Hamburg / Altona 1896:
Greta Voss arbeitet als Hilfsköchin in einem vornehmen Haushalt. Da der Hausherrin die Freundschaft ihres Sohnes Christoph zu der jungen Frau missfällt, entlässt sie diese kurzerhand. Greta ist verzweifelt, denn einerseits muss sie für ihre kranke Mutter sorgen, und dann hat sie auch noch ein Geheimnis, von dem niemand erfahren darf. Eines Tages lernt sie den jungen Fuhrunternehmer Siggo kennen. Er verschafft ihr eine neue Anstellung, und außerdem kann Greta bei seiner Mutter das Konditorenhandwerk erlernen. Siggo ist beeindruckt von Gretas Stärke und ihrer Kämpfernatur. Als er hinter ihr Geheimnis kommt, reagiert er völlig anders als erwartet.
Die Autorin gewährt ihren Leser(inne)n tiefe Einblicke in die Lebensumstände der einfachen Leute an der Schwelle zum neuen Jahrhundert. Einerseits sind die Menschen noch ihren alten Traditionen verbunden und pflegen auch ihre althergebrachten Vorurteile, andererseits hält der Forschritt immer mehr Einzug in den Alltag. Das Leben ist alles andere als einfach, und die Klassenunterschiede treten stark hervor. Gerade die Frauen waren zu dieser Zeit noch stark benachteiligt und konnten kaum eigene Entscheidungen treffen. Ein Verhältnis, wie es hier geschildert wird, zwischen einem Sohn aus gutem Hause und einer Bediensteten, war sicher nicht außergewöhnlich. Im Fall einer Schwangerschaft, die sich unter Umständen daraus ergab, hatten die jungen Frauen keine Handhabe. Ohne eigene Schuld war ihr Leben von einem Tag auf den anderen verpfuscht.
Es ist äußerst spannend, zu erleben, wie Greta um ihre Existenz kämpft, wie sie das Unmögliche möglich macht und dem Mut aufbringt, einen Lieferdienst für Festbankette und Kaffeegesellschaften zu gründen. Zu ihrem großen Glück findet sie hilfsbereite Menschen in ihrem Umfeld, die sie mit Rat und Tat unterstützen.
Der Roman hat viele, sehr sympathische und liebevoll beschriebene Charaktere aufzuweisen, wenn es auch einige recht finstere Gesellen gibt, die Greta und Siggo das Leben schwer machen. Neben den beiden Hauptfiguren des Romans gehört meine besondere Zuneigung den Kindern, die in der Handlung eine tragende Rolle spielen. Leni ist ein ganz zauberhaftes, liebenswertes kleines Mädchen, und der Straßenjunge Oliver ist einfach unbeschreiblich. Er ist für mich der heimliche Held des Romans.
Historische und politische Details bleiben größtenteils außen vor, und das ist gut so, denn die Geschichte spielt sich in der Welt der einfachen Menschen ab, und diese hatten kaum die Zeit, sich ausführlich mit dem Weltgeschehen zu befassen. Für sie war der Alltag mühselig und arbeitsreich, ein stetiger Überlebenskampf.
„Die Tortenbäckerin“ ist ein sehr gelungener Roman, unterhaltsam, gefühlvoll und spannend. Er bringt uns die Vergangenheit und damit die Welt unserer Großeltern ein wenig näher.
Auf ihrer Homepage hat die Autorin noch jede Menge Interessantes und Ergänzendes zusammengestellt. Es lohnt sich, hier einmal nachzulesen:
Das Buch will unbedingt lesen!!!! =)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
Auf meiner Wunschliste steht das Buch auch. Danke fürs Vorstellen :)
AntwortenLöschenViele Grüße,
lucie