Donnerstag, 10. April 2025

Weserleuchten / Aufbruch in eine neue Welt - Christiane Lind

 

Weserleuchten - Aufbruch in eine neue Welt
Christiane Lind
Ullstein Verlag
ISBN: 978-3-548-06945-6
⭐⭐⭐⭐1/2

Kurzbeschreibung:

Bremen in Aufbruchsstimmung - zwei ungewöhnliche Frauen und ein großer Traum

Bremen, 1890. Louise, Tochter aus gutem Hause, fühlt sich in einem goldenen Käfig gefangen und sehnt sich nach einem anderen, unabhängigen Leben. Emilie, Botanikerin aus armen Verhältnissen, plant eine Forschungsexpedition in die Weiten Australiens.

Als die beiden unterschiedlichen Frauen aufeinandertreffen, wittert Louise die einmalige Chance, dem für sie vorgezeichneten Schicksal zu entfliehen und will Emilie nach Down Under begleiten. Doch Emilie weist Louise harsch ab, denn feine Damen sind bei solchen Abenteuern nicht zu gebrauchen. Louise bleibt hartnäckig, und langsam entwickelt sich eine zarte Freundschaft zwischen den Frauen, die immer wieder auf eine Probe gestellt wird - auch durch Alexander, auf den Louise ein Auge geworfen hat...


Mein Eindruck:

"Weserleuchten" ist die neue Familiensaga von Christiane Lind, und der Untertitel "Aufbruch in eine neue Welt" weist auf ein großes Abenteuer hin. In diesem ersten Band, dem vermutlich weitere folgen, erfahren wir erst einmal von den Vorbereitungen zu einer Australien-Expedition. Im Grunde genommen ist dies aber ein Roman, in dem es weitgehend um die Stellung der Frau zum Ende des 19. Jahrhunderts in der Gesellschaft geht. Wir verfolgen den Weg zweier Frauen, die aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kommen und sich, jede auf ihre Weise, behaupten müssen.

Die Naturforscherin Emilie Nebelthau reist nach Bremen, als sie eine Nachricht des Kaufmanns Jost Rudolf Ostherloh erhält. Er ist der Mäzen der Australien-Expedition, zu der er Emilie einlädt, teilzunehmen.

Allerdings wird ihre Freude getrübt, da sie vom Leiter der Expedition nur Ablehnung erfährt. Emilie stammt aus kleinen Verhältnissen und fühlt sich nicht wohl auf feinen Gesellschaften, muss sich aber hier präsentieren und fügen.

Die zweite Frau, um deren Schicksal sich der Roman dreht, ist Louise Gildemeester. Nach dem Tod der Mutter hat ihr Vater sie bei der Familie seines Bruders "abgegeben". Das Vater-Tochter-Verhältnis ist unterkühlt. Sein Wunsch ist, dass sie endlich einen Ehemann findet. Das Haus ihres Onkels war ihr nie ein Zuhause, und sie wünscht sich, frei von den gesellschaftlichen Zwängen ihr Leben bestimmen zu können. Ihre Leidenschaft gehört dem Zeichnen, und am liebsten bildet sie filigrane Pflanzen möglichst naturgetreu ab. Aber keiner aus ihrer Familie nimmt diese Tätigkeit ernst.

Als die beiden Frauen sich kennenlernen, zeichnet sich eine zarte Freundschaft ab, aber diese wird immer wieder getrübt. Meist liegt es an Louise, die in Alexander Ostherloh verliebt ist und dadurch ihre eigenen Interessen in den Vordergrund stellt. Dafür lässt sie Zusagen an Emilie platzen. So recht weiß Louise nicht, was sie möchte. Einerseits wünscht sie sich, dass Alexander ihre Liebe erwidert, andererseits würde sie sich am liebsten der Australien-Expedition anschließen.

Während Emilie um ihre Existenz kämpft und sich ihren Platz in dem Männer-Unternehmen bitter erkaufen muss, wirkt Louise oft wie ein verwöhntes, trotziges Kind, das seinen Willen nicht erfüllt bekommt. Andererseits kann man ihre Einstellung auch verstehen, denn sie hat ja nichts anderes kennengelernt. Es ist interessant, die unterschiedlichen Wege der beiden Frauen zu verfolgen, und man lernt aus dem Buch sehr viel über die damalige Zeit und ihre Konventionen, wie schnell der Ruf einer Frau zerstört sein konnte und welche Folgen das für die jeweilige Person hatte. Einige der Charaktere im Roman haben historische Vorbilder, so zum Beispiel Emilies Freundin Fisch-Lucie, ein Bremer Original.

Zum Teil, vor allem in der ärmeren Bevölkerung Bremens, wird Plattdeutsch gesprochen, was auch im Buch so geschrieben ist. Das liest sich zwar etwas mühsam, erhöht aber die Realitätsnähe der Handlung. Der Roman ist kurzweilig und lebendig geschrieben, und man fühlt sich in die damalige Zeit versetzt. Am Ende gibt es einige überraschende Wendungen und einen starken Cliffhanger, und ich hoffe, dass es in absehbarer Zeit eine Fortsetzung geben wird, denn ich bin neugierig darauf, zu erfahren, wie es für Louise und Emilie weitergeht. 


1 Kommentar:

  1. Liebe Susanne,

    wie schön, dass dir der Roman so gut gefallen hat. Deine Rezension liest sich interessant.
    Historische Handlungen mag ich ja immer gerne lesen. Und das Plattdeutsche verstehe ich zum Teil auch gut, damit wirken solche Romane immer gleich ein wenig authentischer. Der Titel war auch schon auf meiner Auswahliste für Anfragen. Doch die Buchmesse hat mich gut versorgt.

    Liebe Grüße
    Barbara

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