Man schreibt das Jahr 1815.
Janna Sievers und ihr Verlobter Reinmar verlassen ihre
Heimatstadt Hamburg, die noch unter den Nachwehen der französischen
Besatzungszeit leidet. Sie sind auf der „Seuten Deern“ unterwegs nach
Venezuela, wo Reinmar sich als Pferdezüchter niederlassen möchte. Kurz vor dem
Ziel bricht ein schwerer Sturm aus, und die Seuten Deern gerät in Seenot. Bei
dem Versuch, in einem Rettungsboot das Land zu erreichen, geht Janna über Bord
und wird mutterseelenallein an der Küste angeschwemmt. Das schweigsame Halbblut
Arturo rettet die junge Frau vor Plünderern. Mit seiner Hilfe möchte Janna nach
Angostura kommen, in der Hoffnung, dass auch Reinmar den Schiffbruch überlebt
hat und sie ihn dort wiederfindet. Während der Flussfahrt geschieht jedoch
einiges, was ihre Pläne völlig über den Haufen wirft, und sie muss sich
gezwungenermaßen auf eine längere Reise mit Arturo, den Orinoco entlang,
einrichten.
Nach ihrem Schiffbruch findet Janna sich plötzlich in einer
fremden Welt wieder, die sie bisher nur aus ihren Büchern kannte. Erst kürzlich
saß sie noch auf der Seuten Deern beim weihnachtlichen Kapitäns-Dinner, und nun
ist sie diesem Halb-Indio ausgeliefert, der ihr erst nach längerem Drängen
verrät, dass sein Name Arturo ist. Der schweigsame Mann ist ihr nicht geheuer,
und obwohl er sie gerettet hat, behandelt er sie nun ganz und gar nicht wie
eine Dame. Doch je länger sie mit ihm auf dem Orinoco unterwegs ist, umso mehr
beginnt sie, ihre Umgebung mit anderen Augen zu betrachten. Die starken Kontraste,
die sie erfährt, verändern Janna. „Das Leben ist ein bunter Teller“, so meint
sie, und ihrer sei besonders bunt geraten.
Die Autorin hat eine sehr schöne, ganz besondere Art,
Menschen, Landschaften und Stimmungen zu beschreiben. Ihre Schilderungen sind
von starker Leuchtkraft, so dass man den Eindruck hat, alles, worüber sie berichtet,
deutlich vor sich zu sehen und sogar Geräusche und Gerüche wahrzunehmen. Auch ein
wenig unterschwelliger Humor ist mit dabei.
Letzterer kommt hauptsächlich zum Vorschein, wenn Janna an
ihre Großmutter in Hamburg denkt und ihr so manche trockene Bemerkung der alten
Dame in den Sinn kommt.
Wechselnde Blickwinkel zum richtigen Zeitpunkt bringen immer
wieder überraschende Momente zutage. Zwischendurch hat der Leser Gelegenheit,
seine Informationen zur Handlung nicht nur aus Dialogen zu beziehen, sondern
auch so manchen Blick in die Gedankenwelt der Protagonisten zu werfen. Besonders
Janna konnte ich dadurch sehr gut verstehen und ihre Entscheidungen
nachvollziehen. Alle wichtigen Personen sind sehr detailliert und lebendig
charakterisiert, so dass man sie sich gut vorstellen kann.
Neuerdings wird für Bücher dieser Art das Genre „Love &
Landscape“ verwendet, aber zugleich ist dies auch ein packender historischer
Roman, in dem einige berühmte damalige Zeitgenossen nicht nur einen festen
Platz, sondern auch zum Teil eine aktive Rolle gefunden haben. Man erfährt viel
über Venezuelas Befreiungskampf unter Simon Bolivar . Während ihrer Reise auf
dem Orinoco ins Landesinnere stößt Janna immer wieder auf Spuren ihres
berühmten Landsmannes Alexander von Humboldt.
Die Autorin hat einen sehr gelungenen Roman geschaffen, bei
dem die Kombination zwischen historischem Wissen, landschaftlicher Schönheit
und einer zu Herzen gehenden Liebesgeschichte gut ausgewogen ist.
Schönes Fazit. Und das Buch sieht von der Aufmachung her auch wunderschön aus. Ich denke, ich packs mal auf meine Wunschliste. :)
AntwortenLöschendas Cover hat mich auch gleich sehr angesprochen.
LöschenLG
Susanne
"Love and Landscape"??? Hm....ich sag jetzt nix mehr dazu....;)
AntwortenLöschenIch muss noch das letzte Buch der Autorin lesen, aber ich liebe ja solche Art von Büchern und dieses hier kommt definitiv auf meine Wunschliste!
Alles Liebe
Martina
Den ersten "Beto" habe ich auch noch auf dem SuB, aber er liegt ganz weit oben ;-)
LöschenEigentlich sind alle L&L-Romane, die ich bisher gelesen habe, halt auch historische Romane. Das neue Genre soll vielleicht eine andere Zielgruppe ansprechen. Ich habe auch festgestellt, dass häufig danach gesucht wird, darum habe ich ein extra Label dafür eingesetzt.
LG
Susanne