Man schreibt das Jahr 1134. Edelfräulein Adolana wird
unfreiwillig zur Zeugin eines mörderischen Plans. Als den Verschwörern bewusst
wird, was die junge Frau mit angehört hat, muss sie um ihr Leben fürchten. Zwar
kann sie den Mord nicht verhindern, aber der Anführer des Komplotts wird
aufgrund ihres Wissens angeklagt. Unter dem Schutz des Junkers Berengar reist
Adolana an den Halberstädter Hof. Sie ist fasziniert von dem jungen Mann mit
den dunklen Augen, die ihm eine melancholische, geheimnisvolle Ausstrahlung
verleihen, und Berengar scheint es mit ihr ähnlich zu ergehen. Zum Abschied
schenkt er ihr ein Amulett mit der Darstellung eines Wolfs.
Als Hofdame gewinnt Adolana bald das Vertrauen von Gertrud,
der Gattin Heinrichs des Stolzen und deren Mutter Richenza, der Kaiserin. Ein
weiterer Mann taucht wieder in ihrem Leben auf. Waldemar, dem sie zur Frau
versprochen war, verehrt sie und tut alles, um sie zu schützen.
Sechs Jahre später ist der Kaiser tot und sein
Schwiegersohn, Heinrich der Stolze, ebenfalls. Die Machtverhältnisse haben sich
geändert, und es gibt größere Spannungen zwischen Welfen und Staufern. Von den
beiden Witwen erhält Adolana, als erste Hofdame, den Auftrag, eine wichtige,
geheime Botschaft zu Welf VI. und seiner Frau Uta zu bringen. Unterwegs trifft
sie Berengar wieder, der sie in der langen Zeit nicht vergessen hat, aber die
beiden stehen auf unterschiedlichen Seiten, denn Berengar hat Friedrich II.,
dem Bruder des neuen Königs, den Treueeid geleistet.
„Das Amulett der Wölfin“ führt den Leser zeitlich etwas
weiter zurück, als Marion Hennebergs erster Roman „Die Entscheidung der Magd“,
aber man trifft gleich auf bekannte Namen. Heinrich der Löwe, der im
angesprochenen Buch als Herzog den Wendenkreuzzug anführt, ist hier noch ein
Kind.
Wenn ich nun vergleiche, hat mir ja schon das erwähnte Debüt
der Autorin sehr gefallen, aber bei der vorliegenden Geschichte über Adolana
und Berengar, habe ich festgestellt, dass noch gewaltige Steigerungen möglich
waren. Der Schreibstil hat mich sogleich sehr intensiv auf das 12. Jahrhundert
eingestimmt, und der historische Rahmen für die sympathischen Protagonisten ist
hervorragend recherchiert. Wie die Autorin im Anhang verrät, hat sie die
künstlerische Freiheit genutzt und einige Kleinigkeiten, für die Schlüssigkeit
der Handlung, ein wenig angepasst, was aber der Authentizität des Geschehens keinen
Abbruch tut. Auf 590 Seiten erwartet den Leser ein farbenprächtig ausgemaltes
und packend erzähltes Mittelalter-Epos. Mit den verzwickten Verhältnissen und
Machtkämpfen zwischen Welfen und Staufern
hatte ich mich vorher noch nicht ausführlich beschäftigt, aber im
Verlauf der Handlung werden einem die geschichtlichen Daten ganz automatisch
und unkompliziert nahe gebracht. Schön finde ich, dass es nicht nur eine
chronologische Aufstellung der historischen Ereignisse im Anhang gibt, sondern
dass man anhand eines Stammbaums die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen
Welfen und Staufern sehr gut nachvollziehen kann. Bei aller Begeisterung für
die historischen Zusammenhänge möchte ich nicht versäumen, auf die
facettenreich beschriebenen Charaktere des Romans einzugehen. Adolana und
Berengar sind interessante Protagonisten, deren Beziehung sich nicht gerade
einfach gestaltet, und ich habe beiden sofort große Sympathie entgegengebracht.
Daneben spielen noch viele bemerkenswerte Personen eine Rolle, von denen man
sicher anfangs einige falsch einschätzt. Dieser Roman hat bei mir ein sehr
lebhaftes Kopfkino ausgelöst und mich intensiv in die Zeit der Ritter und
Edelfrauen versetzt.
Herzlichen Dank an Marion Henneberg und den Ullstein Verlag für die Überlassung des Rezensionsexemplars.
Schöne Rezi! Mir hat der Roman auch unheimlich gut gefallen.
AntwortenLöschenLG Isabel
Herzlichen Dank für diese supertolle Rezi, liebe Susanne! Es freut mich natürlich sehr, dass Dir meine beiden Romane gefallen und ich lasse Dir liebe Grüße da :-))
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