Donnerstag, 23. Oktober 2014

Das Schattenhaus – Mascha Vassena

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Nach dem Tod ihrer Mutter erfährt Anna, dass diese ihr ein Haus vererbt hat. Zusammen mit ihrer Tochter Rike reist sie nach Vignano, um Simonas alte Villa in dem kleinen Bergdorf im Tessin zu verkaufen. Im Dorf erfahren sie, dass in dem Haus eine alte Frau lebt. Sie verlässt nie den Dachboden, den sie bewohnt. Anna versucht, Klarheit in die Sache zu bringen und stellt Nachforschungen an, denn sie möchte gerne mehr über die Hintergründe erfahren und wissen, was es mit dem alten Haus auf sich hat. Irgend etwas scheint vorgefallen zu sein, was ihre Mutter belastet hat, denn Simona hat bis zu ihrem Tod nie über ihre Vergangenheit gesprochen, als hätte sie etwas aus ihrem früheren Leben verdrängt.
Der Roman spielt auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Da ist einmal Annas Geschichte, wie sie mit ihrer Tochter nach Vignano fährt, um den Nachlass ihrer Mutter zu regeln. Zu Rike hat sie ein eher distanziertes Verhältnis, denn diese lebte bei Simona. Im Lauf der Geschichte erfährt man mehr über die Hintergründe, wieso Anna ihr Kind nicht selbst aufgezogen hat. Es wird ein recht typisches Eltern-Kind-Verhältnis beschrieben, denn es ist nicht immer einfach, sich mit einer Vierzehnjährigen zu arrangieren, besonders wenn man nur wenig über sie weiß. Ein weiteres, schwieriges Problem ist das mangelnde Vertrauen in dieser Familie, das sich durch alle Generationen zieht. Man erlebt die zögerliche Annäherung von Mutter und Tochter mit, die jedoch nicht frei von Rückschlägen ist, denn immer wieder kommt es zu Krisensituationen, und letztendlich lässt Anna niemanden wirklich an sich heran. Warum das so ist, wird mit der Zeit schon klar, und ich konnte auch ein gewisses Verständnis aufbringen, aber die Art, wie Anna sich anderen Personen gegenüber verhält, ist für mein Empfinden einerseits etwas unterkühlt, wenn nicht sogar gefühllos, wechselt aber schnell ins krasse Gegenteil, und diese raschen Stimmungswechsel konnte ich oft nicht so schnell nachvollziehen.
Im zweiten Erzählstrang lernt man die junge und hübsche Charlotte kennen, die 1963 mit ihren Eltern die Ferien am Comer See verbringt. Die junge Frau ist nicht nur attraktiv, sondern auch ausgesprochen verwöhnt. Der Aufenthalt im Hotel und auch ihr Verehrer, der Schweizer Reto, sind ihr mit der Zeit viel zu langweilig, und so ergreift sie die Gelegenheit beim Schopf, als sie die reiche Amerikanerin Amanda kennenlernt und von ihr nach Como eingeladen wird. Nun scheinen die Ferien doch noch amüsant zu werden. In Como lernt sie Georg kennen, einen talentierten Maler, in den sie sich auf den ersten Blick verliebt. Für ihn würde sie ihr bisheriges Leben aufgeben. Da ihre Eltern nie ihre Zustimmung zu dieser Verbindung geben würden, beschließt sie, mit Georg durchzubrennen. Aber dann stellt ein tragischer Unfall ihr ganzes Leben auf den Kopf.
Mit Charlotte bin ich von Anfang an nicht warm geworden, um nicht zu sagen, sie war mir total unsympathisch. Sie wird als recht egoistisch dargestellt, und sie will immer mit dem Kopf durch die Wand. Dabei reagiert sie stets impulsiv, ohne an die Folgen zu denken. Gepaart mit einer gewissen Boshaftigkeit ist das eine explosive Mischung. Ihr gedankenloses Verhalten wird ihr fast zum Verhängnis und zerstört nicht nur ihr eigenes Leben. Es ist mir nicht gelungen, ihre Handlungen und Gefühle nachzuvollziehen, und ich konnte auch kein Mitleid empfinden, denn eigentlich hat sie sich ihre Situation selbst eingebrockt, die Schuld aber immer bei anderen gesucht, nie bei sich selbst.
Wie die beiden Handlungsstränge zusammenspielen, erfährt man eigentlich erst am Schluss, allerdings ist vieles schon früh offensichtlich, und man kann sich die meisten Zusammenhänge schnell zusammenreimen. Mascha Vassenas Schreibstil ist schön und fesselnd, und auch wenn ich eigentlich keinen der Charaktere wirklich mochte, hat mir die Geschichte insgesamt gut gefallen. Es ist natürlich immer schwierig, wenn man mit keinem der Protagonisten sympathisiert, denn das nimmt doch einiges von der Spannung weg, weil dann auch kaum Empathie aufkommt. Dies sagt jedoch nichts über die Qualität des Romans aus, sondern hängt eher an meiner persönlichen Haltung den Protagonisten gegenüber.
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