Vom Innenministerium festgesetzte Reformen, Kürzungen beim Personal und bei den Finanzen, all das macht dem Wiener Polizeimajor Schäfer das Leben schwer. Wie soll er mit seiner Crew anständig ermitteln, wenn er immer wieder Steine in den Weg gelegt bekommt? Geht es nach dem Polizeipräsidenten, sollten alle Fälle, bei denen nicht auf den ersten Blick Fremdeinwirkung festzustellen ist, möglichst gleich zu den erledigten Akten verbannt werden.
Bei den beiden ertrunkenen Frauen, mit denen Schäfer sich beschäftigen muss, hat man zuerst den Eindruck, als wären sie in Folge eines Unfalls gestorben. Aber Schäfer hat da so ein Gefühl, als würde mehr dahinter stecken. Und da gibt es dann noch die Leiche eines Junkies, der im Wald gefunden wurde. Gibt es zwischen den Toten etwa einen Zusammenhang, sind sie etwa sogar alle einem Serientäter zum Opfer gefallen? Das beschäftigt Schäfer, der ganz nebenbei noch mit Depressionen zu kämpfen hat. Immerhin ist er erst aus dem Krankenstand zurückgekommen und noch bei einem Therapeuten in Behandlung. Der triste November macht die Situation auch nicht gerade besser.
Je mehr Schäfer nachforscht, umso sicherer ist er, es hier mit einer ganzen Mordserie zu tun zu haben, die ihren Ursprung in einem Kartenspiel findet. Er stürzt sich in die Arbeit, aber von oberster Stelle bekommt er nicht die benötigte Unterstützung, seine Erkenntnisse werden als Spinnereien abgetan.
Mit Schäfer hat Georg Haderer für seine Krimis einen eigenwilligen und zugleich sympathischen Protagonisten geschaffen. Der Polizeimajor ist in seinem Inneren nicht so abgebrüht, wie es der Beruf vielleicht erfordern würde, und gerade seine seelischen Probleme, die anscheinend von der Arbeit an vergangenen Fällen herrühren, machen Schäfer so menschlich und glaubwürdig.
Die beschriebene Atmosphäre in der Wiener Mordkommission ist einerseits geprägt von Kollegialität und gegenseitigem Verständnis unter den Mitarbeitern, wo es auch schon mal gutmütige Frotzeleien gibt, aber es fehlt die nötige Unterstützung von vorgesetzter Stelle. Die vielen Kürzungen und Einschränkungen sind nicht gerade motivierend. So muss Schäfer seinen eigenen Weg gehen und sich ganz nebenbei mit unsinnigen Anordnungen herumplagen. Er ermittelt nicht immer streng nach Dienstvorschrift, ist manchmal ziemlich exzentrisch in seiner Vorgehensweise. Aber letztendlich zählt das Ergebnis, und seine bisherige Erfolgsquote spricht für sich.
Bemerkenswert finde ich ein Stilmittel, das der Autor im Kapitel 17 angewendet hat. Dieser Abschnitt besteht ausschließlich aus aneinander gereihten Dialogen, die auf den ersten Blick wahllos erscheinen, aber insgesamt Sinn machen und die Handlung weiter tragen. Die Geschichte wird dadurch auf witzige und zugleich interessante Weise aufgelockert. Sogar ein Foxterrier kommt zu Wort ;-)
Einigen Kritiken, der Roman würde von der kriminalistischen Handlung abweichen und hätte dadurch Längen, konnte ich nicht zustimmen. Gerade diese Passagen fand ich sehr unterhaltsam und gut, denn auch ein Kriminalmajor hat ein Leben außerhalb seines Dienstes, eine Familie sowie private Interessen, und ich persönlich habe gerne ein wenig mehr über den Menschen Schäfer, seine Einstellung und seine Gefühle erfahren. Spannend war’s trotzdem zur Genüge. Besonders die letzten hundert Seiten habe ich nonstop gelesen, konnte einfach nicht mehr bremsen. Es gibt ja bereits einen Vorgänger-Roman, und soviel ich weiß, ist schon der dritte Roman mit Major Schäfer in Arbeit. Ich freue mich auf jeden Fall auf ein Wiedersehen mit Schäfer und Team.
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