Montag, 30. Juni 2014

Endlich Schnurrlaub - Christiane Lind

Endlich Schnurrlaub
Katzen auf Reisen
Christiane Lind
rororo, 223 Seiten
ISBN: 3499268337


Acht „fabel“hafte Katzengeschichten

In allen acht Geschichten dieser Anthologie geht es um Katzen, die eine Reise unternehmen, von zuhause ausbüxen oder auf der Straße leben, aus welchen Gründen auch immer.
Die Erzählungen handeln von ganz unterschiedlichen Situationen und Katzen-Charakteren:

  • Hopes long way home
    ist die Geschichte einer Katze, die, nach dem Umzug ihrer Familie, durch ganz Australien wandert, um nach Hause zurück und zu ihrem Bruder zu gelangen. Unterwegs macht sie viele, teilweise recht außergewöhnliche Bekanntschaften und gerät in so manch gefährliches Abenteuer. Letztendlich wächst sie an ihren Erfahrungen.

  • Ick bin een Berliner
    erzählt von einem Kater, der von Berlin in ein Tierheim nach Braunschweig versetzt wird und sich sämtlichen Vermittlungsversuchen gegenüber resistent zeigt. Aus Sehnsucht nach seiner alten Heimat  findet er einen Weg, nach Berlin zurückzukehren. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

  • Ein Zuhause für Struppi
    schildert das Schicksal eines armen, hungrigen Straßenkätzchens auf Madeira, das doch noch sein Glück findet. In dieser Geschichte erfährt man mehr über die Möglichkeit einer Flugpatenschaft für Tiere und über das großartige Engagement entsprechender Tierschutzorganisationen.

  • In Trims Märchen
    geht es um eine Katzenfamilie und um eine märchenhafte Gutenachtgeschichte, die viel Wahres enthält und von einer großen Liebe erzählt. Genau genommen ist es eine historische Erzählung.

  • Linus Langnase, Ausbrecherkönig
    ist ein neugieriger Kater, der alle Möglichkeiten und jede offene Türe nutzt, um kleine und große Abenteuer zu erleben und mehr über die Welt draußen zu erfahren. Zusammen mit seinen Menschen muss er eine Möglichkeit finden, seinen Freiheitsdrang und Frauchens Wunsch nach Sicherheit unter einen Hut zu bringen.

  • Das Abenteuer seines Lebens
    Hier stellt ein verwöhnter Kater fest, dass Bequemlichkeit und Wohlstand nicht alles sind in einem Katzenleben. Er blickt über den Rand seiner Futterschüssel hinaus und macht sich auf die Suche nach einem geliebten Menschen.

  • Ich und die Landeier
    schildert Kätzchen Mimis Erlebnisse, als diese von ihrer Familie, für die Dauer der Sommerferien, aufs Land geschickt wird und sich dort gegen zwei ziemliche Macho-Kater durchsetzen muss. Letztendlich kann sie Hilfe für eine Artgenossin herbeiholen und wird Patin. Sie stellt fest, dass das Leben auf dem Lande gar nicht so schlecht ist.

  • In Coming home
    letztendlich macht die Katze Cookie eine lange Reise, als sie auf der Straße von einer Tramperin mitgenommen wird und dieser auf Umwegen zu Familienglück verhilft.
Nach „Weihnachtspunsch und Weihnachtskater“ ist dies nun die zweite Kurzgeschichtensammlung der Autorin, in der es um Katzen geht. Standen im ersten Buch noch ihre eigenen Lieblinge für die vierbeinigen Helden Pate, so hat Christiane Lind diesmal wahre Ereignisse und Zeitungsberichte über abenteuerliche Katzenschicksale hergenommen, um eigene Geschichten darum zu schreiben. So gesehen hat jede Story einen wahren Kern. Ich empfehle, die Geschichten wirklich in der Reihenfolge zu lesen, in der sie im Buch erscheinen, denn zwischendurch gibt es immer kleine Hinweise oder es fallen Bemerkungen, die sich auf die vorherigen Ereignisse beziehen. Die Geschichten sind durchweg warmherzig und fesselnd geschrieben, und meist ist auch eine gute Portion Humor mit dabei. Außerdem bestechen alle Erzählungen durch sehr viel Feingefühl, den vierbeinigen Protagonisten gegenüber und sind eine gelungene Mischung aus Realität und Fiktion. Schon das Foto auf dem Buchcover ist hinreißend und strahlt Wärme und Sommerfeeling aus. Man bekommt richtig Lust, im Gedanken auf Reisen zu gehen und die schnurrenden Pelzträger zu begleiten.

Eine Anthologie mit acht Katzengeschichten, von denen eine bezaubernder ist als die andere.


Sonntag, 29. Juni 2014

Sommer der Träume - Charlotte Baumann

Sommer der Träume
Charlotte Baumann
dotbooks
ISBN 
eBook 978-3-95520-542-3


Michaela, Anfang 50,  ist zufrieden mit ihrem Leben. Mit Rolf führt sie eine glückliche Ehe, ihre drei Kinder sind erwachsen und aus dem Haus, und die Gärtnerei, die das Ehepaar führt, läuft zufriedenstellend.  Als Michaela die Nachricht erhält, dass ihr Mann einen tödlichen Unfall hatte und weiterhin erfährt, dass Rolf sie betrogen hat, ist ihr harmonisches Leben jäh zerstört. Dazu kommen bald finanzielle Probleme, denn Rolf hat ihr jede Menge Schulden hinterlassen, und Michaela sieht sich gezwungen, ihr Elternhaus und die Gärtnerei zu verkaufen.
Eine glückliche Fügung des Schicksals will es, dass sie unverhofft von einer Tante ein Anwesen auf Elba erbt, mit der Bedingung, dass der Besitz nicht verkauft werden darf. So bietet sich für Michaela eine Chance für einen Neuanfang. Auf der Insel erwartet sie nicht nur eine wunderschöne Villa, mit einem traumhaften Gründstück, sie fühlt sich auch schnell heimisch, schmiedet Zukunftspläne und kann freundschaftliche Kontakte zu sympathischen Einwohnern knüpfen. Und doch ist auch hier nicht alles eitel Sonnenschein.

Die gefällige Schreibweise und die größtenteils leichte, heitere Grundstimmung machen diesen Roman zu einem Lesevergnügen. Man kommt so richtig schön ins Träumen, denn das Ambiente auf Elba ist wunderbar beschrieben, und mit Michaela hat die Geschichte eine sehr sympathische Protagonistin. So gesehen ist es die ideale Lektüre für die Ferienzeit. Bei der Geschichte kann man prima abschalten und die Seele baumeln lassen. Aber auch für Spannung ist ausreichend gesorgt, und es gibt durchaus einige sehr tragische Momente.
Leider ist der Roman nicht sehr lang, so dass auf relativ wenigen Seiten sehr viele Ereignisse, in geraffter Form, untergebracht werden mussten. Aus diesem Grund gibt es auch einige ziemlich große Zeitsprünge, die manchmal etwas irritieren. Außerdem war für mein Empfinden von allem etwas zu viel geboten, so nach dem Prinzip, auf jedes Töpfchen findet sich auch ein Deckelchen. Mich hat die Geschichte ein wenig an das Kartenspiel „Schwarzer Peter“ erinnert, wo aus allen Karten des Spiels passende Paare gebildet werden müssen und am Ende nur eine Karte, nämlich der schwarze Peter, übrig bleibt. So ähnlich war es auch im Roman, und einen „schwarzen Peter“ gibt es da natürlich auch! Trotz meines Eindrucks, dass sich hier alles ein wenig zu perfekt gefügt hat und schwerwiegende Probleme allzu leicht weggesteckt wurden, hat mir, mit kleinen Abstrichen, die Story über Michaela und ihre liebenswerte Familie durchaus gut gefallen.


Das Rezensionsexemplar wurde mir von dotbooks, in Kooperation mit Blogg-dein-Buch zur Verfügung gestellt, herzlichen Dank.

Der Roman ist in verschiedenen eBook-Formaten erhältlich und kann hier gekauft werden: Klick.




Freitag, 27. Juni 2014

Harzblut - Ilka Stitz

Harzblut
Ilka Stitz
Grafit Verlag, 512 Seiten
ISBN-10: 3894256176
ISBN-13: 978-3894256173
1493:  Federico Manzoni ist im Auftrag der Stadt Venedig als Erzsucher unterwegs. Seine Reise führt ihn häufig in den Harz, wo die begehrten und für die Glasherstellung unerlässlichen Rohstoffe Mangan und Kobalt zu finden ist. Gerne macht er während seiner Aufenthalte in Deutschland bei einem befreundeten Ehepaar in Elbingerode Zwischenstation. Paul und Anna Barth betreiben dort den Gasthof zum Bären.
Diesmal fällt es Federico schwer, die Reise anzutreten, denn das Handelshaus der Manzonis, unter Verwaltung seines Bruders Carlo, wo Luca, der Sohn der Barths, das Kaufmannsgewerbe erlernt, steht vor dem Bankrott. Ausgerechnet in die Hände des verhassten Konkurrenten Pertuzzi ist der Schuldschein geraten. Eine schwere Erkrankung fesselt Carlo ans Bett, und nur ungern lässt Federico die Familie in dieser ungewissen Situation zurück, aber er ist dem Rat der Zehn verpflichtet. Im Harz angekommen, erfährt er die nächste Schreckensnachricht. Anna ist verzweifelt, denn ihr Mann Paul ist bereits vor Monaten spurlos verschwunden. Auch Luca muss kurz darauf Venedig fluchtartig verlassen, denn es lastet eine schwerwiegende Anklage auf ihm. Auf seiner Reise in die Heimat begegnet er einer ungewöhnlichen Frau, der kleinwüchsigen Lina und schließt sich mit ihr für den weiteren Weg in den Harz zusammen.
Die Gerüchteküche brodelt, nicht nur im Harz, sondern auch in Venedig, und so manche üble Nachrede wird den Betroffenen fast zum Verhängnis.

Der Roman besteht aus mehreren Handlungsfäden, die parallel, teilweise mit kleinen zeitlichen Überschneidungen, nebeneinander herlaufen. Jedes Kapitel ist mit dem Namen des jeweiligen Protagonisten überschrieben, um den es gerade hauptsächlich
geht und mit dem aktuellen Handlungsort. Das ist wichtig, da sich die gedankliche Reise von Venedig bis nach Deutschland, in den Harz, erstreckt. So erfährt man abwechselnd den Fortgang der Geschichte aus der Sicht von Anna, Federico, Luca und Lina. Langsam aber stetig baut sich die Spannung immer weiter auf. Da fast jedes Kapitel am Ende einen kleinen Cliffhanger hat, kann man gar nicht anders, als von Abschnitt zu Abschnitt zu eilen, um möglichst bald den Fortgang der Geschichte und mehr zu den jeweiligen Schicksalen zu erfahren.
„Harzblut“ ist ein vielschichtiger und fesselnder Roman, der die realen Verhältnisse der damaligen Zeit sehr lebendig wiedergibt und viele Personen einbindet, die es wirklich gegeben hat. Wer sich zu den historischen Hintergründen, auf welche die Autorin bereits im Buch in einem Nachwort hinweist, noch ausführlicher informieren möchte, dem empfehle ich, die Homepage von Ilka Stitz zu besuchen, denn dort findet man nicht nur jede Menge Wissenswertes, über Venedig und auch über den Harz, sondern daneben reichlich Bildmaterial, mit dem man die eigenen Vorstellungen von den Schauplätzen sehr plastisch ergänzen kann.
Zur Handlung selbst möchte ich gar nicht mehr erzählen, um nichts vorweg zu nehmen.

Nur soviel sei verraten: „Harzblut“ ist ein richtig guter, unterhaltsamer und spannender Schmöker, der das Ende des 15. Jahrhunderts lebendig werden lässt und mit einigen Überraschungen, erstaunlichen Entwicklungen und unvorhergesehenen Wendungen aufwarten kann.


Mittwoch, 25. Juni 2014

Mein Sommer am See - Emylia Hall



Eines Tages erhält Beth ein Päckchen. Darin befindet sich ein Fotoalbum, das ihre Mutter Marika zusammengestellt hat, gefüllt mit alten Bildern und Erinnerungen. Nach anfänglichem Sträuben, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen, lässt sich Beth dann doch auf das Buch ein. Während sie von Seite zu Seite blättert, kommen die Erinnerungen an vergangene Sommer in Ungarn wieder hoch, mit vielen negativen Empfindungen, aber auch mit einer Fülle an schönen, positiven Gedanken.

Je mehr man über die Familiensituation erfährt, umso mehr wundert man sich, wie es überhaupt zu einer Verbindung von Erzsébet’s Eltern kam. Sie könnten gegensätzlicher nicht sein: Marika, die temperamentvolle, manchmal ein wenig chaotische Ungarin und David, der kühle, sachliche und besonnene Engländer. Nach der Trennung ihrer Eltern verbringt Erzsébet jedes Jahr einen Teil ihrer Sommerferien bei ihrer Mutter in Ungarn. Seit ihrer Rückkehr in die alte Heimat lebt Marika dort mit dem Maler Zoldan zusammen. Die Villa Serena wird für Erzsi zur zweiten Heimat, zu einem ganz besonderen und faszinierenden Ort. Hier erlebt sie die Leichtigkeit und Unbeschwertheit ungarischer Sommertage.
Während ihres letzten Sommers in Ungarn, als Erzsi gerade 16 Jahre alt und voller Hoffnungen und Pläne war, geschah etwas, das einen Schock bei dem jungen Mädchen ausgelöst hat und nach dem sie nicht mehr dieselbe war. Erzsi nennt sich seitdem Beth und hat ihr Herz gegen Gefühle verhärtet. Dies kann ich ein Stückweit nachvollziehen, nachdem ich nun ihre ganze Geschichte gelesen habe, aber Erfahrungen wie die hier geschilderten machen viele Menschen in ihrem Leben, und ich kann auch gut verstehen, dass sich danach Enttäuschung und Misstrauen breit macht, aber sein Herz derartig zu verschließen und alle Kontakte abzubrechen, das finde ich schon sehr extrem. Da gab es ja in Ungarn auch noch  Tamás, Erzsis erste große Liebe...

Beth’s Verhältnis zum Vater in der Gegenwart wirkt angespannt, obwohl man bei Rückblicken erfährt, dass die beiden eine intensive Bindung hatten. Die Art, wie sie David abkanzelt und wegschickt, als er sie in London besuchen kommt, um ihr das Päckchen aus Ungarn zu bringen, brachte der Protagonistin nicht gerade Sympathiepunkte von mir ein.
Sie blieb mir bis zu einem gewissen Grad fremd und unzugänglich. Nach dem Entschluss, sich das Buch der Sommer doch anzusehen, wirkt sie wiederum sehr verletzlich und einsam.

Der Roman lebt nicht von einer fesselnden Handlung, sondern seine wahre Stärke ist die Sprache, in der die fast magische Atmosphäre vergangener Sommer beschrieben wird.
Man spürt fast die Luft flirren und die Sonnenwärme auf der Haut.
Die Erzählerin spielt mit Worten, fängt Stimmungen und Atmosphäre ein.
Erzsis Besuche in Ungarn sind sehr stimmungsvoll und detailreich beschrieben, wenn auch manchmal fast ein wenig zu ausschweifend.
Ergänzend zur Geschichte findet man im Anhang des Buches noch ein Interview mit der Autorin und ein paar Rezepte von ungarischen Gerichten, die Erzsi in der Villa Serena serviert bekam.
Coverbild und Buchtitel finde ich ein wenig irreführend, denn man gewinnt den Eindruck, dass sich die Handlung größtenteils am Balaton abspielen würde, dem ist aber nicht so. Es gibt nur zwei Besuche am Plattensee, und beide stehen nicht gerade unter einem guten Stern.
Der Originaltitel „The Book of Summers“ trifft es dagegen sehr gut.

Alles in allem ist der Roman eine schöne Sommerlektüre, für mich mit Abstrichen, weil mich das Verhalten der Protagonisten doch zeitweilig sehr irritiert hat.

 mit Tendenz zu



Samstag, 21. Juni 2014

Das geheime Bild - Eliza Graham

Das geheime Bild
Eliza Graham
Originaltitel: "The History Room"
blanvalet, 383 Seiten
ISBN: 9783442378487
Nach einer schweren Ehekrise und dem Tod ihrer Mutter kehrt Meredith Cordingley als Lehrerin nach Letchford zurück. Der englische Landsitz beherbergt ein Internat, welches von Merediths Vater geleitet wird. Hier möchte sie zur Ruhe kommen und neue Kraft schöpfen. Doch das ist einfacher gesagt als getan, denn auf Letchford geschehen seltsame Dinge, und Erinnerungen an die Vergangenheit kommen wieder zutage. Damals, als sie noch Kinder waren, beschädigten Mery und ihre Schwester Clara ein Wandgemälde und entdeckten, dass darunter ein weiteres Bild verborgen war. Meredith erinnert sich, dass ihre Eltern damals außer sich waren. Nun ist es an der Zeit, die Vergangenheit aufzuarbeiten.

Größtenteils ist der Roman aus Merediths Sicht, in der Ich-Form geschrieben, wobei sich in der zweiten Hälfte auch Kapitel aus dem Blickwinkel anderer Personen einfügen. Bis auf eine Reise und diverse Rückblicke spielt sich die Handlung auf Letchford ab. Ich habe eine Zeitlang gebraucht, mit den Charakteren „warm“ zu werden, denn selbst Meredith, die Hauptperson, wirkt zu Beginn sehr kühl. Wenn man mehr über sie und die Probleme in ihrer Ehe erfährt, kann man sie jedoch durchaus verstehen und ihre Gedanken nachvollziehen. Trotz eigener Sorgen und eines Gefühls der Unzulänglichkeit, das sie ständig begleitet, fügt sie sich nahtlos in den Internatsbetrieb ein und wird ihrem Vater zusehends zu einer großen Stütze, denn es gibt einige Vorkommnisse, die an den Nerven aller Beteiligten zerren. Wo die Ursache für die unerfreulichen Ereignisse liegt, war relativ schnell klar, nur das „Wieso“ bleibt lange ein Rätsel. Hat man einmal den Zugang zur Geschichte gefunden, liest sich der Roman angenehm, jedoch fehlte mir zeitweilig die Spannung. Die knapp 400 Seiten plätschern längere Zeit ohne größere Höhen und Tiefen dahin, und die Geduld des Lesers wird ziemlich auf die Probe gestellt. Aufs Ende zu ging es mir dann etwas zu extrem hin und her, was die verwandtschaftlichen Zusammenhänge betrifft. Das war für mein Empfinden nicht immer glaubwürdig. Auch der Schluss konnte mich nicht wirklich zufriedenstellen, denn er bleibt in gewissem Sinn offen, und trotzdem sieht es nicht danach aus, als würde es eine Fortsetzung geben.
Für mich war das Buch ein netter Zeitvertreib, jedoch ohne mich stärker zu berühren. Es ist kein Roman, der mir länger im Gedächtnis haften bleibt.



Freitag, 20. Juni 2014

Inspector Swanson und der Fluch des Hope-Diamanten

Inspector Swanson und der Fluch des Hope-Diamanten
Robert C. Marley
Drias Verlag, 304 Seiten
ISBN: 3940855537

London im Jahr 1893: Schweren Herzens muss Chief Inspector Donald Sutherland Swanson vorerst auf seinen Urlaub verzichten, denn der Goldschmied Gordon Wigfield wird ermordet in seiner Werkstatt aufgefunden. Die Art, wie der Mörder sein Opfer hinterlassen hat, wirkt auf groteske Weise „ausgefallen“. Es gibt weitere Morde, wobei die Toten alle dem gleichen Berufsstand angehören. Auch diese folgenden Taten wirken makaber inszeniert. Swanson und sein Team stürzen sich in die Ermittlungen, und diese gestalten sich alles andere als einfach. 

Die Handlung dieses historischen Krimis spielt wenige Jahre nach der Zeit, als „Jack the Ripper“ sein Unwesen trieb; Inspector Swanson kann sich nur allzu gut an die damaligen Begebenheiten erinnern, und auch diesmal deutet vieles auf eine zusammenhängende Mordreihe hin. Die technischen Möglichkeiten der Forensik steckten Ende des 19. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen und waren den Ermittlern eher suspekt als hilfreich. Begriffe, wie „Fingerabdrücke“, warfen Fragen auf, statt Erkenntnisse zu vermitteln.

Man hat es hier mit einem Ermittlerteam zu tun, das gewissermaßen in sich ruht und sein gebündeltes Interesse den Mordfällen widmen kann. Swanson und seine Männer scheinen alle ein stabiles und harmonisches Privatleben zu führen. Bei vielen Szenen muss man über die unbedarfte Art schmunzeln, in der besonders Swansons jüngere Kollegen an pikante Fragen herangehen. Diese sympathische Naivität war sicher im viktorianischen Zeitalter gang und gäbe.
Prominente Figuren der damaligen Zeit beleben die Handlung, wie beispielsweise der „berühmte“ Henker James Berry, der auch schon mal Autogramme verteilt. Man begegnet dem exzentrischen Oscar Wilde, der zu den Verdächtigen zählt und Arthur Conan Doyle dem geistigen Vater von Sherlock Holmes, dem wesentliche Fakten auffallen und der so einiges zur Lösung des Falls beitragen kann.
Dem Umstand, dass der Autor selbst gelernter Goldschmiedemeister ist, verdankt der Roman die Präzision der Ausführungen zu diesem Beruf, denn hier spürt man ganz klar das große Fachwissen.

Dem Autor ist es gelungen, die Spannung kontinuierlich aufzubauen und konstant bis zum Ende zu halten. Ich wusste bis zuletzt nicht, worauf der Fall hinausläuft und wie die Story ausgehen würde. Nachdem ich inzwischen die Lösung erfahren habe und auch weiß, was die Morde mit dem legendären Hope-Diamanten zu tun haben, habe ich mir vorgenommen, das Buch zeitnah noch einmal zu lesen, denn nun kann ich mich verstärkt um die Kleinigkeiten kümmern, die diesen einfallsreichen Roman ergänzen. Schon beim ersten Lesen habe ich manchmal gestutzt, beispielsweise, wenn der Autor einen Hinweis auf eine Episode von Wilhelm Busch eingeflochten und sehr gekonnt einen kriminalistischen Fall daraus gemacht hat, an den Swanson in einer gewissen Situation denken muss. Solange man noch mit der Aufklärung der Morde beschäftigt ist, überliest man derartige kleine Hinweise leicht, und ich bin sicher, noch weitere davon beim zweiten Durchgang zu finden. Gerade dieses Subtile, das „Zwischen-den-Zeilen-lesen“, macht das Buch zusätzlich reizvoll.

Dieser schön und kurzweilig geschriebene Krimi, mit seinem hintergründigen, manchmal etwas schwarzen Humor und seinen lebendigen, plastischen Charakteren, hat mir viel Vergnügen bereitet, und ich hoffe sehr auf weitere Fälle für den sympathischen Inspector Swanson und sein sympathisches, wenn auch manchmal ein wenig eigenbrötlerisches Team.






Sonntag, 15. Juni 2014

Zum Tee in Kaschmir - Nazneen Sheikh

Zum Tee in Kaschmir
Nazneen Sheikh
Blanvalet, 220 Seiten
ISBN: 9783442366620

Eine Familiengeschichte mit Rezepten

Die in Kaschmir geborene und in Pakistan aufgewachsene Autorin blickt auf ihre Kindheit zurück. Die Episoden, die sie erzählt, haben meist etwas mit gutem Essen zu tun.
Der Leser wird mit den Feinheiten der kaschmirischen Küche vertraut gemacht, die das Erbe der Moguln in sich trägt. Nazneen Sheikh stammt aus einer großen, weit verzweigten Familie, und sie erinnert sich an viele kleine Begebenheiten. Meist geht es auch im Zusammenhang mit ihrer Verwandtschaft um raffinierte Rezepte und die Zubereitung exotischer Speisen.
Wenn die Autorin von den Kochkünsten ihrer Mutter schwärmt oder über Küchengeheimnisse ihrer Großmutter plaudert, tut sie das voller Stolz und Liebe.
Es ist keine große, phantasiereiche oder spannende Story, die hier erzählt wird, sondern es sind die kleinen Momente, die sinnlich und detailreich dargestellt werden. Gerüche und Aromen der Speisen sind so ausgiebig beschrieben, dass man neugierig wird und schon fast den Geschmack erahnen kann.
Nazneen Sheikh gibt auch viele Rezepte ihrer Familie im Buch preis. Es klingt alles sehr appetitlich und interessant, aber man erkennt auch schnell, dass die Zubereitung meist aufwändig ist. Auch werden Zutaten benötigt, die in meiner Umgebung nur schwer oder gar nicht erhältlich sind.
Ich zitiere aus dem Klappentext: „Mit vielen exotischen Rezepten, zum einfachen Nachkochen!“ Wobei ich das „einfache“ Nachkochen hier leider in Frage stellen muss.

Das Lesen dieser Familiengeschichte fand ich appetitanregend und sehr vergnüglich, und auch wenn ich wohl keines der beschriebenen Gerichte je nachkochen werde, hat es Spaß gemacht, die Zutatenlisten zu studieren. Die eine oder andere Anregung für raffiniertes Würzen kann man auf jeden Fall mitnehmen.




Samstag, 14. Juni 2014

Die letzte Jüdin von Würzburg - Roman Rausch

Roman Rausch
Die letzte Jüdin von Würzburg
rororo, 508 Seiten
ISBN: 9783499268038

Straßburg 1349: Nur mit dem nackten Leben entkommt die junge Jüdin Jaelle dem Pest-Pogrom. Alle anderen Mitglieder der jüdischen Gemeinde finden den Tod, auch Jaelles Vater, und ihr ganzes Hab und Gut ist verloren.  Verkleidet als Mann flieht sie nach Würzburg, wie es ihr der Vater vor seinem Tod geraten hat. Dort sucht sie bei Rabbi Moshe Schutz und Unterkunft, denn über ihre Verwandten, die laut ihrem Vater in Würzburg leben sollen, weiß sie nichts Genaueres, und alle schriftlichen Aufzeichnungen über die Familie gingen bei der überstürzten Flucht verloren.
Auf ihrem Weg nach Würzburg begegnet ihr Michael de Leone, der Berater des Bischofs. De Leone findet Gefallen an dem jungen Johan, wie sich Jaelle jetzt nennt, und bietet ihm eine Stelle an. Bald gerät Jaelle zwischen die Fronten, denn einerseits erhofft sich de Leone Informationen von ihr über die jüdische Gemeinde, der Rabbi wiederum sieht eine Chance, durch Jaelle aus erster Hand über Entscheidungen des Bischofs und des Würzburger Rats  informiert zu werden. Weiterhin als junger Mann getarnt hält Jaelle Augen und Ohren offen und erfährt schier Unglaubliches. Während sie noch über die Zusammenhänge forscht, macht auch vor Würzburgs Toren der Hass auf die Juden nicht Halt.

Wie schon in seinen bisherigen historischen Romanen hat sich Roman Rausch auch diesmal wieder ein düsteres Kapitel seiner Heimatstadt Würzburg vorgenommen. Ging es in früheren Büchern um die Hexenverfolgung, so führt uns der neueste Roman ins 14. Jahrhundert, wo sich der Hass der Bevölkerung auf die ansässigen Juden konzentrierte. Dies war nicht nur in Würzburg der Fall, sondern es brodelte überall im Land, und in vielen Städten wurden die jüdischen Gemeinden ausgerottet.
Die Handlung des Romans lehnt sich stark an historische Tatsachen an, und auch Michael de Leone, der männliche Hauptcharakter, ist keine fiktive Figur, sondern es hat ihn tatsächlich gegeben. Vieles über die damaligen Zusammenhänge, Beziehungen und Ereignisse kann nicht mehr konkret nachgewiesen werden, sondern lässt uns heute nur mutmaßen. Aber das macht es ja gerade so interessant, wenn auch bestürzend, dass es, wie hier, dem Autor gelungen ist, die Lücken in der Geschichtsschreibung logisch und glaubwürdig mit Leben zu füllen. Dass auch die Berichte über die Morde, die an den Juden verübt wurden, auf tatsächlichen historischen Begebenheiten beruhen, macht die Handlung authentisch und zugleich so erschütternd. Der Autor hat sich hier eines sehr unbequemen Themas angenommen. Über die damalige Denkweise und die Art, alle Probleme einer bestimmten Bevölkerungsgruppe anzulasten, kann man nur den Kopf schütteln, und doch war es ja wirklich so ähnlich, und derartige Verblendung mit schrecklichen Folgen findet man auch in der Gegenwart. Es hat sie nicht nur im Mittelalter gegeben; so weit müssen wir in der Geschichte leider gar nicht zurückgehen.
Es ist kein „schöner“ Roman, und ich zögere, das Buch als „unterhaltsam“ zu bezeichnen, denn dazu ist es zu ernst. Die Protagonisten wahren eine gewisse Distanz, sie lassen sich nicht in die Seele schauen. Zwar gibt es durchaus Momente, wo starke Gefühle im Spiel sind, aber der Titel macht bereits deutlich, dass es kein Happy End geben wird. Insofern ist es auch gut, dass einem die einzelnen Charaktere nicht allzu sehr ans Herz wachsen.
Die realistische Darstellung der Ereignisse zeugt von komplexen Nachforschungen und einer umfangreichen Recherche zur Geschichte Würzburgs und auch besonders zu jüdischen Bräuchen und Sitten.
Das faszinierende Coverbild, welches sich am Beginn eines jeden Kapitels wiederholt, stammt aus einer alten hebräischen Schrift, der „Barcelona Haggadah“, und passt sehr gut zum gesamten Konzept.
Wer kurzweilige, romantische Literatur sucht, wird an dem Roman keine Freude haben. Das Buch ist etwas für Leser, die Wert auf eine möglichst wirklichkeitsnahe, nicht verklärte oder beschönigte Darstellung legen und sich zugleich von den Spekulationen und Schicksalen fesseln lassen, die der Autor für seine Protagonisten erdacht hat. Von meiner Seite gibt es eine klare Leseempfehlung. 



Donnerstag, 12. Juni 2014

Arvelle - Viel mehr als ein Buchversand

Leseratten sind ständig auf der Suche nach günstigen Büchern, so auch ich. Dabei habe ich schon vor ein paar Jahren Arvelle für mich entdeckt. Ursprünglich fing Arvelle als günstiger Buchversand an, inzwischen hat sich das Sortiment auf andere Medien ausgeweitet. Neben Büchern findet man aktuell auch Hörbücher, Musik-CDs, DVDs, und in der Abteilung „Non-Books“ werden Spiele, Spielsachen, Poster und vieles mehr angeboten.
In dem großen Sortiment gibt es jede Menge Mängelexemplare und reduzierte Restauflagen. Aber auch jedes aktuelle Buch, jede Neuerscheinung, kann zum gebundenen Ladenpreis bestellt werden.
Die Suchfunktionen nach einzelnen Titeln sind vielfältig. Man kann sich alle Angebote nach Preis, Verlag, Autor oder Titel anzeigen lassen, und man kann wählen, ob man nur Neuware sehen möchte, oder seine Recherche auf preisreduzierte Ware ausrichten möchte. Egal ob Belletristik oder Sachbuch, Jugendbuch, Reiseführer oder Ratgeber, man findet in allen Genres eine große Auswahl.
Jeden Tag gibt es zudem auch ein extrem günstiges Tagesangebot, das oft schnell vergriffen ist. Zu jeder Zeit kann man aber genau sehen, wie lange das Angebot noch läuft und wie viel vom Bestand noch vorhanden ist. Hier lohnt es sich, jeden Tag mal vorbei zu schauen.

Hat man ein Kundenkonto eingerichtet, kann man sich im Account eine Merkliste mit seinen Lieblingstiteln anlegen. Das ist eine praktische Sache, denn mir geht es oft so, dass ich gerne über einen längeren Zeitraum immer wieder ausgiebig stöbere, um dann eine etwas größere Bestellung mit mehreren Titeln zu tätigen. Es lohnt sich, ein wenig zu „sammeln“, denn ab 19,-- € ist der Versand bei Arvelle portofrei, darunter liegt die Versandkostenpauschale für Sendungen innerhalb Deutschlands bei 2,95 €. Alle sonstigen Konditionen, Zahlungs- und Lieferbedingungen sind transparent und übersichtlich auf der Website dargestellt.

Da viele Mängelexemplare angeboten werden, bei denen es Gebrauchs- oder Lagespuren geben kann, findet man bei jedem Artikel auch eine Zustandsbewertung, in Form von bis zu 5 Sternen (volle Sternzahl steht für tadellose Neuware)   
Ich habe schon ein paarmal bei Arvelle bestellt, und die Lieferung erfolgte stets sehr schnell. Die Bewertung des Zustands traf in allen Fällen bei meinen bestellten Exemplaren zu. Als ich einmal ein Handarbeitsbuch bestellt hatte, bei dem eine Beilage fehlte und ich das reklamieren musste, wurde mir von Arvelle sehr schnell, kompetent und freundlich eine Lösung angeboten. Ich fühlte mich jederzeit bestens beraten und bedient.
Rund um den Arvelle Onlineshop gibt es noch jede Menge Extras.
Erwähnenswert ist hier das extra Programm für Bibliotheken, mit interessanten und sehr günstigen Konditionen.
Allzeit gut informiert ist man mit dem Newsletter. Außerdem finden alle, die gar nicht genug vom Schmökern bekommen, im Arvelle-Magazin immer viele aktuelle und interessante Artikel rund ums Buch, um Verlage und Autoren.

Von mir bekommt Arvelle eine volle Empfehlung, als Medienversand und als erste Anlaufstelle, wenn ich wieder einmal auf der Suche nach günstigen Büchern bin.


Montag, 9. Juni 2014

Wo meine Seele wohnt - Isabel Stadnick

Wo meine Seele wohnt
Isabel Stadnick
blanvalet, 217 Seiten
ISBN: 3442377226

Als die Schweizerin Isabel Hartmann im Sommer 1989 nach Süd-Dakota ins Pine-Ridge-Reservat reist, tut sie das in dem Bewusstsein, drei Wochen dort bei den Einheimischen zu leben, um die Kultur und die Lebensbedingungen der Oglala-Lakota vor Ort kennenzulernen. Im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern ihrer Reisegruppe, die nach wenigen Wochen den Heimflug antreten, bleibt sie, denn in dem Lakota Bob Stadnick hat Isabel ihre große Liebe gefunden.
Das Reservat wird ihr zur neuen Heimat, und sie hat das Gefühl, am Ziel ihres Lebenstraums angekommen zu sein. Zusammen mit Bob baut sie sich hier eine Existenz auf. Als acht Jahre später ihr Mann stirbt, bricht für sie eine Welt zusammen. Nun völlig auf sich gestellt, allein mit ihren drei kleinen Kindern, entschließt sie sich schweren Herzens, zurück in die Schweiz zu gehen.
Aber die Sehnsucht treibt sie und ihre Kinder 2008 wieder ins Land der Lakota, und diesmal bleiben sie. Isabel hat sich zur Aufgabe gemacht, ein Kindergarten- und Schulprojekt im Reservat zu unterstützen, um den jungen Einwohnern dort eine bessere Zukunftsperspektive zu bieten.

Die Autorin schildert ihre ersten Eindrücke und Gefühle, als sie im Reservat ankommt. Sie erzählt aber auch die berührende Geschichte ihrer großen Liebe und ihres Schicksals, das sie vor Jahren an die Seite von Bob Stadnick geführt hat. Im Reservat fühlt sie sich zuhause. Sie lernt die Kultur und die Menschen so gut kennen, wie es keinem Außenstehenden oder Gast möglich wäre. Von den Einwohnern wird sie akzeptiert und freundlich aufgenommen. Ihr Bericht lässt sehr genaue Einblicke in die Situation der Lakota zu, denn Isabel Stadnick beschönigt nichts, sondern spricht auch Klartext, wenn es um die im Reservat herrschenden Missstände geht.Viele Menschen dort sind haltlos, weil sie ihrer ursprünglichen Kultur beraubt wurden, und besonders stark berührt mich das, wenn es Jugendliche und Kinder betrifft. Ihnen sind oft die Bräuche und die Sprache ihrer eigenen Vorfahren fremd. Aber es gibt auch eine andere Bewegung. Viele Einwohner besinnen sich auf die alten Rituale und Werte und beleben sie neu, um sie für die Nachkommen zu erhalten.

In der eigenen Familie hat es Isabel nicht immer leicht, denn Bobs vier Kinder aus seiner ersten Ehe sind nicht sofort bereit, der neuen Frau im Leben ihres Vaters Zuneigung und Vertrauen zu schenken. Das muss sich die Autorin erst hart erkämpfen.
Acht Jahre später zieht der schmerzliche Verlust ihres geliebten Mannes ihr den Boden unter den Füßen weg. Aber sie gibt nicht auf. Zwar geht sie für eine längere Zeit zurück in die Schweiz, aber sie vergisst das Land ihrer Träume und die lieb gewonnenen Menschen nicht, sondern kehrt dahin zurück, wo Bobs Grab liegt und wo sie sich zuhause fühlt.

Isabel Stadnicks offener und realistischer Bericht, fern von jeglicher verklärter Indianer-Romantik, hat mich sehr beeindruckt und berührt. Wie sie allen Luxus hinter sich lässt, zu Bob und seinen Kindern in das kleine Erdhaus zieht und sich dort einbringt, ist nicht nur ein Zeichen ihrer Liebe, sondern zeugt von großer Verbundenheit mit den Menschen, von der Kraft und dem mutigen Einsatz, für das Volk der Lakota etwas zum Besseren zu ändern.  




Samstag, 7. Juni 2014

Die blinde Kommissarin - Patrizia Rinaldi

Die blinde Kommissarin
Patrizia Rinaldi
Ullstein
ISBN: 3548286135


Neapel im Oktober. Der bekannte Schlagersänger Jerry Vialdi wird tot aufgefunden. Seine Leiche ist recht seltsam in ein Tor des Stadions Sao Paolo drapiert. Der Mordverdacht fällt auf seine zahlreichen Liebschaften, denn jede der Frauen hatte Grund dazu, ihn zu hassen. Um Licht in den Fall zu bringen, wird auch Blanca Occhiuzzi zu den Ermittlungen gebeten. Die attraktive Frau ist blind, ein Umstand, der ihre anderen Sinne geschärft hat. Sie kann an der Stimmlage eines Menschen erkennen, ob er die Wahrheit spricht oder lügt.

Zuerst möchte ich einen Satz vom Klappentext zitieren: „Italienisches Flair, eine Stadt voller Geheimnisse und eine neue sympathische Kommissarin – dieser Kriminalroman lässt Sie von einem Italienurlaub träumen.“
Dieses Versprechen, zusammen mit dem attraktiven und sehr italienischen Foto auf dem Cover, hat in mir den Wunsch geweckt, das Buch unbedingt lesen zu wollen, denn ich liebe italienisches Flair. Allerdings war für mich schon das Coverbild der erste Widerspruch, denn an Neapel erinnert die gezeigte Landschaft gar nicht. Man sieht eine eher ländliche Gegend, mit alten Häusern, die verlassen wirken, die ganze Szenerie in ein Licht getaucht, als wäre gerade ein Unwetter im Anzug. Leider hat sich auch das oben zitierte Versprechen für mich nicht erfüllt. Lediglich den Teil mit der sympathischen Kommissarin konnte ich nachvollziehen, aber auch das mit der Einschränkung, dass Blanca eigentlich gar keine Kommissarin ist, sondern im Roman stets als „Sovrintendente“ bezeichnet wird, was so viel wie „Polizeihauptmeister“ bedeutet. Ansonsten brachte mir die Story weder italienisches Flair, noch lässt sie mich von einem Italienurlaub träumen, und über die Stadt Neapel habe ich auch nicht so viel erfahren wie erwartet.
Fange ich mit den Charakteren an. Bis auf Blanca habe ich keinen der Protagonisten sympathisch gefunden. Die polizeilichen Ermittlungen wirkten auf mich eher wie ein Machtkampf, ein ständiges Gegeneinander, statt einvernehmlich an einem Strang zu ziehen. Blancas Kollegen brillieren nicht gerade mit Charme, und sowohl sie als auch alle anderen Charaktere blieben durchweg blass und unzugänglich. Die ganze Stimmung des Romans, einschließlich Blancas kurze Affäre,  wirkte auf mich unterkühlt und emotionslos.
Der Schreibstil ist zudem gewöhnungsbedürftig und alles andere als leicht zu lesen. Ellenlange, manchmal sehr verschnörkelte Sätze, mit vielen Metaphern geschmückt, sind wohl dem Umstand zu schulden, dass die Autorin Philosophie studiert hat. Bei den Dialogen hatte ich oft das Gefühl, als würde hier Insiderwissen vorausgesetzt, das mir als Leser nicht bekannt ist und auch bis zuletzt verschlossen blieb. Kurz gesagt, ich habe viele Bemerkungen und Redewendungen sinngemäß nicht verstanden! Von entspanntem Schmökern kann hier nicht die Rede sein, denn der Text verlangt dem Leser gewissermaßen verschärfte Gehirnakrobatik ab. Leider hat es mir jedoch auch an Spannung gefehlt, denn irgendwie war mir von Anfang an klar, wer der Täter ist, so dass ich es mir eigentlich hätte sparen können, den Roman bis zum bitteren Ende zu lesen. Obwohl das Buch nur knapp über 200 Seiten stark ist, war es für mich fast eine Quälerei, mich durchzukämpfen. Der Kriminalroman scheint der Auftakt einer neuen Reihe um Blanca Occhiuzzi zu sein. Es bleibt nur zu hoffen, dass Blanca bei den Fortsetzungen eine größere Rolle eingeräumt wird, denn sie kam meines Erachtens in dieser Story viel zu kurz, besonders wenn man berücksichtigt, dass sich der Titel des Krimis auf sie bezieht. Ich für meinen Teil werde die Folgebände wohl nicht mehr lesen, denn ich bin bedauerlicherweise so gar nicht mit der Lektüre warm geworden. Eigentlich schade, denn mein erster Eindruck war so vielversprechend.

Das Buch wurde mir vom Ullsteinverlag, im Rahmen einer Aktion von Blogg-dein-Buch für die Rezension zur Verfügung gestellt, vielen Dank.

Hier ist der Krimi bestellbar:

Sonntag, 1. Juni 2014

Monatsrückblick Mai 2014


Im Mai habe ich 9 Bücher gelesen, das waren 3346 Seiten und damit einiges mehr als im April.
Davon waren drei historische Romane, drei Zeitgenössische, ein Krimi, ein Sachbuch und eine Anthologie.
Mit der Auswahl meiner Lektüre war ich sehr zufrieden, denn ich konnte alle Bücher mit "Gut" oder "Sehr gut" bewerten. Auch mein Pensum für die Challenges, an denen ich teilnehme, konnte ich zufriedenstellend erledigen. Für die Blanvalet-Challenge habe ich "Die Rose von Darjeeling" und "Der Sommer der Blaubeeren" gelesen. Die ABC-Challenge war mit der Anthologie von Karin Tamcke erledigt, denn es war ein Autor mit Anfangsbuchstaben "T" gefragt, und die Jahreszeiten-Cover-Challenge konnte ich mit "Die Zeit danach" abhaken, denn das Cover mit den blühenden Narzissen ist ein perfektes Frühlingsmotiv.

5-Sterne-Bücher:
4-Sterne-Bücher:
Wie schon an den Sterne-Bewertungen zu sehen, gab es keinen Flop. Die Wahl meines Monatshighlights  ist mir, in Anbetracht der vielen guten Bücher, wieder mal sehr schwer gefallen. Aber letztendlich machte dann der neue Roman von Wolf Serno das Rennen. Hier hat für mich wirklich alles gestimmt, vom Schreibstil über die Handlung, bis hin zu den Protagonisten, ein Buch, das mich restlos fasziniert hat und begeistern konnte.



Nun zu meinen Neuzugängen, die ich euch nicht vorenthalten möchte.


Es gab einige interessante Neuerscheinungen, die ausgeliefert wurden, und so sind mehrere Rezensionsexemplare bei mir eingetroffen. Herzlichen Dank an die Autoren und Verlage.


Auch ertauscht habe ich ein paar Bücher, die schon länger auf meinem Wunschzettel schlummerten.


Zuletzt noch zu den Genüssen, die im Mai hauptsächlich den Weg in meine Teetasse gefunden haben. 

Sehr häufig habe ich "Die acht Schätze des Shaolin" getrunken, eine Grüntee-Mischung von der ich vor einiger Zeit eine Packung in der Cuppabox hatte. Ich kannte den Tee bereits und hatte ihn auch schon häufiger im örtlichen Teeladen gekauft, denn ich mag ihn sehr gerne. Es ist eine sehr feine, ausgeklügelte Mischung aus diversen Grüntee-Sorten, mit dem fruchtigen Aroma von Ananas und Erdbeere. 

Abends bevorzuge ich einen Tee ohne Coffein. In den letzten Wochen hat mich der Bio-Rooibos "Sanfte Flügel" vom Oasis-Versand begeistert. Das natürliche Aroma von Orangen und Sahne harmoniert ganz hervorragend. Ich mag diesen fruchtig-cremigen Geschmack. 

So das war's für heute von meiner Seite. Nun bleibt mir nur, euch einen wunderschönen, sonnigen Juni, mit reichlich guter Sommerlektüre und einem gemütlich-schattigen Lese-Plätzchen zu wünschen.