Nantucket Island 1845: Die 24-jährige Hannah Price gehört der kleinen
Quäker-Gemeinde von Nantucket an. Tagsüber arbeitet sie als Hilfsbibliothekarin
im Atheneum, und nachts schaut sie in die Sterne. Die kluge junge Frau hat sich
ganz der Astronomie verschrieben. Ihr großer Traum ist, eines Tages einen neuen
Kometen zu entdecken. Ihr Zwillingsbruder ist zur See gegangen, hat auf einem
Walfänger angeheuert, zum Unmut des Vaters, der viel geschäftlich unterwegs
ist. So ist Hannah mit der Verwaltung
von Haus und Hof auf sich gestellt. Auch kümmert sie sich, stellvertretend für
ihren Vater, um die Einstellung und Wartung der Chronometer für die im Hafen
anlegenden Walfangschiffe.
Eines Tages taucht der farbige Matrose Isaac Martin auf. Die Pearl, auf
der er als zweiter Maat mitgefahren ist, liegt im Hafen zur Reparatur vor Anker.
Die Zeit seines Aufenthalts möchte Isaac nutzen, um alles über Navigation und Sternenkunde
zu lernen. Er ist von Hannahs Wissen beeindruckt und bittet sie darum, ihm
Unterricht zu erteilen.
Bei der gemeinsamen Arbeit stellt Hannah sehr bald zu ihrer Bestürzung
fest, dass sie mehr mit dem Mann von den Azoren verbindet als die Wissenschaft,
ja, dass sie sich sogar in Isaac verliebt hat und er ihre Gefühle erwidert. Jedoch
sieht sie keine Hoffnung für diese ungewöhnliche Verbindung. Weder ihre Familie
noch die Gemeinde würde diese Beziehung gut heißen. Hannah sucht verzweifelt
einen Ausweg für ihre Zukunft … und findet eines Nachts einen Kometen!
Zu diesem, ihrem ersten Buch wurde Amy Brill durch die Lebensgeschichte von
Maria Mitchell inspiriert, die im 19. Jahrhundert auf Nantucket lebte. Die
Lücken zwischen den historischen Daten der Astronomin hat die Autorin mit Leben
gefüllt, und entstanden ist die eigenwillige Protagonistin dieses Romans. Hannah
ist ein außergewöhnlicher Charakter und erscheint, besonders am Anfang der
Geschichte, etwas schwierig und spröde. Der erste Eindruck von ihr ist barsch
und abweisend. Ihr kühles Benehmen, besonders Isaac gegenüber, ist sicher
hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass Hannah zur Quäkergemeinde gehört
und ihr Leben deren strengen Regeln und Sitten unterworfen sieht.
Ich muss gestehen, dass es mir nicht leicht gefallen ist, einen Zugang
zu diesem Roman und zu seiner Heldin zu erlangen. Das lag nicht nur an Hannahs
unnahbarem Wesen, sondern auch daran, dass die Autorin gerne abschweift. Ich
musste mich erst daran gewöhnen, den vielen Gedankensprüngen zu folgen und mich
immer wieder auf neue Situationen und Rückblicke einzulassen, ohne den
Handlungsfaden aus den Augen zu verlieren. Doch es hat sich gelohnt, dabei zu
bleiben und sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Irgendwann kam dann
der Punkt, wo ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte und auch Hannahs
Denkweise und Gefühlschaos nachvollziehen konnte. Von da an war ich völlig
gefesselt, denn die Autorin beschreibt nicht nur das Leben und die Menschen auf
der Insel sehr bildhaft und authentisch, sondern sie hat hervorragend
recherchiert und verfügt über ein enormes Wissen zur damaligen Astronomie und
Seefahrt, das sie hier mit ihren Lesern teilt. Die Charaktere, die sie
geschaffen hat, sind nicht einfach, man findet sie nicht auf Anhieb sympathisch,
von wenigen Ausnahmen abgesehen, wie beispielsweise Hannahs Zwillingsbruder und
seine Frau Mary. Aber gerade Hannah hat es geschafft, sich in mein Herz zu
schleichen, so dass ich sie verstehen und mit ihr fühlen konnte. Die
Liebesgeschichte zwischen ihr und Isaac ist kompliziert, aber glaubwürdig, in
der Art, wie sie hier dargestellt wird. Nicht zuletzt ist dieser Roman auch eine
Würdigung all der bekannten und unbekannten Heldinnen, die dazu beigetragen
haben, den Frauen für die Zukunft mehr Anerkennung und Rechte zu verschaffen.
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