Sonntag, 28. März 2010

Die Schuld des Tages an die Nacht - Yasmina Khadra

Mein Dank gilt dem Ullsteinverlag und Vorablesen für ein Vorab-Leseexemplar dieses Romans.

Kurzbeschreibung:
Nach einem halben Jahrhundert trifft Jonas noch einmal die Freunde aus Jugendtagen. Er blickt zurück auf sein Leben und die bewegte Geschichte seiner Heimat Algerien.
Unter dem arabischen Namen Younes wird er auf der Nachtseite des Schicksals geboren, als Jonas wächst er im europäischen Viertel der Küstenstadt Rio Salado auf. Dort begegnet er der schönen Französin Émilie - sie wird die große Liebe seines Lebens.
Die Sehnsucht dieser beiden Menschen spiegelt über Jahrzehnte hinweg das dramatische Verhältnis von Orient und Okzident, zweier Welten, die einander so viel Leid zufügen und dennoch so verzweifelt um Versöhnung ringen. Dass sie möglich ist, zeigt Yasmina Khadras großer Roman auf unvergleichlich poetische Weise.

Meine Meinung: * * * *
Mit achtzig Jahren blickt Jonas auf sein Leben in Algerien zurück. Als Younes auf dem Land geboren, kommt er, nach einem schlimmen Schicksalsschlag, zusammen mit seiner Familie nach Oran. In seiner Verzweiflung über die hoffnungslose Lage gibt der Vater ihn weg, um ihm bei seinem Onkel ein besseres Leben zu ermöglichen. Mahi und seine französische Frau Germaine adoptieren ihn, und fortan ist er Jonas und lernt die besseren Seiten des Lebens kennen. Nach einem Umzug in den kleinen Ort Rio Salado freundet sich Jonas schnell mit drei Jungs an, und die Vier werden unzertrennlich. Zusammen genießen sie unbeschwert die Jugend, die Sommertage am Meer, und als eines Tages die schöne Émilie auftaucht, verdreht sie allen Freunden gleichermaßen den Kopf. Ihre wahre Liebe aber gehört Jonas. Jedoch finden die beiden kein gemeinsames Glück. So verschlossen wie sein Heimatland, so gibt sich auch Jonas, aus übersteigertem Ehrgefühl und Stolz, aber auch aus mangelndem Selbstwertgefühl und vielleicht auch aus Schüchternheit verspielt er seine Chance. Dass Jonas und Émilie nicht zueinander finden, liegt meiner Einschätzung nach allerdings nicht an den unterschiedlichen Kulturen und Völkern, denen sie angehören, sondern es ist die Unfähigkeit zweier junger Menschen, sich mitzuteilen und für ihr persönliches Glück einzusetzen.
Den Rahmen für die schicksalhafte Begegnung der beiden bildet das aufgewühlte Algerien im Umbruch, auf der Suche nach einer eigenen Identität und Freiheit, ohne den Zwang durch die französischen Kolonialherren. Die politischen Geschehnisse erfährt der Leser zwar meist nur am Rande, aber ich fand es äußerst interessant, einen Einblick in die Entwicklung dieses Landes zu bekommen. Die Beschreibungen des Ich-Erzählers sind wunderschön, in blumiger Sprache und meist begleitet von einer tiefen Melancholie.
Das Ende des Romans hat mich aufgewühlt, etwas traurig und nachdenklich zurückgelassen. Die letzten, weisen Worte von Jonas' verstorbenem Onkel bleiben noch lange in Erinnerung: "Wer die schönste Geschichte seines Lebens verpasst, wird allein mit seiner Reue altern, und alles Seufzen wird seiner Seele keine sanfte Wiege sein....."

Bei "Literaturschock" gab es zu diesem Roman eine Leserunde: Die Schuld des Tages an die Nacht

Freitag, 19. März 2010

Die falsche Tochter - Nora Roberts



Kurzbeschreibung:
Die Archäologin Callie Dunbrook wird zu einem aufsehenerregenden Fund gerufen. In den Blue Ridge Mountains wurde ein 5.000 Jahre alter Schädel entdeckt. Kaum angekommen, muss sie feststellen, dass sie ausgerechnet mit ihrem Ex-Mann Jake Hand in Hand zusammenarbeiten soll. Und plötzlich sieht sich Callie auch noch mit einem dunklen Geheimnis aus ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert: Wurde sie als Kind ihren wahren Eltern entführt?Bei Nachforschungen stößt Callie tatsächlich auf ein dunkles Geheimnis.


Meine Meinung: * * * *
Callie, die ziemlich eigenwillige Protagonistin, wird mit einer unfassbaren Vermutung konfrontiert. Sie soll als kleines Kind entführt worden sein. Ausgerechnet ihr neues Forschungsprojekt bringt sie ganz in die Nähe der Frau, die behauptet, ihre Mutter zu sein. Callie kann das alles nicht glauben, denn sie ist in einem liebevollen und schönen Elternhaus aufgewachsen. Bei ihren Nachforschungen macht sie mehrere erstaunliche, bestürzende Entdeckungen und gerät nicht nur einmal in Lebensgefahr... Unerwartete Hilfe und Verständnis findet sie bei ihrem Ex-Eheman Jake Greystone, der mit ihr zusammen die Ausgrabungen leitet.
Kindesraub, archäologische Funde, verzwickte Familienangelegenheiten, Lebensgefahr und die Liebe, das alles bildet den Grundstock zu diesem fesselnden Hörbuch. Uta Kroemer liest ruhig und hat eine angenehme Stimme, nur hätte ich mir manche Szenen stärker betont gewünscht. Große Emotionen und gefährliche Situationen würden dann noch ausdrucksvoller zur Wirkung kommen. Bei Dialogen mußte ich mich stark konzentrieren, denn durch die stets gleichbleibende Stimmlage der Sprecherin konnte man nicht immer deutlich heraushören, wer gerade das Wort hatte.
Auch wenn vieles vorhersehbar ist und der Schluss für meinen Geschmack zu übertrieben und damit nicht ganz glaubwürdig erscheint , hat mir das Hörbuch insgesamt gut gefallen. Es bietet nette und kurzweilige Unterhaltung.

Dienstag, 16. März 2010

Zusammen ist man weniger allein - Anna Gavalda






Kurzbeschreibung:
Eine verrückte Wohngemeinschaft am Fuß de Eiffelturms. Vier Personen suchen ein Zuhause. Vier grundverschiedene Menschen - Camille (26), Philibert (36), Franck (34) und Paulette (83) - wagen einen Neubeginn. Mit Charme und Witz erzählt Anna Gavalda eine Liebesgeschichte, die an "Die fabelhafte Welt der Amélie" erinnert. Ihr Roman beschreibt, sagt sie, den umgekehrten Domino-Effekt: wie einer den anderen aufrichtet und aus dem Schlamassel zieht.
Philibert ist zwar ein historisches Genie, doch wenn er mit Menschen spricht, gerät er ins Stottern. Camille, magersüchtig und künstlerisch begabt, arbeitet in einer Putzkolonne, und Franck schuftet als Koch in einem Feinschmeckerlokal. Er liebt Frauen, Mototrräder und seine Großmutter Paulette, die keine Lust aufs Altersheim hat.Vier grundverschiedene Menschen in einer verrückten Pariser Wohngemeinschaft, die sich lieben, streiten und versuchen, irgendwie zurecht zu kommen.

Meine Meinung: * * * * *

Der Roman kann nicht mit großen Ereignissen oder Abenteuern aufwarten, aber es sind gerade die Kleinigkeiten, die intensive Betrachtungsweise der Protagonisten und die privaten Einblicke, die das Buch so anziehend machen. Vier grundverschiedene, vom Leben gebeutelte Menschen bringt das Schicksal in Paris zusammen, und sie bilden eine zweckmäßige Wohngemeinschaft. Trotz ihrer Differenzen sind sie sich immer wieder gegenseitig Hilfe und Trost, und sie lernen voneinander. Anna Gavalda läßt ihre Leser ganz nah' an die Protagonisten heran, so dass die Charaktere schnell sehr vertraut wirken. Auch problematische Situationen und heikle Lebensumstände schildert die Autorin mit großem Feingefühl. Die vielen bildhaften Vergleiche und feinsinnige Gespräche verführen häufig zum Schmunzeln. Der verarmte Adelige Philibert, eine recht kuriose Figur, beschäftigt sich leidenschaftlich mit Geschichte, und so ganz nebenbei bekommt man einiges an historischem Wissen mit. Durch die künstlerisch begabte Camille erfährt man auch so manches über französische Maler, und man hätte direkt Lust, mit ihr zusammen durch die Galerien und Museen zu streifen.

Anna Gavalda hat einen ganz besonderen, berührenden Schreibstil, der von einem verhaltenen Humor und großer menschlicher Wärme gezeichnet ist.

Dienstag, 9. März 2010

Die Geliebte des Piraten - Amy J. Fetzer



Kurzbeschreibung:

Auf der Suche nach ihrem kleinen Sohn gerät Willa Peachwood in die Fänge eines legendären Piraten, dessen männlicher und erotischer Anziehungskraft sie sich kaum entziehen kann. Doch Raiden Montegomery zu erliegen, ist für Willa undenkbar - bis er ihr ein ungewöhnliches Angebot macht: Er hilft ihr bei der Suche, wenn sie seine Geliebte wird....



Meine Meinung: * * *

Zuerst einmal kann ich über die äußerliche Aufmachung des Buches nur den Kopf schütteln, denn bei den Protagonisten handelt es sich um einen schwarzhaarigen Piraten und eine rothaarige Lady, natürlich beide von blendender Schönheit! ;-) Ich frage mich wieder einmal, was sich die Verlage bei der Umschlaggestaltung denken. Aber naja, die Hauptsache ist ja doch der Inhalt. Von dem war ich allerdings auch etwas enttäuscht. Willa ist auf der Suche nach ihrem kleinen Sohn, der vom eigenen Vater entführt wurde. Dabei trifft sie auf Raiden, der als "Schwarzer Engel" mit seinem Piratenschiff die Meere unsicher macht. Mit der Zeit erfährt man einiges über Raiden's bisheriges Leben, er ist ein typischer "Tortured Hero", und der wunderschönen Willa gelingt es, sein Herz zu erwecken, von dem er dachte, dass er es schon vor Jahren verloren hätte. Die beiden kommen sich näher, und Willa würde sicher mit Freuden auf Raidens Angebot eingehen, seine Geliebte zu werden, wenn da nicht ihr Ehegelübde wäre, welches sie an ihren bösartigen Ehemann bindet. Was recht schwungvoll beginnt, wird leider im Lauf der Handlung etwas langatmig. Zwar müssen die beiden zahlreiche Abenteuer bestehen, aber oft hatte ich den Eindruck, die Autorin hat sich etwas verzettelt und konnte nur mit Mühe, über die Seitenstränge, den roten Faden in ihrem Roman wieder finden. Dazwischen findet man langatmige Liebesschwüre, aber auch diverse Streitereien zwischen Willa und Raiden. Mehrfach zutiefst verletzt und mit gebrochenem Herzen finden die Liebenden doch immer wieder zueinander. Das alles wirkte mit der Zeit für meinen Geschmack doch recht überladen. Ein Seitenzweig der Handlung (der Verrat) ist recht zweifelhaft und für mich unglaubwürdig geschildert und endet ziemlich abrupt. Hier hatte ich das Gefühl, die Autorin hat sich damit ein Türchen, eventuell für einen weiteren Roman, offengelassen. Auch der Schluss des Romans war etwas fadenscheinig und wirkte abgehackt, und den Epilog empfand ich als verwirrend und überflüssig. Ärgerlich waren für mich die teilweise sehr fragwürdigen Beschreibungen. Ich zitiere ein Beispiel von vielen: "Willa zog ihr Pferd um die Hand und folgte ihrem geheimnisvollen Befreier".
Positiv anmerken möchte ich allerdings, dass mir die abenteuerlichen Schilderungen auf hoher See zum Teil sehr gut gefallen haben. Sie wirken sehr real und sind fast greifbar beschrieben, man hört im Geist die Schiffsplanken knarren und das Meer rauschen.