Samstag, 31. August 2013

Die Hurenkönigin und der Venusorden - Ursula Neeb


Frankfurt am Main 1512:
Zur Zeit der Frühlingsmesse kommen zwei Wanderhuren in die Stadt und bitten Ursel Zimmer um eine Unterkunft im Frauenhaus. Alma Deckinger und ihre Tochter Irene sind beide schon länger im Gewerbe und haben Ulm verlassen, als das dortige Frauenhaus geschlossen wurde. Seitdem sind sie unterwegs und wollen nun in Frankfurt ihr Glück versuchen. Irene ist betörend schön und erobert im Nu jeden Mann, der in ihre Nähe kommt. Ihre Anwesenheit kurbelt den Umsatz im Frauenhaus gewaltig an. Alma hingegen fühlt sich zu Ursel hingezogen, und die Hurenkönigin ist fasziniert von der Frau mit der charismatischen Ausstrahlung und erwidert deren Annäherungsversuche. Das hat jedoch katastrophale Folgen für ihre langjährige Beziehung zu dem Gelehrten Bernhard von Wahnebach. 
Damit nicht genug der Probleme, wird kurz darauf ein toter und grausam verstümmelter Ratsherr gefunden, der am Abend zuvor noch einen heftigen Streit mit Alma hatte, und schnell wird diese zur Hauptverdächtigen.
Wieder einmal ist Ursels Scharfsinn gefragt, denn sie ist nicht nur eine gute Frauenhauswirtin, sondern sie hat sich schon mehrfach mit ihrem wachen Verstand und ihrer guten Kombinationsgabe bei der Aufklärung von Verbrechen bewährt. Auch diesmal wird ihr Einsatz fast lebensgefährlich, nicht nur für sie selbst...
Die Geschichte entwickelt sich sehr fesselnd, dramatisch und mit einer guten Portion Mystik, bedingt durch Almas weit zurückreichende Verbindung zu dem geheimnisvollen Venusorden.
Glücklicherweise findet Ursel nicht nur in den Reihen der eigenen Gilde starke Verbündete. Zwar ist der Ausgang dieses lebendig erzählten Romans nach einer gewissen Zeit einigermaßen vorhersehbar, aber die Entwicklung dorthin gestaltet sich trotzdem sehr spannend, und nach und nach kommen viele wichtige Details zum Tragen, durch welche die genauen Beweggründe erst klar werden.
Neben der fesselnden Handlung gibt es auch diesmal wieder jede Menge Eindrücke zum damaligen Leben, zum Milieu und dem ältesten Gewerbe der Welt, das von der normalen Bürgerschaft schon zu allen Zeiten mit Verachtung behandelt wurde. Obwohl die Huren eine Randgruppe der Gesellschaft darstellten, wurden sie in gewisser Weise doch gewürdigt und durften sogar an offiziellen Empfängen teilnehmen, wie in diesem Fall, zur Begrüßung eines wichtigen Gastes, der ebenfalls zur Frühjahrsmesse nach Frankfurt kommt und dessen Besuch der Stadt wirtschaftliche Vorteile bringen soll.
Obwohl dieser Roman bereits das dritte Abenteuer der Hurenwirtin Ursel schildert, kann man ihn gut für sich alleine lesen, ohne die anderen beiden Bände zu kennen, denn jede Geschichte ist in sich abgeschlossen und logisch aufgebaut. Hat man jedoch einmal Geschmack an den Abenteuern der cleveren und sympathischen Ursel gefunden, wird man ganz sicher auch mehr über ihre Vergangenheit und ihre früheren Erlebnisse erfahren wollen.
Aber erst einmal kann man sich mit diesem Band auf fast 350 Seiten voller Spannung und Gänsehautfeeling freuen.

Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Ullstein Verlag und an Vorablesen.de

Freitag, 30. August 2013

"Sie kommen heute aber spät!" - Holger Schossig

1280 Tage Paketzusteller-Wahnsinn³

Holger Schossig arbeitete dreieinhalb Jahre als Paketzusteller bei einem großen Zustelldienst. Hat er während dieser Zeit tatsächlich so viel erlebt, dass er ein ganzes Buch darüber schreiben konnte? Ja, er hat! Ich habe seine gesammelten Abenteuer gelesen und mich köstlich dabei amüsiert. Lustig ist es natürlich nur für die Leser, denn wenn man die Sache objektiv betrachtet, hatte der Autor nicht gerade viel zu lachen bei dem Job. Auf jeden Fall hat er seine Erfahrungen während dieser Zeit literarisch sehr kurzweilig und amüsant umgesetzt. Das Buch besteht aus vielen einzelnen Episoden, so dass man es wohl dosiert, in kleinen Portionen, zwischendurch lesen kann, ohne den Faden der Handlung zu verlieren. Mit fränkisch-trockenem Humor und sehr lebendig schildert der Autor schier Unglaubliches, Lustiges und auch Kurioses. Viele Abschnitte wurden mit passenden kleinen Illustrationen aufgelockert und ergänzt.
Ich gebe zu, dass ich viele Päckchen und Pakete erhalte und daher häufig die Dienste der verschiedenen Zustellunternehmen in Anspruch nehmen muss. Aber nach allem, was ich nun gelesen habe, kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich zur Gruppe der pflegeleichten Kunden gehöre und die Nerven der Paketzusteller nicht über Gebühr strapaziere. Daher werde ich mir künftig auch keine Sorgen machen, wenn mich ein Paketbote einmal böse ansieht, denn ich weiß, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht an mir liegt, sondern auf die Erlebnisse des armen Mannes während seiner bisherigen Tour zurückzuführen ist. ;-)


Vielen Dank an Holger Schossig für das Rezensionsexemplar.


Donnerstag, 29. August 2013

Die Überlebende - Kishwar Desai


Kurzbeschreibung des Verlags:
Eine kleine Stadt im indischen Punjab. Inmitten eines furchtbaren Blutbads wird als einzige Überlebende der niedergemetzelten Familie die 14-jährige Durga gefunden – mehr tot als lebendig. Das traumatisierte Mädchen wird von der örtlichen Polizei für das schreckliche Unglück verantwortlich gemacht. Doch die Sozialarbeiterin Simran Singh, aus Delhi zur Hilfe gerufen, um etwas aus dem verstörten Mädchen herauszubekommen, glaubt nicht an die Schuld des Mädchens. Simran, die in Delhi ein unabhängiges und unkonventionelles Leben führt, stößt auf ein düsteres Netz aus Korruption und Lügen – in einer Welt, der sie längst entronnen zu sein glaubte und in der das Leben eines Mädchens nichts zählt.

Mein Eindruck:
Mit der Sozialarbeiterin Simran Singh hat dieser Krimi eine starke, unkonventionelle Protagonistin, die ihr Leben nach eigenem Gutdünken gestaltet und dabei sehr vom allgemeinen indischen Frauenbild abweicht. Simran möchte der angeklagten Durga helfen, denn sie glaubt nicht an deren Schuld. Das Mädchen ist in sich gekehrt, spricht kaum und steht anscheinend noch unter dem Schock des Erlebten.
Simrans Nachforschungen bringen verstörende Dinge ans Licht, denn es gab da noch eine Schwester, Sharda, die einige Jahre vorher spurlos verschwand. Simran vermutet einen Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen und stößt bei ihren Recherchen in ein dichtes Gefüge aus Lügen, Intrigen, Korruption und Schweigen. Sie weiß nicht, wem sie trauen kann, und ihre Ermittlungen sind anscheinend einigen Personen zu gründlich, so dass sie mit unvorhergesehenen Hindernissen konfrontiert wird.
Man merkt beim Lesen sehr schnell, dass das Hauptanliegen der Autorin viel tiefer geht als nur um die Lösung eines Kriminalfalls. Mit ihrem Debütroman macht sie sich stark für die Frauen Indiens, deren Stand im eigenen Land sehr schwach ist, denn ein großer Teil von ihnen ist unerwünscht. Kishwar Desai prangert die sozialen Missstände im Punjab an und macht auf die Hoffnungslosigkeit aufmerksam, die das Leben und Schicksal vieler Frauen dort überschattet. An Durgas Fall macht sie die Ohnmacht eines jungen Mädchens deutlich, das in dem Bewusstsein aufgewachsen ist, der eigenen Familie lästig und überflüssig zu sein.  
Es ist ein unbequemer Roman, bestürzend, dabei sprachlich ausgefeilt und immer bis zur Schmerzgrenze ins Detail gehend. Das Gelesene bleibt lange im Gedächtnis haften, und auch Tage später muss ich immer noch über den Ausgang der Geschichte nachdenken. Das Ende war für mich unbefriedigend, was die Rechtsprechung angeht, aber nach allem, was ich nun über die Gesellschaft im Punjab und den dortigen Stellenwert der Frauen erfahren habe, ist es durchaus so denkbar und glaubwürdig, wie es die Autorin darstellt.

Über die Autorin:
Kishwar Desai wuchs in Indien auf. Dort arbeitete sie viele Jahre als TV-Journalistin, unter anderem als Nachrichtenkorrespondentin, Produzentin und CEO eines Fernsehsenders. Als sie vor acht Jahren nach London zog, wandte sie sich verstärkt dem Schreiben zu. Sie widmet sich aktuellen Fragen der indischen Gesellschaft und ist in den indischen Medien stets präsent. "Die Überlebende" ist ihr Romandebüt, für das sie mit dem renommierten Costa First Novel Award ausgezeichnet wurde. Kishwar Desai lebt mit ihrem zweiten Ehemann, dem Parlamentarier und Ökonomen Meghnad Desai, in London.

*****
Herzlichen Dank an den Verlag btb für die Überlassung des Rezensionsexemplars.

Mittwoch, 28. August 2013

Die Suppe lügt - Hans-Ulrich Grimm


Was Sägespäne mit Erdbeeren zu tun haben, wie die Ausscheidungen von Bakterien für Aroma in Speisen sorgen, ob man aus Klärschlamm Gulasch machen kann und wieso sich saure Gurken hervorragend für eine Mastkur eignen, das und vieles mehr, was mit unserer täglichen Nahrung zu tun hat, bringt der Autor hier aufs Tablett. Die „schöne neue Welt des Essens“ besteht aus künstlichen Zusatzstoffen, Aromen und Geschmacksverstärkern, doch das wird häufig gar nicht erwähnt oder darf zum Teil sogar als natürlich deklariert werden. Wieso das so ist, erfährt man sehr ausführlich in diesem Buch.
Was uns so alles von der Industrie aufgetischt und untergemogelt wird, ist unglaublich, und vieles ist nicht nur schlicht geschmacklos, sonder richtiggehend eklig. Die detaillierten Ausführungen von Hans-Ulrich Grimm lesen sich wie ein Krimi und können einem ganz schön den Appetit verderben. Zwar hat er sein Buch bereits vor ca. vierzehn Jahren geschrieben, aber das meiste, was er darin erwähnt, ist leider auch heute noch brisant. Da geht es nicht nur um Tütensuppen und Fertiggerichte, sondern schon ein einfaches Brötchen oder Hörnchen vom Bäcker hat unter Umständen einiges an künstlichen Zusätzen aufzuweisen, und Chemiebomben oder gentechnische Veränderungen lauern oft da, wo man sie gar nicht erwartet. Auch ein Blick auf die Inhaltsstoffe macht den Käufer nicht unbedingt klüger, denn vieles wird einfach nicht angegeben, und gerade frisches Gebäck, offene Wurstwaren oder Käse haben überhaupt keine Zutatenliste. Dass dies besonders für Allergiker sogar lebensgefährlich sein kann, zeigt der Autor an verschiedenen Fällen auf.

Ich für meinen Teil möchte als mündiger Verbraucher gerne wissen, was sich so in meinem täglichen Essen tummelt. Vieles kann man glücklicherweise selbst beeinflussen, wenn man die richtige Auswahl trifft. Hans-Ulrich Grimms Buch macht für dieses Thema achtsam, denn wenn man es gelesen hat, sieht man vieles mit ganz anderen Augen. Es wäre interessant und nahe liegend, mehr darüber zu erfahren, wie man dem Wahnsinn der Lebensmittelindustrie so gut wie möglich entfliehen kann. Leider sind im Buch hilfreiche Tipps und Vorschläge für Alternativen etwas zu kurz gekommen.

  
Mein Buch ist von 1999, aber es gibt mittlerweile eine aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Vielleicht wurde hier dem Bedürfnis der Leser Rechnung getragen und etwas mehr darauf eingegangen, wie man sich als Verbraucher weitgehend vor den Täuschungen schützen kann, in einer Welt, wo vieles nicht mehr das ist, was es zu sein scheint.

Aktualisierte Ausgabe von 2008:




Donnerstag, 22. August 2013

Blogtour Vorschau auf den September

Es ist zwar noch ein wenig Zeit bis dahin, aber im September werde ich zum ersten Mal an einer Blogtour teilnehmen. Hier schon mal einen kleinen Vorgeschmack. Die ganze Tour dreht sich um Susanna Montuas Roman "Seelengier". Vom 16. bis zum 20 September werden auf verschiedenen Blogs täglich kleine Aktionen stattfinden, die alle etwas mit dem oben genannten Roman zu tun haben.
Am 19. September ist Susanna Montua auf meinem Blog zu Gast, und ich kann euch schon verraten, es wird eine kleine Video-Lesung zum Buch geben.

Die Blogtour ist auch mit einem spannenden Gewinnspiel verbunden, und ihr dürft euch schon auf tolle Preise freuen, denn das wird es geben:

1. Preis: 20€ Amazon-Gutschein + 1x Seelengier signiert
2. Preis: 15€ Amazon- Gutschein + 1x Seelengier signiert
3. Preis: 5€ Amazon-Gutschein + 1Seelengier signiert

Es lohnt sich, an mehreren Tagen an den Aufgaben teilzunehmen und die Blogtour zu verfolgen, denn so kann man mehrere Lose sammeln. Ich freue mich schon auf eure rege Teilnahme.

Dienstag, 20. August 2013

Oma Else kann's nicht lassen - Thomas Letocha


Der Tod ihres Mannes Robert hinterlässt eine große leere in Else Westermanns Leben. Eigentlich ist die 81-Jährige gar keine richtige Oma, wie der Buchtitel vermuten lässt, denn sie hat weder Kinder noch Enkel. Nicht genug damit, dass sie jetzt Witwe ist, sie verliert auch noch kurz hintereinander ihre beiden besten Freundinnen. Diese sind zwar am Leben, aber Elisabeth hat Else zutiefst enttäuscht, und  Marlene ist schwer erkrankt. Im Lauf der folgenden Wochen macht sich Einsamkeit in Elses Leben breit, bis zu dem Tag, als ein Brief falsch zugestellt wird und versehentlich in ihrem Briefkasten landet. Else liest ihn, und diese Lektüre nimmt sie so gefangen, dass sie mehr davon lesen und so Anteil an den Freuden und Sorgen der Schreiber haben möchte. Sie entwendet nun häufiger Briefe aus fremden Postkästen und öffnet die Umschläge möglichst spurenfrei. Später bringt sie die Briefsendungen zu den wahren Empfängern zurück. Einmal gelingt ihr dies nicht, denn durch widrige Umstände verliert sie den Umschlag mit der Empfängeradresse. Das setzt eine Lawine von Ereignissen in Gang, die jede Menge Aufregung und Abenteuer in Elses Leben bringen.

Aus Else bin ich nicht immer schlau geworden, denn für mein Empfinden ist sie eine recht ungewöhnliche Seniorin. Einerseits wirkt sie ein wenig trottelig und ungeschickt, erweist sich dazwischen aber wieder als durchaus clever. Mit ihren 81 Jahren bedient sie ihr Handy ganz souverän und sitzt gerne im Cafe, wo sie nicht nur eines sondern auch schon mal zwei oder drei Gläschen Prosecco zu sich nimmt. Kein Wunder, dass sie bei den unmöglichsten Gelegenheiten einfach einnickt. Dieser Sekundenschlaf geht mit lebhaften Träumen einher, und nach dem Erwachen mischen sich für Else oft Realität und Traum, was teilweise unangenehme und drastische Folgen hat. Im Lauf ihrer Erlebnisse lässt sich Else auch zu mancher Aktion hinreißen, die schon ans Akrobatische grenzt. Die Story hat etwas von einer Slapstick Komödie, bringt aber zugleich das Problem vieler älterer Menschen zur Sprache: Die Einsamkeit. Die Art und Weise, wie Else damit umgeht, ist nicht gerade alltäglich und wird hier auch eher kurios dargestellt. Ich gestehe jedoch, meinen persönlichen Humor traf es nicht immer hundertprozentig. Die Anhäufung von Zufällen, wie sie hier vorkommt, ist manchmal fragwürdig. Auch wirkte es auf mich etwas befremdlich, wenn die Ich-Erzählerin beispielsweise von ihren „kleinen Ärmchen“ spricht. Derartige Verniedlichungen kommen mehrmals im Buch vor und haben mich ein wenig irritiert, denn ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass eine ältere Dame so über sich selbst erzählt.

Das Buch liest sich jedoch flott weg, ist insgesamt recht vergnüglich geschrieben und damit auf jeden Fall eine abwechslungsreiche und kurzweilige Urlaubslektüre, die jede Menge Überraschungen bereithält. Man sollte das Erzählte jedoch nicht allzu ernst nehmen.
 bis

Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar.

Sonntag, 18. August 2013

Das Geheimnis des Felskojoten - Sanna Seven Deers


Nach einem beunruhigenden Anruf ihres Bruders Fabian fliegt die 26-jährige Serena Eckehard sofort nach Nordamerika und macht sich auf die Suche, denn ihr Bruder wird verfolgt, weil er einer zwielichtigen Sache auf die Spur gekommen ist und die Dinge endlich im guten Sinn bereinigen möchte. Serena wendet sich an Fabians besten Freund, den Halbindianer Shane Storm Hawk und bittet ihn um seine Hilfe, denn sie befürchtet, dass sich Fabian in großer Gefahr befindet. Die Suche führt Serena und Shane von Nordamerika bis nach Kanada, und bald merken sie, dass sich drei Männer auf ihre Spur gesetzt haben, denn es gibt eine Organisation, die sehr daran interessiert ist, Fabian Eckehard zu finden und sein Vorhaben zu vereiteln.

Schon beim Betrachten des Covers, welches eine wildromantische Landschaft und darüber eine Illustration von David Seven Deers zeigt, war ich fasziniert, und bereits nachdem ich wenige Seiten gelesen hatte, erlag ich dem Zauber dieser Geschichte.
Es ist nicht einfach, das Buch einem Genre zuzuordnen, denn einerseits ist es eine Abenteuergeschichte, bei der es um geheime, kriminelle Machenschaften geht, zum Teil auch ein Reisebericht, weil man sehr viel über das Land erfährt, und es ist die Geschichte einer großen Liebe, die sich im Lauf der Handlung zwischen Serena und Shane entwickelt und durch das gemeinsam Erlebte wächst. Die Art, wie sich diese beiden sehr unterschiedlichen Charaktere langsam näher kommen und immer mehr gegenseitig ergänzen, je länger sie miteinander unterwegs sind, ist sehr sympathisch und einfühlsam beschrieben.
Von Shane erfährt Serena viel über die Kultur der Indianer und deren Glauben an die hilfreichen Geistwesen, deren Unterstützung sie auf ihrer Reise so dringend brauchen. Ein Besuch bei Shanes Großmutter bringt die Suchenden auf den rechten Weg. Serena lernt die intensive Spiritualität der magischen Orte kennen, die sie besuchen und erlebt unglaubliche Dinge. Das Sprichwort „Der Glaube versetzt Berge“, erhält hier eine völlig neue Bedeutung.
Was Serena und Shane am Ende ihrer Reise vorfinden, ist erschreckend und hoffentlich reine Fiktion. Der Grundgedanke der Autorin, der sie zu ihrer Geschichte inspiriert hat, ist jedoch leider wahr, nämlich dass in Nordamerika täglich über 2000 Menschen als vermisst gemeldet werden und die meisten von ihnen spurlos verschwunden bleiben.

Wieder einmal ist es der Autorin gelungen, mit ihrem Roman nicht nur bestens zu unterhalten und zu fesseln, sonder mich in das mystische Reich der Indianer zu entführen und mir die Schönheit und Faszination des Landes nahe zu bringen.

Für alle, die sich für die Kultur und die Geisteshaltung der Native Americans interessieren, gehören Sanna Seven Deers’ Romane einfach dazu!



Warte auf mich - Philipp Andersen, Miriam Bach


Philipp Andersen und Miriam Bach treffen sich bei der Feier zu einem Verlagsjubiläum. Er ist ein erfolgreicher Autor, dessen historische Romane in den Bestsellerlisten zu finden sind, sie ist hoffnungsvolle Nachwuchsautorin. Sie kannten sich vorher nicht, verbringen nach der Feier jedoch die Nacht miteinander. Das klingt auf den ersten Blick nach einer flüchtigen Affäre, aber eigentlich passiert in dieser Nacht nicht viel, außer dass beide im gleichen Bett übernachten. Sie tauschen ihre Adressen und gehen auseinander, als wäre nichts geschehen. Wieder in ihrem Alltag angekommen, schicken sie sich gegenseitig ihre Bücher und stellen fest, dass sie nicht mehr ohneeinander sein können. Das wirft beträchtliche Probleme auf, denn da ist zum einen der große Altersunterschied, und außerdem ist Philipp glücklich verheiratet, wie er immer wieder betont. Trotz aller Zweifel und Probleme nutzen die Liebenden jede sich bietende Gelegenheit für ein Wiedersehen, obwohl sie wissen, dass ihre Verbindung keine Zukunft hat, nicht haben darf, weil so vieles dagegen spricht.

In gewisser Weise konnte ich beide Protagonisten gut verstehen, dann aber auch wieder nicht. Mit Miriam habe ich gelitten, denn sie ist schon so oft in der Vergangenheit als Verlierer aus Beziehungen hervorgegangen und hat Angst, wieder verletzt zu werden. Ihre ohnmächtige Wut konnte ich gut nachvollziehen, und trotz aller Prinzipien lässt sie sich mit Haut und Haaren auf dieses Verhältnis ein, das eigentlich gar nicht sein dürfte. Philipp möchte alles haben, denn er will sich weder gegen seine Ehe noch gegen Miriam entscheiden. Das wirkt, oberflächlich betrachtet, ziemlich egoistisch, ist es aber aus seiner Perspektive sicher nicht. Was die beiden verbindet, kann ich nur schwer nachvollziehen, und auch Miriam hat immer wieder Zweifel, ob sie den so viel älteren Mann wirklich liebt. Philipp beteuert, er würde sowohl seine Ehefrau als auch Miriam lieben und brauchen. Seelische Verletzungen auf allen Seiten sind damit vorprogrammiert. Kann man wirklich zwei Menschen gleich stark lieben, immer in dem Bewusstsein, beiden damit weh zu tun?  Diese Frage stelle ich mir unwillkürlich. Ich denke, man kann sie nur beantworten, wenn man sich selbst bereits irgendwann in einer ähnlichen Lage  befunden hat. Auf diese fehlende Erfahrung und das damit einhergehende Verständnis verzichte ich jedoch gerne!
Das Buch zeigt zwei unterschiedliche Blickwinkel. Philipps Sichtweise ist in der ersten Person geschrieben, und Miriams Teil in der dritten Person. Kurioserweise heißen die beiden Autoren genau wie ihre Protagonisten. Dass es sich bei den Autorennamen um Pseudonyme handelt, ist klar und auch verständlich, denn es entsteht bei dieser Geschichte der Eindruck, dass hier viel Persönliches mit eingeflossen ist. Was an dem Buch nun fiktiv und was real ist, darüber kann man spekulieren, aber letztendlich ist dies das Geheimnis der Autoren und sollte auch deren Angelegenheit bleiben.

Die Geschichte polarisiert und löst zum Teil heftige Diskussionen aus. Auch wenn ich die Gedanken und Gefühle der Protagonisten nicht immer nachvollziehen oder verstehen konnte, so hat mir die Story jede Menge Stoff zum Nachdenken beschert und mich auch nachhaltig beschäftigt. Der Schreibstil ist schön und ausdrucksvoll, jedoch muss ich gestehen, dass ich keinen Moment zu Tränen gerührt war. Die vorsichtshalber bereit gelegten Taschentücher habe ich also nicht gebraucht. Diese sachliche Betrachtungsweise lag sicher an meinem mangelnden Einfühlungsvermögen in diese besondere Situation.



Mittwoch, 14. August 2013

Winston, ein Kater in geheimer Mission - Frauke Scheunemann


Winston ist ein edler Kater der Rasse British Kurzhaar. Zusammen mit seinem Herrn, einem Physikprofessor, führt er ein gemütliches und ruhiges Leben, bis eines Tages eine neue Haushälterin einzieht. Sie bringt ihre Tochter Kira mit, ein zwölfjähriges Mädchen. Obwohl Winston eigentlich keine Kinder mag, freundet er sich mit Kira an, denn er merkt, dass sie und ihre Mutter Anna Kummer haben und möchte sie trösten. Innerhalb weniger Tage steht Winstons Leben Kopf, denn er kommt äußerst zwielichtigen Machenschaften von Annas Exfreund auf die Spur. Während eines Gewitters ereignet sich dann die Katastrophe: ohne zu wissen, wie ihnen geschieht, finden sich  Kira und Winston plötzlich im Körper des jeweils anderen wieder. Nun ist guter Rat teuer, denn wie soll es weitergehen?

Kater Winston ist der liebenswerte Held einer neuen Reihe von Frauke Scheunemann. Die zwölfjährige Kira bringt einige Veränderungen in sein ruhiges Katzenleben, denn an ihrer Seite (und später in ihrem Körper) erkennt er, dass das Leben da draußen, außerhalb der Wohnung seines Herrn, recht aufregend sein kann. Aber es geht hier nicht nur um eine spannende Kriminalgeschichte, die aufgeklärt werden muss, sondern auch um den wahren Wert von echter Freundschaft. Obwohl beide in einem falschen Körper feststecken, vielleicht aber auch gerade deswegen, können sich Kira und Winston gegenseitig helfen, wenn es darum geht, gute Freunde zu finden. Gemeinsam sind sie ein tolles Team, und die Autorin hat ihre Abenteuer in einer zauberhaften, humorvollen Geschichte verpackt, von der man sich gar nicht mehr losreißen möchte. Das Besondere daran ist, dass alle Ereignisse aus Winstons individueller Sicht, in der ersten Person, erzählt werden.
Schon die äußere Optik des Buches ist sehr ansprechend. Der matt-himbeerfarbene Einband zeigt gleich mehrere hochglänzende Abbildungen von Winston, dessen grüne Augen mit dem Hintergrund um die Wette leuchten. Auch jedes einzelne Kapitel wird von einer hübschen Winston-Illustration eröffnet.

Die spannenden Erlebnisse des liebenswerten Katers werden sicher nicht nur Jungen und Mädchen ab 11 Jahren in ihren Bann ziehen, sondern auch Erwachsene werden ihre Freude daran haben. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie es wohl mit Winston und seinen Freunden weitergehen wird.


Herzlichen Dank an den Loewe Verlag und Lovelybooks, für die Überlassung des Buches, zur Teilnahme an einer  Leserunde.

Freitag, 9. August 2013

Verschwörung im Zeughaus - Petra Schier


Klappentext:
Ein spannender Kriminalroman, eingebettet in das farbenprächtige Gemälde des mittelalterlichen Köln.

Im frühen Dämmerlicht, als die Stadt zum Leben erwacht, nähert sich verstohlen eine Gestalt dem Haus von Apothekerin Adelina: ihr Bruder Tilmann – schwer verwundet. Der Hauptmann der Kölner Stadtgarde kann nur noch ein paar Worte stammeln, bevor er zusammenbricht.
Die zweite Begegnung an diesem Morgen ist nicht weniger verstörend für Adelina: Ihr Bruder wird wegen Mordes gesucht. Von einer Verschwörung ist die Rede, im Zeughaus wurde eine Leiche gefunden, neben ihr Tilmanns Dolch. Was ist geschehen?
Während Tilmann mit dem Tode ringt, kämpft Adelina ihren eigenen Kampf: Soll sie den ungeliebten Bruder verraten, um ihre Familie zu schützen?

Meine Meinung:
Seit dem „Frevel im Beinhaus“, um den sich die vierte Episode gedreht hat, sind ca. drei Jahre vergangen. Im neuen Band der Adelina-Reihe wird die Ruhe der Familie Burka jäh gestört, als Adelinas Bruder, Hauptmann Greverode der Kölner Stadtgarde, frühmorgens an ihre Tür klopft. Adelina ist entsetzt, als Tilmann schwer verletzt zusammenbricht. Auch berührt es sie sehr, dass ihr Bruder bei ihr Hilfe sucht, beweist dies doch das starke Vertrauen, welches  mittlerweile zwischen den Halbgeschwistern  gewachsen ist. Als Adelina wenig später erfährt, dass Tilmann wegen Mordes gesucht wird, besteht für sie kein Zweifel an Greverodes Unschuld, und sie versteckt den Bruder, der zu diesem Zeitpunkt mit dem Tode ringt. Auch beschließt sie, selbst Ermittlungen über die Vorgänge im Zeughaus anzustellen, wo der Mord passiert ist. Mira von Raderberg, Gesellin in Adelinas Apotheke, bietet sofort ihre Hilfe an und hält nicht nur Wache am Krankenlager des Hauptmanns, sondern stürzt sich eifrig in die Nachforschungen, um Tilmanns Unschuld zu beweisen. Die Ermittlungen in einem Mordfall gestalteten sich zur damaligen Zeit nicht gerade einfach, da es noch keine hoch entwickelte Spurensicherung gab. Darum wurde häufig spontan und oberflächlich, nach „offensichtlichen“ Beweisen, abgeurteilt.


Bei diesem fünften Band haben sich die Prioritäten der Personen etwas geändert, denn diesmal steht das Schicksal von Tilmann Greverode auf dem Spiel, und so hat er einen dominanten Part im Roman. Auch Mira von Raderberg hat eine wichtige Rolle, denn sie trägt wesentlich zum Erfolg der Ermittlungen bei. Aber natürlich kommt auch der Rest der Familie nicht zu kurz, denn alle helfen nach Kräften mit, Tilmann vor der Verurteilung zu schützen und sein Ansehen wieder herzustellen. Die Art, wie alle Familienmitglieder sowie das gesamte Gesinde und auch die Freunde der Burkas an einem Strang ziehen, lässt die Familie und ihr Umfeld besonders sympathisch erscheinen. Man kann im Geist so richtig in die Vergangenheit abtauchen und fühlt sich richtig wohl im Apothekerhaus. Petra Schier ist es wieder in unnachahmlicher Weise gelungen, aus vertrauter Atmosphäre, Romantik, viel Spannung, unheimlichen Elementen und einigen überraschenden Entwicklungen ein ausgewogenes Potpourri zu schaffen, das so richtig authentisch wirkt und sich äußerst unterhaltsam lesen lässt. 


Herzlichen Dank an Petra Schier und den Rowohlt Verlag, für die Überlassung des Rezensionsexemplars.

Petra Schiers Adelina-Reihe:
  1. Tod im Beginenhaus
  2. Mord im Dirnenhaus
  3. Verrat im Zunfthaus
  4. Frevel im Beinhaus
  5. Verschwörung im Zeughaus

Dienstag, 6. August 2013

Neue Bücher und mehr

Heute ist gerade mal der 6. August, und ihr findet hier bei mir schon wieder einen Beitrag mit Neuzugängen?!? Ja, ihr seht richtig. Aber dazu muss ich erklären, am 1. August war mein "Geschenketag".
Mit einigen Mädels bin ich in einem Geschenkekreis. Das läuft so ab, dass sich jeder einen Termin aussuchen darf, an dem er beschenkt werden möchte. Das kann der Geburtstag sein, aber auch ein anderer Tag, mit dem man etwas verbindet oder der einem gerade gefällt. An diesem Tag wird man von den anderen Mitgliedern des Geschenkekreises beschenkt. Rund um den 1. August sind jede Menge Päckchen für mich angekommen, und es waren tolle Sachen drin! Seht selbst.



Wie ihr seht, gab es nicht nur viele schöne Bücher, sondern auch jede Menge Tee, Lesezeichen, allerliebste Eulentassen, Servietten und Kosmetika. Ihr könnt euch vorstellen, das war ein richtiges Auspackfest.

An diesen beiden Büchern (eines ertauscht, eines gekauft) bin ich auch nicht vorbei gekommen ;-) 

Bei Lovelybooks hatte ich mich für die Leserunde zu "Winston" beworben und darf mitlesen *freu*

 heute kam dieses Rezensionsexemplar:

und zwei tolle Kochbücher sind ebenfalls angekommen. Die werde ich demnächst auf meinem "Wollfühlblog" rezensieren.



Ihr seht, ich bin beschäftigt ;-) und gehe jetzt erstmal wieder lesen.


Montag, 5. August 2013

Solang die Welt noch schläft - Petra Durst-Benning



Klappentext:
Berlin, um 1890. Eine Gesellschaft, in der Männer die Zukunft bestimmen und Frauen gefälligst die Pedale einer Nähmaschine und nicht die eines Fahrrads zu treten haben.
Doch der Jahrhundertwind fegt durch die Straßen und flüstert verheißungsvoll von Aufbruch und Abenteuer...
Auch für Josefine, Tochter eines Hufschmieds, die in die Männerdomäne des Radfahrens einbrechen will. Gegen die Konventionen der Kaiserzeit, Standesdünkel und Vorurteile macht sie sich mutig auf den Weg in eine neue, bessere Zukunft.

Mein Eindruck:
„Solang die Welt noch schläft“ ist der Anfang von Petra Durst-Bennings „Jahrhundertwind-Trilogie“, in der es um drei recht unterschiedliche Frauen geht, die miteinander befreundet sind. In diesem ersten Teil dreht sich ein Großteil der Handlung um Josefine. Mit ihrem bisherigen Leben ist sie nicht zufrieden, denn ihr strenger Vater erwartet von ihr, dass sie ihm unentgeltlich in der Schmiede hilft.  Aber Josefine hat eigene Wünsche und Erwartungen ans Leben. Als sie, während eines Sanatoriumaufenthalts im Schwarzwald, die Gelegenheit erhält, das Radfahren auszuprobieren, erliegt sie schnell der Leidenschaft, auf zwei Rädern durch die Gegend zu brausen und sich den Fahrtwind um die Ohren wehen zu lassen. Wieder zurück in Berlin nutzt sie jede sich bietende Gelegenheit, um auf dem Veloziped des Vaters ihrer Freundin Isabelle ein paar Runden zu drehen.
Leider wird ihr Zukunftstraum durch einen Unfall jäh ins Wanken gebracht, und Josefine muss für eine leichtsinnige Tat geradestehen. Aber trotz einer harten Strafe, die sie verbüßen muss, lässt sie sich nicht unterkriegen. Ihr Ziel ist die Unabhängigkeit, und sie möchte ihre Zukunft so gestalten, wie es ihr gefällt. Der Weg zum eigenen Velo ist steinig und weit, aber
geradlinig geht Jo ihren Weg und bricht aus dem Schema aus, in das Frauen zur damaligen Zeit gerne gesteckt wurden.

Obwohl ich eigentlich sonst kein großes Interesse am Radsport hege, konnte mich dieser Roman doch von der ersten Seite an fesseln. Josefine ist eine junge Frau, die sich dem alten, verstaubten Zeitgeist widersetzt und ihre eigenen Vorstellungen von der Zukunft hat. Es ist faszinierend, zu erfahren, mit welchen Problemen die Mädchen und Frauen damals zu kämpfen hatten. Viele haben sicher resigniert, aber nicht Jo! Die Protagonistin, mit ihrer forschen Art, hat mir sehr gefallen, denn nur mit solchen Heldinnen des Alltags konnten sich die Gegebenheiten für Frauen zum Besseren wenden und ein Fortschritt stattfinden. Nicht nur beim Radfahren kommt frischer Wind in die Geschichte, sondern die Zeichen stehen auf Sturm. Die junge Generation ist bereit zum Aufbruch in ein neues Jahrhundert und damit in ein völlig anderes Zeitalter. Dies alles kommt in diesem Roman bestens zum Ausdruck.  Josefines Geschichte ist lebendig und brillant erzählt, und spätestens ab dem großen Radrennen war ich völlig gefesselt und für meine Umwelt bis zum Ende des Romans nicht mehr ansprechbar.
In Kürze wird Teil 2 der Jahrhundertwind-Trilogie erscheinen, und diesmal wird es um Josefines Freundin Isabelle gehen. Ich freue mich schon sehr darauf.


Herzlichen Dank an Petra Durst-Benning, die mir, im Rahmen einer Blogger-Aktion auf Facebook, ein signiertes Exemplar des Romans "Solang die Welt noch schläft" überlassen hat.

 

Petra Durst-Benning's Jahrhundertwind-Trilogie
Band 1: Solang die Welt noch schläft
Band 2: Die Champagnerkönigin
Band 3: ?

Sonntag, 4. August 2013

Der Schrecken verliert sich vor Ort - Monika Held



Kurzbeschreibung:
Als Lena auf den Zeugen aus Wien trifft, weiß sie, dass sie diesen Mann festhalten muss. Auf den ersten Blick haben Lena und Heiner nicht viel gemeinsam. Sie träumt von Ferien in der Südsee. Heiner verbringt die Nächte mit den Schrecken von Auschwitz. Die beiden wagen diese Liebe. Lena fragt sich, ob sie die Welt, in der ihr Mann zuhause ist, je verstehen wird. Heiner fragt sich, wie er sein Trauma aus Bildern und Geräuschen möglichst vollständig in den Kopf seiner Frau übertragen kann und ob es eine Grenze gibt, bis zu der man Erfahrungen weitergeben kann. Sollte er sie finden, wird er sie einreißen. Klug, berührend und mitreißend erzählt die Autorin und Journalistin Monika Held in ihrem großen Roman die Geschichte einer Liebe in den Zeiten nach Auschwitz.

Mein Eindruck:
Er ist Überlebender und als Zeuge zu den Auschwitz-Prozessen geladen, sie ist Dolmetscherin. Am 52. Verhandlungstag begegnen sich Heiner und Lena zum ersten Mal auf dem Gerichtsflur. Aus dem ersten Kennenlernen wird bald Liebe, und Lena geht das Wagnis einer Ehe und Lebensgemeinschaft mit dem viel älteren Mann ein. Das bedeutet auch, mit einem Senfglas, gefüllt mit kleinen Knochenteilen der Toten von Auschwitz, zu leben und von dicken Alben, voller Fotos und Zeichnungen von den Gräueltaten, immer wieder an die Vorgeschichte ihres Mannes erinnert zu werden. Für Lena ist es nicht leicht, mit Heiner zu leben und die geballte Wucht der Emotionen auszuhalten, die sich hier regelmäßig entladen. In ihrem Bemühen, Heiner zu verstehen und seine Gefühle nachvollziehen zu können, wenn auch nur ansatzweise, fühlt sich Lena manchmal richtig klein, aber sie wächst daran, den Schrecken mit dem geliebten Mann durchzustehen, der Heiner immer wieder einholt, nicht nur in der Nacht. Schon ein kleines Wort, ein Bildausschnitt, eine Geste kann genügen, um Heiner in diesen Zustand zu versetzen, der all das Erfahrene immer wieder aufleben lässt. Man kann nicht annähernd begreifen, was in dem Protagonisten vorgeht, zu viel Grausames hat er erfahren müssen.
Einerseits leidet er unter Alpträumen, wird mit den Verletzungen an Leib und Seele nicht fertig. Andererseits zeigt er zähnefletschend den Dämonen der Vergangenheit die Zähne.
Lena steht dem Verhalten ihres Mannes ohnmächtig gegenüber, möchte ihn so gerne verstehen, will es aber nicht zulassen, dass Heiner sich von den Schrecken früherer Zeiten und von seinem Schicksal auffressen lässt.
Heiner trägt schwer an der Schuld seiner Ohnmacht, daran, dass er zusehen musste, wie andere gestorben sind. Er fühlt sich schlecht dafür, dass er überlebt hat, und er quält sich selbst, indem er im Geiste alles immer wieder neu durchleidet.
Zu seinen Leidensgenossen von damals hat er eine ganz besondere Verbindung, und Lena muss mit dem schmerzlichen Gefühl fertig werden, immer abseits zu stehen, wenngleich es ja eigentlich ein Segen ist, die schrecklichen Erinnerungen der damaligen Häftlinge nicht zu teilen. Obwohl Heiner die schrecklichste Zeit seines Lebens in Auschwitz verbracht hat, fühlt er sich dem Ort in rätselhafter Weise verbunden.
Die Autorin verzichtet im Roman völlig auf Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede, wodurch eine gewisse Distanz zu den Protagonisten entsteht, die andererseits wieder aufgelöst wird, durch bewegende Einblicke in deren Seelenleben.
Monika Held bringt sehr authentische und persönliche Erfahrungen in diese Geschichte ein. Auch wenn der Roman fiktiv ist, enthält er doch so viel Wahrheit, und seine Protagonisten haben reale Vorbilder. Er verschont nicht, und er klagt auch nicht an. Vielmehr geht es hier um das Danach.
Dieses außergewöhnliche und stark bewegende Buch beschäftigt sich mit den Nachwirkungen, die in gewisser Weise ebenso schrecklich sind, wie die damaligen Erlebnisse selbst, denn sie begleiten die Betroffenen ewig. Wie viel Vergangenheit kann ein Mensch aushalten? Ich glaube nicht, dass sich der Schrecken jemals verliert.
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Donnerstag, 1. August 2013

Das war mein Juli 2013


Im Juli 2013 habe ich insgesamt 9 Bücher gelesen. Hier nochmal die Links zu allen Rezensionen:


Das waren 3538 Seiten. 9 €uro sind in die Challenge-Spardose gewandert.
Es waren 5 historische Romane,
2 Jugendbücher, die ebenfalls zum Teil in der Vergangenheit spielen
und 2 zeitgenössische Romane, einer davon auch mit historischen Elementen.
Ich konnte 7 mal 5 Sterne vergeben, und 2 Bücher haben es auf 4 Sterne gebracht.
Flop gab es keinen. 

Und das ist mein Monats-Favorit:


Auch ein paar neue Bücher gab es im Juli:
2 Bücher ertauscht, "Pestmasken" ist mir bei Weltbild ins Einkaufskörbchen gehüpft ;-). Der Roman ist auch noch unter dem Titel "Die Nonne und der Tod" erschienen.

Zwei Rezensionsexemplare über Vorablesen und den Goldmann Verlag erhalten.

Das Buch wollte Tochter unbedingt lesen, und ich konnte es vor ein paar Tagen ertauschen
Meine Neuentdeckungen in Sachen Tee: 
Bei Tee-Gschwendner habe ich das Info-Magazin Teecetera abonniert, das ich sehr interessant finde. Man kann bisherige Ausgaben von Teecetera auch online lesen (siehe Link oben), aber mit einer gedruckten Ausgabe und einer leckeren Tasse Tee kann man es sich halt richtig gemütlich machen.Mit der ersten Ausgabe habe ich eine Teeprobe erhalten, die mir sehr gut geschmeckt hat: Aromatisierte Grüntee-Kräutermischung Nr. 979 Sencha Schlaflos.
Der Tee schmeckt schön frisch, genau richtig für den Sommer, und er vertreibt die Müdigkeit. Der Tee kommt auf meine Wunschliste für den nächsten Teegschwendner-Einkauf.


Anfang Juli kam ein wunderschönes Überraschungspäckchen von einem ganz lieben Menschen bei mir an. Es enthielt eine reiche Auswahl an Spezialitäten der Manufaktur von Blythen. Unter anderem war auch eine Dose Bio-Orangen Blütentee dabei, ein grüner Darjeeling mit Orangenblüten versetzt, der ist so lecker!
Ich habe ihn auch schon mit dem Rosensirup probiert, das gibt auch eine ganz tolle Geschmacksnote.

 Die Cuppabox Juli lässt noch auf sich warten, aber die Tees aus der Juni-Box habe ich auch im Juli genossen und hier ausführlicher darüber berichtet: Cuppabox Juni

Eine weitere Überraschung hat mich vor einiger Zeit erreicht. Karin kenne ich von ihren Videos bei You Tube, und mittlerweile hat sie auch einen eigenen Shop bei Dawanda, denn sie liest nicht nur gerne und stellt Bücher vor, sondern sie näht ganz zauberhafte Sachen. Bei ihrem Gewinnspiel habe ich einen von ihr selbst gemachtes Schlüsselband gewonnen, das mir seitdem sehr gute Dienste leistet. Nochmal vielen Dank an dieser Stelle, liebe Karin.

So, das war's für heute von mir. Ich hoffe, ihr hattet auch einen schönen Juli und wünsche euch einen wunderbaren August, mit viel Muse für eure Lieblingsbücher.