Sonntag, 21. September 2014

Die Rosenkriege / Sturmvogel - Conn Iggulden


England im Jahr 1437: König Henry VI., gerade mal 16 Jahre alt, sitzt schon seit 8 Jahren auf dem Thron. Körperlich und geistig krank ist er oft nicht fähig, Entscheidungen für sein Land zu treffen. Die innere und äußere Sicherheit Englands sind gefährdet. Henrys Heirat mit der französischen Adeligen Margaret von Anjou soll den Frieden gewährleisten und die Macht Englands stärken. Aber das Bündnis ist nicht perfekt, sondern weist einige schwerwiegende Lücken und Fehleinschätzungen auf. Es kommt zu Aufständen, und die Situation eskaliert, sowohl in Frankreich als auch in England. Auch gibt es einen Widersacher, der ein Auge auf Henrys Thron geworfen hat und der alles dafür tut, die Macht an sich zu reißen: Richard, der Duke of York.

Der Roman beginnt 1443 und schildert die historischen Ereignisse über einen Zeitraum von ca. 8 Jahren. Die Situation um den englischen Königsthron und die Ereignisse kann man als Vorbereitung und Beginn der Rosenkriege betrachten.
Es gibt mehrere Handlungsstränge, die zum Teil in Frankreich, teilweise aber auch in England beginnen und sich im Lauf der Handlung aufeinander zu bewegen bzw. miteinander verkettet sind. Conn Iggulden schreibt ausführlich, detailreich und zugleich eingängig, so dass man das Buch, mit seinen über 600 Seiten, leicht und schnell lesen kann. Wie er seine Charaktere beschreibt, gefällt mir sehr gut; er verleiht den verschiedenen Personen ein Gesicht. Die meisten waren reale historische Persönlichkeiten, aber es gibt auch einige fiktive Charaktere, allen voran Henrys Meisterdetektiv, den sympathischen Derry Brewer, der dem Roman zufolge maßgeblich an der arrangierten Heirat zwischen dem König und Margaret de Anjou beteiligt war.
So ein historischer Wälzer bringt immer viele Namen und Figuren mit sich, so dass ich das Personenregister, welches am Ende des Buches eingefügt ist, sehr hilfreich fand. Die Stammbäume der Adelshäuser, die in die Rosenkriege verwickelt waren und reichlich Kartenmaterial lassen die Zusammenhänge noch deutlicher erkennbar werden. Insgesamt ist das Buch sehr schön aufgemacht und großzügig mit Zusatzmaterial ausgestattet.
Vermisst habe ich die genaueren Angaben und Jahreszahlen bei den einzelnen Kapiteln. Zwischen den Abschnitten gibt es oft längere Zeitsprünge, und es ist nicht immer gut erkennbar, in welchem Jahr man sich gerade befindet. Eigentlich mag ich es ja gerne, neben einem Roman noch in anderen Quellen nach weiteren Informationen zu suchen und mein Bild von den genauen Hergängen damit abzurunden oder zu ergänzen, aber in diesem Fall bremst es den Lesefluss doch recht spürbar.
Mich fasziniert dieser Zeitabschnitt englischer Geschichte ungemein, aber der Autor hat hier für seine Geschichte einige Details und Charaktere so abgeändert, dass es für mich eher irritierend war und ich keinen wirklichen Sinn dahinter erkennen konnte. Auch muss ich gestehen, dass Conn Iggulden gerade die blutigen Schlachten in aller Ausführlichkeit darstellt. So manches Gemetzel ist über viele Seiten sehr detailverliebt ausgeschmückt, wobei die „friedlichen“ Szenen gerne in den Hintergrund rücken oder zum Teil nur kurz angerissen werden.
Im Nachhinein fällt mir ein Vergleich ein, der meines Erachtens gut auf diesen Roman passt: Er ist wie eine farbenprächtige, üppig ausgeschmückte Patchworkdecke, auf der viele verschiedene Szenen vereinigt wurden, welche alle zusammen gehören und durch Nähte miteinander verbunden sind. Aber die Decke hat auch eine Vielzahl großer,blutiger Flecken, die das Muster stellenweise verdecken.

Mein Fazit: Ein großartig geschriebener, sehr vielschichtiger Roman, der dem Leser die historischen Figuren und Situationen gut nahe bringt, wobei für meinen Geschmack die Kämpfe und Schlachten einen allzu großen Raum einnehmen.



4 Kommentare:

  1. Huhu Klusi! :)
    Was für ein tolles Thema für ein Buch! Die Rosenkriege im Mittelalter Englands haben mirs schon immer angetan, da werd ich das Büchlein im Auge behalten. :) Schön, dass es dir so gut gefallen hat.
    Lg Nina

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    1. Hallo Nina, "Büchlein" ist gut gesagt ;-D Aber Spaß beiseite, wenn man sich für diesen Zeitabschnitt der englischen Geschichte interessiert, ist es auf jeden Fall sehr lesenswert, wenn ich persönlich auch mehr zu den Romanen von Rebecca Gablé tendiere, was dieses Thema betrifft.
      Liebe Grüße
      Susanne

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  2. Wow...was für ein Vergleich....eine Patchworkdecke mit tollen Mustern, die teilweise durch Blutflecken verdeckt sind....! Das Buch ist mir shcon auf FB ins Auge gesprungen und ich habe beim Gewinnspiel mitgemacht....weiß jetzt gar nicht, wann es aus ist...muss gleich mal nachschauen ;)
    LG Martina

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    1. Hallo Martina,
      dann halte ich dir ganz toll die Daumen für das Gewinnspiel!!!
      Liebe Grüße
      Susanne

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