Dienstag, 4. Mai 2010

Die Jesuitin von Lissabon - Titus Müller


Kurzbeschreibung:
Antero Moreira de Mendonça hasst die Jesuiten. Als ein Erdbeben von biblischer Wucht Lissabon 1755 zerstört und die Jesuiten den Zorn Gottes predigen, sieht der junge Naturwissenschaftler die Gelegenheit gekommen, sich am Orden zu rächen. Doch Gabriel Malagrida, der als Prophet verehrte Jesuitenführer, ist ihm ein machtvoller Gegner. Mit Hilfe der deutschen Kaufmannstochter Leonor gelingt es Antero, dem Kerker und der Hinrichtung zu entgehen. Was Antero nicht weiß: Leonor gehört zur Gefolgschaft der Jesuiten. Für wen schlägt Leonors Herz - für Antero oder ihre grausamen Glaubensbrüder?

Meine Meinung: * * * * *

Lissabon im Jahr 1755:
Antero Moreira de Mendonça kehrt als Schmuggler in die Stadt seiner Kindheit und Jugend zurück. Er wird bereits in Lissabon erwartet. Einst ein Schüler der Jesuiten ist der junge Wissenschaftler heute ihr erbitterter Gegner. Und sein früherer Lehrer und Mentor, der Jesuitenführer Gabriel Malagrida, möchte ihn zurück gewinnen – oder vernichten.
Antero ahnt nicht, dass auch Leonor, die Frau seiner Träume, eine Anhängerin der Jesuiten ist und Malagrida regelmäßig wichtige Informationen zuspielt.
Es geschehen seltsame Dinge in der Stadt, aber die Bevölkerung achtet nicht darauf. Antero erkennt die Zeichen für eine nahende Katastrophe zu spät. Ehe er die Menschen warnen kann, erschüttert am 1. November ein verheerendes Erdbeben Lissabon. Durch die Erdstöße und eine nachfolgende, gigantische Flutwelle werden große Teile der Stadt zerstört, und tausende Menschen kommen bei dem schrecklichen Ereignis ums Leben. Während Antero, unter dem Schutz des Königs und gefördert vom neuen Premierminister Sebastian de Carvalho, nach dem schrecklichen Naturereignis alles daran setzt, eine vernünftige Erklärung für die Entstehung des Erdbebens zu finden, versetzt im Gegensatz dazu Malagrida die abergläubige Bevölkerung mit seiner Gottesstrafe-Theorie in Angst und Schrecken, um auf diese Weise mehr Autorität und Einfluss auf die Menschen ausüben zu können. Der Premierminister und Antero sind ihm bei seinen Machenschaften im Weg, und es beginnt ein zermürbender Kampf um die Macht.
Titus Müller beschreibt die Situation in Lissabon und die Naturgewalten mit ungeheuerer Intensität und vermittelt dem Leser ein lebendiges, sehr authentisches Bild der damaligen Zeit. Sein Schreibstil ist flüssig, kraftvoll und zugleich sensibel, und die schöne, oft bildhafte Sprache zieht von der ersten bis zur letzten Seite des Buches in ihren Bann. Sowohl die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen der Katastrophe, als auch die Anfänge der Erdbeben-Forschung werden zur Sprache gebracht. Für die ausführliche und aufwändige Recherchearbeit, die der Entstehung des Buches vorangegangen sein muss, möchte ich dem Autor ein großes Kompliment aussprechen. Eine schöne Abrundung dieses historischen Romans ist die Liebesgeschichte zwischen Antero und Leonor, die jedoch nicht im Vordergrund steht und etwas anders verläuft, als man das normalerweise aus Romanen kennt. Beide Protagonisten, deren persönliche Entwicklung und ihre Liebe haben Ecken und Kanten und sind alles andere als geradlinig, aber gerade das macht sie so glaubwürdig.
Zum Abschluss, wenn man den Ausgang der Geschichte kennt, kann man sich noch gründlich in das ausführliche Zusatzmaterial im Anhang vertiefen. Dort findet man jede Menge interessantes Hintergrundwissen. „Die Jesuitin von Lissabon“ ist ein Buch, das ich mit Sicherheit noch einmal lesen werde. Bis dahin bekommt es mit seinem dekorativen Einband einen Stammplatz in meinem Bücherregal.

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