Mittwoch, 30. Mai 2012

Oleanderregen - Stefanie Gerstenberger


Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters reist Valentina nach Sizilien, denn sie muss sich um die Überführung des Leichnams kümmern. Enzo Vitale soll seine letzte Ruhestätte im Familiengrab finden. Sie weiß nur wenig von ihrer italienischen Familie, denn sie war bisher nur einmal in Camaro. Nur Irma, ihre zehn Jahre ältere Cousine, kennt sie besser, aus der Zeit, als diese in Deutschland bei ihnen lebte. Bei ihrer Ankunft in Palermo erfährt Valentina, dass Irma überstürzt operiert werden musste und nun im Koma liegt. In der folgenden Zeit, wo es viel zu erledigen und zu organisieren gibt, findet sie bei ihrer Cousine Angelina tatkräftige Unterstützung. Mit ihr führt sie lange Gespräche, während beide in der Klinik darauf warten, die immer noch bewusstlose Irma sehen zu dürfen. Dabei erfährt Valentina viel über die Familiengeschichte, über ihren Vater und über geheimnisvolle Verbindungen, und sie gewinnt überraschende Erkenntnisse. Hier, in der Heimat ihres Vaters, kann sie zu sich selbst finden und erkennt, was ihr wirklich wichtig im Leben ist.

Auch Stefanie Gerstenbergers dritter Roman handelt zu meiner Freude in Italien, genau genommen auf Sizilien. Aus Valentinas Sicht lernt man das Land, die Menschen und ihre Mentalität ganz „privat“ kennen, fernab vom Touristenrummel.
Besonders haben mir Cousine Angelinas Ausführungen zur Familiengeschichte gefallen. Ihren Hang zu einer leichten Dramatik und zu einem gewissen Mystizismus beim Erzählen habe ich mit einem Schmunzeln und Augenzwinkern wahrgenommen. Trotz mancher offensichtlicher Übertreibung ihrer älteren Verwandten ist es für Valentina sehr wichtig, was sie über ihren Vater, dessen Geschwister und das frühere Umfeld der Familie Vitale erfährt. Auch erhält sie hier, im Land, wo ihre Wurzeln liegen, die Möglichkeit, Erlebtes aus ihrer Vergangenheit aufzuarbeiten und eigene Fehler wieder gut zu machen.
Der Autorin ist eine großartige Familiengeschichte gelungen, die mich mit einigen interessanten und ausdrucksvollen Charakteren fesseln konnte. Die Romanfigur von Valentinas Onkel Pinu basiert auf einem wahren Schicksal, was mich ganz besonders berührt hat. Wer wissen möchte, was der Titel des Romans mit dem Inhalt zu tun hat, dem kann ich nur wärmstens empfehlen, das Buch zu lesen. Gerade wenn man Italien liebt, kann man sich dem Zauber dieser Erzählung nicht entziehen. Dieses Buch hat nicht nur einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal  gefunden, sondern seine Protagonisten, neben Valentina sind das besonders Angelina, Irma und Onkel Pinu, haben sich einen Fleck in meinem Herzen erobert.

Eine besondere Erwähnung verdient auch der sehr gelungene, perfekt abgestimmte Einband. Hier ist das Flair Siziliens ganz bezaubernd eingefangen. Man möchte sich am liebsten auf einem der abgenutzten Stühle niederlassen, den Duft des Oleanders schnuppern und die besondere Stimmung auf sich wirken lassen.

Herzlichen Dank an Stefanie Gerstenberger für dieses wundervolle Buch.



Dienstag, 29. Mai 2012

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry - Rachel Joyce


Der Weg ist das Ziel

Harold Fry saß gerade am Frühstückstisch, als der Postbote einen Brief für ihn brachte. Eine frühere Arbeitskollegin teilte ihm mit, dass sie schwer erkrankt sei und nicht mehr lange zu leben habe. Er schreibt ihr eine Karte mit ein paar netten Worten, aber bereits auf dem Weg zum Briefkasten hat er das Gefühl, dass das nicht reicht. Spontan kommt ihm der Gedanke, er könne Queenie retten, wenn er zu ihr läuft. Das wäre noch nichts Außergewöhnliches. Aber das wird es, wenn man die Entfernung erfährt. Harold lebt in Kingsbridge, im Süden Englands, und Queenie liegt in einem Hospital in Berwick, ganz im Norden, an der schottischen Küste. Über 1000 Kilometer liegen dazwischen, die Harold zu Fuß bewältigen muss.
Dieser faszinierende Roman schildert seine Reise. Harold läuft für Queenie, aber ohne sich dessen bewusst zu sein, läuft er auch für sich selbst, für seine innere Freiheit, für sein eigenes Schicksal und für die Menschen, die ihm etwas bedeuten.

Zitat: „England öffnete sich unter seinen Füßen, und beim Vorstoßen ins Unbekannte empfand er ein so beglückendes Freiheitsgefühl, dass sich auf seinem Gesicht ein Lächeln breit machte“

Unterwegs kommen die Erinnerungen. Beim Laufen verarbeitet Harold Bilder und Ereignisse aus seiner Vergangenheit, und er versucht, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Was ihn eigentlich quält und antreibt, das erfährt man im Laufe dieser feinfühlig erzählten Geschichte.
Es gibt auch mutlose Phasen während seiner Wanderschaft. Oft ist er nahe daran, seine Pilgerreise abzubrechen. Er stößt auf Ablehnung, aber auch auf Anerkennung. Er begegnet verständnisvollen, hilfsbereiten Menschen, aber auch Mitläufern und Fanatikern, die seine Idee für sich ausnützen wollen. Die Reise, die 87 Tage dauert, verändert Harold, aber auch die Menschen, die ihm nahe stehen.
Dieser faszinierende Roman berührt Herz und Seele.
Er bietet ein Leseerlebnis ganz besonderer Art!

Nicht nur die Geschichte ist etwas Besonderes, sondern auch die damit verbundene Aktion, die der Fischer Verlag ins Leben gerufen hat. Einige Bücher wurden an Blogger verschickt, welche sie nach dem Lesen weitergeben, so dass jedes dieser Bücher eine eigene kleine Pilgerreise unternimmt. Danke an Karin, dass ich an der Reise ihres Buches teilnehmen durfte.



Sonntag, 27. Mai 2012

Klappohrkatze - Peter Gethers



In "Klappohrkatze" erzählt der Autor seine persönliche Geschichte, wie er vom Katzenhasser zum „Dosenöffner“ wurde. Schuld daran ist ein kleiner Kater der Rasse „Scottish Fold“, der auf den Namen Norton hört. Peters Freundin hat ihm das Tier mitgebracht, und es war Liebe auf den ersten Maunz. Für Peter Gethers ändert sich nun vieles im Leben, denn schon nach kurzer Zeit sind er und der Kater fast unzertrennlich.
Dieser Roman, über die Erlebnisse des Autors und seines kleinen Katers mit den geknickten Ohren, ist richtig herzerfrischend zu lesen. Norton ist keine gewöhnliche Katze, sondern anscheinend etwas ganz Besonderes. Er wird als verständig und rücksichtsvoll beschrieben, und er entwickelt schnell eine enorme Selbständigkeit.  Andererseits ist er aber auch sehr anpassungsfähig, was das Zusammenleben ungemein erleichtert, da Peter Gethers oft auf Reisen ist und versucht, seinen Kater möglichst häufig mitzunehmen. So erlebt Norton sehr bald seine erste Flugreise. In einem Pariser Hotel wird er schnell zum Liebling der gesamten Belegschaft.
Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, und ich denke, nicht nur Katzenfreunde werden ihre Freude an dieser liebenswerten und interessanten Geschichte über Norton haben. Lediglich die mitunter sehr ausführlichen und wechselnden Beziehungsgeschichten des Autors hätten durchaus etwas sparsamer ausfallen können. Zwar sind diese schon wichtig, um zu verdeutlichen, wie sich Norton den Frauen gegenüber verhält, die im Leben seines Herrn eine mehr oder weniger große Rolle spielen, aber das wäre auch kürzer möglich gewesen. Für mein Gefühl haben sich diese Passagen ziemlich in die Länge gezogen, und ich konnte es immer kaum erwarten, wieder von Norton und seinen Erlebnissen zu lesen.

Noch einen wichtigen Punkt möchte ich ansprechen: Genau dieses Buch wurde anscheinend schon einmal im Jahr 1993 veröffentlicht, damals aber unter dem Titel „Die Katze, die nach Paris reiste“.



Freitag, 25. Mai 2012

Die Möwe Jonathan - Richard Bach

Mit zahlreichen Fotos von Russell Munson
Für die 2.-Chance-Challenge im Mai gelesen:

Jonathan Livingston Seagull ist eine Möwe, aber er gibt sich nicht mit dem "normalen" Leben im Schwarm zufrieden, sondern setzt seinen ganzen Ehrgeiz daran, die Kunst des Fliegens zu perfektionieren. Er möchte mehr im Leben erreichen, und die tägliche Futtersuche, der Kampf um das Überleben, erfüllt ihn nicht mit Befriedigung. Wenn er sich jedoch selbst zu Höchstleistungen antreibt und das Unmögliche möglich macht, fühlt er sich richtig frei und glücklich. Bei den anderen Mitgliedern seines Schwarms findet er kein Verständnis, sondern wird ausgegrenzt. Aber er lässt sich nicht entmutigen und geht seinen Weg.

Dieses Buch begleitet mich seit meiner Jugendzeit. Ich habe es Ende der siebziger Jahre zum ersten Mal gelesen und auch die Verfilmung gesehen. Sowohl Buch als auch Film haben mich damals fasziniert, und man könnte sagen, beides erreichte Kultstatus. Seitdem steht "Die Möwe Jonathan" in meinem Bücherregal.  Nun habe ich es für die 2. Chance-Challenge wieder gelesen. Der Text ist nicht sehr lang, eher einfach gehalten und mit vielen  Fotos von Russell Munson ergänzt. Den meisten ist die Geschichte sicher bekannt.
Man kann sie als Parabel betrachten, und hinter der märchenhaften Handlung verbirgt sich jede Menge Gesellschaftskritik:
 Außenseiter haben es immer schwer, sich und ihre Interessen vor der Allgemeinheit durchzusetzen. Wer anders ist, muss mit Vorurteilen kämpfen und unendlich viele Steine aus dem Weg räumen. Aus der Gemeinschaft auszubrechen und eigene Ideen zu verwirklichen, ist oft nicht einfach, aber der schönste und größte Lohn ist die persönliche Freiheit.



Sonntag, 20. Mai 2012

Als das Leben überraschend zu Besuch kam - Caroline Vermalle

Jacqueline Le Gall ist 73 Jahre alt, als sie, völlig ohne Vorankündigung, ihren Mann verlässt. Sie sucht ihre Cousine Nane auf, die auf der bretonischen Insel Yeu ein malerisches kleines Haus bewohnt. Die beiden, völlig verschiedenen, alten Damen, Nane ist 80, haben sich seit fünfzig Jahren nicht mehr gesehen. Bei gemeinsamen Ausflügen auf der Insel und behutsamen Gesprächen kommen sie sich wieder näher, und Jacqueline verrät ihrer Cousine nicht nur ein gut gehütetes Geheimnis, sondern offenbart ihr auch ihren Jugendtraum.
Während dieser Zeit fasst Marcel, Jacquelines verlassener Ehemann, einen gewagten Entschluss, um den erlittenen Verlust zu verarbeiten und seine Niedergeschlagenheit zu vertreiben.

Der Erzählstil dieses Romans ist außergewöhnlich, denn die Geschichte von Jacqueline wird aus der Sicht eines Schmetterlings erzählt, der im Garten von Nanes Villa „Jolie Fleur“ lebt. Von den Winden, die über die Insel streifen und von vorbeiziehenden anderen Schmetterlingen erfährt der Edelfalter vieles aus der Welt, die Jacqueline zurückgelassen hat.
Diese Sicht- und Erzählweise verleiht dem Buch etwas Märchenhaft-Geheimnisvolles.
Es sind die leisen Töne, die in diesem Roman vorherrschen. Die Schilderungen des Gartens, der Insel und der französischen Lebensart sind stimmungsvoll und aufmerksam, von zarter Poesie. Langsam, sehr langsam, löst sich in dieser schönen, malerischen Umgebung die starre Fassade, hinter der sich der Mensch Jacqueline verborgen hat. Nur sehr zögernd gibt die alte Dame ihre Deckung auf und offenbart der Cousine ihre geheimen Gedanken und längst vergangene Erlebnisse. Je mehr man über Jacqueline erfährt, umso besser kann man ihr Handeln verstehen. Aber auch Marcel begleitet man ein gutes Stück weit auf seinem Weg und gewinnt Einblick in seine Hoffnungen und die Erwartungen an das Leben. Es gibt Passagen in der Geschichte, die mich melancholisch gestimmt haben, ganz besonders am Ende, aber letztendlich ist es ein Roman, der Mut macht und zeigt, dass es nie zu spät ist, seine Träume zu verwirklichen.
Zusätzlich möchte ich anmerken, dass schon das Cover ein kleines Schmuckstück ist.
Die Oberfläche hat einen zarten Schimmer, der die Atmosphäre des abgebildeten Gartens, mit dem malerischen Haus am Meer, noch unterstreicht. Auch das Vorsatzpapier ist wunderschön. Alles passt perfekt, ist bis ins kleinste Detail liebevoll ausgestattet. 


Vielen Dank für das wunderschöne Rezensionsexemplar an den Lübbe Verlag und an Blogg dein Buch.
Das Buch ist u.a. hier erhältlich: Als das Leben überraschend zu Besuch kam: Roman

Freitag, 18. Mai 2012

Die Kaufherrin - Ines Thorn


Frankfurt im Jahr 1792:
Die kürzlich verwitwete Theda Geisenheimer hat alle Hände voll zu tun, denn sie muss sich nicht nur um das Handelshaus kümmern, sondern auch noch um die Zukunft ihrer drei Kinder sorgen. Ihr ältester Sohn, Jago, fühlt sich zum Dichter berufen und lebt in seiner eigenen Traumwelt, stets auf der Suche nach seiner „Muse“. In dem Schankmädchen Erato scheint er sie gefunden zu haben. Aber auf Bestreben seiner Mutter soll er, zu Gunsten guter geschäftlicher Verbindungen, Barbara Allberger heiraten. Wird sich Erato mit dem zweiten Platz, hinter Jagos Ehefrau, zufrieden geben? Stefan, der jüngere Sohn, glaubt an den Gedanken der Revolution, die in Frankreich in vollem Gange ist und deren Auswirkungen auch schon in Deuschland spürbar werden, und Friederike, die Jüngste, hat sich gerade rettungslos verliebt. Theda selbst hat alle Illusionen hinter sich gelassen. An romantische Gefühle und das Glück glaubt sie schon lange nicht mehr. Ausgerechnet der Mann, der ihre erste und einzige Liebe war und der sie bitter enttäuscht hat, macht ihr nun einen Antrag.
Als im Oktober französische Truppen die Stadt einnehmen und massive Forderungen stellen, gerät das Unternehmen der Geisenheimers und damit auch die Existenzgrundlage von Thedas Familie in Gefahr.

Obwohl das vorliegende Buch der dritte Teil einer mehrbändigen Familiensaga um die Familie Geisenheimer ist, kann man den Roman durchaus für sich alleine lesen, denn die Handlung ist in sich abgeschlossen und spielt in einem viel späteren Zeitabschnitt, als die vorherigen Bände.
Ein Umstand war für mich bei diesem Roman anders, als bei den Büchern, die ich bisher von Ines Thorn kannte: Die Protagonistin war mir von Anfang an nicht sonderlich sympathisch, und auch im Lauf der Geschichte konnte ich mich nicht für sie erwärmen. Dies sagt jedoch nichts über die Qualität des Geschriebenen aus, denn ein Roman kann durchaus gut sein, auch wenn man die Helden nicht sonderlich mag. Für Thedas Handeln und Denken hat mir häufig das Verständnis gefehlt, aber im weiteren Verlauf der Geschichte wird deutlich, dass diese negative Charakterisierung durchaus wichtig für die Dramaturgie und von der Autorin gewollt ist. Thedas Tochter Friederike ist mir dafür umso mehr ans Herz gewachsen. Mit ihr gibt es eine sehr berührende Szene im Buch, wo das Mädchen Abschied von der Kindheit nimmt. Sie hat es nicht leicht, denn ihre Mutter führt ein eisernes Regiment, über das Handelshaus und auch über ihre Familie. Man hat das Gefühl, dass Theda keine Liebe mehr empfinden und auch nicht geben kann. Mit Kritik spart sie dagegen nicht. Theda hat ihre eigene Art, ihre Interessen durchzusetzen und geht dabei quasi „über Leichen“, wenn es sein muss.
Der Schreibstil des Romans ist flüssig, gut und eindrucksvoll, wie gewohnt. Leider bleibt am Ende einiges ungeklärt, worüber ich gerne ausführlicher gelesen hätte. Da der Folgeband erst ca. 35 Jahre später spielt, wird man wohl auch dort nichts mehr über das weitere Schicksal von Thedas Kindern erfahren.
„Die Kaufherrin“ ist nicht mein absoluter Favorit unter den Büchern von Ines Thorn, aber der Roman ist trotzdem auf jeden Fall sehr lesenswert, besonders wenn man die Schreibweise der Autorin schätzt.


Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.


Donnerstag, 17. Mai 2012

Neben der Spur - Ella Theiss



Der hundertste Geburtstag des Seniorchefs einer Biosuppenfirma wird von einem Sprengstoffanschlag überschattet. Dieser wird dem Erben des Betriebs, dem 19-jährigen Valentin Hepp, und einer Gruppe Tierschützern angelastet, die gegen die Teilhaberschaft der Firma an einer Hühnerfarm protestieren. Die junge Journalistin Karoline Rosenkranz sieht die Gelegenheit für eine erfolgreiche Story. Allerdings wird ihr diese von einem engagierten Kollegen weggeschnappt. Kurz entschlossen bewirbt sich Karo, als die Firma Hepp eine Mitarbeiterin für ihre PR-Abteilung sucht. Der betagte Seniorchef hegt gleich eine besondere Sympathie für die neue Mitarbeiterin und hat sie gerne in seiner Gesellschaft. Karo weiß nicht, was sie von ihm halten soll. Manchmal phantasiert Hermann Hepp vom Krieg, obwohl er angeblich nie selbst Soldat war, sondern die fraglichen Kriegsjahre, wegen eines Nervenleidens,  in einem Sanatorium verbrachte. Auch tauchen, in Verbindung mit den Hepps, immer wieder die Namen einer jüdischen Familie auf. Karo versucht, mehr über die damaligen Ereignisse zu erfahren. Leider steckt sie ihre Nase etwas zu tief in diverse Angelegenheiten und gerät dabei ernsthaft in Gefahr.

Mit ihrem neuen Krimi zeigt Ella Theiss, dass es sehr gut ohne viel Blutvergießen und Gemetzel gehen kann. Der Roman zeichnet sich durch interessante, vielschichtige, teilweise auch ein wenig spleenige Charaktere aus. Karo ist eine sympathische Protagonistin, die einerseits sehr forsch auftritt und auch nicht auf den Mund gefallen ist, wiederum mit ihren Problemen und Bedenken zugleich sehr verletzlich und natürlich wirkt.
Auch ein wenig Insiderwissen über Biokost, alte Gemüsesorten und natürliche Lebensweise lässt die Autorin gerne einfließen, was jedoch häufig mit einem Augenzwinkern zu betrachten ist.
Im Verlauf der Geschichte hat sie so manche Überraschung im Ärmel, so dass man beim Lesen und selbst angestellten „Ermittlungen“ auch leicht „neben die Spur“ gerät. Die richtige Würze erhält die Story durch den trockenen Humor, mit dem einige Begebenheiten geschildert sind. Viel wörtliche Rede im heimischen Dialekt lockert das ganze auf. Die Handlung ist von Anfang bis Ende stimmig und gut durchdacht.
Kurz gesagt: Ein fabelhafter Kriminalroman, brillant erzählt, spannungsreich und, trotz des ernsten historischen Hintergrunds, sehr vergnüglich zu lesen.

Im Anhang teilt Ella Theiss auch noch ihr ganz persönliches Rezept für selbst gemachte Suppenwürze mit den Lesern, eine wertvolle Bereicherung!



Herzlichen Dank an Ella Theiss für dieses schöne Buch.


Ella Theiss: Neben der Spur. Kriminalroman. Grafit Verlag, Dortmund, Mai 2012.
€ 8,99.(Paperback), ISBN: 978-3894254025

Dienstag, 15. Mai 2012

Das verborgene Königreich I. - Jane Johnson

Hörbuch
Das verborgene Königreich I., Der Prinz von Eidolon
von Jane Johnson
gesprochen von Robert Missler
Vom Hersteller ab einem Alter von 10 bis 11 Jahren empfohlen.
Klappentext:
Eigentlich will Ben seinen Eltern schreiben, dass er jetzt zur See fahren wolle, weil seine Cousine Cynthia ihn sonst als Futter an ihre gruseligen Haustiere verfüttern würde. Dann will er ihnen von der sprechenden Katze, dem Einhorn im Fernsehen und dem sterbenden Elfen berichten, dem er das Leben retten muss. Aber am Ende lässt er nur eine Notiz zurück, die die Eltern bittet, sich keine Sorgen zu machen: „Ich bin bald wieder da. Es geht um Leben und Tod! (Hoffentlich nicht für mich.)“. Denn Ben muss mit der sprechenden Katze Iggy und dem sterbenden Elfen in deren Heimat, ins verborgene Königreich nach Eidolon. Ben ist der Prinz der magischen Parallelwelt. Und nur er kann sie vor dem Untergang bewahren...

Meine Meinung:
Robert Missler liest dieses Hörbuch mit viel Enthusiasmus und sehr lebhaft. Mit seiner variablen Stimme verleiht er den phantastischen Gestalten von Eidolon und auch den Charakteren in "unserer Welt" eine Persönlichkeit. Die Geschichte um das verborgene Königreich kann mit vielen Fabelwesen, einigen ausgemachten Bösewichten und einer spannenden Handlung aufwarten und wird sicher nicht nur Kindern gefallen, sondern auch ältere Leser (bzw. Hörer) in ihren Bann ziehen. 
Für mich gab es nur einen Wermutstropfen, und das war der ausgeprägte Cliffhanger am Ende, denn mit dem Schluss dieses Hörbuchs ist die Geschichte um Eidolon und seine Bewohner noch lange nicht zu Ende. 
Man sollte sich gleich auf insgesamt drei Teile einstellen, sonst ist man unweigerlich enttäuscht.


Samstag, 12. Mai 2012

Gleich 2 Tags auf einmal


Gleich zwei Tags gab es von Lesefee für mich, und ich muss gestehen, dass sie schon seit Ende März darauf warten, endlich beantwortet zu werden.
Nun ist es mir siedendheiß wieder eingefallen, dass da doch noch etwas war!

Hier nun also die Fragen und meine Antworten darauf.

Allgemeiner Tag


  1. Ohne welche Dinge kannst du nicht leben?
    Ohne Bücher ist das Leben für mich unvorstellbar, außerdem brauche ich auf jeden Fall grünen Tee zu meinem Lebensglück, und auf mein Müsli jeden Morgen kann ich auch nur sehr schwer und ausnahmsweise verzichten.
  2. Wie wichtig ist Bloggen für dich und warum?
    Wenn man bedenkt, dass ich drei aktive Blogs führe, merkt man schon, dass mir das Bloggen wichtig ist. Ganz besonders liegt mir dabei mein Bücherblog am Herzen. Ursprünglich hat das mit einer Word-Datei angefangen, wo ich mir regelmäßig Notizen zu meinen gelesenen Büchern gemacht habe. Das war anfangs eigentlich nur für mich persönlich, damit ich mich auch später noch erinnern kann, wann ich welches Buch gelesen habe. Irgendwann dachte ich mir dann, dass meine Notizen vielleicht auch für andere Leseratten interessant sein könnten, darum habe ich mein Lese-Tagebuch zuerst auf meiner alten Homepage gepostet und später dann mit dem Bloggen angefangen. Und auch nach über sieben Jahren Online-Tagebuch macht es immer noch Spaß.
  3. Beschreibe dich mit 5 Worten
    Gutmütig, (meist) optimistisch, nachdenklich, stur, tolerant
  4. Welcher Blog ist dein Lieblingsblog und warum?
    Das kann ich beim besten Willen nicht sagen! Es gibt so viele tolle Blogs, die ich immer wieder gerne besuche und mit großer Freude verfolge, aber auf einen kann ich mich hier nicht festlegen.
  5. Stadt oder Land und warum?
    Auch hier fällt mir eine Entscheidung schwer, denn einerseits liebe ich Italien (ganz besonders die Toskana), aber im Hochsommer ist es mir dort fast zu warm. Ich würde also sagen, im Winter Toskana, im Sommer dann Schottland ;-) In der Toskana würde ich mein Domizil zwar in einer ländlichen Gegend, aber auf jeden Fall in der Nähe von Siena wählen. Schottland interessiert mich insgesamt, und da ich noch nie dort war, kann ich mich auch nicht auf eine spezielle Stadt festlegen, würde gerne alles kennenlernen.

    P.S. Tochter ist meine schärfste Kritikerin ;-) Als sie gerade den Tag gelesen hat, meinte sie, es ginge bei Frage 5 nicht darum, ein Land oder eine Stadt zu wählen, sondern ob ich lieber in der Stadt oder auf dem Land wohnen möchte. Wenn die Frage so gemeint ist, lautet meine Antwort darauf: Stadt. Allerdings bevorzuge ich zum Wohnen eher die Stadtrandgebiete, da ist es ruhiger und gemütlicher, und doch habe ich die Vorteile der Stadt greifbar.

Und dann noch der Film-Tag


Welchen Film hebst du dir für deine Kinder auf?
Gerne hätte ich das „Tagebuch einer Gänsemutter“, von und mit der Verhaltensforscherin Angelika Hofer, für meine Tochter und mich aufgehoben. Wir hatten den Film auf VHS, leider gibt es ihn nicht als DVD, und so können wir uns nur am Buch erfreuen.


Meine Tochter ist ja mittlerweile erwachsen, besorgt sich aber ab und zu Filme (nun auf DVD) wieder, die sie als Kind schon mal als VHS hatte.

DVD oder Kino?
Beides! Ich gehe ab und zu gerne ins Kino, weil die Atmosphäre dort einfach schön ist. Oft passiert es, dass ich einen Film im Kino gesehen habe und ihn dann doch noch als DVD besorge, weil ich ihn noch öfter ansehen möchte. Bei manchen Filmen warte ich aber auch gleich ab, bis die DVD erscheint.

Hast du einen Film, mit dem du etwas Besonderes verbindest? 
Es gibt viele Filme, die ich liebe und immer wieder gerne sehe. Etwas Besonderes verbinde ich mit einem (schon recht alten) Film, Drehbuch und Regie von Margarethe v. Trotta: „Schwestern oder die Balance des Glücks“
 

Hier hat mich die Filmmusik bei einer sehr traurigen Szene stark berührt, und ich habe daraufhin alle Hebel in Bewegung gesetzt, herauszufinden, welches Stück das war. Es ist ---link---
Ich habe mir die Aufnahme damals besorgt, und wenn ich diese Arie höre, läuft es mir heute noch kalt den Rücken hinunter.
Dido and Aeneas von Henry Purcell, gesungen von Janet Baker.

Schon mal bei einem Kinofilm geweint?
Klar, das passiert immer wieder, denn was Filme angeht, bin ich ziemlich nahe am Wasser gebaut ;-)

Lesen oder sehen?
Auf jeden Fall lesen! Filme gucke ich eher selten, schalte lieber mein Kopfkino an ;-)

So, das waren die beiden Tags. Jeder der Lust hat, mitzumachen, kann das gerne tun. Über einen kleinen Hinweis würde ich mich dann freuen, damit ich erfahre, was ihr antwortet.

Freitag, 11. Mai 2012

Der 7 Todsünden Bücher Tag

Diesen interessanten Tag habe ich bei den Glimmerfeen entdeckt und spontan beschlossen, mitzumachen.

Und schon geht es los mit den Fragen zu den sieben Todsünden:

Habgier

Welches war dein günstigstes Buch?
Da ich gerne mal ein Buch auf dem Flohmarkt mitnehme und auch oft gebrauchte Bücher im Internet kaufe oder tausche, habe ich viele Bücher günstig erstanden und kann gar nicht genau sagen, welches denn nun wirklich mein allergünstigstes Buch ist. Aber dieses hier ist mir als absolutes Schnäppchen in Erinnerung geblieben. Ich sammle die Bücher der Heilpraktikerin und Pionierin der Aromatherapie, Susanne Fischer-Rizzi. "Medizin der Erde" hat mir noch im Regal gefehlt, und vor Jahren entdeckte ich es bei einem Flohmarkt der Bücherei. Ich liebe die filigranen Zeichnungen der beschriebenen Pflanzen darin. Es ist ein makuliertes Buch aus der Bücherei, aber noch in gutem Zustand, und ich habe es sehr günstig bekommen. Den genauen Preis weiß ich nicht mehr, könnte eine Mark gewesen sein, mehr sicher nicht. Eigentlich ist das Buch gar nicht so günstig, denn die großformatige Taschenbuchausgabe wird heutzutage für ca. 20 € gehandelt. Das war also ein absoluter Glücksgriff. 



Welches war dein teuerstes Buch?
Es war schon nicht billig, als ich es gekauft habe, und inzwischen wird es teilweise zu schwindelerregenden Preisen angeboten. Aber egal was es kostet bzw. gekostet hat, für mich ist es ein persönlicher, großer Schatz in meinem Bücherregal:
"Die Schlange vom Nil" von Wendy Buonaventura. Es handelt von Frauen und Tanz im Orient und ist ein großformatiger, schwerer Band, der sehr viel Bildmaterial enthält: Fotografien und Gemälde, zum Teil aus alten Sammlungen. Ich blättere immer wieder gerne in dem Buch und lasse mich von den prächtigen Bildern und Geschichten verzaubern. 





Zorn

Für welches Buch empfindest du Liebe und Hass zugleich?
So richtig ist mir da kein Buch eingefallen, denn die meisten Bücher liebe ich, manche hasse ich, aber beide Gefühle zusammen hege ich eigentlich selten.
Ich habe mich nun für "Die mit dem Wind reitet" von Lucia Saint Clair Robson entschieden. Ich liebe dieses Buch, das in Form eines Romans das wahre Leben der Cynthia Ann Parker beschreibt. Cynthia Ann wurde als kleines Mädchen von Indianern entführt und lebte sehr lange bei den Comanchen. Sie hat dort ihre Liebe gefunden und eine Familie gegründet. Nach fast 25 Jahren bei ihrem Stamm wurde sie von Texas Rangers gefangen genommen, von ihrem Mann und ihren Kindern getrennt und gegen ihren Willen in die Welt der Weißen zurück gebracht. 
Hass empfinde ich eigentlich nicht gegen den Roman, sondern auf die Willkür, mit der über das Leben und Schicksal dieser Frau einfach entschieden wurde. Und zuletzt empfand ich Trauer, über das Ende dieses Schicksals. Es ist ein Buch, das beim Lesen sehr viele, sehr widersprüchliche Gefühle in mir hervorgerufen hat.


Welches Buch war am schwierigsten zu bekommen?
"Roger Dean Views": Es ist ein Schätzchen, dass ich in den 70er Jahren unbedingt haben wollte. In einer Zeit, ohne die Hilfe des Internets, habe ich lange gebraucht, an dieses Buch zu kommen.
Ich liebe die Bilder von Roger Dean, der die Schallplatten-Cover vieler bekannter Bands entworfen hat, um nur einige zu nennen: Uriah Heep, Alexis Korner, Gentle Giand, Osibisa und Yes (meine absolute Lieblingsband der damaligen Zeit). Das Buch hat das Format einer Langspielplatte und enthält viele doppelseitige Bilder von Roger Dean in Originalgröße, auch jede Menge Entwürfe und Entwicklungsschritte sowie Hintergrundinformationen zu seinen Bildern. Ich kann mich gut erinnern, wie aufwändig es war, mir damals das Buch aus England liefern zu lassen (Vorauszahlung per Wertbrief, der versiegelt werden musste, dazu musste ich mir erst ein Siegel besorgen, war eine ziemlich umständliche und langwierige Sache) Aber was tut man als großer Fan nicht alles 
;-)



Völlerei

Welches Buch macht dich hungrig?
Das ist immer wieder "Delicious Days" von Nicole Stich.
Nicole betreibt übrigens auch einen Blog, und da dieser sehr erfolgreich ist, hat sie sich irgendwann entschlossen, die besten Rezepte in einem Buch zu veröffentlichen. Schon beim Blättern lasse ich mich immer wieder gerne verführen, und alle Gerichte, die ich daraus bisher probiert habe, sind absolut lecker.



So eine Tomaten-Foccacia (wie auf dem Foto) hatte ich heute erst wieder im Ofen, sie ist unkompliziert zu machen und schmeckt toll.

Trägheit

Welches Buch ignoriest du zu lesen, weil du zu faul bist?
Das Druidentor von Wolfgang Hohlbein, denn es hat zwar "nur" 558 Seiten, aber ich habe das Hardcover, und der Roman ist auf recht dickes Papier gedruckt. Das Buch ist ganze 7 cm stark, und ich staple es auf meinem SuB von einer Seite zur anderen, kann mich aber nicht aufraffen, es zu lesen, weil es nicht gerade bequem zu halten ist. Aber irgendwann werde ich sicher meinen inneren Schweinehund überwinden und das Buch in Angriff nehmen, denn die Inhaltsangabe klingt sehr spannend.


Welches Buch hat dein Leben beeinflusst?
Da gibt es sicher viele Bücher, die in irgendeiner Weise mein Leben beeinflusst haben. 
Ganz besonders fallen mir hierzu die Bücher von Dr. Max Otto Bruker ein. Er zählt zu den Pionieren der Vollwertkost, und in den 80er Jahren habe ich einige seiner Werke gelesen. Zwar ernähre ich mich nicht streng vollwertig, aber vieles aus dieser Zeit habe ich doch verinnerlicht und setze es auch heute noch um. Auf jeden Fall haben mir die Bücher wertvolle Denkanstöße zur Lebensführung gegeben, die ich ganz sicher nicht missen möchte. 


Wollust

Welches Buch hat den attraktivsten Helden?
Für mich ist das Nathaniel Bonner, aus den Büchern von Sara Donati. Er ist bei den Indianern aufgewachsen und nur der Hautfarbe nach ein Weißer. So wie er beschrieben wird, kann ich die junge Lehrerin Elisabeth Middleton nur allzu gut verstehen, dass sie quasi alles stehen und liegen lässt, um Nathaniel in die Wildnis zu folgen.


Übrigens ist Sara Donati gut mit Diana Gabaldon befreundet und hat Jamie und Claire in diesem Roman eine kleine Gastrolle eingeräumt. ;-)


Neid

Welches Buch würdest du am liebsten geschenkt bekommen?
Diese Ausgabe der unheimlichen Geschichten von Edgar Allan Poe steht auf meiner Wunschliste ganz oben, seit ich sie in einem Video von Büchermädel Kimi gesehen habe. 





Und hier seht ihr, was die Glimmerfeen zu diesem Tag geantwortet haben:

Donnerstag, 10. Mai 2012

Der verbotene Duft - Brigitte Janson


Nach einem heftigen Streit, bei dem ihr Vater, einstmals ein angesehener Kaufmann, sie sogar schlägt, flieht Clara Vogt Hals über Kopf aus ihrem Elternhaus. Nun steht sie vor dem Problem, wie ihr Leben weitergehen soll. Sie denkt über sich selbst, dass sie eigentlich nichts richtig gut kann, dabei hat sie zwei bemerkenswerte Eigenschaften: Sie hat eine besonders feine Nase und ein gutes Herz!  Bei einer früheren Freundin ihrer verstorbenen Mutter findet sie ein neues Zuhause. Von Elisabeth Bardenstein erfährt sie vieles über ihre Vergangenheit und ihre Herkunft. Mit der Unterstützung der wohlhabenden Reederin, die seit dem Tod ihres Vaters das Familienunternehmen leitet, kann sich Clara eine neue Existenz aufbauen. Mit Hilfe ihres ausgeprägten Geruchssinns kreiert sie ein Parfum, welches bei den vornehmen Hamburgerinnen schnell zum sensationellen Verkaufsschlager wird.
Bei allem Erfolg vergisst sie nie die Menschen, die ihr geholfen haben. Aber es gibt einen dunklen Punkt in ihrem Leben. Sie trägt schwer an einer alten Schuld, kann sich aber nicht erinnern, was damals wirklich vorgefallen ist. Und sie vermisst ihr Jugendliebe Paul. Ohne ihn kann sie nicht wirklich glücklich sein, aber er ist vor Jahren plötzlich aus ihrem Leben verschwunden.

Als begeisterte Leserin historischer Romane, mit großem Interesse am Thema Düfte und Parfumherstellung, kam ich an diesem Buch nicht vorbei. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Clara Vogt, eine sympathische junge Frau, die jedoch häufig als etwas seltsam bezeichnet wird und vielen ihrer Mitmenschen sogar unheimlich ist, weil sie manches vorhersieht und sogar Gefühle riechen kann.
Man kann ihr bei der Arbeit über die Schulter sehen und bekommt einen Eindruck davon, wie langwierig und aufwändig es ist, einen perfekten Duft zu kreieren. Bei all der Arbeit, die sie in ihre Idee investiert, vergisst sie jedoch nicht die Menschen ihrer Umgebung. Neben ihrer Mentorin Elisabeth gibt es da noch die Mamsell Friederike, die Clara schon seit der Kindheit sehr zugetan ist und Amelie, ein Freudenmädchen, die ihr nach der Flucht aus dem Elternhaus sehr geholfen hat. Die Autorin richtet in ihren historischen Romanen das Augenmerk immer besonders auf die vom Schicksal Benachteiligten der Zeit, zu der die Handlung spielt. Ohne die soziale Absicherung, wie wir sie heutzutage kennen, hatten es gerade junge Frauen und Mädchen schwer, wenn sie den Rückhalt durch die Familie verloren, und kaum der Kindheit entwachsen, endeten sie nicht selten als Prostituierte.
Daneben erhält die Handlung auch eine mysteriöse Komponente, da einige der Charaktere nicht leicht zu durchschauen sind. Da gibt es zum Beispiel den geheimnisvollen Engländer, der sich in Hamburg niedergelassen hat und den eine melancholische Aura umgibt. Auch Clara selbst ist ein nachdenklicher, tiefgründiger Mensch, und es ist faszinierend, Einblick in ihre Gedanken und Gefühle zu erhalten. Bei aller feinsinnigen Betrachtungsweise bleibt die Handlung doch immer auf dem Boden der Tatsachen. Besonders gut gefällt mir, dass sich die Autorin auch diesmal wieder mehr auf das Leben und den Alltag der einfachen Leute konzentriert und dabei die historischen Gegebenheiten berücksichtigt und glaubhaft darstellt.
Brigitte Janson bezaubert ihre Leser wieder mit einer spannenden Handlung, einer guten Portion Romantik und viel historischer, Hamburger Atmosphäre.



Herzlichen Dank an den Ullstein Verlag für die Überlassung des Rezensionsexemplars.

 

Mittwoch, 9. Mai 2012

Neuzugänge der letzten Tage

Wunderschöne Bücher haben mich in den letzten Tagen erreicht.
Ich fange mal mit diesem Buch an, das ich im April bereits als eBook gelesen habe, im Zuge einer Aktion von Zeilenreich. "Der letzte Sommer in Mayfair" hat mir sehr gut gefallen, wie ihr an meiner Rezension sehen könnt. Nun wurde meine Rezension von der Zeilenreich-Jury unter die besten 10 gewählt, was mich riesig gefreut hat, denn ich habe dafür heute das gebundene Buch bekommen. Ich finde, es sieht wunderschön aus. Vielen Dank an Zeilenreich!


Die folgenden drei Bücher habe ich noch nicht gelesen, sie stehen quasi in den Startlöchern, wollen alle im Mai noch gelesen werden.
Gestern habe ich "Oleanderregen" von Stefanie Gerstenberger erhalten, vielen Dank für dieses schöne Buch, das schon beim Betrachten Italien-Feeling aufkommen lässt.


Schon ein paar Tage vorher ist ein Krimi angekommen: "Neben der Spur" von Ella Theiss.
Vielen Dank liebe Ella. Hier erwartet euch nicht nur im Lauf des Mai eine Rezension, sondern ihr dürft euch auch auf ein kleines Gewinnspiel, zu meinem Blog-Geburtstag, im Juni freuen. ;-)


Und dann kam noch dieses Buch, von Blogg-dein-Buch bei mir an:
"Als das Leben überraschend zu Besuch kam" von Caroline Vermalle. 


Nun wisst ihr schon mal, welche Rezensionen in diesem Monat auf jeden Fall dabei sein werden.
Ich bin schon sehr gespannt auf die Bücher und muss mich demnächst entscheiden, mit welchem ich anfangen soll. Sie sehen ja alle sehr verführerisch aus. Wer die Wahl hat, hat die Qual ;-)
Welches würdet ihr zuerst lesen?