Dienstag, 15. November 2022

Botschafterin des Friedens - Eva Grübl

 

Botschafterin des Friedens
Bertha von Suttner - Ihr Kampf für die Liebe war ein Skandal,
ihr Kampf gegen die Waffen veränderte die Welt.
Eva Grübl
Piper Verlag
ISBN: 978-3492062862




Kurzbeschreibung:

Wien, 1873: Mit 29 wird Bertha Gouvernante im Hause von Suttner und verliebt sich in Arthur, den jüngsten Sohn der Familie. Als die Baronin von der skandalösen Verbindung erfährt, wird Bertha gekündigt.

Mit gebrochenem Herzen flieht sie nach Paris und wird die Sekretärin eines berühmten Chemikers, der an Dynamit forscht: Alfred Nobel. Es entsteht eine Freundschaft mit Sprengkraft, denn ihre Positionen könnten unterschiedlicher nicht sein. Bertha weiß: Sie wird gegen Waffen kämpfen und für den Frieden. Ihre Berufung hat sie nun gefunden, aber ihre Sehnsucht nach Arthur ist drängender denn je…

Die österreichische Pazifistin, Friedensforscherin und Schriftstellerin Bertha von Suttner (1843–1914): wurde 1905 als erste Frau mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Ihr Leben lang führte Bertha von Suttner den scheinbar aussichtslosen Kampf für Abrüstung und Frieden. In Briefen ermutigte sie ihren Freund Alfred Nobel unermüdlich, eine Stiftung für den Frieden zu gründen, was er in seinem Testament tatsächlich festlegte.

Bertha von Suttner allerdings wurde gegen Nobels Willen zunächst nicht ausgezeichnet. Erst 1905 erhielt sie den Friedensnobelpreis für ihr Werk »Die Waffen nieder!«. Vier Jahre hatte die Jury sich geweigert, eine Frau auszuzeichnen.




Mein Eindruck:

Der Name Bertha von Suttner ist mir seit meiner Jugend ein Begriff. Im Zuge der aktiven Friedensarbeit damals las ich ihren bekannten Roman „Die Waffen nieder“. Wenn man sich mit Pazifismus beschäftigt, kommt man an dieser starken Frau einfach nicht vorbei. Über Bertha von Suttner als Privatperson, über ihr Leben, wusste ich jedoch äußerst wenig. Daher war ich sehr gespannt, als ich entdeckt habe, dass es in der Piper-Reihe „Bedeutende Frauen, die die Welt verändern“ einen Roman über ihr Leben gibt. Dass ich diesen lesen wollte, war sofort klar, denn ihr Leben und Wirken hat mich schon immer interessiert.

In diesem biografischen Roman lernt man Bertha als junge Frau mit einem großen Freiheitsdrang kennen. Entgegen aller Konventionen möchte sie unabhängig leben und nimmt im Hause von Suttner eine Stelle als Gouvernante für die Töchter des Barons an. In Arthur von Suttner, dem jüngsten Sohn der Familie, findet sie die Liebe ihres Lebens, und der einige Jahre jüngere Mann erwidert die Zuneigung von ganzem Herzen. Allerdings war diese Verbindung zur damaligen Zeit skandalös, und als die Baronin dahinter kommt, muss Bertha das Haus verlassen. Sie geht nach Paris und wird die Sekretärin von Alfred Nobel. Der Wissenschaftler forscht mit Sprengstoff, und es entspinnen sich interessante Debatten zwischen ihm und Bertha, ob Dynamit ein Segen oder ein Fluch für die Menschheit ist. Auch als sich ihre Wege trennen, bleiben sie gute Freunde und stehen in regelmäßigem Briefkontakt.

Wo es Bertha dann hin verschlägt und wie ihr weiteres Leben aussieht, ist im Roman sehr lebendig und authentisch erzählt. Sehr ausführlich sind die Jahre geschildert, die sie mit ihrem Mann in Georgien verbringt. Ihr Name verrät ja bereits, dass sie ihre große Liebe, gegen alle Widerstände, geheiratet hat, und fern der Heimat muss sich das Paar arrangieren und schwere Existenzkämpfe ausfechten. Das Geld ist knapp, und das junge Paar hält sich zeitweise mehr schlecht als recht über Wasser. Nicht selten leiden sie Hunger.

Schon zu dieser Zeit führen die damaligen Kriegserlebnisse im Kaukasus dazu, dass Bertha Schriften gegen den Krieg verfasst. Kleinere Zitate und Abschnitte aus ihren Werken sind immer wieder in die Handlung eingebracht, so dass man einen tiefen Einblick über das Denken dieser großartigen Frau erhält.

Man erlebt ihre Rückkehr nach Österreich und ihre immer intensiver werdende Arbeit für die Friedens- und Frauenbewegung. Sie schließt Kontakte zu einigen bekannten Persönlichkeiten, beispielsweise war sie mit Marie von Ebner-Eschenbach eng befreundet.

Zwar ist es ein Roman, aber er bewegt sich sehr nahe an den damaligen realen Begebenheiten. Bertha von Suttner ist eine interessante Persönlichkeit, und hier erfährt man sehr viel über ihr Privatleben, ihre Gedanken und Gefühle. Letztendlich war ihr Wirken ausschlaggebend, dass Alfred Nobel testamentarisch eine Stiftung verfügte, auf deren Basis der Nobelpreis entstand, der seit 1901 alljährlich verliehen wird. Bertha von Suttner musste jedoch noch vier Jahre warten, bis sie diesen Preis, als erste Frau überhaupt, für ihre Friedensarbeit erhielt.

Im Roman werden vor allem die frühen Jahre dieser vielschichtigen Persönlichkeit ausführlich dargestellt. Im letzten Drittel ist die Handlung etwas gerafft, so zumindest mein Eindruck. Hier hätte die Handlung für mich gerne noch etwas ausführlicher sein und noch etwas tiefer gehen können. Aber alles in allem ist der Roman sehr gut geschrieben, und die verschiedenen Personen sind alle gut und sehr plastisch charakterisiert.

⭐⭐⭐⭐1/2

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