Freitag, 18. Mai 2012

Die Kaufherrin - Ines Thorn


Frankfurt im Jahr 1792:
Die kürzlich verwitwete Theda Geisenheimer hat alle Hände voll zu tun, denn sie muss sich nicht nur um das Handelshaus kümmern, sondern auch noch um die Zukunft ihrer drei Kinder sorgen. Ihr ältester Sohn, Jago, fühlt sich zum Dichter berufen und lebt in seiner eigenen Traumwelt, stets auf der Suche nach seiner „Muse“. In dem Schankmädchen Erato scheint er sie gefunden zu haben. Aber auf Bestreben seiner Mutter soll er, zu Gunsten guter geschäftlicher Verbindungen, Barbara Allberger heiraten. Wird sich Erato mit dem zweiten Platz, hinter Jagos Ehefrau, zufrieden geben? Stefan, der jüngere Sohn, glaubt an den Gedanken der Revolution, die in Frankreich in vollem Gange ist und deren Auswirkungen auch schon in Deuschland spürbar werden, und Friederike, die Jüngste, hat sich gerade rettungslos verliebt. Theda selbst hat alle Illusionen hinter sich gelassen. An romantische Gefühle und das Glück glaubt sie schon lange nicht mehr. Ausgerechnet der Mann, der ihre erste und einzige Liebe war und der sie bitter enttäuscht hat, macht ihr nun einen Antrag.
Als im Oktober französische Truppen die Stadt einnehmen und massive Forderungen stellen, gerät das Unternehmen der Geisenheimers und damit auch die Existenzgrundlage von Thedas Familie in Gefahr.

Obwohl das vorliegende Buch der dritte Teil einer mehrbändigen Familiensaga um die Familie Geisenheimer ist, kann man den Roman durchaus für sich alleine lesen, denn die Handlung ist in sich abgeschlossen und spielt in einem viel späteren Zeitabschnitt, als die vorherigen Bände.
Ein Umstand war für mich bei diesem Roman anders, als bei den Büchern, die ich bisher von Ines Thorn kannte: Die Protagonistin war mir von Anfang an nicht sonderlich sympathisch, und auch im Lauf der Geschichte konnte ich mich nicht für sie erwärmen. Dies sagt jedoch nichts über die Qualität des Geschriebenen aus, denn ein Roman kann durchaus gut sein, auch wenn man die Helden nicht sonderlich mag. Für Thedas Handeln und Denken hat mir häufig das Verständnis gefehlt, aber im weiteren Verlauf der Geschichte wird deutlich, dass diese negative Charakterisierung durchaus wichtig für die Dramaturgie und von der Autorin gewollt ist. Thedas Tochter Friederike ist mir dafür umso mehr ans Herz gewachsen. Mit ihr gibt es eine sehr berührende Szene im Buch, wo das Mädchen Abschied von der Kindheit nimmt. Sie hat es nicht leicht, denn ihre Mutter führt ein eisernes Regiment, über das Handelshaus und auch über ihre Familie. Man hat das Gefühl, dass Theda keine Liebe mehr empfinden und auch nicht geben kann. Mit Kritik spart sie dagegen nicht. Theda hat ihre eigene Art, ihre Interessen durchzusetzen und geht dabei quasi „über Leichen“, wenn es sein muss.
Der Schreibstil des Romans ist flüssig, gut und eindrucksvoll, wie gewohnt. Leider bleibt am Ende einiges ungeklärt, worüber ich gerne ausführlicher gelesen hätte. Da der Folgeband erst ca. 35 Jahre später spielt, wird man wohl auch dort nichts mehr über das weitere Schicksal von Thedas Kindern erfahren.
„Die Kaufherrin“ ist nicht mein absoluter Favorit unter den Büchern von Ines Thorn, aber der Roman ist trotzdem auf jeden Fall sehr lesenswert, besonders wenn man die Schreibweise der Autorin schätzt.


Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.


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