Seit einem Jahr führt ein
vierundfünfzigjähriger Anwalt ein Doppelleben. Er ist verheiratet,
und seine Familie lebt in Marseille, wo er sie an den Wochenenden
besucht. Während der Woche ist er jedoch in Paris, wo er tagsüber
in seiner Kanzlei arbeitet und die Abende und Nächte bei seiner
Geliebten Alix verbringt. Was so einfach und unverbindlich begann,
hat sich zu einer festen Beziehung entwickelt. An der Seite der
zwanzig Jahre jüngeren Frau erlebt der Ich-Erzähler noch einmal den
Reiz des Neuen, das Flirten und Prickeln des „zweiten Frühlings“.
Am Morgen, kurz bevor er mit seiner
Frau, seiner Tochter und seinem Vater in den Weihnachtsurlaub
aufbricht, zieht sich der Ich-Erzähler in sein Arbeitszimmer zurück,
um eine Entscheidung zu treffen, wie es in Zukunft weitergehen soll.
Er zieht Bilanz und wägt ab. Einerseits ist er verrückt nach Alix
und hat Sehnsucht nach ihr, aber er liebt auch seine Frau, oder ist
es die Gewohnheit, das Vertraute, das er an ihr liebt?
Auf 175 Seiten erörtert er seine
Situation und fragt sich sehr ausführlich: „was wäre, wenn...?“
Eigentlich hat das Buch keine große
Handlung. Weitgehend beschränkt sich sein Inhalt auf die Gedanken
des Ich-Erzählers, der sich hin und her gerissen fühlt zwischen
seiner Frau und seiner Geliebten. Das Thema ist ganz und gar nicht
neu, und in dieser Erzählung wird so ziemlich jedes dazu
existierende Klischee bedient. Mann in der Midlife-Crisis verliebt
sich in eine sehr viel jüngere Frau. Er ist fasziniert von ihrer
Jugend und Frische und fühlt sich selbst gleich viel jünger und
lebendiger. Er zieht Vergleiche zwischen der Geliebten und seiner
Ehefrau und stellt fest, dass er seine Frau trotzdem weiterhin liebt.
Dies wiederholt er gebetsmühlenartig, fast um es sich selbst zu
bestätigen, und auch andere Ereignisse, sei es mit Alix oder mit
seiner Frau, werden ständig wiederholt und neu erörtert. Er hat
auch erotische Gedanken und spielt im Geist verschiedene Szenen mit
beiden Frauen durch. Für mein Empfinden hat das, was der Protagonist
fühlt, nichts mit Liebe zu tun, sondern ich habe den Eindruck, dass
er beide Frauen hauptsächlich auf ihren Körper reduziert. Aber so
einfach ist das nicht, denn Alix hat Pläne, Wünsche und
Forderungen, was die Zukunft angeht, und auch seine Ehefrau hat
gewisse Ansprüche.
Der Schreibstil des Buches ist nicht
schlecht, und da sich viele kleine Kapitel aneinanderreihen, ist die
Erzählung schnell gelesen. Ich finde es sehr mutig von der Autorin,
zu versuchen, sich auf diese Weise in einen älteren Mann hinein zu
versetzen. Der Ansatz war interessant, aber das Thema ist doch recht
banal, und das Ende hat mich ein wenig ratlos zurückgelassen. Ich
frage mich, was die Autorin mit dieser Geschichte eigentlich
ausdrücken bzw. erreichen wollte, und ich habe meine Zweifel, ob der
Titel wirklich gut gewählt ist, denn mir fehlt hier irgendwie der
logische Zusammenhang.
Ich finde das Buch gar nicht so körperlich. Ganz im Gegenteil: Der Mann denkt viel nach und es gibt nur eine (gescheiterte) Szene mit seiner Frau. Ich glaube, die Hauptfigur geilt sich nur an ihrer Situation auf - dass sie zwischen den Stühlen steht. vielleicht lässt das ihn sich spüren oder... er genießt es, von zwei Frauen begehrt zu werden, die Wahl zu haben. Bei seinem Alter hat er ja keine Wahl - es schreitet voran.
AntwortenLöschenWas uns die Autorin mit dem Buch sagen wollte... vlt. wollte sie einfach mal ergründen, wie sich ein Mann in solch einer Situation fühlt...? Das Handeln von Autoren ist nich immer logisch :P