Montag, 3. September 2012

Mein Leben in 80 B - Anja Goerz



Eigentlich ist Ilse mit sich und der Welt zufrieden. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei halbwüchsige Kinder, ein gemütliches Haus im Grünen und einen flexiblen Nebenjob: sie veranstaltet Dessous-Partys. Als ihre beste Freundin Elissa sie einlädt, zu ihr nach Sylt zu kommen, um den vierzigsten Geburtstag mit ihr zu feiern, zögert sie zuerst mit einer Zusage, aber nachdem ihr Mann Toni ihr versichert, dass es durchaus auch einmal vier Tage ohne sie gehen wird, entschließt sie sich, die Einladung anzunehmen. Auf Sylt lernt Ilse den jungen, attraktiven Koch Oke kennen, der ihr nicht nur ein paar besondere Leckerbissen kredenzt, sondern ihr nebenbei auch noch den Kopf verdreht. Ilses heile Welt gerät ins Wanken, und der alte Spruch „Ilse Bilse, keiner will se, kam der Koch, nahm se doch“ erhält für sie eine ganz neue Bedeutung…

Meist wird dies ja eher den Männern zugeschrieben; über eine Frau in der Midlife-Crisis hört oder liest man nur selten. Auf den ersten Blick scheint Ilse auch gar nicht die Frau zu sein, die schnell den Kopf verliert. Nachdem aber ihre Freundin Elissa, selbst überzeugter Single, keinen Moment auslässt, ihr zu versichern, dass ihre Ehe nicht zufriedenstellend ist und sie sich doch etwas Abwechslung gönnen sollte, wird Ilse unsicher und kommt zu dem Schluss, dass ihr vielleicht wirklich der richtige Pfiff im Leben fehlt.
Elissas Verhalten konnte ich ehrlich gesagt weder nachvollziehen noch gutheißen.  Von einer besten Freundin würde ich etwas anderes erwarten, als ständige Kritik. Elissas krampfhafte Versuche, Ilse zu einem Seitensprung zu überreden und ihre Ehe madig zu machen, haben sie mir zusehends unsympathischer gemacht. Vielleicht ist ja Missgunst im Spiel, obwohl Elissa stets betont, dass sie sich in ihrem Leben absolut wohl fühlt. Aber vermutlich bringt es einfach ihr Beruf mit sich, mit Kritik nicht zu sparen und mit allem erst einmal unzufrieden zu sein.
Als Ilse dem Koch Oke begegnet, fühlt sie sich sichtlich geschmeichelt, denn sie merkt, dass er sich besonders um sie bemüht. Aber sie hat auch Skrupel, denn eigentlich liebt sie ihren Mann und möchte ihn nicht betrügen. Nach dem Motto „Alles, was ich denk’ und tu’, trau’ ich auch dem Anderen zu“, beginnt Ilse dann, ihren eigenen Mann zu verdächtigen, eine Geliebte zu haben. Es ist ein ziemliches Hin und Her, bis Ilse ihre „Frühlingsgefühle“ wieder in den Griff und den Kopf frei bekommt, wobei die Gefühle der Männer in ihrem Leben weniger „frühlingshaft“ wegkommen.
So richtig sympathisch waren mir die beiden Protagonistinnen nicht, denn statt Probleme wirklich zu lösen, wurden diese größtenteils erst einmal kräftig in Alkohol ertränkt bzw. es wurden überhaupt erst richtige Schwierigkeiten geschaffen.
Der Roman liest sich insgesamt flott und kurzweilig, aber wirklich Tiefgang darf man nicht erwarten, und das richtige „Sylt-Feeling“ ist leider auch nicht aufgekommen.
Am Ende des Buches gibt es allerdings dann noch ein besonderes Schmankerl.  Spitzenköche haben eine Auswahl interessanter Rezepte zur Verfügung gestellt, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Sicher werde ich mich demnächst am einen oder anderen Gericht versuchen.


Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an den Rowohlt Verlag

2 Kommentare:

  1. Bin mir nicht ganz so sicher ob ich das Buch gerne lesen möchte! Deine Rezension lässt mich eher zu nein tendieren ;)! Danke für deine tolle Rezension!

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  2. @Glitzerfee, das ist mal wieder ein Buch, an dem sich die Geister scheiden, die einen lieben es, die anderen eher nicht. Vielleicht hilft es dir bei deiner Entscheidung, noch weitere Rezensionen abzuwarten.
    Liebe Grüße
    Susanne

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