In ihrem Schulblog, den sie unter dem Pseudonym „Rasende Rita“ führt, berichtet die Gymnasiastin Alice fast täglich aus ihrem Alltag. Sowohl Mitschüler als auch Lehrkräfte kommen in ihren Postings oft nicht besonders gut weg. Alice’ Berichterstattung hat immer häufiger einen spöttischen Unterton, und es macht ihr Spaß, ihre Mitmenschen ein wenig durch den Kakao zu ziehen. Zusammen mit ihrer Freundin Katja macht sie sich gerne über alles und jeden aus ihrem Umfeld lustig. Alice ist ein typisches Kind ihrer Zeit. Ein Lehrer bringt es mit einem Wortspiel gut auf den Punkt: Ob „Digital Native“ oder „Digital Naive“, es trifft beides zu, denn einerseits sind die Jugendlichen heutzutage fit im Umgang mit den neuen Medien, andererseits sind viele ein wenig zu leichtsinnig, wenn es um die Weitergabe persönlicher Informationen im Netz geht. So auch Alice. Als sie plötzlich mehrere Emails bekommt, die alle von einem mysteriösen Jared abgesendet wurden, beginnt sie, sich Gedanken zu machen. „Alice, alles, was ich über dich weiß, hast du mir selbst verraten. Alles, was du über mich wissen musst, ist, dass ich dich liebe – und dass du mir nicht entkommen kannst…Jared“. So und ähnlich lauten die Mails des Unbekannten, und sie machen Alice Angst. Sie beginnt, über ihr Verhalten im Internet nachzudenken und ist bestürzt, als sie feststellt, wie viel sie, für jeden einsehbar, über ihre Familie und sich selbst preis gibt. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß: dass die Gefahr realer ist, als sie denkt.
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Antje Szillat hat eine spannende Geschichte geschrieben, die ganz ohne erhobenen Zeigefinger auskommt und trotzdem beeindruckt. Die Botschaft, die dahinter steckt, geht nicht nur Jugendliche an, sondern wendet sich ebenso an Erwachsene. Ist es doch so, dass viele Eltern keine Ahnung von den Internet-Aktivitäten ihrer Kinder haben, weil sie sich einfach nicht genügend mit den neuen Medien auskennen und beschäftigen. Hier gibt es für alle Seiten noch viel Nachholbedarf, denn auch wenn Jugendliche sich das nötige Wissen bezüglich der neuen Medien weitaus schneller aneignen, als ihre Eltern, so fehlt ihnen doch oft eine gewisse Besonnenheit, die im verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet erforderlich ist. Ein Blick in eine der großen Suchmaschinen zeigt, dass die meisten Menschen in irgendeiner Form im Internet erfasst sind oder erwähnt werden, sei es auch nur im Online-Adress- bzw. Telefonverzeichnis, aber eben für alle und jederzeit einsehbar.
Das Buch wurde in einer gemeinsamen Aktion der Caritas und „Lehrer online“ herausgegeben. Mit 150 Seiten ist es auch bestens als Schul-Lektüre geeignet und wäre sicher ein sehr sinnvoller Beitrag zum modernen Unterricht, denn der Inhalt bietet eine interessante und wichtige Diskussionsbasis zum Thema Internet und ist nebenbei auch noch sehr fesselnd und unterhaltsam geschrieben.
Einen Kritikpunkt habe ich, über einen Aspekt, der mir nicht so gefallen hat. Das betrifft das soziale Umfeld des „Stalkers“ und auch dessen auffällige Personenbeschreibung, was mir doch recht klischeehaft erschien. Meines Erachtens kann die Gefahr so ziemlich überall lauern und beschränkt sich sicher nicht auf den erwähnten Personenkreis oder eine spezielle Gesellschaftsschicht. Auch sieht man es vielen „Tätern“ gar nicht an, was in ihnen vorgeht. Die Wahl dieses sozialen Hintergrunds finde ich daher nicht so glücklich. Aber auch das gibt wiederum gute Ansatzpunkte für weiterführende Diskussionen im Unterricht.
Insgesamt ist „Alice im Netz“ ein gutes und auf jeden Fall sehr wichtiges, Buch, dessen Lektüre ich nicht nur Jugendlichen, sondern auch Eltern, Lehrern und Erziehern ans Herz lege.
Vielen Dank für die Rezension, ich lese das Buch auch gerade und bin schon gespannt wie es mir am Ende gefällt.
AntwortenLöschenLg Susen