Dass es Mitte des 19. Jahrhunderts noch Wikinger gibt, erfährt Krista Hart, als sie bei einem Zirkusbesuch auf einen wilden Mann aufmerksam wird, der in einem Käfig gefangen ist und dem Publikum wie ein Tier vorgeführt wird. Er kommt von einer unbekannten Insel und hat vor Englands Küsten Schiffbruch erlitten. Da niemand seine Sprache verstehen konnte und er so anders aussah als die Engländer, wurde er gefangen genommen und wird nun als Attraktion „Der letzte Barbar“ ausgestellt. Krista hat Mitleid mit dem großen, stolzen Krieger und bittet ihren Vater, ihn frei zu kaufen. Ihr Vater ist Wissenschaftler und versteht die alten nordischen Sprachen, und so nimmt er Leif von Draugr bei sich auf und unterrichtet ihn. In kurzer Zeit bringt er dem wilden Mann alles bei, was dieser wissen muss, um in London als Gentleman auftreten zu können. Krista ist gegen ihren Willen fasziniert von dem anfangs recht ungehobelten Wikinger. Sie weiß, dass er noch viel lernen muss und nicht absichtlich immer wieder gegen Anstand und Sitte verstößt. Und eines Tages erkennt sie, dass sie sich in Leif verliebt hat. Aber ihre Liebe ist hoffnungslos, denn sie kommen aus völlig verschiedenen Welten, und Leif hat seinem Vater einen Eid geschworen, dass er auf die Insel Draugr zurückkehren wird.
Es ist gut geschildert und amüsant zu lesen, wenn zwei so unterschiedliche Menschen zusammentreffen. So manches Missverständnis entsteht durch die Verschiedenheit der Kulturen, aus denen Leif und Krista kommen. Aber Krista ist nicht zickig und nicht ungerecht, sie bringt Verständnis für Leif auf, was sie sehr sympathisch macht. Sie ist keine typisch weibliche Vertreterin des Viktorianischen Zeitalters, denn obwohl sie aus adliger Familie stammt, geht sie einer geregelten Tätigkeit nach, sie ist Verlegerin einer Frauengazette, die sich jedoch nicht nur mit speziell weiblichen Themen befasst, sondern auch politische und wirtschaftliche Missstände offen anspricht. Daher ist sie einigen Unternehmern ein Dorn im Auge und bringt mit ihrer offenen Kritik sich selbst und ihre Mitarbeiter in Gefahr. Leif macht sich sehr schnell unentbehrlich, denn in ihm hat sie einen aufmerksamen und sicheren Beschützer.
Durch die genaue Beschreibung der verschiedenen Schauplätze vermittelt der Roman ein farbiges Bild der damaligen Zeit. Zwar steht die Liebesgeschichte im Vordergrund, aber sie gewinnt durch die Rahmenhandlung an Tiefe. Als Krista Leifs alte Heimat kennen lernt, kann man ihre Zerrissenheit und ihre Zweifel gut verstehen, denn hier wird so richtig klar, wie stark sich das Leben und die Kultur an den verschiedenen Handlungsorten unterscheidet.
Nicht so ganz glaubwürdig war für mich das Finale, denn das dort geschilderte „Timing“ bringt zwar zusätzliche Spannung in die Handlung, passt aber einfach nicht in die damalige Zeit.
Insgesamt betrachtet ist es ein gut geschriebener, spannender Liebesroman mit viel Herz, aber auch der Verstand kommt nicht zu kurz. Trotz diverser kleinerer Schwächen finde ich, es ist ein kurzweiliges und lesenswertes Buch, ideal für gemütliche Schmökerstunden.
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