Ist da jemand? Gott und meine Zweifel Beatrice von Weizsäcker Piper Verlag, 320 Seiten ISBN: 349230415X
In diesem, ihrem neuesten Buch, äußert sich die Autorin zu
ihrem persönlichen Standpunkt in Glaubensfragen. Sie macht es sich nicht
einfach, wenn es um religiöse Themen geht. Ihre Sichtweise ist einerseits
geradlinig, aber viele ihrer Erkenntnisse hat sie erst nach mühevollen Umwegen
errungen. Was in der Bibel steht, ist von Menschenhand geschrieben, und mit
Vorsicht zu genießen, denn man muss berücksichtigen, dass die Menschen damals
ein völlig anderes Weltbild hatten, das mit dem heutigen Wissen oft kaum noch
übereinstimmt, und dementsprechend haben sie auch ihre Schriften verfasst. So
enthält die Heilige Schrift nicht Gottes Wort, sondern die Worte von Menschen,
die damals gelebt haben. Genauso verhält es sich mit der Kirche und ihren
Regeln. Auch dieses Gefüge stammt von Menschenhand, und nicht alles, was im
Namen der Religion geschah oder geschieht, ist zugleich auch Gottes Wille. Manch
einer mag diese Sichtweise für provokativ halten, aber es ist nun mal eine
Tatsache. Mit ihrer Sicht der Dinge spricht mir Frau von Weizsäcker aus dem
Herzen. Auch wenn ich nicht all ihre Gedanken und Überlegungen für mich
annehmen kann, so stimme ich ihr in vielen Dingen zu. Glauben ist eben etwas
sehr Individuelles, und jeder muss sich seinen eigenen Weg suchen.
Hierzu liefert die Autorin eine Fülle von Denkanstößen. Sie zweifelt
und hinterfragt, und doch glaubt sie, denn ihrer Meinung nach ist ein Glaube
ohne Zweifel nicht zu haben. Das ist tröstlich, denn man ist nicht gleich ein
Ungläubiger oder ein schlechter Christ, nur weil man nicht allem zustimmt, was in
der Bibel steht oder was die Kirche sagt.
Manches war mir fast zu ausgiebig behandelt, einige Themen
für mein Empfinden regelrecht zerpflückt, und die Gedanken drehen sich im Kreis.
Aber auch dieses „Umkreisen“ eines Themas sagt mir letztendlich, dass der Geist
nicht zur Ruhe kommt, weil es eben auf viele menschliche Fragen keine
erschöpfende Antwort geben kann.
Für mich persönlich war das Buch eine Bereicherung. Ich habe
neue Erkenntnisse für mich gewonnen und andere bestätigt gefunden. Auch wenn
ich während des Lesens im Geist häufig widersprochen habe, so konnte ich doch
einige Gedankenwege mit der Autorin gemeinsam gehen. Sinn des Buches ist ja
nicht, zu allem „Ja und Amen“ zu sagen, sondern es sollte jeden aufrütteln und dazu
anregen, sich selbst Gedanken zu machen und einen eigenen Weg im „Religionsdschungel“
oder „Glaubenslabyrinth“ zu finden.
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