Dienstag, 31. Juli 2012

Mein Lesemonat Juli 2012

Im Juli habe ich 10 Bücher gelesen, das waren insgesamt 3145 Seiten, also rund 100 Seiten pro Tag.

Gabriel Weston: Wir Halbgötter (warum dieses Buch keine Sterne-Wertung von mir bekommen hat, könnt ihr in der verlinkten Rezension lesen)
Britta Sabbag: Pinguinwetter * * * * *
Aimee Bender: Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen * * * * *
Britta Strauss: Nocona - Eine Liebe stärker als Raum und Zeit * * * * *
Frau Freitag: Voll streng, Frau Freitag * *
Doris Lessing: Katzenbuch * * * *
Simona Ahrnstedt: Ein ungezähmtes Mädchen * * * * *
Marie Velden: Lilienrupfer * * *
Amanda Eyre Ward: Was im Schatten blieb * * * * *
Chris Fabry: Junikäfer flieg * * * * *
Für mich war es ein erfolgreicher Monat, ich habe viel geschafft. Die Bücher waren diesmal ziemlich bunt gemischt, nicht nur von den Themen her, sondern auch in Hinsicht darauf, wie sie mir gefallen haben.
Es waren tolle Sachen dabei, aber es gab auch Bücher, von denen ich mir mehr erwartet hatte (Frau Freitag, Lilienrupfer), und eines habe ich nur widerwillig gelesen, da mir das Thema so gar nicht zugesagt hat (Halbgötter).
Aber es waren auch gute und sehr gute Bücher dabei, und diesmal ist mir die Entscheidung für eine Siegerehrung nicht schwer gefallen, denn es war für mich eindeutig.
Platz 3: Ein ungezähmtes Mädchen - ein sehr schöner historischer Roman
Platz 2: Junikäfer flieg - mit einer ganz zauberhaften kleinen Heldin
und Platz 1, mein absolutes Highlight des Monats: Nocona.  


die ausführlichen Rezensionen dazu habe ich euch oben verlinkt.

Und es gibt auch nochmal Neuzugänge zu vermelden.
ertauscht: 
Martha Sophie Marcus: Der Rabe und die Göttin
Stephanie Grace Whitson: Wie ein leuchtender Stern
Wanderbuch von büchereule.de:
Martina Rauen: Die Seidenbaronin
und gekauft:
Nicole C. Vosseler: Das Herz der Feuerinsel (dieses Buch lese ich aktuell)
sowie fürs Leibliche Wohl: Vegetarisch! Das Goldene von GU (sind schon auf den ersten Blick ganz viele tolle Rezepte drin)


Getrunken:
Auch neuen Tee habe ich im Juli ausprobiert. Der Earl Grey vom Kilimanjaro ist aus fairem Handel und schmeckt sehr lecker. Die Beutel sind einzeln aromadicht verpackt, was man wirklich am kräftigen Geschmack merkt. Das Teepaket, mit fünf verschiedenen Sorten, habe ich beim Jubiläums-Gewinnspiel "125 Jahre Tee-Maass" gewonnen. Noch habe ich nicht alle Tees probiert, aber was ich bisher getestet habe, hat mir hervorragend geschmeckt. Besonders toll ist ein Rooibos mit dem interessanten Namen "Champagnerblüte", der sein feines Aroma von Holunderblüten erhält.
Und nun wünsche ich uns allen einen schönen August, mit hoffentlich reichlich interessanter Lektüre und vielleicht auch ein wenig Wärme und Sonne.


Montag, 30. Juli 2012

Junikäfer flieg - Chris Fabry

Junikäfer flieg
Chris Fabry
Gerth Medien
ISBN: 3865916414

Die neunjährige Juni lebt mit ihrem Vater in einem Wohnmobil. Sie kennt es nicht anders, und sie ist es gewohnt, immer unterwegs zu sein. Aber je älter sie wird, umso mehr sehnt sie sich danach, feste Freunde und ein richtiges Zuhause zu haben. Dann sieht sie in einem Supermark zufällig ein Plakat, auf dem nach einem vermissten Mädchen gesucht wird, und das Kind auf dem Bild sieht genauso aus wie sie. Diese Entdeckung lässt Juni nicht mehr los, und sie macht sich Gedanken über ihre Vergangenheit, von der sie nur so wenig weiß. Ist sie etwa diese Natalie Anne? Und wenn ja, was ist damals mit ihr passiert?

Juni, von ihrem Papa liebevoll „Junikäfer“ genannt, ist eine liebenswerte kleine Protagonistin. Aus ihrer Sicht, mit geradliniger Lebensklugheit, wie sie nur Kindern eigen ist, schildert sie ihre Erlebnisse und Eindrücke von ihrem bisherigen Leben.
Johnson, der Mann, den sie für ihren Vater hält, macht nicht den Eindruck eines Entführers, und man spürt von Anfang an, dass er alles Menschenmögliche für das Mädchen tun würde. Auf ihre Fragen antwortet er liebevoll und geduldig, aber man merkt schnell, dass er seine Geheimnisse hat und nicht über alles mit ihr sprechen möchte.
Auch wenn sie nur das Leben im Wohnmobil kennt, immer unterwegs und selten länger als einige Tage an einem Ort, gehört sie nicht hierher, denn ihre Wurzeln scheinen in einer kleinen Stadt namens Dogwood zu liegen. Juni sehnt sich nach einem richtigen Haus, in dem sie wohnen möchte und nach guten Freunden, die sie gerne besuchen würde.  
Was ist wirklich geschehen, damals als die kleine Natalie Ann verschwand? Nach und nach erfährt man, wie die Dinge zusammenhängen, teils aus Junis Sicht erzählt, teils aus einem neutralen Blickwinkel heraus geschildert. Nur langsam kommt Licht ins Dunkel.
Ein wirkliches Urteil über die Vorgänge kann man sich erst ganz zuletzt erlauben, denn es spielen so viele Sachen mit in diese Geschichte hinein, dass man schnell einem Irrtum erliegen kann. Man darf nicht voreingenommen sein, denn die Meinung, die man sich während des Lesens bildet, wird man sicher nicht nur einmal revidieren müssen.
Es gibt bis zum Schluss immer wieder überraschende Wendungen, und es kommen Vorfälle zutage, die alles wieder in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen. Es bleibt spannend und rätselhaft bis zuletzt.
Die Geschichte hat auch einen religiösen Bezug, denn nicht nur die Großmutter der Kleinen hält unbeirrbar an ihrem Glauben fest, der ihr auch in finsteren Tagen eine Stütze war. Auch von Junikäfer und von Johnson, ihrem vermeintlichen Vater, erfährt man, dass sie beide auf ihre eigene Art Erfahrungen mit Gott gemacht haben.
Es ist ein durchgehend spannender und zugleich anrührender, nachdenklicher Roman, über Gottvertrauen und Hoffnung, dessen kleine Heldin einem sofort ans Herz wächst, und auch wenn Juni nicht alles über sich und ihre Vergangenheit weiß, spielt das letztendlich keine Rolle.




Samstag, 28. Juli 2012

Nocona - Britta Strauss


Während ihrer Recherchereise für einen Bildband, durch den mittleren Westen der USA, macht die Ethnologin und Fotografin Sara auch in einem kleinen Museum Halt. Vor einem Schaukasten, mit Fotos und persönlichen Alltagsgegenständen Quanah Parkers, eines der letzten großen Freiheitskämpfer der Indianer, wird sie nicht nur von sentimentalen Gefühlen und einem überraschenden Tagtraum heimgesucht, sie begegnet auch einem attraktiven und sympathischen Comanchen, der sich ihr als Makah vorstellt. Von Anfang an spüren beide eine seltsame Vertrautheit, und in dem Indianer findet Sara auch das perfekte Motiv für ein einzigartiges Foto. Schweren Herzens trennen sie sich kurz darauf, denn Sara muss zurück nach New York, zu ihrem Verlag. Die Begegnung hat bei beiden ihre Spuren hinterlassen. Eine rätselhafte, große Anziehungskraft weckt in Sara und auch in Makah den Wunsch auf ein Wiedersehen. In den kommenden Tagen werden beide, unabhängig voneinander, von starken Visionen heimgesucht, die sie in die Vergangenheit führen, in eine Zeit, als die indianischen Völker noch in Freiheit lebten und eins mit der Natur und mit ihrem Land waren. Sara erkennt, dass es zwischen den Visionen und der Vertrautheit, die sie von Anfang an zu Makah gespürt hat, einen Zusammenhang geben muss. Sie versucht, Kontakt mit dem Reservat aufzunehmen und den Mann, in den sie sich verliebt hat, wieder zu finden, was sich als nicht einfach herausstellt. Als sie in den Nachrichten von einem Tornado erfährt, macht sie sich voller Sorge auf die Suche nach Makah und gerät dabei selbst in tödliche Gefahr.
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Es fällt mir nicht leicht, in Worte zu fassen, was mich während dieser emotionalen Berg- und Talfahrt durch die Zeiten bewegt hat. Da ist einerseits die Gegenwart und damit die unverhoffte Begegnung von Sara und Makah, die sofort eine gewisse Seelenverwandtschaft zueinander spüren. Für die Beiden stellt sich die Aufgabe, den Sinn ihrer Visionen zu ergründen, die im Lauf der Zeit immer häufiger und intensiver werden. Dabei kommen ungeahnte Probleme auf sie zu. Ihre beängstigend realistischen Träume führen sie in eine ungewisse Vergangenheit, etwa hundert Jahre zurück, in die Welt der Comanchen im 19. Jahrhundert, zu einem stolzen Volk, das bis zum letzten Atemzug um die Freiheit gekämpft hat, aber durch die fortschreitende Zivilisation und Ausbreitung der weißen Bevölkerung doch am Ende dem Untergang geweiht war. Die realen Hintergründe zu diesem Roman lassen die Handlungsweise der Weißen, den Indianern gegenüber, in keinem guten Licht erscheinen, und die negativen Einflüsse sind bis heute zu spüren. Auch das spricht die Autorin an, indem sie auf die zum Teil miserablen Zustände im Reservat und die ungerechte Behandlung der indianischen Bevölkerung hinweist, die immer noch greift.

Grundlage für die Ereignisse in der Vergangenheit ist das Schicksal eines Paares, das es wirklich gegeben hat: Cynthia Ann Parker, eine Weiße, die von den Comanchen „Naduah“ genannt wurde und bei diesem Volk eine neue Familie gefunden hat. Und Nocona, der „Wanderer“, ein tapferer und wilder Krieger, der Naduah zur Frau nahm. Es sind die Eltern des letzten großen Kriegerhäuptlings Quanah Parker. Um die wenigen realen Fakten, die über Naduah und Nocona bekannt und belegt sind, hat die Autorin eine schmerzlich-schöne und tiefgründige Liebesgeschichte gezeichnet. Obwohl ich vorbereitet war, da ich vieles über den historischen Ursprung dieser schicksalhaften Verbindung bereits wusste, wurde ich beim Lesen letztendlich dann doch von Gefühlen überrannt. Ich habe stark mit den Protagonisten gelitten und gefühlt. Wunderschöne, glückliche Zeiten wechseln sich ab mit tragischen, leidvollen Passagen, die das Ausmaß der verhängnisvollen Ereignisse deutlich machen.
Die Handlung ist so detailreich und intensiv geschildert, dass man sich in das Land und die Szenerie versetzt fühlt und fast selbst ein wenig den Duft der Freiheit atmet.

Dieser Roman hat mich völlig in seinen Bann gezogen und beschäftigt mich nachhaltig, nicht nur, weil er das damals an den Indianern begangene Unrecht aufzeigt, sondern auch durch die Art und Weise, wie die Autorin reale Begebenheiten erzählerisch umgesetzt hat. Sie beschreibt eine Synthese zwischen den Zeiten und das Schicksal zweier Paare, die in gewisser Weise miteinander verbunden sind. Die Übergänge sind fließend und machen es dem Leser leicht, den Wechsel zwischen den Jahrhunderten nachzuvollziehen.
Bei diesem Buch stimmt einfach alles. Die Handlung ist gut recherchiert, und man spürt, dass die Autorin mit diesem Thema eine Herzensangelegenheit aufgegriffen hat. Durch die Verbindung zur Gegenwart kann man die Geschichte aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachten, der mir sehr gut gefällt, denn er birgt Hoffnung. Noconas und Naduahs Schicksal hat hier eine phantastische Vollendung gefunden, wie man sie sich nur wünschen kann. 


Sonntag, 22. Juli 2012

Lilienrupfer - Marie Velden

Klappentext:
„Lieber Robbie Williams…..“ so beginnen die E-Mails von Undine Busch, Mitte dreißig, an eine erfundene Mailadresse des Superstars. Darin erzählt sie ihm von den kleinen und großen Dingen ihres Lebens, von ihren Träumen und von Christian, ihrer großen Liebe. Als dieser sie über Nacht verlässt, verkriecht sich Undine tief getroffen vor der Welt. Da erhält sie plötzlich eine Antwort auf ihre Mails…..

Mein Eindruck:
Auch nach längerem Überlegen bin ich mir nicht so ganz schlüssig, was ich von diesem Roman halten soll. Er ist so ganz anders als erwartet. Es war auf jeden Fall eindeutig das wunderschön gestaltete Cover, das mich bewogen hat, dieses Buch lesen zu wollen, denn optisch gesehen ist es wirklich eine Verlockung.
Aber ich gestehe, der Einstieg in die Geschichte ist mir nicht leicht gefallen.
Ein Grund dafür, dass ich nicht recht mit der Story warm geworden bin, ist sicher der imaginäre Email-Empfänger, denn Robbie Williams wäre für mich ganz sicher keine Anlaufstelle, um mein Herz zu erleichtern. Ziemlich unglaubwürdig fan ich auch, dass die Emails wirklich angekommen sind. Sendet man Mails an eine erfundene oder fehlerhafte Adresse, bekommt man ja normalerweise höchstens Antwort von einem gewissen „Mailer Daemon“ ;-) Kommt nichts zurück, kann man davon ausgehen, dass eine Mail auch ihr Ziel gefunden hat. Was Undine unter diesen Voraussetzungen alles dem Worldwide Web anvertraut, ist unglaublich und auch ziemlich naiv.
Allgemein war es leider so, dass ich kaum einen Draht zu den Charakteren finden konnte. Weder Undine noch Christian waren mir sonderlich sympathisch, und ich konnte mich aus diesem Grund auch nur schwer in ihre Lage hinein versetzen.
An der sprachlichen Gestaltung des Romans lag es nicht, denn der Schreibstil ist wortreich und phantasievoll. Aber die Ich-Erzählerin konnte mich so gar nicht von sich überzeugen. Besonders am Anfang kokettiert sie mit ihrer kulturellen Bildung und macht auf mich einen etwas arroganten Eindruck. Mit Klischees wird nicht gespart. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der Inhaber einer Firma für Metzgereibedarf kann anscheinend zwangsläufig nur gutmütig und ein wenig schlicht von Gemüt sein. Seine Gattin, die sich vegetarisch ernährt, ist natürlich völlig überspannt und humorlos, wenn auch sehr kulturbeflissen. Sie wird von Undine mit einem trockenen, bröckelnden Keks verglichen.
Ab der Hälfte des Buches kommt dann ein wenig Spannung auf, die aber schnell wieder verpufft.  Was ich von Christian halten soll und welchen Details aus seinem Leben ich Glauben schenken kann, hat sich mir nicht so ganz erschlossen, denn um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es ja auch noch die Geschichte in der Geschichte.
Unglaubwürdig waren für mich auch der Zufall, dass Undine plötzlich Antwort auf ihre Mails erhalten hat und die Umstände, unter denen sie Christian wieder begegnet. Für mich war das alles leider ziemlich an den Haaren herbei gezogen und ziemlich konfus.
Da das Buch jedoch sprachlich einiges zu bieten hat, bewerte ich es mit guten zwei Sternen.

⭐⭐



Samstag, 21. Juli 2012

Neu eingegangen

In der letzten Zeit sind wieder einige neue Bücher angekommen, die ich euch heute mal wieder zeigen möchte.
"Nocona" von Britta Strauss habe ich als Ebook erhalten, um damit an einer Vorab-Leserunde teilzunehmen. Ich habe den Roman bereits gelesen, und es ist ein tolles Buch. Ausführliches dazu erfahrt ihr am 5. August, denn das ist der offizielle Erscheinungstermin.
Ebenfalls schon gelesen habe ich "Ein ungezähmtes Mädchen" von Simona Ahrnstedt. Hierzu ist bereits die Rezension online.
"Where the Broken Heart still beats" von Carolyn Meyer erzählt die Geschichte von Cyntha Ann Parker. Ich habe das Buch entdeckt und gleich bestellt. Zurzeit lese ich es, quasi als Ergänzung zu "Nocona".
Weitere Bücher, die ich ertauscht bzw. gekauft habe:
Linda Belago: Im Land der Orangenblüten (Die Reise führt nach Südamerika)
Gwen Cooper: Homer und ich (die Geschichte eines blinden Kätzchens)
Gerit Bertram: Die Goldspinnerin (ein historischer Roman, der im 14. Jh in Lübeck spielt
Stefan Maiwald: Meine Suche nach der besten Pasta der Welt (Eine Abenteuerreise durch Italien)

"Feuerblume" von Sanna Seven Deers habe ich heute vom Merlin Verlag erhalten, denn ich hatte mich bei Blogg dein Buch für diesen Roman beworben. Mit im Päckchen war auch ein allerliebstes Janosch-Lesezeichen.

Den neuesten Roman von Sanna Seven Deers habe ich mir kürzlich gekauft: "Das Windlied des Bären"
Außerdem habe ich mir von Isabel Stadnick "Wo meine Seele wohnt" bestellt.



Und noch zwei Bücher habe ich vom Rowohlt Verlag erhalten:
"Was im Schatten blieb" von Amanda Eyre Ward (das lese ich gerade)
und "Der Himmel über der Heide" von Sofie Cramer.

Wie ihr seht, kann ich mit einer reichen Auswahl an tollen Schmökern aufwarten. Der Sommer ist gerettet, auch wenn das Wetter dauerhaft mies ist.



Freitag, 20. Juli 2012

Ein ungezähmtes Mädchen - Simona Ahrnstedt


Klappentext:
Im Dezember 1880 begegnen sie sich zum ersten Mal: Beatrice Löwenström, die nach dem Tod ihrer Eltern das biedere Heim des Onkels kaum verlassen hat, und der so wohlhabende wie charismatische Seth Hammerstaal werden einander in der Stockholmer Oper vorgestellt – zwischen ihnen knistert es auf Anhieb. Danach kreuzen sich ihre Wege immer wieder: auf Bällen, Jagdausflügen und Landpartien. Bald erkennt Beatrice, dass sie und Seth mehr verbindet als bloße Leidenschaft. Dabei ahnt sie nicht, dass ihr Onkel sie längst dem hartherzigen Grafen Rosenschöld versprochen hat und dass dem jedes Mittel recht ist, seine Ansprüche an sie geltend zu machen und den rothaarigen Wirbelwind zu zähmen …

Meine Leseeindruck:
Seth Hammerstaal erkennt sich selbst kaum wieder. Seit er Beatrice in der Oper zum ersten Mal begegnet ist, geht ihm die rothaarige, quirlige junge Frau nicht mehr aus dem Sinn. Er, der Frauenheld, dem es nicht an Verehrerinnen mangelt, ist ganz hingerissen von dem natürlichen Charme des intelligenten Mädchens.
Beatrice ergeht es ähnlich. Sie kann kaum glauben, dass sich der attraktive und weltgewandte Seth für sie interessiert. Im Gegensatz zu vielen Männern seiner Zeit ist er ihr gegenüber ein aufmerksamer Zuhörer und schätzt ihre Intelligenz.
Beatrice und Seth wirken von Anfang an sehr sympathisch, und die Entwicklung ihrer Bekanntschaft ist einfühlsam beschrieben.
Sie sind beide sensibel für die Gefühle des anderen und weit davon entfernt, sich den Konventionen und Vorgaben der gehobenen Gesellschaft Stockholms anzupassen.

Doch es gibt einige schwerwiegende Missverständnisse und Intrigen, die ein gemeinsames Glück verhindern. Manchmal hätte ich die Protagonisten am liebsten geschüttelt, weil sie so völlig aneinander vorbei gedacht und geplant haben und so wenig Vertrauen zueinander hatten.
Es ist ein wenig wie bei den Königskindern, die nicht zusammen kommen können.

Beatrice Löwenströms Zukunft ist schon genau vorgeplant. Ihr Onkel hat ein Arrangement mit dem Grafen Rosenschöld getroffen und Beatrice diesem gefühllosen Mann zur Frau versprochen. Wie sich herausstellt, ist dies alles nur zu seinem eigenen Nutzen. Als er Beatrice erpresst, sieht sie jedoch keine andere Möglichkeit, als in die Heirat einzuwilligen. Für die junge Frau beginnt ein harter Leidensweg. Seth badet inzwischen in Selbstmitleid, nichts ahnend, in welch auswegsloser Situation sich Beatrice befindet.

Simona Ahrnstedts Debüt ist eine atemberaubende Liebesgeschichte, mit all ihren Höhen und Tiefen, umrahmt vom Flair üppiger Feste und prachtvoller Bälle im damaligen Stockholm, zugleich aber überschattet und gefährdet durch eine arrangierte, zweckdienliche Ehe für die „mittellose Nichte“. Es ist der Autorin nicht nur gelungen, das Schicksal einer jungen Frau im 19. Jahrhundert sehr realitätsnah und fesselnd zu zeichnen, sondern dem Leser darüber hinaus auch etwas von der Schönheit Schwedens zu vermitteln. „Ein ungezähmtes Mädchen“ ist ein romantischer, historischer Schmöker mit Sogwirkung, den man gar nicht mehr weglegen möchte, hat man sich erst einmal in die Handlung vertieft.

Die hochwertige Ausstattung des Buches, mit Lesebändchen und sehr schöner Covergestaltung, sind die perfekte optische Ergänzung.



Herzlichen Dank an den Verlag Wunderlich für die Überlassung des Rezensionsexemplars.


Dienstag, 17. Juli 2012

Voll streng, Frau Freitag



Dies ist bereits der zweite Band von Frau Freitag. Ich kenne ihr erstes Werk nicht, aber die Leseprobe für das vorliegende Buch fand ich eigentlich recht amüsant. Frau Freitag ist Lehrerin an einer Gesamtschule, und „betreut“ eine multikulturelle, zehnte Klasse. Einige der Schüler(innen) haben vor, die Prüfung für die mittlere Reife zu machen, aber bereits bei der Anmeldung tauchen ungeahnte Probleme auf. Viele sollen nach dem Schuljahr ins Berufsleben starten, aber dafür müssten sie sich erst einmal bewerben. Frau Freitag verzweifelt regelmäßig an der Vergesslichkeit ihrer Schüler und an deren Vorliebe, öfter mal ein Stündchen zu schwänzen. Viele Angelengenheiten versucht sie, über das liebste Medium ihrer bunten Schar zu regeln, denn wenn es etwas gibt, wo alle erreichbar sind, dann ist das Facebook. Manchmal kommt Frau Freitag aber auch nicht um massivere Maßnahmen herum, und dann wird schon mal ein Telefonat mit einem, in den meisten Fällen völlig ahnungslosen, Elternteil fällig. So ganz nebenbei macht sich die engagierte Lehrkraft auch jede Menge Gedanken um andere Dinge, beispielsweise um den modischen Geschmack ihrer Schülerinnen, ob sie zum Abschluss ein Geschenk von ihren Schülern erhalten wird und ähnlich banale Dinge. Zwischendurch kommen auch ernsthaftere Themen zur Sprache. Da wird über Gott und die Welt diskutiert, über Politik gesprochen, und es werden Fragen erörtert, ob man mit Kopftuch Aussichten auf einen Job hat, ob man für die Abschlussfeier einen Grill benutzen kann, auf dem schon einmal Schweinefleisch gegart wurde oder wie sich die Schüler ihre Zukunft vorstellen.
Das ganze Buch besteht aus vielen kleinen Episoden. Wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es von Frau Freitag auch ein Blog, wo sie regelmäßig aus dem Schulalltag berichtet. So gesehen ist es plausibel, dass sich die einzelnen Kapitel wie Blogeinträge lesen. Länger als drei oder vier Seiten am Stück konnte ich mich nicht auf das Buch konzentrieren, denn Frau Freitags Schreibstil, der sich sehr stark an einer gewissen Form der Jugendsprache orientiert, war mir zu angepasst. Die Lehrerin gibt in diesem Jargon nicht nur die Äußerungen ihrer Schüler wieder, sondern sie verfällt selbst häufig in  diese abgehackte Sprech- und Schreibweise.
Verstümmelte Sätze wie beispielsweise „Dann können wir Firma machen.“ haben mich auf Dauer doch ziemlich genervt. Irgendwie war mir die ganze Geschichte zu oberflächlich. Selbst Abschnitte, die sich mit ernsten Themen, wie beispielsweise Rassismus, oder Glaubensfragen,  beschäftigt haben, gingen nicht wirklich in die Tiefe. Viele der beschriebenen Situationen werden sicher der Realität entsprechen, wobei ich mich aber häufig gefragt habe, ob die erwähnten Schüler ihren Kopf auch manchmal wirklich zum Denken einsetzen oder etwa nur zu Dekorationszwecken herumtragen. Zwischendurch plaudert Frau Freitag über ihren Gesundheitszustand, jedoch bleiben ihre Beschwerden stets ungeklärt, und die Kapitel erscheinen für meinen Eindruck völlig sinnfrei. Der Humor im Buch hat etwas Gezwungenes, und ich empfand ihn als eher mäßig. Ein paar Passagen waren vielleicht für ein leichtes Grinsen gut, aber so richtig lachen konnte ich an keiner Stelle. Das Buch bietet eine nette Lektüre für zwischendurch, als Pausenfüller, aber es ist sicher auch kein großer Verlust, wenn man es nicht gelesen hat. Als Blog ist es sicher ok, aber als Buch müsste ich es nicht unbedingt haben.



Montag, 16. Juli 2012

Doris Lessings Katzenbuch

Mein Buch im Juli, für die 2. Chance-Challenge bei Books-a-Week war
Doris Lessings Katzenbuch.
Dieses Buch steht schon sehr lange in meinem Regal, und es ist einige Jahre her, dass ich darin gelesen habe. Beim ersten Durchblättern habe ich nun ein Foto von meinem Kater Maunz im Buch gefunden, der mich vierzehn Jahre meines Lebens begleitet hat. Ich hatte das Bild passenderweise als Lesezeichen im Buch gelassen. Das sind doch die netten Überraschungen bei so einer Challenge, und beim Betrachten konnte ich erst einmal in Erinnerungen schwelgen.
Aber nun zum Inhalt:
Doris Lessings Katzenbuch enthält vierzehn Kurzgeschichten. Alle drehen sich um die Katzen, die entweder bei der Autorin selbst gelebt haben oder um Tiere aus der Nachbarschaft bzw. um Streuner, die ihr im Lauf der Jahre begegnet sind. Es sind keine niedlichen Geschichten, die das Wesen der Katze verklärt oder gar vermenschlicht zeigen, sondern sie beschreiben Abschnitte des wahren Lebens, das für Mensch und Katze nicht immer einfach war. Besonders die Schilderung der Autorin, wo sie sich an ein Erlebnis ihrer Kindheit in Afrika erinnert, ist distanziert und von erstaunlicher Nüchternheit. Doris Lessing hat ein eher realistisches Verhältnis zu ihren Katzen. Sie erzählt über einschneidende Ereignisse, die ihr Verhältnis zu den Tieren geprägt oder verändert haben. Die lustigen Episoden sind in der Minderzahl, in diesem Buch sind die ernsten Töne vorherrschend, und manches, was die Autorin berichtet, ist nicht gerade schön, denn sie erzählt auch von Krankheit und Tod. Und doch spürt man aus jeder Zeile, dass sie Katzen liebt.




Sonntag, 8. Juli 2012

Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen - Aimee Bender



Klappentext:
An einem strahlenden Frühlingstag kurz vor ihrem neunten Geburtstag beißt Rose Edelstein in ein Stück Zitronenkuchen, den ihre Mutter für sie gebacken hat. Und muss feststellen, dass zwischen den frischen Zitronen, dem Zucker und der Butter, nun ja, eindeutig ein Hauch Traurigkeit liegt. Nicht besser ergeht es Rose mit dem Hühnchen und den grünen Bohnen, die die Mutter zum Abendessen reicht - und von nun an mit allen Gerichten. Der Marmeladentoast ihres Bruders Joseph schmeckt seltsam abwesend, das Roastbeef ihres Vaters nach Schuldgefühlen, ein Sandwich nach großer Verliebtheit: Jeder Bissen offenbart mehr, als Rose lieb ist - und erst im Laufe der Jahre lernt sie, mit ihrer Gabe umzugehen, bis diese sie in ein französisches Bistro führt ... Aimee Benders furiose Idee, dem Alltäglichen des Essens eine magische Bedeutung zu geben, ist verführerisch und einnehmend zugleich. Voller leuchtender Sätze stellt ihr Roman die Frage, wieviel wir wirklich von unseren Liebsten wissen.


Mein Eindruck:

Im Alter von neun Jahren entdeckt Rose Edelstein etwas Erschreckendes und zugleich Faszinierendes über sich selbst: Sie kann in den Speisen die Gefühle der Menschen schmecken, die an der Zubereitung beteiligt waren. Dies ist nicht einfach für das kleine Mädchen, denn es sind nicht immer gute Emotionen, die sie auf der Zunge spürt, und manchmal erfährt sie durch diese Fähigkeit mehr über die Menschen, als ihr lieb ist.
Es verstört sie zutiefst, die verborgensten Gefühle der Menschen zu kennen, die sie liebt. Ein einfaches Essen kann von nun an für sie zur Qual werden. Dies ist jedoch nicht ihr einziges Problem, denn sie sorgt sich um ihre Familie. Die Eltern wissen ihren Gemütszustand nach außen hin gut zu verbergen, nicht jedoch vor Rose, und mit ihrem Bruder Joseph scheint etwas Rätselhaftes, Unfassbares vorzugehen.

Dieses Buch ist nichts für Realisten, die alles genau geklärt haben wollen und jedes Phänomen hinterfragen. Die Autorin schildert die Normalität des Alltags, versponnen mit mystischen Phänomenen, die zum Teil bis zuletzt ungeklärt bleiben. Lediglich eine leise Ahnung erhält man, durch ein Gespräch, das Rose mit ihrem Vater führt. Vieles bleibt der Phantasie des Lesers überlassen.
Es ist eine ganz besondere Geschichte, melancholisch, gefühlvoll und nachdenklich. Hingerissen war ich von der Farbenpracht der Sprache, die das Erzählte in ein schillerndes, buntes Bild verwandelt und von dem unerschöpflichen Wortreichtum, der diesen Roman zu einem wahren Leckerbissen macht. 





Donnerstag, 5. Juli 2012

Pinguinwetter - Britta Sabbag



Für die Lektorin Charlotte (Anfang 30)  kommt es knüppeldick. Statt der erhofften Beförderung erhält sie die Kündigung vom Verlag. Zu allem Überfluss gesteht ihr unkomplizierter Teilzeit-Lover Marc, dass er die „Sauberfrau“ fürs Leben gefunden hat und sich mit Heiratsabsichten trägt.
Von allen Seiten, sei es im Freundes- und Familienkreis oder sogar bei der Agentur für Arbeit gibt es gut gemeinte Ratschläge für sie, allen voran den Tipp, doch einfach schwanger zu werden. Leicht gesagt, wenn man keinen Partner hat.
Charlotte versinkt in Selbstmitleid und stellt fest, dass anscheinend alle in ihrem Umfeld eine glückliche Beziehung pflegen, nur sie ist allein. Sogar ihre Mutter, die nach Grönland ausgewandert ist, hat die Absicht, ihren jugendlichen Freund zu heiraten.
Bei einem Zoobesuch mit ihrem Patenkind Finn geschieht fast ein Unfall, und der sympathische Eric kommt ihr zur Hilfe. Er ist mit seiner kleinen Tochter unterwegs und hält Charlotte für Finns Mutter. Das führt zu ungeahnten Missverständnissen und Turbulenzen, und Charlotte hat ein großes Talent, in jedes sich bietende Fettnäpfchen mit beiden Beinen hineinzuhüpfen.

Man kann gut verstehen, dass es der Ich-Erzählerin, nach einer Anhäufung von negativen Ereignissen, quasi den Boden unter den Füßen wegzieht. Am liebsten würde sie sich verkriechen und nach Vogel-Strauß-Manier den Kopf in den Sand stecken. Aber da hat sie nicht mit ihren Freundinnen gerechnet. Die schwangere Trine packt die Gelegenheit beim Schopf und bittet Charlotte ihren Sohn zur betreuen, der ja sowieso ihr Patenkind ist. Der quirlige Drei- bis Fünfjährige (der Grund für die ungenaue Altersangabe erschließt sich erst beim Lesen des Romans :-D), hält seine Patin ganz schön auf Trab und bringt sie in ungeahnte Schwierigkeiten.
Allgemein kommen Kinder unter Charlottes Urteil nicht allzu gut weg, aber man liest zwischen den Zeilen, dass sich hinter dem Unmut der Protagonistin eigentlich doch liebevolle Gedanken für die kleinen Racker verbergen. Teilweise hat man auch das Gefühl, dass Charlotte sich geradezu in ihrem Unglück sonnt, denn ihre Lage bietet auch die Möglichkeit, sich mal so richtig hängen zu lassen. Dass ihr plötzlich dauernd der attraktive Eric über den Weg läuft, ist schon ein erstaunlicher Zufall, der im richtigen Leben wohl eher selten anzutreffen ist. Man sollte die Story insgesamt wohl auch nicht allzu ernst sehen und keine absolute Realitätsbezogenheit erwarten. Eigentlich will der Roman ja in erster Linie gute Unterhaltung bieten, und die hat man auf jeden Fall. Die Geschichte hat mir gut gefallen und erhält vier Sterne von mir. Den fünften Stern lege ich für das wunderschöne Cover noch obendrauf, denn der kleine Pinguin auf dem Einband, mit dem man sogar im Buch noch ein allerliebstes Daumenkino spielen kann, hat mein Herz im Sturm erobert.


Dienstag, 3. Juli 2012

Sachen machen - Isabel Bogdan


Isabel Bogdan ist vielen Leser(inne)n sicher bereits durch ihre Übersetzungen zahlreicher bekannter Romane ein Begriff. Nun hat sie selbst ein Buch geschrieben. Dafür hat sie 43 ganz unterschiedliche „Sachen gemacht“ die sie schon immer mal ausprobieren wollte. 
Ihre Erfahrungen und Eindrücke zu ihren kleinen Abenteuern hat sie in 43 Kapiteln festgehalten. Die Vielfalt ihrer Aktivitäten ist erstaunlich groß, und obwohl sie von sich selbst behauptet, weder besonders sportlich, noch besonders mutig zu sein, hat sie bei einigen Disziplinen ganz schön Mumm bewiesen. Ganz unbefangen, ohne Vorbehalte, aber mit einer gesunden Neugierde ausgestattet, hat sie sich an ausgefallene Sportarten und zu besonderen Events gewagt. Sie hat erste Bekanntschaft mit einem Rhönrad gemacht, ist stehend auf einem Brett über den Stadtparksee gepaddelt und hat mit Siebenmeilenstiefeln die Hamburger Innenstadt erkundet. Sie hat beim Bikram Yoga geschwitzt, im Dunkeln gespeist und ist durch einen „Darm“ spaziert. Aber das ist noch lange nicht alles. Über einige Programmpunkte konnte ich nur staunen, denn ich hatte bisher noch nie davon gehört. Nach ausführlichem Googeln war ich dann schlauer und konnte mir nun auch bildlich vorstellen, was Isabel Bogdan so anschaulich und humorvoll in ihrem Buch beschreibt. Sie scheint enorm viel Spaß bei ihren Erlebnissen gehabt zu haben, denn das Buch sprüht förmlich vor Lebenslust, die regelrecht ansteckend wirkt. Wenn die Autorin beispielsweise bemerkt, dass Erwachsene viel zu selten und zu wenig rutschen und wenn sie empfiehlt, den Mach-doch-Muskel zu trainieren, dann möchte man sie gerne gleich beim Wort nehmen. Mein allerliebstes Kapitel war das von Isabels Kindheitstraum: Eine Nacht in einer Buchhandlung eingesperrt werden, das wäre doch mal was!


Wir Halbgötter: Bekenntnisse einer Chirurgin - Gabriel Weston



Klappentext:
Im OP geht es um Leben und Tod – und alles andere, was zum Menschsein gehört: Wie ist es, als Chirurgin für das Leben eines anderen Menschen verantwortlich zu sein? Wie fühlt es sich an, einen Körper aufzuschneiden? Wie sagt man einem gut aussehenden jungen Mann, dass er nur noch ein paar Tage zu leben hat? Gabriel Weston erzählt scharf beobachtete Episoden aus ihren ersten Berufsjahren als Chirurgin in einem Krankenhaus. Eine starke Frauenstimme und ein berührendes Buch über das Kranksein, die Schönheit und die Flüchtigkeit des Lebens.

Mein Eindruck:
Gabriel Weston schreibt über ihre eigenen Erfahrungen als Chirurgin. Das Buch ist kein Roman, nicht chronologisch aufgebaut, sondern es ist in verschiedene Themen eingeteilt.
Wie sie selbst im Vorwort erklärt, sind ihre Figuren fiktiv, aber alles, was sie erzählt, enthält auch ein Körnchen Wahrheit. Sie beschreibt es so, dass ihre Schilderung eine Mischung aus Dingen ist, die wirklich geschehen sind und Dingen, die hätten geschehen können.
Die Autorin lässt die Leser hinter die Kulissen der Kliniken schauen, sie gewährt Einblick in ihre Arbeit als Chirurgin und die damit verbundenen Empfindungen. Sie definiert ihr Verhältnis zu den Patienten, zu Krankheit und Tod. Der Schreibstil ist sehr schön, klar und offen, manchmal auch nachdenklich. Trotzdem habe ich persönlich mir mit dem Lesen schwer getan, denn man wird mit einer geballten Ladung an Krankheit, Blut und Tod konfrontiert. Das sind Themen, mit denen ich mir schwer tue, über die ich nicht in diesem Maße nachdenken möchte. Wenn die Autorin über die „Schönheit der Chirurgie“ schwärmt oder bekennt, dass ihr der Beruf wichtiger ist als ihre Familie, dann kann ich das so gar nicht nachvollziehen.
Aus diesen Gründen habe ich hier auf eine Sterne-Bewertung verzichtet, denn die würde unweigerlich subjektiv und in meinem Fall nicht gerade bestens ausfallen, was aber absolut nicht am Schreibstil liegt, sondern einfach daran, dass mir das Thema widerstrebt.

Montag, 2. Juli 2012

Immer Ärger mit Opa - Brigitte Kanitz


Nele Lüttjens lebt in München und bastelt an ihrer Karriere. Eigentlich wollte ihr Großvater sie dort besuchen, um ihr etwas Dringendes zu sagen. Doch dazu kam es nicht mehr, denn Opa ist auf dem Weg durchs Treppenhaus verstorben. Nun ist die Ich-Erzählerin unterwegs in den Norden, zu ihrer Familie. In ihrem Gepäck befindet sich eine sündhaft teure Urne und Opas Asche, die Nele praktischerweise, für den Transport im ICE, in eine Tupperdose gepackt hat. Ihr Ausstieg am Lüneburger Bahnhof ist ein wenig überstürzt, und prompt vergisst sie die Dose mit Opa im Abteil.
Nur gut, dass Nele ihren Bruder Jan ins Vertrauen ziehen kann. Gemeinsam mit ihm versucht sie, ihre ICE Reisegefährtin Herta Kowalski zu finden, in der Hoffnung, dass diese den eingeäscherten Opa in ihre Obhut genommen hat. Jedoch gibt es in Hamburg nicht nur eine Herta Kowalski, und die Suche gestaltet sich nicht sehr hoffnungsvoll. In ihrem alten Heimatdorf Nordergellersen wird Nele nicht nur mit ihrer chaotischen Familie konfrontiert, sondern sie trifft auch ihre alte Jugendliebe Karl wieder, der am liebsten nahtlos an die Zeit vor Neles Weggang nach München anknüpfen würde. Nach mehreren Begegnungen mit dem attraktiven Paul Liebling, der sich als Opas Anwalt vorstellt und ihr einige überraschende Mitteilungen über die Familie macht, ist das Durcheinander perfekt. Nele muss nicht nur Opas Asche, sondern auch ihren Platz in der Familie finden und über ihre Zukunft nachdenken. Glücklicherweise findet sie in ihrem Bruder einen Verbündeten, der viel Verständnis für ihre Probleme aufbringt und auch immer eine Flasche Prosecco für den Notfall parat hält.
Und wer wird Neles Herzblatt sein? Karl, die nordische Eiche vom Nachbarhof, der ihr auch nach Jahren noch zu Füßen liegt und das Wiedersehen im nahen Baggersee begießen möchte oder Paul, der schon dem Namen nach ein Liebling ist, sich aber als beziehungsscheues Zedernwäldchen entpuppt?

Nele ist eine liebenswert-chaotische Protagonistin. Die Mitglieder ihrer Familie sind zwar teilweise etwas schräg drauf, auch haben einige ihre kleinen Geheimnisse zu verbergen, aber letztendlich muss man sie alle einfach gern haben. Neles Erfahrungen in den wenigen Tagen, die sie bis zur Trauerfeier ihres Opas wieder auf dem heimatlichen Hof verbringt, sind recht turbulent, und sie gewinnt einige schockierende Erkenntnisse. Wie sich die Sache entwickelt und was es mit dem Storchennest auf dem Hausdach der Lüttjens auf sich hat, das erzählt die Autorin mit viel Herz, einer guten Portion Humor und immer mit dem nötigen Feingefühl.  Eine köstliche Geschichte, die einen abwechselnd lächeln, schmunzeln oder auch lauthals lachen lässt.



Sonntag, 1. Juli 2012

Das war mein Juni


Im Juni habe ich insgesamt 7 Bücher gelesen, das waren 2965 Seiten.
Drei Bücher einer Autorin waren dabei, und zwar von Marion Henneberg:
Die Entscheidung der Magd *****
Die Tochter des Münzmeisters ***** und
Das Amulett der Wölfin *****

Ein weiterer historischer Roman, wenn auch wieder völlig anders in seiner Art:
Die Niemalsbraut von Angeline Bauer *****

Für die 2. Chance-Challenge gab es ein wenig Zeitreise und Romantik:
Mehr als nur Träume von Jude Deveraux *****

Ein humorvoller Familienroman war dabei:
Immer Ärger mit Opa von Brigitte Kanitz *****

und zu guter Letzt noch ein Buch mit 43 Kapiteln und zugleich 43 Erlebnissen und Erfahrungen der Autorin:
Sachen machen von Isabel Bogdan. *****

So ein Monat ist wirklich selten, aber es gab für mich im Juni nur 5-Sterne-Bücher! Bei den letzten beiden fehlt noch die Verlinkung zur Rezension, die wird in den nächsten Tagen nachgeliefert; ich hinke ein wenig hinterher, aber ihr könnt an der Sterne-Bewertung schon sehen, dass mir auch diese beiden Bücher ausgezeichnet gefallen haben.

Geduftet hat der Juni bei mir nach Salbei und weißem Tee. Es ist ein angenehm frischer und entspannender Duft, aus der Serie "Aromatherapy Spa" von Yankee Candle. Davon werde ich mir auf jeden Fall Nachschub besorgen!


Auch einen neuen Tee habe ich ausprobiert. Er ist aus fairem Handel, von GEPA, aus der Serie "Exotische Momente", und bei dieser Sorte handelt es sich um einen weißen Tee, aus biologischem Anbau, mit natürlichem Granatapfel-Aroma. Da ich Granatäpfel liebe, bin ich daran nicht vorbei gekommen ;-) Und er ist wirklich sehr, sehr lecker.

Auch das Bastelfieber hatte mich zwischendurch gepackt. Ich habe mich an der Fertigung von Lesezeichen-Ecken versucht. In der oberen Reihe links und Mitte seht ihr Vorder- und Rückseite eines Eulen-Lesezeichens, untere Reihe ganz rechts ist ebenfalls ein Eulen-Lesezeichen. Hier habe ich nur die Vorderseite fotografiert, denn die Rückseite habe ich bei diesem Modell glatt blau gelassen. Unten links und Mitte zeigt eine weitere Variante, die man allerdings nur für größere, gebundene Bücher verwenden kann, da es breiter ist.
Bereits seit dem letzten Weihnachtsfest befinden sich die herzförmigen Perlen (mittleres Foto) in meiner Bastelkiste. Das kleine Arrangement war als Anhänger an einem Geschenkpäckchen, das ich erhalten habe. Ich fand es absolut zu schade, um in einer Schublade zu verschwinden. Darum habe ich mir passen dazu ein bronzefarbenes Lesezeichen besorgt und nun endlich mein neues Lesezeichen fertig gebastelt. Nun ziert es eine alte Dickens-Ausgabe in meinem Bücherregal.

Das war's von mir im Juni. Schon ist das erste Halbjahr 2012 um, die Zeit vergeht wirklich wie im Flug.
Einen absoluten Halbjahres-Favoriten kann ich euch nicht nennen. Es fällt mir einfach immer so schwer, mich zu entscheiden, besonders wenn viele gute und sehr gute Bücher dabei waren. 
Ich wünsche euch einen schönen, sonnigen Juli, mit vielen guten Büchern.