Als Clay Jannon seinen Job als Webdesigner verliert, meldet
er sich auf eine Stellenanzeige hin bei Mr. Penumbra, der in San Francisco eine
alte, verstaubte Buchhandlung betreibt, die rund um die Uhr geöffnet ist. Clay
übernimmt die Nachtschicht, und bald ist ihm klar, dass hier irgendetwas nicht
stimmt: Die Kunden kaufen nichts, sondern leihen die Bücher nur aus, drei
Stockwerke hohe Regale beherbergen riesige Folianten, die keine Texte
beinhalten, sondern nur ellenlange Reihen aus Buchstaben. Nach und nach findet
Clay heraus, dass Mr. Penumbra und seine Kunden einem uralten Geheimnis auf der
Spur sind. Mit der Unterstützung seiner Freundin Kat und seines ältesten
Kumpels Neel, sowie der Weisheit von Mr. Penumbra, macht sich Clay daran,
dieses Geheimnis zu lüften. Ein Geheimnis, das bis in die Anfangszeiten des
Buchdrucks zurückreicht.
Mein Eindruck:
Welcher Buchliebhaber würde sich nicht schon vom Design des
Einbands verführen lassen! Das Bild auf der Vorderseite des Buches bietet einen
ersten Eindruck davon, wie es in Mr. Penumbras Buchhandlung aussehen könnte.
Der Ich-Erzähler beschreibt einen kleinen Raum, mit extrem hohen Regalen im
hinteren Bereich: eine normale Buchhandlung - hochkant. Das Schild am Eingang „Durchgehend
geöffnet“ weist schon auf etwas Außergewöhnliches hin. Und außergewöhnlich sind
sie, sowohl die Buchhandlung als auch die Protagonisten dieses Romans. Man hat
von Anfang an den Eindruck, in einer Welt voller liebenswerter Eigenbrötler
gelandet zu sein. Alle Charaktere sind auf ihre Weise exzentrisch. Da gibt es
die betagten, etwas verschroben wirkenden Kunden, die in Penumbras Buchhandlung
kommen, um die von Clay so genannten und
geheimnisumwitterten „Ladenhüter“ auszuleihen. Andererseits sind da noch Clays
Freunde, alle auf ihre Weise Nerds, die sich den modernen Medien und dem High
Tech verschrieben haben und sich sehr engagiert ihren Jobs in der
Computerbranche und im Internet-Business hingeben. Auf den ersten Blick zwei
völlig verschiedene Welten, die der Autor jedoch in perfekter Weise in seiner
Geschichte verschmelzen lässt. Robin Sloan schlägt in seinem Debütroman eine
Brücke, zwischen uraltem Wissen, das in die Zeit der Anfänge des Buchdrucks
zurückreicht und den aktuellen Kenntnissen unserer hoch technisierten Welt. Der
Erzähler hält seine Leser ganz schön auf Trab. Er beschreibt einen Spagat
zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Hier arbeiten moderne
Technologien und alte Weisheiten nicht gegeneinander, sondern miteinander und
füreinander. Es ist eine gesunde Grundhaltung, die dieser Roman vermittelt, denn
was wären wir heute, hätte es nicht die Pioniere und Vorreiter früherer
Jahrhunderte gegeben, die den Weg für den heutigen Wissensstand geebnet hätten.
Das eine wäre ohne das andere nicht möglich, und die beste Einstellung ist, von
jedem die Vorteile zu nutzen und alles als eine große Einheit anzusehen. Der
Autor lässt die Menschen in seinem Roman aufeinander zugehen und
zusammenarbeiten, mit gegenseitiger Hochachtung vor dem jeweiligen Wissen des
Anderen. Mr. Penumbra, der Inhaber dieser besonderen Buchhandlung, ist ein
liebenswerter Antiheld, nach beiden Seiten offen, sowohl den alten
Wissenschaften verbunden als auch den neuen Medien gegenüber aufgeschlossen. In
Clay findet er nicht nur einen neuen Verkäufer, sondern auch einen guten Freund
und Helfer.
Der locker und optimistisch geschriebene Roman ist sehr
schön zu lesen. Clay, der Ich-Erzähler, spricht die Leser direkt an, er zieht
sie ins Vertrauen, was eine besondere Atmosphäre erzeugt, denn man hat dadurch
das Gefühl, selbst Teil dieser Geschichte zu sein.
Danke für die ausführliche Rezension, ich hatte das Buch jetzt auch schon mal im Auge. Ich glaube es landet jetzt auf meinem Wunschzettel und wird nach meinem Buchkaufverbot, welches ich mir selbst auferlegt habe, gekauft. ;)
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße
Karin
Liebe Karin, demnach versuchst auch du, in der Fastenzeit deinen SuB in den Griff zu bekommen ;-) Dann sind wir ja Leidensgenossen. Ich wünsche dir viel Erfolg, dein selbst auferlegtes Verbot zu halten.
LöschenLiebe Grüße
Susanne
Dankeschön, liebe Susanne. Dann wünsch ich dir auch mal viel Glück und vor allem Standhaftigkeit. Ganz liebe Grüße, Karin
LöschenAlso das ist die erste positive Rezi, die ich zu diesem Buch lesen, denn bei allen anderen habe ich gehört, dass es viel zu wenig um richtige Bücher geht und es extrem viel Google Werbung gibt.
AntwortenLöschenLG Martina
Liebe Martina, um "richtige" Bücher geht es in dem Roman wirklich nur am Rande, sondern hier um ganz besondere Bücher. Google-Werbung würde ich das im Roman nicht nennen, aber die Freundin des Ich-Erzählers arbeitet halt bei Google, und das ist ausschlaggebend, dass sich auch ein Teil der Handlung in dieser Kulisse abspielt. Aber es ist m.E. keine Verherrlichung von Google, wie manche kritisieren, sondern zeigt durchaus auch die Grenzen auf. Mehr kann ich aber nicht verraten ;-)
LöschenLiebe Grüße
Susanne
Also das ist eins der wenigen Bücher, die ich unbedingt! haben muss, ich liebe den Einband. Die Rezi klingt toll, macht noch mehr Lust darauf. Und ich krieg es auch!!! Freu mich schon sehr auf dieses Buch.
AntwortenLöschenLG!
Dann wünsche ich dir jetzt schon ganz viel Spaß mit dem Buch! Ich bin gespannt, wie es dir gefällt.
LöschenLG
Susanne