Um ihren Eltern die Existenzgrundlage und das Haus zu erhalten, als ihr Vater erkrankt, willigt die 16-jährige Marnie in eine Heirat mit dem ungeliebten Lord Isak ein. Schweren Herzens verlässt sie ihr Elternhaus und begleitet ihren Ehemann in das Dorf Torcurra. Direkt am Meer, in einer kleinen Bucht, in der Nähe des Dorfes, hat Isak ein Haus geerbt. Eigentlich ist es nur eine Hütte, und es soll ein Fluch darauf liegen. Bereits wenige Tage nach ihrer Ankunft erleidet Isak einen tödlichen Unfall. Die misstrauischen Dorfbewohner geben Marnie die Schuld. Lediglich der örtliche Pfarrer hat Verständnis für sie und glaubt ihr. Als sie sich dann des taubstummen Raven annimmt und Handzeichen erfindet, um sich mit ihm verständigen zu können, wird Marnie gar als Hexe beschimpft, denn die Leute halten ihre Gebärden für ein Zauberritual. Dann taucht auch noch Isaks Bruder auf, um die Erbschaft zu „regeln“. Als Marnie sich weigert, ihm das alte Haus zu überlassen, hetzt er die Dorfbewohner zusätzlich gegen sie auf. Von Aberglauben und Borniertheit getrieben fordert die Menge, dass sich die junge Frau einer Hexenprüfung unterziehen soll.
Bereits vor sieben Jahren habe ich dieses Buch zum ersten Mal gelesen, und es hat mich damals völlig gefesselt. Nun, für die 2.Chance-Challenge von Books a Week, habe ich es erneut zur Hand genommen. An die Handlung konnte ich mich noch vage erinnern, aber viele Einzelheiten hatte ich im Lauf der Jahre auch vergessen. Darum war ich sehr gespannt, ob mich die Geschichte auch diesmal wieder im gleichen Maße mitreißen würde.
Marnie hat das Herz auf dem rechten Fleck, und sie ist ziemlich eigensinnig. Letzteres schafft ihr keine Freunde, sondern bringt sie öfter in Schwierigkeiten. Als sie dem gehörlosen Raven begegnet, macht sie sich Gedanken über dessen Verhalten, statt ihn für verrückt zu erklären, wie das die anderen Leute tun. Zu Ravens großer Freude erhält er nun eine Möglichkeit, sich auszudrücken und seine Gedankenwelt mit jemandem zu teilen. Die Entwicklung der Handsprache zwischen den beiden ist sehr intensiv beschrieben, mit allen Rückschlägen und Erfolgen. Auch die Sachlage mit den Dorfbewohnern, wie sich der Konflikt immer mehr zuspitzt, ist sehr eindrucksvoll geschildert. Sherryl Jordan ist eine ausdrucksstarke Erzählerin, der es gelingt, den Leser zu berühren. Die Autorin erwähnt im Nachwort, dass sie darauf verzichtet hat, die Handlung einer bestimmten Zeit zuzuordnen, denn in gewisser Weise wäre eine ähnliche Situation an jedem Ort und zu jeder Zeit denkbar. Selbstgerechtigkeit, Misstrauen gegenüber Fremden und Vorurteile haben sich über die Jahrhunderte nur wenig geändert und finden auch heute noch ihre Opfer.
Ich habe vor Jahren irgendwo einen Spruch gelesen, den ich mir gemerkt und aufgeschrieben habe: „Sei anders, und du wirst verdammt“. Dieser Satz ist mir wieder eingefallen, als ich über Marnies und Ravens Schicksal gelesen habe.
„Flüsternde Hände“ hat mich auch diesmal wieder gefesselt, begeistert und berührt, und das Buch konnte seinen Platz in der Liste meiner absoluten Favoriten behaupten.
Tolle Rezi - wenn nicht nur die Auswahl immer so groß und damit die Entscheidung so schwer wäre!
AntwortenLöschenLG
Nadine
Eine sehr interessante REzi - und ich habe mir das Buch mal vorgemerkt. Sag mal, wie macht man das Widget von Amazon wegen Kauf - danke für Hilfe
AntwortenLöschenLG HANNE