch in der Hand eingeschlafen. In diesem Sinne werde ich wohl auf den dritten Band "Skandal um Mitternacht" lieber verzichten.

Freitag, 24. September 2010

Der Venuspakt - Jeanine Krock



Nuriya kommt in ihr Elternhaus zurück, um zusammen mit ihrer Schwester Selena einen Esoterik-Buchladen zu führen. In ihren Adern fließt Feenblut, aber das will sie, seit dem Tod ihrer Eltern, lieber vergessen. Als sie kurz darauf in Lebensgefahr gerät, wird sie von dem dunklen Vampirkrieger Kieran gerettet.&
In diesem zauberhaften Roman treffen unterschiedliche Gesellschaften aufeinander: die Vampire der Dunkelheit und die lichte Welt der Feen. Beide Völker sind in Aufruhr, denn es ist an der Zeit, das Friedensbündnis zu erneuern, den Venuspakt. Schnell wird klar, dass Nuriya die Auserwählte ist, aber wo findet sie ihren Seelengefährten? Dies herauszufinden, ist nicht einfach für die junge Fee, denn der attraktive Krieger, dem sie ihr Leben verdankt, verhält sich ihr gegenüber abweisend und kalt.

Dieses Buch scheint magische Kräfte zu haben, denn man legt es am liebsten gar nicht mehr aus der Hand. Märchenhaft, mit feinem Humor und zugleich sehr erotisch ist der Schreibstil, die Protagonisten sind präzise und liebevoll gezeichnet. Es ist faszinierend, das Zusammenspiel der verschiedenen Gattungen zu verfolgen, denn zwischen Feen, Elfen, Werwölfen und Vampiren gibt es nicht nur Feindschaft und Intrigen, sondern auch  echte Hilfsbereitschaft und Loyalität. Ob es Nuriya gelingt, die Liebe ihres Lebens zu finden, sollte jeder selbst herausfinden und diese schöne Geschichte lesen. Erwähnenswert ist auch die perfekte Verpackung, denn die Zeichnung von Agnieszka Szuba auf dem Einband macht das Buch zu etwas ganz Besonderem.

Samstag, 18. September 2010

Die Wundärztin - Heidi Rehn



Magdalena und Eric sind noch Kinder, als sie sich zum ersten Mal begegnen. Es ist Ende Mai 1631, und die Menschen befinden sich mitten im dreißigjährigen Krieg. Kaiserliche Truppen haben soeben Magdeburg erobert, und die kleine Söldnertochter Magdalena verirrt sich in der brennenden Stadt. Eric, ein etwas älterer Junge, rettet ihr das Leben.  Da er seine Familie verloren hat, begleitet er Magdalena zu ihren Angehörigen und schließt sich als Zimmermannslehrling dem Tross an.
Dreizehn Jahre später begegnen sich Eric und Magdalena erneut. Die junge Frau arbeitet mittlerweile als Wundärztin, gemeinsam mit ihrem Jugendfreund Ruppert, an der Seite des Feldschers, Meister Johann. Einer alten Feindschaft ihrer beider Väter zum Trotz werden Magdalena und Eric ein Liebespaar. Nur allzu schnell wird ihr heimliches Glück überschattet, von den Ereignissen des Krieges und auch von Neid und Missgunst. Als Eric plötzlich nach einer Schlacht spurlos verschwunden ist, beginnt für Magdalena eine Odyssee durch das Land, immer auf den Spuren ihrer verlorenen Liebe. Ihr einziger Trost und ihr Halt ist ein Bernstein, den ihr Eric geschenkt hat. In ihren Augen entwickelt dieser Stein magische Kräfte und wird immer wieder schicksalhaft für sie.

Mit viel Feingefühl sind die Charaktere beschrieben, ganz besonders die sympathische, warmherzige Magdalena. Sie ist eine starke Frauengestalt, die in den Wirren des Krieges unermüdlich um ihr persönliches Glück kämpft, ohne dabei das Wohlergehen ihrer Mitmenschen außer Acht zu lassen. Auch in ihrem Umfeld gibt es interessante Persönlichkeiten, die ihr jedoch nicht immer alle wohl gesonnen sind. Da ist ihre Cousine Elsbeth, eine schöne aber verbitterte junge Frau, mit der es das Leben nicht immer gut meinte und die durch fortwährende Intrigen versucht, sich Vorteile und Geltung zu verschaffen. Ruppert, der Kamerad seit Kinderzeiten, wird von Eifersucht geplagt, was zu manch unschöner Szene führt. Treue Verbündete findet Magdalena in ihrem väterlichen Freund und Mentor, Meister Johann und in der betagten, etwas kauzigen aber lebensklugen Hebamme Roswitha.
Heidi Rehn schildert nicht die großen historischen Ereignisse, sondern sie beschreibt das Leben und die Menschen in dieser schweren Zeit. Schonungslos werden medizinische Maßnahmen nach Kriegsverletzungen beschrieben, aber es gibt auch die schönen Momente im Roman, die von der Natur, der Landschaft und von Gefühlen erzählen. Die Protagonisten sind alle nicht unfehlbar, aber das macht es gerade so einfach, mit ihnen zu fühlen und sich in ihre Lage zu versetzen.
Das schöne Coverbild vermittelt Atmosphäre und ist sehr aussagekräftig. Es rundet das Buch, zusammen mit einer Landkarte, in perfekter Weise ab. „Die Wundärztin“ ist als erster Band einer Trilogie angelegt, und das Ende lässt viele Fragen offen, was die Leser neugierig macht und gespannt auf die Fortsetzung „Hexengold“ warten lässt.