Sonntag, 16. September 2012

Die vierte Zeugin - Aus zwölf Federn

Köln 1534: Die Witwe Agnes Imhoff kämpft um ihr Recht, denn ihre Existenz ist bedroht. Ein Londoner Geschäftspartner ihres verstorbenen Mannes hat sie verklagt. Sie soll für einen Betrug ihres Gatten haften, denn sie hat den betreffenden Vertrag mit unterzeichnet. Verzweifelt versucht sie, ihre Unschuld zu beweisen und klarzustellen, dass sie diese Unterschrift nicht freiwillig geleistet hat. Auch sind die Umstände des Todes von Andreas Imhoff undurchsichtig und zweifelhaft. Agnes wird sogar verdächtigt, selbst dabei eine Rolle gespielt zu haben.
Im Verlauf des Prozesses werden verschiedene Zeugen gehört, wobei einige Aussagen sehr belastend für die Angeklagte sind. Ihr Anwalt steht ihr nicht besonders hilfreich zur Seite, und man hat den Eindruck, dass sich das hohe Gericht bereits vorab eine feste Meinung gebildet hat. Mit der Zeit wenden sich auch viele von Agnes ab, die anfangs auf ihrer Seite waren. Sehr schnell wird klar, dass die verzweifelte Frau im Grunde genommen keine Chance hat. Es steckt viel mehr hinter der Sache, als nur die Klärung dieses Betrugsfalls. Auf höherer Ebene wurde beschlossen, an der Witwe des Andreas Imhoff ein Exempel zu statuieren. Dafür wird im Hintergrund auch mit Erpressung und Bestechung gearbeitet, denn die Interessen an diesem Präzedenzfall reichen bis in die hohe Politik. Zudem kommen dem Leser mit der Zeit starke Zweifel, ob Agnes nicht vielleicht doch schuldig ist…

Zwölf Autoren haben sich gemeinsam dieser historischen Geschichte angenommen, die auf einem wahren Fall basiert. Um eine harmonische Einheit zu erreichen, hat jeder Verfasser seinen Teil aus der Sicht eines der beteiligten Personen geschildert, was sich jeweils über zwei Kapitel erstreckt. Da jeder Autor „seinen“ Protagonisten hatte, wirkt es im Roman ganz natürlich, dass sich der Erzählstil immer ein wenig verändert, wenn der nächste Schreiber zur Feder gegriffen hat. Dieser interessante Aufbau des Buches hebt die individuellen Eigenheiten der Protagonisten in besonderer Weise hervor. Alle Abschnitte gemeinsam bilden dann ein geschliffenes, gut durchdachtes Gesamtbild.  
Das letzte Kapitel stellt eine Brücke zur Gegenwart dar, denn hier wird auf das dramatische Ereignis eingegangen, als im März 2009 Kölns historisches Archiv einstürzte, wobei unter anderem das Dokument dieses Gerichtsfalls schwer beschädigt wurde. Der Autorenkreis „Quo Vadis“ hat die Patenschaft für dieses alte Aktenstück übernommen und bei mehreren Benefiz- Lesungen Spenden für die Restaurierung betroffener Archivalien gesammelt.

Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes, denn wann hat man schon die Gelegenheit, zwölf Meister ihres Fachs in so einem Gemeinschaftsprojekt zu erleben. Ich finde diese Aktion ganz hervorragend gelungen. Es ist ein fesselnder, in sich stimmiger und faszinierender Roman entstanden, der bis zuletzt Überraschungen bereithält und Zweifel zulässt, denn der Ausgang der Geschichte ist absolut nicht vorhersehbar.

Mein herzlicher Dank und ein großes Kompliment an alle Beteiligten, die zur Veröffentlichung dieses interessanten Projekts beigetragen haben!


Beteiligte Autoren:

Heike Koschyk (Herausgeber)
Alf Leue (Herausgeber)

Weitere interessante Links zum Buchprojekt:



2 Kommentare:

  1. Guten Morgen liebe Susanne,

    das klingt richtig interessant und wandert sofort auf meine Wunschliste :)

    LG
    Nina

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    1. Liebe Nina,
      soweit ich deinen Lesegeschmack kenne, könnte dir dieser Roman gefallen.
      Liebe Grüße
      Susanne

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