Vorab muss ich gestehen, es ist gar nicht so einfach, die starken Gefühle in Worte zu fassen, die der Roman „Lucian“ in sich birgt und auch jene, die mich beim Lesen bewegt haben. Hier ist mein kläglicher Versuch:
In einer schlaflosen Nacht tritt Rebecca an das Fenster ihres Zimmers und entdeckt auf der Straße einen Jungen, der unverwandt zu ihr herauf blickt. Seltsamerweise macht ihr diese Beobachtung keine Angst, sondern erfüllt sie mit innerer Ruhe. Von diesem Moment an begegnet sie dem rätselhaften Jungen immer wieder, so oft, dass dies einfach kein Zufall mehr sein kann. Sie fühlt sich von ihm angezogen, und ihm scheint es ähnlich zu ergehen. Mit der Zeit erfährt Rebecca, dass er Lucian heißt und nichts über seine Vergangenheit weiß. Es ist, als würde es ihn gar nicht geben – und er hat keine Handlinien. Er hat sein Gedächtnis verloren und kann nicht sagen, woher er sie kennt. In seinen Träumen sieht er Szenen aus ihrer Vergangenheit und über die Zukunft, und auch Rebecca hat einen beängstigenden Traum, der immer wiederkehrt. Sie ist verwirrt über die große Nähe, die sie zu Lucian empfindet; immer wenn sich Rebecca und Lucian begegnen, haben beide ein eigenartiges Gefühl großer Vertrautheit. Es wird ihnen klar, dass sie sich lieben und zusammengehören. Misstrauen und Unverständnis führen dazu, dass das junge Paar getrennt wird, und die Folgen für Rebecca sind furchtbar. Sie erkennt, dass Lucian mehr für sie ist, dass sie ohne ihn nicht sein kann.
In Rebeccas Umfeld gibt es noch viele interessante Charaktere, die alle farbig und lebendig geschildert werden. Da ist ihre beste Freundin Suse, die ihre eigenen Probleme hat und doch immer für Rebecca da ist. Ihr (Ex)Freund Sebastian macht sich nicht nur Sorgen um sie, er ist zerrissen zwischen Zuneigung und Eifersucht. Rebeccas Mutter ist Psychologin und zieht ihre ganz eigenen Schlüsse aus der Verbindung zwischen ihrer Tochter und dem fremden Jungen. Als weitere, starke Persönlichkeit möchte ich den Englischlehrer der Mädchen nennen, der seinen Schülern mit großem Eifer die Liebe zu den Werken eines verstorbenen Schriftstellers nahe bringen möchte. Einblicke in seine Unterrichtsstunden tragen ein wenig zum amüsanten Teil der Geschichte bei.
Isabel Abedi hat mit „Lucian“ einen wunderbaren Roman über die Liebe in all ihren Facetten geschrieben. Die Geschichte handelt von der großen Liebe zwischen Rebecca und Lucian, aber auch von der Liebe zu guten Freunden, die sich Gedanken um einen machen – oder die Liebe der Eltern, welche so unermesslich ist, dass diese aus großer Sorge und Missverständnissen heraus vielleicht manchmal genau das Falsche tun. Die Handlung entwickelt sich in eine Richtung, wo sich ganz neue Dimensionen eröffnen und man über andere, unbekannte Sphären nachzudenken beginnt. Die vermittelte Botschaft finde ich sehr schön und tröstlich: Keiner ist allein.
Das Ende ist außergewöhnlich, traurig und schön zugleich, es ist einfach stimmig.
Julia Nachtmann, die Sprecherin des Hörbuchs, liest die Geschichte sehr gefühlsbetont und ausdrucksvoll und macht das Hören zu einem einzigartigen und intensiven Erlebnis.
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